Arbeitshilfen 161 "Familie in den Medien - Medien in der Familie" Familiensonntag 2002 20. Januar 2002 Herausgeber: Bereich Pastoral des Sekretariates der Deutschen Bischofskonferenz Postfach 2962, 53019 Bonn -------------------------------------- Inhaltsverzeichnis Geleitwort 5 I. Zugänge: Wirklichkeiten 1, 2 und 3 8 1. Der Computer, meine Familie und ich 8 2. "Du schaffst das, Papa" 10 3. Ein "Hoch" aufs Internet! 11 II. Chancen und Risiken der Mediengesellschaft 13 1. Medien und Kommunikation in anthropologischer Perspektive 13 2. Familie und Kommunikationsmedien 16 III. Anregungen für die Familienarbeit 19 A. Familien in den Medien 19 1. "Eine himmlische Familie" 19 2. Familienstrukturen in Kinderbüchern 22 3. Kinder und ihre Fernsehlieblinge 25 4. Was Jugendliche am Computer machen ... 26 5. Checkliste für Fernsehsendungen 30 6. Medienbiographie 32 7. Kinder- und Familienkino 37 8. Unterhaltung um jeden Preis? 37 9. Projekt "Spitze Feder" 39 B. Medien in der Familie - Wie nutzen wir Medien? 41 1. Mediennutzung in Deutschland - Empirische Daten 41 2. Medien als Begleiter und Spiegel 45 3. Bildung im Zeitalter der Beschleunigung 48 4. "Computersucht": Vielspieler am Computer 49 5. Medienkompetenz für Kinder 51 6. Elternabend im Kindergarten 52 7. Bildbetrachtung mit Kindern 55 8. Kommunikation braucht Regeln 58 9. Mediengestaltung - Von der Rezeption zur Kreation 60 IV. Nachdenkliches 63 1. Irgendwo... 63 2. "Das Leben ist unheimlich schön" 64 3. Auserwählt sein zum Leben 66 V. Hinweise auf Medien und Materialien 70 1. Katholische Medieneinrichtungen 70 2. Fernsehen 70 3. Internetangebote für Eltern und Familien 71 4. Internetangebote für Kinder 74 5. Broschüren, Periodika und Bücher 74 -------------------------------------- Geleitwort Georg Kardinal Sterzinsky, Erzbischof von Berlin, Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz Kommunikation - Schlüssel zum Verständnis des Menschen 1. Der Schöpfungsbericht zeigt, wie der Mensch in doppelter Weise aus und von der Beziehung lebt: u "Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er ihn." (Gen 1,26a) Das Höchste, was die Bibel über den Menschen sagen kann, ist, dass er von Gott kommt und als sein Bild geschaffen ist. Für uns Menschen ist die Beziehung, die Gott zu uns hat, grundlegend. Von Anfang an ist der Mensch von Gott gewollt, geliebt und angesprochen: Die Menschheit vom Anfang ihrer Geschichte, jeder Einzelne vom Anfang seines Lebens an. Indem wir auf diesen Anruf antworten, finden wir den Grund unserer Existenz und die Beziehung, die unsere Sehnsucht nach Ganzheit und Erfüllung stillt. u "Als Mann und Frau schuf er sie." (Gen 1,26b) Die zweite Beziehungsdimension - die Kommunikation der Menschen untereinander - steht nicht neben der Gottesbeziehung, sondert gründet ihn ihr. Weil Gott nach biblischem Verständnis in sich selbst Leben und Austausch, Beziehung und Liebe ist, sind auch wir Menschen auf Kommunikation, Beziehung und Liebe hin geschaffen. 2. Kommunikation durchzieht das ganze Leben und schafft Gemeinschaft und Gesellschaft. u Bereits am Anfang der Lebensgeschichte steht die Kommunikation. Der Mensch wird am Du zum Ich. Zur vollen Entfaltung seines Menschseins braucht das Kind von Anfang an liebevolle Zuwendung. In der Kommunikation spürt das Kind die Anerkennung durch die Eltern und andere Menschen, erfährt es von sich im Spiegel ihrer Reaktion, wird ihm die Welt erschlossen, wird es hineingeführt in grundlegende Orientierungen und Werte. Diese Kommunikation erfährt das Kind zunächst und grundlegend in der Familie; nach und nach erweitern sich allmählich seine Erfahrungsräume. u Menschen bleiben zeitlebens auf Kommunikation angewiesen und wollen in ein Netz von Beziehungen eingebunden sein. Ehepartner und andere Familienangehörige haben dabei als dauerhafte Gesprächspartner einen hervorgehobenen Stellenwert. Aus der Kommunikation erwächst eine ganze Welt: Der Bereich des Sozialen und der Gesellschaft entsteht aus der Kommunikation und besteht nur in ihr. 3. Kommunikation gibt es nicht nur bei räumlicher und zeitlicher Gegenwart der Partner. Besonders das 20. Jahrhundert brachte immer neue Medien (Radio, Film, Fernsehen, Ton- und Bildaufzeichnung, Computer) zur breiten Anwendung. Ergebnis dieser Entwicklung ist, dass heute in unseren Regionen die gesamte Bevölkerung in umfassender Weise in die Medienkommunikation einbezogen ist und Erwachsene im Durchschnitt täglich acht Stunden Medien nutzen. Medienkommunikation ist unverzichtbar: u Medienkommunikation informiert über die Geschehnisse in der Welt jenseits unseres unmittelbaren Erfahrungshorizonts. Angesichts vielfältiger Verflechtungen sind diese Informationen für den Einzelnen, für sein privates, politisches und berufliches Handeln unverzichtbar. Information geschieht immer in bestimmter Perspektive - bedeutsam ist der Neuigkeitswert -, bildet also die Wirklichkeit nicht einfach ab. u Sie ermöglicht Austausch und Diskussion zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und schafft so einen Raum der Öffentlichkeit für politische und gesellschaftliche Themen. u Sie bietet Unterhaltung, die aus der Alltagswelt hinausführt, vielfach aber Themen des alltäglichen Lebens interpretierend aufgreift und Hoffnungen, Träume und Ängste zur Sprache bringt. Doch kann und darf Medienkommunikation das unmittelbare Gespräch, das das gegenseitige Ansprechen und Annehmen in der Einzigartigkeit einer Person und in der Besonderheit einer Situation ermöglicht, nicht ersetzen. 4. Wenn Mediennutzung einen Teil der Kommunikation bildet, dann ist Mediennutzung in der Familie auch ein Teil der Familienkommunikation. Und die Aufgabe, vor der Familien immer stehen - ihr Leben miteinander zu gestalten -, umfasst dann auch die Pflege der Medienkommunikation im Gesamt der Familienbeziehungen. Deshalb erfordert Medienkompetenz mehr als die Fähigkeit, mit Medien überhaupt umgehen zu können und ihre Regeln und Besonderheiten zu verstehen. Sie steht vielmehr vor der Aufgabe, die Medien so in das Gesamt der Familie zu integrieren, dass die Kommunikation insgesamt reicher und weiter und nicht ärmer und enger wird. In Problemen der Mediennutzung in der Familie zeigen sich oft Probleme der Familienkommunikation insgesamt. Grundlegend für das Leben in der Familie ist, wie sich Mann und Frau, Eltern und Kinder sowie die Geschwister untereinander begegnen und miteinander reden. Wenn sie in guter Weise im Gespräch sind, ist die Gestaltung des Mediengebrauchs in der Familie immer noch eine manchmal schwierige und strittige, aber insgesamt bereichernde Aufgabe. I. Zugänge: Wirklichkeiten 1, 2 und 3 1. Der Computer, meine Familie und ich Lange glaubte ich, wir hätten es ganz gut geschafft, das Thema "Medienerziehung". Damit meine ich den Fernsehkonsum unserer drei Kinder. Jahrelang haben wir Erwachsene uns die üblichen Kindersendungen mit angesehen, genauso, wie es uns bei entsprechenden Elternabenden etwa im Kindergarten nahe gelegt wurde. Alle amüsierten wir uns auch irgendwie: Käpt'n Blaubär und Hein Blöd hatten wir Eltern längst ebenso ins Herz geschlossen wie die Darsteller der alten Streifen, die so um Weihnachten herum ausgestrahlt werden. Auch das Tärää des allseits beliebten Elefanten aus dem Kassettenrekorder im Kinderzimmer gehörte irgendwie zur Kleinkindzeit. Es überkommt mich fast ein wenig Wehmut - wie gemütlich war das doch damals. Die unschuldige Zeit nahm ein Ende, als mein Mann im Büro einen Computer bekam. Ich stand diesem netten Gerät völlig unvoreingenommen gegenüber und sah ein, dass es mehr Vor- als Nachteile bringt. Stutzig wurde ich erst, als mein Mann lange nach dem Abendessen anrief. Kleinlaut erzählte er, er sei am Computer "hängen geblieben" und habe die Zeit vergessen. Schon damals waren es meine Söhne, die mir mit überraschend viel Detailverständnis erklärten, es handele sich dabei wohl um irgendwelche Spiele. Nun gut, dachte ich mir, dieser mein Mann hat weder einen Stammtisch noch eine Modelleisenbahn - vielleicht brauchen Männer doch etwas Derartiges. Wenn es ihn freut, warum nicht. Fairerweise muss ich zugestehen, dass Überstunden dieser Art nicht so oft aufgetreten sind. Aber ein Computer zog in unser Haus ein. Er machte sich breit auf unserem gemeinsamen Schreibtisch, einem Erbstück von meinem Vater. Wenn ich jetzt an diesem Schreibtisch arbeitete, musste ich immer auf den freundlichen dunklen Bildschirm sehen - und ich begann, diesen neuen Hausgenossen als lästig zu empfinden. Seine Existenzberechtigung gewann er übrigens dadurch, dass mein Mann mir erklärte, er könne jetzt mehr zu Hause arbeiten und auch sonst sei ein PC für vieles nützlich. Ich habe vergessen, für was eigentlich. Inzwischen hasse ich dieses Gerät manchmal, und ich frage mich, wie es eigentlich dazu kam. Es sind die Spiele, für die ich einfach