| Pressemeldung | Nr. 196

Vortrag von Erzbischof Schick zur Bewahrung der Schöpfung

Konferenz des Erzbistums Kattowitz vor Beginn der UN-Klimakonferenz

Vor Beginn der UN-Klimakonferenz findet heute (30. November 2018) in der Theologischen Fakultät der Schlesischen Universität eine Konferenz “Care for our Common Home: Christians on the road of ecology“ („Aus Sorge um das gemeinsame Haus: Christen ökologisch unterwegs“) des Erzbistums Kattowitz statt, die von Renovabis gefördert wird. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), hat heute vor den Teilnehmern gesprochen:

Der Einsatz der katholischen Kirche in Deutschland
für die Bewahrung der Schöpfung

1. Die Enzyklika Laudato si’ wurde im Juni 2015 veröffentlicht – auch mit Blick auf die Generalversammlung der Vereinten Nationen, die sich drei Monate später mit der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung befassen sollte. Auf dieser Generalversammlung hielt Papst Franziskus die Eröffnungsrede, in der er die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt eindringlich an ihre Verantwortung erinnerte. Auch für die UN-Klimakonferenz im Dezember 2015 in Paris setzte die Enzyklika wichtige Impulse: In beiden UN-Konferenzen standen Weichenstellungen für die Bekämpfung von Armut und Klimawandel an. Es ging um eine neue Grundlage in der internationalen Zusammenarbeit für eine integrale Entwicklung weltweit. Auch bei der nun beginnenden UN-Klimakonferenz hier in Katowice werden bedeutende Entscheidungen für die Zukunft unseres Planeten getroffen.

2. Mit seiner Enzyklika legte Papst Franziskus eine klare Analyse der globalen ökologischen und sozialen Krise vor. Er benennt ihre Ursachen und macht Vorschläge, wie den Gefährdungen entgegengewirkt werden kann. Es geht ihm dabei um den Einsatz von Technik und um kluge, pragmatische politische Entscheidungen. Darüber hinaus werden aber auch alle Menschen aufgerufen, ein neues Verantwortungsbewusstsein für „das gemeinsame Haus Erde“ zu entwickeln. Damit werden das Selbstverständnis des Menschen in der Moderne und eine Spiritualität der globalen Solidarität zum Thema gemacht.

3. Laudato si’ fordert nicht nur die Politik, sondern auch die Kirche heraus, den Wandel hin zu einem nachhaltigen Leben und Wirtschaften zu unterstützen. So stellte sich auch für uns Bischöfe die Frage: Welchen Beitrag können wir, unsere Diözesen, Kirchengemeinden und kirchlichen Organisationen zur Lösung der globalen Fragen leisten?

4. Eines wurde dabei sofort deutlich: Wir müssen uns als Kirche mehr darum bemühen, zu einem Akteur des Wandels persönlicher, gesellschaftlicher und politischer Leitbilder zu werden. Die Richtung lautet: „Gut leben statt viel haben“. Die Kirche hat die Aufgabe, durch ihre vielfältigen Projekte, durch ihre Bildungsarbeit sowie in der Advocacy-Arbeit für eine neue Ordnungspolitik solche neuen Leitbilder plausibel zu vermitteln. Dem eigenen Beispiel kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu.

5. Natürlich erfindet sich die Kirche damit nicht neu. Das zeigt unsere lange und gute Tradition des Engagements für Arme und Ausgegrenzte, für Solidarität und Gerechtigkeit, für Genügsamkeit und Barmherzigkeit. Heute kommt es aber darauf an, diese Tradition im Angesicht der ökologischen und sozialen Weltkrise zu beleben und weiterzuentwickeln. So sind wir als Kirche herausgefordert, unsere ganze Verkündigung, unsere Praxis zu überprüfen, wie wir die von Gott gegebene Schöpfung besser bewahren können.

