| Pressemeldung | Nr. 032

Würdigung durch Bischof Dr. Franz-Josef Bode, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, aus Anlass der Verabschiedung von Kardinal Reinhard Marx aus dem Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz

Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2020 in Mainz

Lieber Reinhard!

In der Werbung gibt es einen schönen Satz, zu dem eine Person von Welt gezeigt wird, wie sie nahezu gleichzeitig an drei Orten der Welt aus dem Flugzeug steigt. Der Slogan heißt: „Berlin, London, New York – und die Frisur sitzt“. Diesen Satz kann man – beim Aufzählen der Orte – in gleicher, wenn auch nicht auf die Haartracht ausgerichteter Weise auf Dich anwenden, er würde heißen: „München, Berlin, Rom – der Kardinal ist da“.

Nach sechs Jahren Amtszeit im Dienst als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gilt es, Dir Dank zu sagen. Ich nenne das ganz bewusst „Dienst“, denn die Aufgabe des Vorsitzenden ist vielleicht vordergründig ein gewähltes Amt, aber im tiefsten Inneren ist es ein Dienst an unserer Gemeinschaft der Bischöfe. Der Vorsitzende, im Rampenlicht, im Kreuzfeuer, in der ständigen Rolle des Moderators, trägt viel für uns aus, und zwar zum Guten. In dieser Stunde des Rückblicks dürfen wir Dir von Herzen dankbar sein, lieber Reinhard, für das, was Du für uns ausgetragen hast. Besonders im öffentlichen Leben: wo Du eingegriffen hast, um Schaden für die Kirche, aber Schaden auch für konkrete Menschen zu verhindern.

Wir wissen nicht, wie viele zehntausend Kilometer Du in diesen sechs Jahren durch Deutschland gefahren bist. Wir wissen nicht, wie viele Kilogramm Akten Du in diesen sechs Jahren lesen musstest. Wir wissen nicht, wie viele Stunden Du am Telefon warst, um Gesprächspartner und Ansprechpartner, Ratgeber und Entscheider zu sein. Aber eines wissen wir ganz genau: Alles hast Du mit Herz gemacht! Und ich füge hinzu: Alles hast Du mit großem Engagement gemacht!

Manchmal mag man sich an Dir gerieben haben, das kommt bei allen Führungspersönlichkeiten vor. Aber im Tiefsten unseres Herzens dürfen wir doch sagen, wie dankbar wir sind, dass Du Dich sechs Jahre in diese aufregende, zeitfordernde und alles Private ausblendende Aufgabe begeben hast – für die Bischofskonferenz und für die Kirche in Deutschland. Dein engagierter Dienst, Dein unermüdlicher Einsatz, Deine Ideen, Deine Zusammenarbeit mit dem Sekretariat, Deine Freude an der Kommunikation, vor allem aber Deine überzeugende Aussagekraft in der Theologie und in der Sozialethik, ja Dein Priester- und Bischofssein waren für uns alle eine Bereicherung. Und mit Blick auf die vielen Gottesdienste, die wir zusammen gefeiert haben und in denen Du gepredigt hast, möchte ich festhalten: Es war immer erfrischend, Deinen Predigten zuzuhören. Von denen konnten wir etwas mitnehmen für unser Leben und unser Arbeiten.

Lieber Reinhard, wenn ich sage, dass Du die Aufgabe als Vorsitzender stets als Dienst und letztlich Herzensangelegenheit verstanden hast, dann fällt es schwer, all die Dinge aufzuzählen, die in Deine Amtszeit gefallen sind. Lass mich – stellvertretend – fünf nennen:

Wir danken Dir für die innerkirchlichen und theologischen Impulse, die Du der Bischofskonferenz gegeben hast, um die Kirche in Deutschland im Lichte des Evangeliums und der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils nach vorne zu bringen – nicht in blindem Reformeifer, sondern in einem aufmerksamen Zuhören und Abwägen, was in dieser Zeitenstunde der Kirche wichtig und notwendig ist. Den Synodalen Weg haben wir gemeinsam beschlossen, Du hast ihn auf den Weg gebracht. Für dieses mutige und für die Glaubwürdigkeit der Kirche in Deutschland so wichtige Unterfangen danken wir Dir.

Wir danken Dir für die ökumenischen Impulse, die Du auf verschiedensten Ebenen eingebracht hast. Das Reformationsgedenken fiel in Deine Amtszeit, die „Ökumene der kurzen Wege“ mit dem Ratsvorsitzenden der EKD in München war ein Segen für uns, damit die Christen in unserem Land spüren, es geht weiter. Du bist der Garant dafür, dass wir an der Überzeugung gearbeitet haben, den ökumenischen Weg weiterzugehen. Der Buß- und Versöhnungsgottesdienst am 10. März 2017 ist dabei eines der schönsten Zeichen gewesen.

Wir danken Dir für den Einsatz in den drängenden und bedrückenden Fragen beim Thema sexueller Missbrauch, denen Du nicht ausgewichen bist. In den verschiedenen Debatten, die auch diese Vollversammlung prägen werden, war es Dir ein Anliegen, die MHG-Studie zu einem Abschluss zu bringen und ehrlich und schonungslos die für uns bedeutsamen Konsequenzen zu analysieren und beim Namen zu nennen.

Wir danken Dir für Deine politischen Wortmeldungen, exemplarisch greife ich hier die Flüchtlingskrise in Europa heraus. Es war gut und richtig, schon früh der Bundesregierung in deren Handeln den Rücken zu stärken. Unmissverständlich hast Du die Integration von Flüchtlingen und den Abbau von Ängsten angemahnt und Dich gegen dumpfe Parolen, die mit neuen Nationalismen in unserer Gesellschaft Raum greifen, gewehrt.

Wir danken Dir für Deinen unermüdlichen Brückenbau nach Rom. Wie kein anderer hast Du die dort Dir angetragenen Aufgaben und Verantwortungen ernst genommen und warst immer (und bist es hoffentlich auch künftig) Türöffner, Vermittler und Erklärer dessen, was in Deutschland passiert und in Rom nicht immer verstanden wird. Ich denke dabei auch an die von Dir mitgestalteten Synoden in Rom und nicht zuletzt Dein engagiertes Auftreten beim Kinderschutzgipfel in diesen Tagen vor einem Jahr.

Lieber Reinhard! Ich bin fest überzeugt, dass auch ohne das Amt des Vorsitzenden für Dich die Trias „München, Berlin, Rom“ weiter gelten wird, jetzt vielleicht ein wenig entspannter und nicht immer unter dem Druck, unter dem ein Vorsitzender steht. Deine Mitbrüder und ich laden Dich ein, Dir nach diesen aufreibenden sechs Jahren eine Auszeit zu nehmen. Die notwendige Grundlage dazu überreiche ich Dir gleich als Geschenk.

Abschließend bleibt mir zu sagen, ohne dass Dein Wirken in vollständige Worte gefasst werden könnte: Danke für Deinen Dienst! Danke für Dein Arbeiten mit Herz! Danke für Deine Mitbrüderlichkeit! Danke für Dein vorbildliches Menschsein und Priestersein! Du hast uns viel gegeben.

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