keine Sympathie entwickeln kann. Mein Sohn, inzwischen 13 Jahre alt, brachte sie von Freunden mit, und jetzt flimmern sie am heimischen Bildschirm. Er und seine Freunde, sein zwei Jahre jüngerer Bruder und sein 30 Jahre älterer Vater ließen sich widerstandslos in ihren Bann reißen. Ich ließ mir glaubwürdig versichern, die Spiele seien zwar nicht gerade pädagogisch wertvoll, aber sie würden auch nicht schaden. Nun gut. Aber die männlichen Mitglieder unserer Familie verbringen bedenklich viel Zeit vor dem Bildschirm, vor dem sie sich wie um einen Guru im Halbkreis mit starrem Blick nach vorn versammeln. Meine 15-jährige Tochter und ich können diesem neuen Medium hingegen keinerlei Faszination entgegenbringen. Gern überließe ich die Erziehung zu einem angemessenen Umgang mit dem Computer meinem Mann. Leider ist er aber in der Regel nur dann zu Hause, wenn für die Kinder der Alltag sowieso gelaufen ist. Und am Wochenende herrscht in vielerlei Hinsicht ohnehin Ausnahmesituation. Also habe ich mich darauf verlegt, das Ganze einfach zeitlich zu beschränken. Bis jetzt ist mir noch nichts Besseres eingefallen. In mir sträubt sich jedenfalls alles, wenn ich mir vorstelle, ich müsste mich mit jedem einzelnen Spiel befassen, um zu beurteilen, ob meine Söhne sie spielen dürfen. Dazu habe ich weder Lust noch Geduld - bei Käpt'n Blaubär konnte man ja wenigstens noch bügeln. Der aktuelle Stand der Dinge: Rund um den Computer gibt es immer wieder Auseinandersetzungen, die wir früher einfach nicht hatten. Es ist einfach ätzend, um es mit der Sprache meiner Söhne auszudrücken, wenn ich sie zum Essen rufe und zur Antwort bekomme: "Ja, gleich, eben noch das Spiel zu Ende." Und ich sehe ganz einfach rot, wenn mein Mann "zum Entspannen" Computer spielt. Ich kann dabei keinerlei Entspannung entdecken: Diese Körperhaltung - man muss sie einfach sehen, sie lässt sich kaum beschreiben - wenn er in rasendem Tempo im richtigen Moment die richtige Taste drücken muss! Das Schlimmste ist aber, wenn ich mit einem computerstarrenden Familienmitglied sprechen muss: Die Augen bleiben starr geradeaus gerichtet, ich werde keines Blickes gewürdigt. Dann drohe ich, den Stecker zu ziehen. Und ich weiß, eines Tages mache ich es, und wenn der ganze Kram "abstürzt". In jüngster Zeit fallen verdächtig oft die Begriffe "surfen" und "Internet". Nun, bislang haben wir zu Hause noch keinen solchen Anschluss. Seit jedoch das Büro meines Mannes entsprechend vernetzt ist, wollen ihn plötzlich aber unsere Jungs verdächtig oft dorthin begleiten... Manchmal frage ich mich, ob das normal ist oder ob ich einfach nur hoffnungslos technikfeindlich bin. Birgit Wohlfahrt 2. ,,Du schaffst das, Papa" "Ganz ruhig, Papa. Nicht so hektisch! Du schaffst das schon." Beruhigend dringt die Stimme unseres 13-jährigen Sohnes in mein Ohr. Und sanft, ja fast zärtlich legt er seine Hand auf meine Schulter. Ich kämpfe gerade mit England um die Teilnahme an der Fußball-WM und liege 0:1 gegen Italien zurück. Im Wembley Stadion! Ja, es macht mir Spaß, in die Tasten des Computers zu hämmern und 11 Spieler über das Feld zu bewegen. Johannes hatte mir die Funktion der Tasten erklärt. Und da fing es schon an: Wie sollte ich mir alles das merken? Ich machte mir einen Spickzettel und klebte ihn an den Rand des Bildschirms. Klar, dass ich so nicht nur im "Amateurmodus" keine Chance hatte, sondern auch zum Gespött meiner Söhne wurde. Aber das war die Herausforderung: So alt bist du auch noch nicht, dass du das nicht schaffen könntest, sagte ich mir. Und habe heimlich geübt. Jetzt bin ich leidlich gut und ernte ab und an sogar Anerkennung für gekonnte Spielzüge. Doch gegen die Jungs werde ich nie eine Chance haben. "Spielen wir gegeneinander? Du kannst dir auch eine Mannschaft aussuchen, ist mir egal", fragt mich Johannes gönnerhaft. Eine Frechheit! Aber obwohl er mit der Maus eingeschränkt ist und ich inzwischen alle Funktionen bedienen darf, spielt er mich schwindelig. Ich merke dann, dass ich keineswegs so über den Dingen stehe, wie ich es als "Erwachsener" sollte. Diese Überheblichkeit muss doch bestraft werden! Und verbissen versuche ich alles, um zu gewinnen. Welche Vater-Sohn-Kiste hier wohl abgearbeitet wird? FIFA '98 ist nicht das einzige Computerspiel geblieben. Inzwischen starten die Jungs diverse Kampagnen bei "Siedler III" oder bauen Vergnügungsparks. In Windeseile klicken sie über den Bildschirm, zeigen mir dieses oder jenes, wenn ich über ihre Schultern schaue. Nur: Ich nehme leider nichts wahr. Bis ich in dem Gewusel irgendetwas erkenne, sind sie schon zwei Bilder weiter. Fasziniert von der virtuellen Welt und von meinen Söhnen, die sie beherrschen, stehe ich hier zu meinen Grenzen. Bei aller Faszination merke ich auch eine Gefahr, die von den PC-Spielen ausgeht. Sie ziehen hinein. Mich zumindest, und auch meine Söhne. Noch ein Sieg mit dem "Außenseiter", noch eine Aktion bei den Siedlern, noch ein Logistikproblem lösen... Im Nu ist die Zeit verflogen, aus einer halben Stunde sind zwei geworden. Manchmal muss ich mich selbst fast losreißen. Dann kann ich meine Frau verstehen, die dem Ganzen sehr skeptisch gegenübersteht, den Jungs Zeitvorgaben macht. Aber auch der Wunsch: "Ein Spiel noch, ich bin grad so gut drin!", ist mir nicht fremd. So stehe ich dazwischen. Hoffentlich vermittelnd. Rudolf Wohlfahrt 3. Ein "Hoch" aufs Internet! In der Erziehung unserer vier Kinder waren mein Mann und ich uns einig: kein Kriegsspielzeug, nicht zu viel Plastik im Kinderzimmer, keine Barbies, Platz für Kreativität und Rollenspiele, nicht zu viel Fernsehen und eben auch keine Computerspiele. Hauptregel damals: Pädagogisch wertvoll muss das Spielzeug sein! Die Realität holte uns sehr schnell ein. Aus Toastbrotscheiben wurden Pistolen herausgeknabbert und der "Wilde Westen" befand sich in unserem Wohnzimmer, die Freunde mit Fernsehapparat waren die "allerbesten" Freunde, und gab es irgendwo ein Knöpfchen zu drücken, dass auf einem Bildschirm ein Bild erschien, strahlten die Kindergesichter. Was also tun? Die nächste Parole hieß: sinnvollen Umgang mit Fernsehen und Computer ermöglichen!! Wir versuchten, den Fernsehkonsum zu steuern, Sendungen infrage zu stellen, Computerspiele auf ihre Unbedenklichkeit hin zu überprüfen. Sehr schnell stießen wir an unsere Grenzen. Bis ich das 2. Level eines Spiels überhaupt erreicht hatte, waren die Kids bereits "Formel-1 Weltmeister" oder "Entdecker unbekannter Inseln". Wohin also nun mit unseren Grundsätzen? Immer wieder ausgesprochene Computerverbote, Empfehlungen, lieber draußen an der frischen Luft zu spielen, alternative Spielideen, sinnloses Heraufbeschwören von düsteren Zukunftsvisionen, die soziale Isolation betreffend, nutzten nichts. Megabites, Ram, Rom, Festplatte, Mouse und Chat sind fester Bestandteil unseres Lebens. Das heißt, ich selbst fühlte mich immer mehr ausgeschlossen, verstand kurzum einfach die ganzen Unterhaltungen nicht mehr. Unsere Kinder wurden älter, kamen in weiterführende Schulen und immer häufiger suchten sie oder auch wir Informationen zu naturwissenschaftlichen Themen, zu geschichtlichen Hintergründen, Daten zu Personen etc. Unsere Wand voller Bücher half uns nicht mehr weiter, die Informationen waren veraltet oder entsprachen nicht dem, was so dringend gebraucht wurde. Immer öfter kam von Lehrern und Klassenkameraden der Tipp: "Schau doch einfach ins Internet." Gesagt, getan - und der Erfolg war erstaunlich. Tja, und dann fuhren unsere Kinder für längere Zeit allein ins Ausland! Wie sollte Kontakt gehalten werden? Briefe schreiben? Dauert viel zu lange! Telefonieren? Viel zu teuer! Ein "Hoch" auf E-Mail, chat und Internet! Endlich habe auch ich verstanden: Möchtest du in Zukunft mit deinen Kindern in Kontakt bleiben, möchtest du schnell mal hören, ob es ihnen gut geht - gehe online! Maria-Rosa Schäfer Diese drei Geschichten berichten drei gegensätzliche Erfahrungen, wie Medien in das Familienleben hinein wirken und wie einzelne mit diesen Wirkungen umgehen. Für die Mutter der ersten Geschichte ist der Computer "unbegreiflich". Er hat die Macht, ihren Mann und ihre Söhne in seinen Bann zu ziehen und das Familienleben zu zerstören. Deswegen reagiert sie mit einer vollständigen Ablehnung. Ihr Mann lässt sich von den Computerspielen seiner Söhne gefangen nehmen und - vielleicht dank der reservierten bis ablehnenden Haltung seiner Frau - wird er sich der Sogwirkung, die Medien haben können, bewusst. So bestärkt er das Vorhaben, die Mediennutzung zeitlich zu limitieren. Und was begrenzt und eingeschränkt werden kann, was handhabbar ist, das kann vielleicht auch nützlich sein: Eine Mutter in einer anderen Familie lernt allmählich, wie sie das Internet für ihre Zwecke und Bedürfnisse einsetzen und gebrauchen kann. (alle drei Geschichten sind dem Themenheft: E-Mail, Chat