6. In den Diözesen und Pfarrgemeinden gibt es eine Vielzahl guter Beispiele für das Umweltengagement der Kirche. Manche Diözesen arbeiten schon seit Jahrzehnten an der Erreichung ökologischer Ziele, etwa bei der Energieeinsparung. Die Deutsche Bischofskonferenz hat in ihrer letzten Vollversammlung (24.–27. September 2018) genau hierüber intensiv beraten. Dabei haben wir uns auf zehn Ziele verpflichtet, die ich Ihnen kurz vorstellen möchte:

  • Die Schöpfungsspiritualität und die Schöpfungsverantwortung sollen künftig häufiger einen Platz in den Gottesdiensten, in der Verkündigung und in der Katechese bekommen.
  • Die kirchlichen Mitarbeiter sollen durch entsprechende Aus- und Fortbildungen für ein schöpfungsbewusstes Handeln sensibilisiert werden.
  • Auch in den anderen Bildungsbereichen, etwa im Religionsunterricht, im Theologiestudium, in den Kindergärten, in der Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenbildung, soll die Schöpfungsverantwortung verstärkt vermittelt werden.
  • Wir wollen alte kirchliche Traditionen, durch die das Schöpfungsbewusstsein wiederentdeckt werden kann, etwa die Fastenzeit, den Freitag als Abstinenztag oder Flurprozessionen, neu beleben.
  • Die Verantwortung für die Schöpfung soll eine Querschnittsaufgabe in den Generalvikariaten unserer 27 (Erz-)Diözesen werden. Dazu sollten konkret Verantwortliche, etwa Umweltbeauftragte, benannt werden.
  • Unsere Gebäude wie Kirchen, Pfarrhäuser und Pfarrheime sollen energieeffizienter gestaltet und auf den Einsatz erneuerbarer Energien umgestellt werden.
  • In allen kirchlichen Einrichtungen wollen wir nachhaltig wirtschaften: Die Beschaffung soll an ökologischen und sozialen Kriterien ausgerichtet, Müll vermieden und Finanzanlagen ethisch-nachhaltig investiert werden.
  • Das Land, das den Kirchen gehört, soll nachhaltig bewirtschaftet werden. Das gilt für die eigene Bewirtschaftung und bei der Verpachtung land- und forstwirtschaftlicher Flächen an Dritte.
  • Und wir wollen die Mobilität umweltfreundlich gestalten. Unsere Autos, Dienstreisen und Großveranstaltungen sollen klimaschonender werden. Die CO2-Emmissionen sollen durch bestimmte Projekte, die CO2 einsparen helfen, kompensiert werden.
  • Und wir wollen in Deutschland als Bischöfe und als Kirche insgesamt mehr gesellschaftspolitische Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen. Wir wollen uns etwa bei politischen Veranstaltungen, Bildungsveranstaltungen, in der weltkirchlichen Arbeit und im Gebet stärker für die Schöpfung engagieren.

Diese zehn Ziele sollen nicht nur auf dem Papier stehen. Wir Bischöfe haben uns verpflichtet, regelmäßig in der Bischofskonferenz zu berichten, was in unseren Diözesen praktisch zur Umsetzung dieser Ziele passiert.

7. Wir Bischöfe sind uns sehr bewusst, dass in der Kirche noch viel mehr zur Bewahrung der Schöpfung passiert und passieren muss, als wir selbst leisten können. Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz bin ich täglich mit der weltkirchlichen Arbeit der Diözesen, Hilfswerke wie Misereor und Renovabis, der vielen Gemeinden und Gruppen befasst. Die Projektförderung unserer Hilfswerke etwa kann die „ganzheitliche Ökologie“, von der Papst Franziskus in seiner Enzyklika spricht, in die Praxis übersetzen. Ich denke dabei an die vielen kirchlichen Partner auf den anderen Kontinenten, die schon jetzt intensiv bemüht sind, den Folgen des Klimawandels und anderer Formen von Umweltzerstörung entgegenzuwirken. Gemeinsam mit ihnen können und wollen wir Anwälte der Armen und der Schöpfung sein.

8. Dabei sind uns die weltkirchlichen Partnerschaften eine große Hilfe auf dem Weg hin zu einer Kirche, die sich für die Schöpfung und das gerechte Miteinander der Menschen und Völker weltweit verantwortlich weiß. Die katholische Kirche ist eine einzigartige globale Lern-, Gebets- und Solidaritätsgemeinschaft. Dies bietet uns Chancen zu einem gemeinsamen Handeln in der Welt, das verschiedene Erfahrungswelten zusammenführt.


Hinweis:

Informationen zur Konferenz in Kattowitz sind auf der Internetseite von Renovabis sowie auf der Internetseite der Konferenz verfügbar.

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