und Internet. Familienwelten - Computerwelten, in: Neue Gespräche. Handreichungen für Familien und Gruppen 2/2000, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung (AkF) entnommen) II. Chancen und Risiken der Mediengesellschaft Im folgenden drucken wir Auszüge aus der Gemeinsamen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche ab, die den Titel "Chancen und Risiken der Mediengesellschaft" trägt.1 Die Grundbotschaft dieses Textes lautet: Die Entwicklung neuer Medientechnologien ist kein technisch-organisatorischer oder naturwüchsiger Prozess. Ihn zu gestalten und zu steuern gehört zum Kulturauftrag des Menschen. Der Umgang mit den Medien ist eine ethische Aufgabe. Maßstab für die Bewältigung dieser Aufgabe ist die unveräußerliche Würde eines jeden einzelnen Menschen. Medien sind kein Selbstzweck, sondern Mittel und Werkzeuge der Menschen, sich besser zu verständigen und die Gesellschaft menschenfreundlich zu gestalten. Verantwortung für die Entwicklung der Medienwelt tragen nicht nur die Medienschaffenden und die Besitzer von Medienunternehmen, sondern auch die Mediennutzer. Die Subjekte und Adressaten der Familienpastoral sind Mediennutzer, nicht Medienproduzenten. Man findet sie vor dem Bildschirm, nicht in den Medienanstalten. Familienpastoral sollte der Erhöhung der Medienkompetenz der Familien diene. Sie sollte Familien befähigen, Medien verantwortlich zu nutzen und positiv zu beeinflussen. Sie trägt zur Gewissensbildung, zur Bewahrung der Menschenwürde und zur menschlichen Freiheit auch im Umgang mit Medien bei. 1. Medien und Kommunikation in anthropologischer Perspektive Gestaltung der Mediengesellschaft als ethische Aufgabe Die neuen Medien entwickeln sich im Spannungsfeld zwischen technischer Machbarkeit und ökonomischen Notwendigkeiten, rechtlichen Rahmenbedingungen und ethischen Maximen. Die dargestellten Wertekollisionen zeigen, um welch' komplexe Wirklichkeit es geht. Die ethische Aufgabe besteht darin, die Chancen und Risiken zu gewichten und mit den anthropologischen Voraussetzungen eines christlichen Menschenbildes sowie mit den Zielen eines sozialen Gemeinwesens zu verbinden. Das Bild vom Menschen ist dadurch bestimmt, dass er zu freier Entscheidung fähig und zu verantwortlicher Selbstbestimmung herausgefordert ist. Dieses Menschenbild, das für unser politisches, ökonomisches und rechtliches System grundlegend ist, hat seine Wurzeln in der Herkunftsgeschichte der europäischen Kultur. Zwar können aus dem christlichen Menschenbild nicht direkt ökonomische, technische oder politische Handlungsanweisungen abgeleitet werden. Es hat aber eine Schutzfunktionen, weil es durch die Begriffe der Freiheit, der Würde und der Selbstbestimmung einen ethischen Mindeststandard aufzeigt, der in jedem Falle gewahrt bleiben muss, bevor über konkrete Einzelentscheidungen und Handlungsstrategien diskutiert wird. Nach christlichem Verständnis hängt das, was der Mensch ist und werden kann, entscheidend von den Beziehungen ab, in denen er lebt. Diese anthropologische Grundaussage begegnet erstmals im biblischen Schöpfungsbericht, in dem die Gottebenbildlichkeit als jenes entscheidende Merkmal genannt wird, das den Menschen erst zum Menschen macht (Gen 1,26f). Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen beruht aber nicht auf der Ausstattung mit bestimmten Fähigkeiten wie der Vernunft, der Sprache oder der Geistbegabung, sondern unabhängig davon in der konstitutiven Beziehung zu Gott. Sie bildet die vertikale Beziehungslinie, die für die Identität des Menschen grundlegend ist. Der Mensch muss darauf vertrauen können, dass er von Gott selbst in dieser Welt gewollt ist und ein fundamentales Lebensrecht hat. Freilich ist, wie die Erzählungen vom Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies (Gen 2ff) zeigen, die Beziehung des Menschen zu seinem Ursprung gestört. Die Zuversicht, dass er von Gott gewollt wird, kommt dem Menschen immer wieder abhanden. Er ist angewiesen auf die jeweils neue Vergewisserung, wie sie in der Zueignung des Christusgeschehens wirksam wird. (S. 47f) Kommunikation und kulturelle Herkunft So individuell menschliche Selbst- und Weltbilder einerseits sind, so sehr sind sie doch zugleich Ausdruck der Gemeinschaft und Kultur. An allen Medien lässt sich diese Zweipoligkeit von Individuum und Gemeinschaft feststellen. Auch wenn Menschen sich in gemeinsamer Sprache verständigen, so verwendet und hört doch jeder dasselbe Wort individuell. Jedes Bild, auch wenn es etwas auf ganz eigensinnige Weise zum Ausdruck bringt, lebt immer auch aus einem gemeinschaftlich geteilten Motivzusammenhang. Die Pflege der gemeinsamen Kultur und die Förderung individueller Lebensmöglichkeiten sind deshalb eng verschränkt. Kommunikation ist immer in eine Herkunftsgeschichte und in eine Kultur verwoben. (S. 57f) Beziehungen müssen gestaltet werden Die Bedeutung der Kommunikation ergibt sich aus der Grundverfassung des Menschseins. Der Mensch ist mehr als nur ein Naturwesen. Das Beziehungsgeflecht, in dem jeder Mensch sein Leben führen muss, ist uns nur in geringem Maße von Natur aus vorgegeben. Jedes Kind hat Vater und Mutter, ein bestimmtes Geschlecht; jeder muss Nahrung aufnehmen. Aber schon diese elementarsten Beziehungen müssen gestaltet werden. Die Tatsache, dass jeder Vater und Mutter hat, führt noch nicht automatisch zu einer Gestalt der Beziehung zu ihnen. Ebenso wenig gibt das Vorhandensein der Sexualität schon automatisch vor, wie diese gelebt und gestaltet wird. Neben den Beziehungen zur Umwelt muss jeder Mensch immer in eine Beziehung zu sich selbst treten, d. h. jene vielfältigen Beziehungen, die das Leben ausmachen, gestalten.(S. 49) Zentrale Frage: Dienen Medien dem Zusammenleben? Das vorrangige Interesse der Kirche an der Gestaltung der Medienentwicklung gilt nicht in erster Linie den technischen, politischen und finanziellen Fragen der Medien. Der Zugang zu diesen Aspekten erfolgt vielmehr von der Dimension der Wahrnehmungskultur und der Verantwortung aus: In welcher Weise prägen die Medien unser Selbst- und Weltverständnis? Fördern oder hemmen sie die Möglichkeiten zur Entwicklung von Lebensformen, in denen das Menschsein in all seinen Dimensionen ernstgenommen wird und verwirklicht werden kann? Dienen sie der Kommunikation von Menschen und dem gesellschaftlichen Zusammenleben? Von diesen Fragestellungen her werden dann aber ganz konkrete technische und politische, finanzielle und rechtliche Fragen relevant.(S. 59) 2. Familie und Kommunikationsmedien Familie und soziale Beziehungen Kommunikationstechnik gehört heute zur selbstverständlichen Grundausstattung praktisch aller Haushalte. In der Bundesrepublik Deutschland haben nahezu alle Haushalte mindestens ein Fernsehgerät... Die Nutzung neuer Medien und Kommunikationsdienste kostet Geld und vor allem viel Zeit. (S. 25) Die Mehrfachausstattung der Haushalte mit Medien und Kommunikationsgeräten fördert die individualisierte und zugleich isolierte Nutzung durch die Familienmitglieder. Primärerfahrung und unmittelbare Erlebnisse werden zunehmend ersetzt durch Sekundärerfahrung, durch künstliche Medienwelten. Diese bieten sich als immer verfügbare Fluchtmöglichkeit aus einer als frustrierend empfundenen Wirklichkeit in den Erlebnispark einer virtuellen Realität an. Die Medienwelten von Radio, Fernsehen, Computerspielen und Internet, denen sich Kinder zuwenden, lassen sich immer weniger von Eltern, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen kontrollieren. Deren Erziehungsbemühungen können ins Leere laufen oder konterkariert werden. Schon in sehr jungem Alter haben Kinder über ihre eigenen Geräte Zugang zu allen Bereichen der Erwachsenenwelt und zu Medieninhalten, auf deren Verarbeitung sie nicht vorbereitet sind und die daher Angst und Stress auslösen. Da die vielfältigen Medienwelten keine eindeutigen Maßstäbe oder Wertorientierungen bereithalten, bieten sie auch keinen Ersatz für den zurückgedrängten Einfluss von Eltern und Familie. (S. 26) Erschwerte Selbstfindung Mit der Kommerzialisierung der Medien hat auch ihr Einfluss auf Kinder und Jugendliche als Konsumenten und Werbezielgruppe stark zugenommen. Das Streben der Heranwachsenden nach Selbstfindung wird von den Medien im Verbund mit der Mode- und Musikbranche gesteuert und profitabel gemacht. Das Programm der Musiksender im Fernsehen besteht praktisch nur aus Werbung für die Musik und die Produkte der Jugendkultur. Allgemein erhöht die Medienentwicklung, die auf geschickt gestaltete und platzierte Werbung angewiesen ist und ganz neue Marketingformen z.B. über CD, im Fernsehen (Teleshopping-Kanäle) und im Internet ermöglicht, den Konsumdruck auf die Haushalte und speziell auf Kinder. Die Werbung setzt Kinder zunehmend als Entscheider und "Agenten" im familiären Konsumverhalten ein. (S. 26f) Chancen Die gute Ausstattung der meisten Haushalte mit Medien und Kommunikationstechnik ermöglicht es vielen Menschen, mediale Kommunikation entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen und Interessen zu nutzen. In größeren Familien beugt dies Konflikten in der Freizeit vor. In Ein-Personen-Haushalten wirkt es der sozialen Isolierung entgegen. Dieser Vorteil kommt besonders Personen entgegen, die an das Haus gebunden sind wie Mütter oder Väter mit Kindern, ältere Menschen, Kranke, Behinderte. Diesen Personen eröffnen neue Medien auch Möglichkeiten beruflicher Betätigung von zu Hause aus. Aber auch andere können dank der Medientechnik ihre Berufstätigkeit ganz oder teilweise nach Hause verlagern, so dass sich die Trennung von beruflicher und häuslicher Sphäre, die erst das industrielle Zeitalter hervorbrachte, wieder aufheben lässt. Informationen erleichtern den Alltag In der alltäglichen Nutzung dienen Kommunikationsmedien nicht nur zur Information und Unterhaltung, sondern häufig auch zur Erleichterung häuslicher Verrichtungen (z.B. Radiohören oder Fernsehen bei eintöniger Hausarbeit) und zur Inanspruchnahme von Dienstleistungen (z.B Telebanking, Teleshopping). Eine große praktische Bedeutung haben die Serviceangebote der Massenmedien, von der Werbung über Verkehrs und Wettermeldungen bis hin zu praktischen Tipps für Reise, Gesundheit, Lebensführung usw. Die Angebote in diesem Bereich nehmen ständig zu, sie werden immer besser verfügbar und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten. Mediendarbietungen und technische Kommunikation verweben sich zunehmend mit Alltags- und Festtagserlebnissen. Große Sportereignisse, besondere Filme, Fernsehserien, die Samstagabend-Fernsehshow, Karnevalssitzungen, Rockkonzerte usw. sind Anlässe für das Zusammensein in der Familie, für das Zusammentreffen mit Freunden und Verwandten. Sie bieten Gesprächsthemen, den Anlass für soziale Kontakte und fördern diese auch. Die Vermutung, die Medienentwicklung führe zu sozialer Isolierung und zum Rückgang von Geselligkeit, hat sich bisher nicht bestätigt - eher im Gegenteil: gesellige Aktivitäten können durch Massenmedien angereichert und angeregt werden. Informationen trainieren geistige Kräfte Anregung geht speziell vom Computer aus, der eine aktive Nutzung von Medienangeboten ermöglicht und oft verlangt. Vor allem der textbasierte Umgang mit vielen Internet-Diensten (z.B. Newsgroups) begünstigt die Anwendung der traditionellen Kulturtechniken Schreiben und Lesen. Viele Computerspiele, aber auch speziell für Heranwachsende konzipierte Fernsehsendungen sind geeignet, die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Ebenso können Medienangebote für ältere Menschen helfen, deren geistige Leistungsfähigkeit zu trainieren und zu erhalten. (S. 27f) III. Anregungen für die Familienarbeit A. Familien in den Medien oder: Welches Familienbild vermitteln die Medien 1. "Eine himmlische Familie" Die Analyse von Fernsehserien wird an den Universitäten und wissenschaftlichen Instituten mit wachsendem Aufwand betrieben. Kompetenz zur Beurteilung von Fernsehserien setzt jedoch kein medienwissenschaftliches Studium voraus. Das eigene Familienleben ist z.B. die beste Grundlage, die Familienserien zu untersuchen . Methodische Anregung für den Familienkreis: Die folgende Beschreibung und Beurteilung ist das Ergebnis einer solchen Analyse durch Familien aus der Schönstatt-Bewegung. Inhalt "Eine himmlische Familie" ist eine amerikanische Familienserie, die zuerst täglich im Nachmittagsprogramm (17.00 Uhr), inzwischen einmal die Woche Dienstagabend (20.15 bis 21.10 Uhr VOX) ausgestrahlt wird. Es geht um eine evangelische Pastorenfamilie mit 7 Kindern, vorwiegend Teenager (Sohn, 21 Jahre, lebt in einer WG mit farbigem Freund; Tochter, 19 Jahre, geht noch ins College; Tochter, 16 Jahre; Sohn, 13 Jahre; Tochter, 8 Jahre; Zwillinge, 2 Jungen, 1 Jahr). Vater, evangelischer Pastor und Familientherapeut, Mutter, Familienfrau (bestens informiert, was in jedem ihrer Kinder vorgeht und was jedes Kind im Moment braucht und steht Ehemann zur Seite bei dessen Ehe/Familien-Therapien). Themen, die inzwischen behandelt wurden: Familie in Krisensituationen wie z.B. Herzinfarkt des Vaters, Alzheimer-Diagnose beim Opa, Kinder beim Rauchen erwischt, Abgleiten des großen Sohnes in alkoholisierte Clique und dabei verursachter Unfall mit Todesfolge vom Kumpel, Tochter in Bewährungshilfe, weil sie mit anderen zusammen die Schule mit Spraydosen besprühte, Mutter, kurz vor dem Zusammenklappen durch Überforderung in der Familie, nimmt sich Auszeit von zwei Tagen nur für sich allein, Menschen, zum Teil auch Verwandte, die mit ihren Ehe- und Familienproblemen in die Familie eindringen, Millennium - was tun, wenn der große Computer-Crash kommt? Bei jeder Sendung zieht sich die Erziehung von Teenagern (Ausgehzeiten, Sexualität vor der Ehe, Zusammensein mit Freunden, Taschengeld, Streit mit Eltern) wie ein roter Faden durch, ebenso Eheprobleme und -freuden der Eltern. Die "Waffe", mit der alle Schwierigkeiten und der Familienalltag bewältigt werden, ist das Gespräch miteinander, zum Teil sehr gut nachvollziehbar, auch mit wertvollen Tipps für den Zuschauer (Eltern entschuldigen sich für Fehler, hören einander zu, suchen Kompromisse...), zum Teil auch echt amerikanisch, mit viel "Ich liebe dich!" und Gefühl. Werte, die die Sendung vermittelt u Gespräch ist wichtig: umeinander wissen und miteinander gleichberechtigt umgehen u Eltern setzen durchaus Autorität ein, es gibt Gebote und Verbote und Strafen bei Nichtbefolgung u Verantwortung füreinander u sich kümmern und sich einmischen (in Clique, Schule und Freundschaften der Kinder) auch um den Preis, sich unbeliebt zu machen, wenn Eltern den Eindruck haben, es läuft etwas schief u Krisen können nur bewältigt werden, wenn man darüber spricht, und dann auch nicht sofort, sondern die Bewältigung braucht Zeit (oft wird über mehrere Sendungen berichtet, wie die Familie mit einer Krisensituation umgeht und langsam daran wächst; dadurch wird auch verhindert, dass so eine "Friede, Freude, Eierkuchenfamilie" entsteht, die ideal und unglaubwürdig wirkt) u man darf Mist bauen und wird trotzdem nicht fallengelassen u Familienfrau zu sein ist ein kreativer und wichtiger Job, der aber auch seine Sabbatzeiten braucht, um sich immer wieder erneuern zu können u weiß und schwarz können gut miteinander (die Kinder haben oft schwarze Freunde) u Jugendliche setzen sich ein für Sozialprojekte (der Schule oder der Gemeinde) u Sexualität gehört in die Ehe und nicht in die Freundschaft u die Ehe ist ein hohes Gut, das zu verteidigen und zu retten sich lohnt u Kirche und Glaube sind ganz normale Dinge, die zum Leben dazugehören; die Kirche wird nicht kritisiert oder in Frage gestellt. Kritik u die Werbeunterbrechung ist unheimlich störend u die Mutter macht oft einen überfunktionierenden Eindruck, weiß über fast alles zu gut Bescheid, insbesondere was in Kindern abläuft; weist ihren Mann manchmal etwas lieblos auf Erziehungsfehler/-irrtümer hin u der amerikanische Touch ist nicht zu übersehen (drakonische Strafen von Schule oder Staat, auch bei kleinen Gesetzesübungen; viel Gefühl) Ansichten unserer Kinder u "Da wird mir zu viel geliebt! Ich sag doch nicht zu meinen Eltern: ich liebe dich oder will das von denen gesagt bekommen." (14-Jähriger) u "In vielen Sendungen, zum Beispiel unter und spielt Familie keine Rolle mehr. Da hat man den Eindruck, es gäbe nur noch Singles, getrennt Lebende, Geschiedene, Patchworkfamilien, unverheiratet Zusammenlebende, hinterher hat man den Eindruck, wer in normalen Familien lebt, ist altmodisch." (15-Jährige) u "Es läuft nicht alles glatt, aber man hält zusammen. Treue find ich gut." (13-Jähriger) u "Mutig, dass der Sohn, der eine feste Freundin hat, nicht gleich mit ihr ins Bett geht und das Thema Sexualität (Nein vor der Ehe) immer wieder angesprochen wird - ohne moralische Keulen." (17-Jähriger) u "Es kommen nicht nur junge Leute vor, wie in den anderen Sendungen, sondern auch Eltern (und die sind nicht immer nur die Buhmänner und altmodisch), Großeltern, Tanten, Onkels, eben alles, was es im Leben so gibt (alle Generationen). Das find ich gut." (12-Jähriger) u "Familie ist noch was Normales, nichts Exotisches. Ehen können auch gelingen, wenn man was investiert." (17-Jährige). u "Das Thema Freundschaft, Liebe, Sex, kaputte Freundschaft wird in den anderen Sendungen bis zum Erbrechen behandelt, hier gibt's endlich auch mal andere Themen: sozialer Einsatz, Sucht und Wege daraus, Geschwisterzusammenleben, Streit und Solidarität ..." (15-Jährige) Für Familien mit jugendlichen Kindern besonders geeignet. Es ergeben sich auch interessante Gespräche danach, weil die Kinder oft die Positionen der Eltern im Film angreifen, weil wir Eltern uns überlegen müssen, wie hätten wir gehandelt, weil wir die Gedanken unserer Kinder kennen lernen können - ohne dass wir im Konflikt stehen - und sie die Unsrigen. 2. Familienstrukturen in Kinderbüchern Das Thema Familie wird in Kinderbüchern in ganz verschiedener Weise thematisiert. Eine vorherrschende Familienform ist in Kinderbüchern nicht festzumachen. Themen der Kinderbücher vom klassischen Bilderbuch (bis etwa 6 Jahre), über das Erstlesebuch (bis etwa 9 Jahre) bis zum Kinderbuch für bis 12-Jährige, orientieren sich am Kinderalltag, an modischen Interessen der Zielgruppen, pädagogischen Zielen der Erziehenden in Familie, Kindergarten und Schule sowie am Einkaufsverhalten der einkaufenden Erwachsenen. Mit dem Blick auf das Vorkommen unterschiedlicher Familienstrukturen können einige Akzente benannt werden: Beliebt sind Bücher, in denen das Wohlfühlen in familiären Kontexten im Vordergrund steht. In den vergangenen Jahren sind zunehmend Bücher auf den Markt gekommen, in denen die Beziehung Alleinerziehender zu ihrem/n Kind/ern dargestellt wird. Immer wieder "dienen" Kinderbücher als Hilfe zur Bewältigung von verschiedenen Problemen wie Fremdsein, Angst oder Tod. Ohne auf Kinderbuchklassiker einzugehen, können aus dem aktuellen Angebot beispielhaft folgende Bücher genannt werden: Stichwort: Sich-wohl-Fühlen Wenn der kleine Bär Wolle von seiner Schwester als "Schlammlochschmeißer" angesprochen wird, kann Wolle erleichtert sein. Denn wenn die Schwester wieder frech ist, hat sie sich von ihrer Erkältung erholt. Und Wolle muss nicht länger ein schlechtes Gewissen haben, weil er die Bitte der Eltern, auf die Schwester zu achten, nicht befolgt hatte. So kann die Bärengeschichte von Ursel Scheffler mit Bildern von Ulises Wensell "Ich mag dich sehr, kleiner Bär" (Ravensburg: Ravensburger Verlag, 2001; empfohlen für Kinder ab 3) als prototypisches Beispiel für viele Wohlfühlbücher stehen. In einem geschlossenen familiären System mit Mutter, Vater und meist einem Bruder oder einer Schwester spielt sich eine kleine Handlung ab, die nach kleineren Aufregungen gut ausgeht und mit einer positiven Bestätigung für alle Handelnden endet. Stichwort: Unvollständige Familien Unvollständige Familien stehen seltener im Mittelpunkt eines Kinderbuches. Und wenn Kinderbücher zur Bewältigung von Sorgen und Problemen beitragen sollen, muss man sich auch fragen, ob die vorliegenden Versuche immer tauglich sind. "Ich hab euch beide lieb" lautet der Titel des Bilderbuches von Claire Masurel (Gießen: Brunnen Verlag, 2001; ab 4 Jahre). Vorgestellt wird das Leben der kleinen Anna, deren Eltern getrennt leben. Und Annas Leben spielt sich offenbar bei Vater und Mutter gleichermaßen ab. Deshalb hat sie auch in zwei Wohnungen ihre Kleiderhaken, ihr Zimmer, überall ein Telefon und eine gemütliche Ecke. Sicherlich zeigt das Buch, das trotz zerrissener Eltern manches positiv bleibt. Der Alltag ist jedoch so deutlich ausgeblendet, dass die Geschichte wenig glaubwürdig wirkt. Stichwort: Besondere Verhältnisse der Kinder zu einem Elternteil Zunehmend finden wir Kinderbücher, in denen das Verhältnis eines Kindes zu einem Elternteil in besonderer Weise aufgegriffen wird. Ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch hat Ulf Stark unter dem Titel "Als Papa mir das Weltall zeigte" vorgelegt (Hamburg: Carlsen Verlag, 1999, ab 5 Jahre; Empfehlungsliste Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2001). Bei dem Versuch, dem kleinen Sohn das Weltall zu zeigen, lassen sich Vater und Sohn regelmäßig auf einer Wiese nieder. Die Entdeckungen von kleinen und großen Sternen vermitteln auch einen Einblick in die Größe der Schöpfung. Die friedliche Abendstimmung im Bilderbuch wird sich sicher auch auf die familiäre Vorlesesituation auswirken. Stichwort: Kinder helfen Eltern Mit "Ramona hilft Papa" von Beverly Cleary (Hamburg: Klopp Verlag, 2000, ab 9 Jahre) und "Hund sucht Familienanschluss" von Susan Hart Lindquist (Wien: Überreuter, Wien 2001, ab 9 Jahre) liegen zwei Kinderbücher vor, die davon erzählen, wie Kinder ihren Eltern beistehen. Ramona lässt sich vielerlei kreative Ideen einfallen, wie sie dem gerade arbeitslos gewordenen Vater den Alltag erfreulich gestalten kann. Gleichzeitig achtet sie mit ihrer Schwester darauf, der jetzt ganztägig arbeitenden Mutter mit kleinen Hilfen zur Seite zu stehen. Die Geschichten voller Situationskomik beinhaltet Alltagsprobleme vieler Kinder. Stichwort: Anliegenbücher Kinderbücher bieten zu einem guten Maße die Möglichkeit, Probleme der Kinder (un-)mittelbar anzusprechen. Auch wenn Kinder z.B. im Bilderbuchtrog einer Bücherei meist nicht selbst zu diesen Titeln greifen, so bieten diese "Anliegenbücher" erziehenden Erwachsenen die Möglichkeiten, Sorgen und Nöte der Kinder aufzugreifen, die in familiären Situation verborgen sein können. In "Pelle und die Geschichte mit Mia" von Kari Vinje (Gießen : Brunnen Verlag, 2000, ab 8 Jahre) entdeckt der kleine Pelle eines Morgens, dass die kleine Schwester Mia tot im Bett liegt. Einfühlsam wird nicht nur das Zusammenbrechen von Gefühlswelten beim Bruder, den Eltern und im Freundeskreis erzählt. Kindgerecht bietet das Buch eine auch dem christlichen Glauben genügende Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Und die Restfamilie geht ihren Trauerweg gemeinsam. Vielleicht ist am Rande interessant, dass in keinem der erwähnten Kinderbücher das Verhältnis von Mutter und Vater in Text oder Bild näher charakterisiert ist. Weder Hochzeitsbild, noch Erinnerungen an den gemeinsamen Bezug der Wohnung oder ähnliche Lebenseinschnitte werden thematisiert. So eignen sich alle Bücher für jede familiäre Konstellation. Vorlesende Mütter und Vater müssen keine durch das Kinderbuch motivierte kritische Nachfragen zu ihrer Biographie "befürchten". Rolf Pitsch 3. Kinder und ihre Fernsehlieblinge Methodische Anregung Gründe für eine Bindung an Fernsehfiguren Fernsehfiguren können die alltäglich Kommunikation mit Eltern oder Freunden ergänzen. Diese zusätzliche Kommunikation muss nicht zwangsläufig negativ bewertet werden. "Fernsehfiguren bekommen gerade bei jüngeren Kindern schnell einen sehr lebendigen Charakter: Man kann sich mit ihnen ,unterhalten', ihnen eigene Sorgen anvertrauen und gerade die Stars können hier durchaus positive Vorbildfunktionen haben. Die trifft vor allem für jene Fälle zu, in denen zugleich eine hinreichende persönliche Ansprache in Familie und Kindergarten gewährleistet ist und die ,positiven' Helden auch zum Gesprächsthema gemacht werden". In den Medien findet das Kind Personen, Charaktere und Handlungsmuster, die es zu seinen eigenen Erfahrungen und Zielsetzungen in Beziehung setzen kann. Das Kind identifiziert sich mit einem Medienprotagonisten, schlüpft also probehalber, d. h. in der Phantasie, in dessen Rolle, lebt mit ihm und distanziert sich wieder. Durch die Identifikation ist es möglich, Abenteuer mitzuerleben, ohne sich selbst einer Gefahr aussetzen zu müssen. Dies kann dann zum sogenannten Eskapismus führen, wenn Kinder nicht mehr oder immer weniger in der Lage sind, wieder aus der Welt der Illusion und Fiktion aufzutauchen. Sei es, dass ihnen die Möglichkeit der Distanzierung fehlt, sei es, dass sie einfach zu viel und zu lange schauen. (aus: Familie und Fernsehen. Alles auf Empfang? Hrsg. v. der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern, siehe auch unten V. 4 Broschüren, Periodika und Materialien.) 4. Was Jugendliche am Computer machen ... Über das Verschwinden der Eltern oder: Eltern interessieren sich nicht dafür, was Kinder am Computer machen Heute ist ein guter Tag. Marius kommt von der Schule und wirft erst einmal seinen Computer an. Von seinem Freund hat er endlich eine gebrannte Version eines coolen Shooters erhalten, mit dem jetzt alle spielen. Und den will er sofort ausprobieren. Die Installation funktioniert mühelos. Jetzt gibt er nur noch den Cheat, einen Mogelbefehl, aus dem Internet ein, damit bei jedem Treffer weitaus mehr Blut hervorquillt. Die Zweiliter Eistee-Packung und die Sneakers auf dem Tisch, die Hand am Joystick: Für die nächsten Stunden ist Marius nicht mehr ansprechbar. Er ist ein Jäger und Gejagter. Er irrt durch die dunklen Hallen des Spiels, sammelt Lebenskraft und Waffen ein und ballert dann, was das Zeug hält. Marius ist neun Jahre alt. Das Spiel ist ab 18 Jahren und steht zudem auf dem Index. Vor ein paar Jahren hätten wir alle noch im halbschockierten Ton die Verrohung der Jugend durch Gewaltspiele prognostiziert. Und heute? Halten wir Eltern die Klappe. Entweder sind wir gleichgültig, abgebrüht oder wir spielen selbst. E wie Eltern "Mein Sohn", beklagte sich vor kurzem eine Mutter, "will den ganzen Tag nur Computer spielen. Wie kann ich ihn denn davon abhalten? Kennen Sie eine gute Lernsoftware?" "Was spielt er denn am liebsten?" "Keine Ahnung!" "Haben sie ihn denn nicht gefragt?" "Doch, aber ich hab's vergessen." "Worum geht es in dem Spiel?" "Das weiß ich nicht." "Haben Sie es sich schon mal von ihm erklären lassen?" "Ja, aber das habe ich nicht verstanden. Da sind so viele kleine Dinger rumgewuselt. Können Sie mir jetzt eine Lernsoftware empfehlen? Englisch 6. Klasse." U wie Umfrage Wir wollten wissen, wie genau sich Eltern für das interessieren, was Kinder am Computer machen. Darum haben wir zusammen mit dem Marktforschungsinstitut EARS and EYES im September 2000 eine Online-Umfrage gestartet. Knapp 300 Kinder zwischen 9 und 17 Jahren haben daran teilgenommen. Alle im Internet, alle Kenner der Materie. Profis eben. Und Eltern haben sie auch. 41 Prozent der Eltern interessieren sich nicht wirklich. Frage: Kennen deine Eltern alle Spiele, die du am Computer spielst? (Mehrfachantwort möglich) Antwort: Prozent Ja, sie suchen sie aus und kaufen sie auch 9 Ja, sie schauen kurz zu und spielen dann mit 18 Ja, sie schauen kurz zu, aber sie interessieren sich nicht wirklich 41 Ja, sie verbieten es mir, aber ich spiele trotzdem weiter 2 Zum Teil, bestimmte Spiele verbieten sie aber 10 Nein, sie kennen die Spiele nicht 35 O wie Oh Schreck? Frage: Welche der folgenden Computerspiele hast du schon mal gespielt? (Mehrfachnennung möglich) Spiel Prozent Spiel Prozent Sim City 67 Half Life 36 Siedler 62 Quake 35 Lara Croft 61 Tekken 25 Age of Empires 52 Quake 3 steht auf dem Index und darf in Deutschland weder in Fachzeitschriften beschrieben noch auf dem Ladentisch verkauft werden. Die US-Fassung von Half Life steht auch auf dem Index. Je älter die Kinder sind, desto mehr Spiele kennen sie. Bei differenzierterer Betrachtung ist dabei besonders erschreckend, dass jedes fünfte Kind zwischen neun und zwölf Jahren "Half Life" gespielt hat. Bei "Quake" jedes siebte der Altergruppe. Insgesamt 60 Prozent der befragten Jungen haben schon einmal Quake gespielt. Offensichtlich bekommt das niemand mit. B wie Brennen Wie kommt die böse, böse Software in den Computer zu Hause? Es ist ja wohl kein Geheimnis, dass Schüler untereinander gebrannte Versionen tauschen. Das machen Lehrer übrigens auch - nur eben mit Lernsoftware. I wie Internet Für die meisten Kinder ist der Computer ein großes Stück Unabhängigkeit. Neben den Games spielt vor allem das Internet eine immer größere Rolle. Es wird kräftig gemailt, gesurft, heruntergeladen und vor allem gechattet und geflirtet. Beim Thema World Wide Web haben die meisten Eltern mehr Angst um ihre Telefonrechnung als um die möglichen Gefahren. Außerdem gibt es im Verhältnis gesehen nicht mehr "böse Seiten" als in anderen Medien auch. Filterprogramme sind ein doppelter Witz. Eltern wissen nicht, wie man sie installiert und Kinder wissen, wie man sie umgeht. Und wer sich tatsächlich damit auskennt, muss alle schlimmen, bösen, versauten Worte selbst in die Filtersoftware eintippen. Nur 11 Prozent kontrollieren, was ihre Kinder im Internet machen. Frage: Inwiefern kontrollieren dich deine Eltern, wenn du im Internet bist? (Mehrfachnennung möglich) Antwort Prozent Meine Eltern vertrauen mir ohne Kontrolle 63 Meine Eltern kontrollieren mich nicht, es ist ihnen egal 32 Sie kontrollieren, wie lange ich im Internat bin 19 Sie kontrollieren, was ich im Internet mache 11 Meine Eltern setzen Filtersoftware ein und sie funktioniert auch 2 Sie können mich nicht kontrollieren, weil ich nicht zu Hause surfe 2 Meine Eltern setzen Filtersoftware ein, aber ich kann sie umgehen 1 Übrigens: 42 Prozent der Befragten surfen mehr als 11 Stunden in der Woche. Das sind in Telefoneinheiten??? W wie Was ist mit den Eltern los? Eltern surfen nicht mit ihren Kindern und sie wollen von ihren Spielen nichts wissen. Um herauszufinden, warum das so ist, müsste eine Umfrage eigens mit den Eltern gestartet werden. Und noch spannender: Frage: Wann lernst du mit Lernsoftware? Antwort Prozent Wenn es mir Spaß macht 61 Vor Klassenarbeiten und Tests 59 Parallel zum Unterrichtsstoff zu Hause 48 Bei schlechten Noten 38 Wenn meine Eltern es wollen 16 In der Schule 10 Die Kinder haben für sich erkannt, wie hilfreich das interaktive Lernen für sie ist, und sie setzen die neuen Möglichkeiten geschickt ein. Sch wie Schluss Dabei wird doch eines klar: Nur wer seine Kinder selbst an den Computer und seine Möglichkeiten heranführt, kann seine Kinder zu Eigenverantwortlichkeit mit den neuen Medien erziehen. Früher glotzen die Kinder stundenlang Fernsehen (nicht vergessen, das waren wir!), heute gehen sie ins Internet. Denn da ist rund um die Uhr etwas los. Und die Kids finden immer einen Gesprächspartner. Dies alles sollte nicht spurlos an uns vorüber gehen. Schließlich sollte die Kluft zwischen Kindern und Erwachsenen nicht immer größer werden. Auf elf Prozent, die ihre Kinder im Netz kontrollieren, kommen 89 Prozent, die es nicht tun. Und auf 47 Prozent der Kinder, die im Lernsoftware arbeiten, kommen immerhin 53 Prozent, die es nicht tun. Warum nicht? Weil sie keine Software haben? Nicht genügend Geld? Keine Gelegenheit? Thomas Feibel Büro für Kindermedien, e-mail:tom@Feibel.de, Internet: www.feibel.de 5. Checkliste für Fernsehsendungen Reaktionen des Kindes/der Kinder o angeregt o haben nicht aufmerksam die Sendung verfolgt, sondern etwas anderes gemacht o gelangweilt o unruhig o fingen an zu raufen, Sachen kaputt zu machen o aufgeregt o haben gelacht o entspannt o haben mitgesungen o lustig o haben mitgespielt o traurig o haben Anlehnung bei Erwachsenen, Geschwistern, Freunden gesucht o ängstlich o spielten Teile der Sendung nach Länge der Sendung o gerade richtig o zu lang Aufbau der Handlung o einfach aufgebaut - für das Kind, verständlich o Handlung zu kompliziert o zu viele Handlungsstränge nebeneinander o zu viele Rückblenden, Zeitsprünge o einzelne Personen waren für die Kinder nicht wieder zu erkennen Bildgestaltung o ruhig o zu viele Wechsel o zu viele Details Sprache o klar, anschaulich, verständlich o zu lange und schwierige Sätze o viele für Kinder unverständliche Worte o zu belehrend o zu fürsorglich o Die Sendung hatte mit der Welt des Kindes etwas zu tun, die Kinder konnten sich zurechtfinden. o Das Gesehene war den Kindern fremd, sie konnten es nicht verstehen, einordnen. o Das Gesehene war für die Kinder neu, fremd - aber in der Sendung kindgemäß aufbereitet. Die Sendung o hat die Phantasie angeregt o hatte Witz und Humor o hat die Kinder ermutigt, ihr Selbstbewusstsein gestärkt o hatte viele, zu viele Gewaltszenen o hat Verständnis für andere Menschen, andere Kinder geweckt o Effekte wurden durch billige Klamaukszenen erzielt Werte, die durch die Sendung vermittelt werden o Freundschaft o Hilfsbereitschaft o Nachgeben-Können o Mut o Die Sendung hat eine süßliche, verlogene Scheinwelt aufgebaut. o Konflikte, Probleme wurden gezeigt. o Ursachen, Zusammenhänge wurden deutlich. o Lösungen wurden vorgestellt. Mit den Lösungen konnten die Kinder o etwas anfangen o nichts anfangen o Es wurden keine Erklärungen gegeben und keine Lösungen gezeigt. Bewusster Umgang mit dem Fernsehen Das Fernsehen kann auch die Phantasie beflügeln, statt sie abzutöten. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, die zu einem bewussten, kritischen Umgang mit dem Fernsehen anleiten können: o eine Woche "fernsehfasten" o selbst mit der Videokamera (falls vorhanden) einen Film drehen o Sendungen mit Kindern nachspielen o Fotogeschichten selbst machen o ein Daumenkino herstellen (zeigt die Technik von Zeichentrickfilmen) o eine Fernsehpappattrappe basteln und Nachrichten schreiben und senden (aus Familie, Nachbarschaft, Gemeinde etc.) Es ist wie eine Medizin: Die richtige Sendung mit der richtigen Dosis zum rechten Zeitpunkt muss es sein!!! (aus: Familienpädagogisches Institut der KAB (Hrsg.): Familie und Fernsehen. Arbeitshilfe für Familienkreise Nr. 18, Haltern o. J. Diese und andere Arbeitshilfen der KAB können bezogen werden über folgende Adresse: Familienpädagogisches Institut der KAB, Annaberg 40, 45721 Haltern, Tel. 023 64/1050, email: hvhs.koenzgen@t-online.de). 6. Medienbiographie Medienerlebnisse als Zugang zu Lebensgeschichte und Alltagsgestaltung In den letzten Jahren hat die wissenschaftliche Medienforschung die Bedeutung des Subjekts für die Medienwirkung verstärkt wahrgenommen: Medienwirkung ist immer auch subjektive Mediennutzung. Der einzelne bedient sich der Medien zu eigenen Zwecken. Die Begriffe "Medienbiographie", "Mediengenerationen" und "Medienökologie" beschreiben Konzepte, die sich aus diesen Forschungen ergeben haben: u Lebensgeschichten können unter medienbiographischer Perspektive beschrieben werden: Welche Medienerlebnisse haben in einer Biographie überhaupt eine Rolle gespielt? An welcher Stelle der Biographie haben sie eine Rolle gespielt? Welche Bedeutung kommt ihnen zu und wie verändert sich diese Bedeutung in der Zeit? u Der Begriff der Mediengenerationen bezeichnet die Tatsache, dass bestimmte Medienerlebnisse für bestimmte Generationen typisch sein können, dass individuelles Medienerlebnis durch ein kollektives Medienerleben mitbestimmt ist. u Der Begriff Medienökologie beschreibt die Tatsache, dass unterschiedliche Mediennutzungen von Subjekten in Alltagsabläufe eingebunden werden und in ein Gleichgewicht gebracht werden müssen, damit Wirklichkeitswahrnehmung und Selbstinterpretation "realistisch" und "lebensdienlich" bleiben. Vorschläge, wie die subjektive, biographische Dimension der Mediennutzung in der Bildungsarbeit thematisiert und methodisch aufgegriffen werden kann: Die Erinnerungsreise Zu neutraler Musik geht der Gesprächsleiter einen biographischen Weg, indem er einzelne Stationen benennt: das erste Buch, Radioeindrücke, die Lieblingsfernsehsendung in der Kindheit, die Musik der Pubertät, ein Lied, das man nicht vergessen hat usw. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind aufgefordert, sich treiben zu lassen und ihren Erinnerungen Raum zu geben. Daran schließt sich ein Austausch über die jeweiligen Erinnerungen an. Es werden schnell Gemeinsamkeiten und Differenzen deutlich, die im Gespräch weiter präzisiert werden können. Abschließend kann der Gesprächsleiter Fragestellungen thematisieren wie: u Gib es Medienerlebnisse, die Sie aus der Bahn geworfen haben? u Warum haben Sie selbst gerne Comics gelesen, finden das jetzt aber bei ihren Kindern schlecht? u Was würde Ihnen fehlen, wenn es Film, Fernsehen, Radio usw. nicht geben würde? u Gibt es Medienerlebnisse, die sie als Schlüsselerlebnisse ihrer Biographie bezeichnen würden? Das Medienpanorama Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden in Gruppen von vier bis sechs Personen aufgeteilt, die jeweils ein großes Plakat erhalten, auf das am unteren Rand ein Zeitstrahl eingezeichnet ist, der je nach Gruppe von etwa 1940 bis in die Gegenwart reicht. Die Aufgabe besteht darin, auf dem Plakat prägende Medienerlebnisse zu markieren, denen man gesellschaftlichen, überindividuellen Rang zubilligt. Dafür stehen etwa 30 - 45 Minuten zur Verfügung. Anschließend werden die Plakate aufgehängt, von den jeweiligen Gruppen vorgestellt und gemeinsam besprochen. Das Gespräch kann dann zum Beispiel generationentypische Erlebnisse weiter ausdeuten: Warum die Fußballweltmeisterschaft 1954, warum "Vom Winde verweht" usw. Der Erinnerungsimpuls Der Referent oder Gesprächsleiterin hat eine Tonkassette oder ein Videoband vorbereitet, mit deren Hilfe er/sie entweder diejenigen Musikeindrücke oder diejenigen Spielfilmerlebnisse vorstellt, die für ihn/sie selbst von entscheidender Bedeutung waren. Der Impuls weckt die Gesprächsbereitschaft der Teilnehmer und Teilnehmerinnen und bietet ihnen die Möglichkeit, ihr eigenes Medienerleben in ein Verhältnis zum Erleben des Referenten und der Referentin zu setzen. Das Gespräch kann dann auf dieser Ebene belassen werden oder in systematische Überlegungen zu Fragen von Medienbiographie, Mediengenerationen und Medienökologie kanalisiert werden. Die Medien des Tages Jeder erhält ein vorbereitetes Tagesraster, das sich von etwa 6 Uhr bis etwa 23 Uhr erstreckt. Die Aufgabe besteht nun darin, in Einzelarbeit den Tageszeiten typische Mediennutzungen zuzuordnen. Dafür stehen etwa fünfzehn Minuten zur Verfügung. Anschließend werden die Raster miteinander verglichen und besprochen. Im zweiten Arbeitsschritt sollen die aufgelisteten Mediennutzungen jetzt in einer zweiten Spalte in ihrem subjektiven Stellenwert erfasst und beschrieben werden: Was bedeutet das Zeitunglesen beim Frühstück für mich? Warum schaue ich mir regelmäßig die Tagesschau an? Usw. Auch hierfür sind etwa fünfzehn Minuten vorgesehen. Die erneute Zusammenführung, Auswertung und Besprechung kann durchgeführt werden in Aussagen über die Sinnstiftungsfunktionen von Alltagsmedien und die Rolle von ritualisierten Mediennutzungen. Auch eine Unterfütterung mit statistischen Angabe über Nutzerverhalten ist denkbar. Das aktuelle Beispiel Immer wieder gibt es vor allem in der Fernsehwerbung Spots, die bestimmte Medienbiographien oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Mediengenerationen voraussetzen. Ein Beispiel: Werbung für den Ford Cougar (Januar 1999): Dennis Hopper sieht an einer Tankstelle ein Motorrad mit schrägem Lenker. Erinnerungen an seine Jugend werden wach: Musik setzt ein: Born to be wild von Steppenwolf. Das Motorrad holt ihn ein. Er begegnet sich selbst, dreißig Jahre jünger: Ausschnitte aus dem Film ,Easy Rider' von 1969. Wie er selbst, damals auf dem Motorrad, setzt er sich jetzt im Auto eine dunkle Sonnenbrille auf. Dann fährt er sich selbst mit dem Auto davon. Einblendung: Die Rückkehr zur Freiheit. Der Spot funktioniert so nur bei denen, für die Easy Rider ein Begriff ist. Dann aber ist er ein zündender Einstieg in Fragen der Medienbiographie und Überlegungen zu "Mediengenerationen". (aus: Martina Höhns, Chancen und Risiken der Mediengesellschaft. Ein Lese- und Arbeitsbuch, Bernward bei Don Bosco, München 2000) 7. Kinder- und Familienkino Gute Erfahrungen wurden mit Kinder-Kino-Veranstaltungen oder einem "Familien-Erlebniskino" gemacht. Ein Familienkreis plant und führt einen Familienfilmtages durch. Beim "Familien-Erlebnis-Kino" schauen Eltern und Kinder gemeinsam einen ausgewählten, qualitativ wertvollen Kinderfilm an und setzen sich auf je eigene Weise mit den Filmerlebnissen auseinander. In diesem Zusammenhang erhalten die Eltern die Möglichkeit, sich über das Medienerleben der Kinder und den Medienumgang in der Familie auszutauschen. (aus: Themenheft: E-Mail, Chat und Internet. Familienwelten - Computerwelten, in: Neue Gespräche. Handreichungen für Familien und Gruppen 2/2000) 8. Unterhaltung um jeden Preis? Der Konflikt zwischen Medien und Medienethik Medien sind aus der Moderne nicht mehr wegzudenken und spielen eine dominate Rolle im Alltag der Menschen. Mit Hilfe der Medien sind die Menschen im Stande, miteinander in Beziehung zu treten, zu kommunizieren und aufzuklären sowie Informationen zu erhalten, die den Wissensstand einer Gesellschaft verändern. Das gilt sowohl für die Print-Medien als auch für die Bild- bzw. elektronischen Medien. Doch auch wenn die Medien den sozialen Austausch zwischen den Individuen oder Gesellschaften und Staaten begünstigen, die Mediengesellschaft sich zu einem globalen Dorf verwandelt hat, werden durch solche Prozesse dennoch Risikopotenziale erzeugt. Das Fernsehen als wirkungsvollstes Medium gilt als ein besonderer Entstehungsort von Gefahren und Risiken, nicht nur für die Produzenten, sondern auch für die Konsument/innen, d.h. für die Zuschauerin und den Zuschauer. Im Kampf der Fernsehsender um Einschaltquoten geraten ethische Gesichtspunkte immer stärker in den Hintergrund. Bei der Jagd nach Neuigkeiten und sensationellen Bildern wird nichts mehr unversucht gelassen. Dabei haben zwei Themen zunehmend an Gewicht gewonnen: der tägliche Tod und das erotische Bild. Diese Entwicklung hat in der Öffentlichkeit eine Reihe von Diskussionen ausgelöst. Dahinter verbirgt sich die Befürchtung, dass sich die dargestellten Gewaltszenen im Fernsehen negativ auf die Gesellschaft und insbesondere auf die jüngere Generation auswirken. Gewalt auf dem Bildschirm, so folgert man, produziert Gewalt auf den Straßen und eine Verrohung der Gesellschaft. Doch es ist nicht nur inszenierte, sondern auch die wirkliche Gewalt, die als Entertainment genutzt wird. In der heutigen Unterhaltungskultur ist eine Trennlinie zwischen Privatem und Öffentlichem nicht mehr zu erkennen. Der Trend heißt "Reality-TV", ob im Container oder auf einsamen Inseln. Zugespitzt formuliert: Die Wirklichkeit wird zur Unterhaltung eingeschaltet, ausgeschaltet wird die Bereitschaft, diese Wirklichkeit verantwortlich mitzugestalten. Ein Beispiel dafür ist die Berichterstattung über die Ostern 2000 im philippinischen Dschungel verschleppten Geiseln. Um an Bilder und Tonaufnahmen mit den Geiseln zu kommen, gehen Journalisten so skrupellos vor, dass sie sich damit selbst in Gefahr bringen und so das Drama in die Länge ziehen. Dieses medial geschaffene Ereignis wird wiederum zu einer Wirklichkeit für die Zuschauer. Ihnen rücken Aktualitäten dieser Art in "sichtbare Nähe". Wir erfahren sie oftmals an uns selbst, wenn wir nicht mehr unterscheiden können, ob wir einen bestimmten Vorgang selbst erlebt oder im Fernsehen gesehen haben. Diese Entwicklung ist ambivalent, denn auf der einen Seite enthält sie das Risiko des Realitätsverlustes. Andererseits kann sie jedoch eine bisher unbekannte Empatie erzeugen. Das belegt die große Hilfsbereitschaft, auf die vom Fernsehen koordinierte Hilfsaktionen immer wieder treffen. Denn durch die Medien erfahren die Zuschauer/innen vom Leid anderer; wenn auch nur passiv bzw. mittelbar. Die Gefahr eines Realitätsverlusts betrifft insbesondere die jüngere Generation, deren Wirklichkeitsverständnis noch form- bzw. verformbar ist. Neue Fähigkeiten müssen ausgebildet werden, um sich dieser Herausforderung verantwortungsbewusst zu stellen. Diese Entwicklung hat Folgen sowohl für die Medienethik als auch für die Medienpädagogik. Neben der "Bewahrpädagogik", die sich für ein Verbot von gewalthaltigen Filmen im Fernsehen ausspricht, hat sich im Laufe der letzten Jahre eine Medienpädagogik durchgesetzt, die den autonomen, kritischen, reflektierenden und mündigen Umgang mit den Medien im Kindes- und Jugendalter befürwortet. Doch medienpädagogische Aufgaben fallen keinesfalls nur den Schulen zu, sondern fordern auch das Engagement von Elternhaus und Medienverantwortlichen in wechselseitigem Sinne. In den Schulen sollen Schüler/innen durch aktive Medienarbeit lernen, welche Art von Wirklichkeitsebene dargestellt wird. Anhand von Filmbeispielen und der Kenntnis von verschiedenen medialen Darstellungsformen bzw. Techniken kann die eigene Wahrnehmung geschult werden, so dass der Nutzer lernt, die Qualität eines Films selbst zu beurteilen und zwischen einem guten bzw. dramaturgisch schlecht aufgebauten Film zu unterscheiden. Ein entscheidender Schritt bei der medienpädagogischen Arbeit für Eltern und Erziehende ist durch den neuen Rundfunkstaatsvertrag geleistet worden. Hier zeigt sich die Verzahnung zwischen ethischen und pädagogischen Fragestellungen. Auf jugendschutzrelevante Sendungen muss in der zulässigen Ausstrahlungsfrist (22 bis 6 Uhr) mündlich hingewiesen werden. Indizierte Filme, schon bisher nur ab 23 Uhr unter Einschränkungen erlaubt, sind im Fernsehen künftig generell "unzulässig". Ausnahmen müssen genehmigt werden. Problematische Nachmittags-Talkshows von Privatsendern müssen auf abendliche Sendetermine verschoben werden. Die Landespolitiker/innen haben vor, sämtliche Fernsehsender stärker in die Pflicht zu nehmen, die Menschenwürde in ihren Programmen zu schützen, vorrangig gegenüber Aktualität, Einschaltquoten und dem allgemeinen Wettbewerb. Die Diskussion um "Big Brother" zeigte, wie schwierig es im Einzelfall ist, eine Entscheidung zu treffen zwischen der freien Entscheidung des einzelnen, was er sehen möchte, und der moralischen Verpflichtung des Senders, die Würde und Privatsphäre des einzelnen zu achten. Heike Mensink-Schauer 9. Projekt "Spitze Feder" Ein kommunikatives Bindeglied zwischen Fernsehmachern und -konsumenten Die Spitze Feder ist eine Initiative des Katholischen Deutschen Frauenbundes der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Sie wird gefördert von der Bischöflichen Stiftung zur Förderung der sozialen Kommunikation der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Unter dem Namen "Spitze Feder" haben sich kritische Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer zu einem "Aktionskreis zur Fernsehbeobachtung" zusammen geschlossen. Hauptaufgabe der "Spitzen Feder" ist es, Fernsehkritiken, die die Mitglieder der Spitzen Feder schriftlich formulieren, zu sammeln und an die öffentlich-rechtlichen und privaten Sendeanstalten weiterzuleiten. Ebenso wie die Kritiken werden auch die Reaktionen der Sender im monatlich erscheinenden Infobrief veröffentlicht. Die "Spitze Feder" wird so zum kommunikativen Bindeglied zwischen Fernsehmachern und -konsumenten. Ziel der Spitzen Feder ist einerseits, den kritisch-konstruktiven Dialog zwischen Fernsehzuschauerinnen und -zuschauern und Sendern anzuregen und zu unterstützen. Andererseits bietet die Spitze Feder ein öffentliches Forum für Fernsehkritik. Den Dialog pflegen ... ... Ihre Meinung ist gefragt! Durch die Veröffentlichung von Kritiken der Mitglieder der Spitzen Feder und den Reaktionen der Sender im regelmäßig erscheinenden Info-Brief wird diese Form der Medienarbeit politisch. Die Mitglieder erhalten in regelmäßigen Abständen einen kostenlosen Info-Brief, mit Informationen aus der Medienwelt, einem Forum, in dem ausgewählte Kritiken und die Reaktionen der Sender zusammengefasst sind, sowie Beobachtungsvorschläge. Ferner bieten wir Weiterbildung im Bereich Medienforschung an. Einen regelmäßigen Austausch ermöglichen die Netzwerktreffen. Besser fernsehen ... Fernsehen ... verbessern Weitere Infos: Redaktion Spitze Feder, Heike Mensink-Schauer, Steig- str. 10, 72669 Unterensingen, Tel: 0049/(0)7022-65363, Fax: 0049 (0)7022-67279, e-mail: Hmensink Schauer@aol.com B. Medien in der Familie - Wie nutzen wir Medien? 1. Mediennutzung in Deutschland - Empirische Daten Die Nutzung von Medien nimmt einen erheblichen Anteil am Zeitbudget des Tages ein. Für Erwachsene ergibt sich eine Nutzungszeit von durchschnittlich mehr als 8 Stunden am Tag, für Jugendliche von mehr als 6 Stunden. Dabei ist zu bedenken, dass Hörfunk, CDs/Kassetten und teilweise auch das Fernsehen Begleitmedien sind, die die Aufmerksamkeit nicht vollständig auf sich ziehen. Zu berücksichtigen ist auch, dass am Wochenende der Medienkonsum höher ist als an den Arbeitstagen und in der Tabelle der Durchschnittswert angegeben ist. Unter den Medien sind Radio und Fernsehen die mit Abstand meistgenutzten Medien. Mediennutzung in Deutschland 2000 Quelle: Televizion 13/2000/2 Beurteilung der Wichtigkeit einzelner Medien Die Bewertung der subjektiven Wichtigkeit der einzelnen Medien weicht erheblich von der Nutzungsdauer ab. Insbesondere Zeitungen, Zeitschriften und Bücher wird eine höhere Wichtigkeit zugesprochen als ihrem Zeitanteil anspricht. Fernsehnutzung Die Haushalte sind heute nahezu flächendeckend mit Fernsehgeräten ausgestattet. Sie haben zum größten Teil Kabelanschluss oder Sattelitenempfänger und können somit auf eine große Anzahl von Programmen zugreifen. Die tägliche Nutzungsdauer von Erwachsenen ist seit 1992 um mehr als eine halbe Stunde täglich angestiegen, die der Kinder im Wesentlichen gleich geblieben. Bei Jugendlichen zeigt sich folgender Trend: Quelle: AGF/GfK Fernsehforschung Tagesreichweite: durchschnittlicher Anteil der Jugendlichen, die an einem Tag fernsehen; Sehdauer: durchschnittliche Sehdauer bei Berücksichtigung aller Jugendlichen Verweildauer: durchschnittliche Sehdauer bei Berücksichtigung nur der Jugendlichen, die an diesem Tag fernsehen. Jungen und Mädchen unterscheiden sich kaum in der Nutzungsdauer, jedoch sehr in ihren inhaltlichen Vorlieben: Quelle: Televzion 13/2000/2 Computernutzung Der Anteil der Haushalte mit Computern hat sich zwischen 1992 und 2000 von 17 % auf 40 % erhöht. Die Nutzung von Computern geht dabei - zumindest bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen (bis 29 Jahre) - nicht mit einem Rückgang der Nutzung anderer Medien einher. Auffallend ist die deutlich stärkere Nutzung aller Printmedien durch "Computer-User". Zu berücksichtigen ist dabei, dass sie in der Regel einen höheren Bildungsabschluss haben und wohl vielfach noch in schulischer und universitärer Ausbildung stehen und deshalb viel lesen - insbesondere Fachbücher. Bücher Entgegen manchen Befürchtungen nimmt die Leseaktivität nicht ab, sondern eher zu. Allerdings gilt dies im wesentlichen nur für den ohnehin lesenden Teil der Bevölkerung. Die Schere zwischen Viel- und Weniglesern öffnet sich weiter. Ein genereller Rückgang der Lesehäufigkeit ist allerdings bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen festzustellen. 2. Medien als Begleiter und Spiegel Längsschnittstudie zu Medienerfahrungen von Jugendlichen Ist Jugendzeit nur Medienzeit? Haben die Jugendlichen für nichts anderes mehr Interesse als für den Bildschirm? Was suchen die Jugendlichen in den Medien, und welche Rolle spielen dabei ihre Eltern? Negativ-gefärbte Vorstellungen über den Umgang der Jugendlichen mit Medien halten sich hartnäckig, doch der gelebte Medienumgang in Familien wurde bisher im deutschsprachigen Raum kaum empirisch erforscht. Nun liegen dazu Ergebnisse einer Längsschnittstudie des Deutschen Jugendinstituts vor. Von 1992 bis 1998 wurden 22 Münchner Jugendliche und deren Familien über die Zeit ihrer Jugend hinweg (von 13 bis 20 Jahren) dreimal zu ihren Medienerfahrungen befragt. Freunde sind wichtiger als Fernsehen und die anderen Medien Im Alter von 13/14 Jahren spielen die Medien, insbesondere das Fernsehen, insgesamt eine zentrale Rolle, doch mit 15/16 Jahren tritt bei den Jugendlichen ein Effekt der "Sättigung" ein. Durch das wiederholte Sehen von Serien und Spielfilmen ist ihnen mittlerweile vieles bekannt, zumal die meisten Serien immer "nach dem gleichen Strickmuster" gebaut seien. Die Suche nach den individuellen Themen ... Was suchen die Jugendlichen in den Medien? Die Medien enthalten eine Palette von Themen, in denen die Jugendlichen immer etwas "für sich" finden und in denen sie Antworten auf ihre Fragen und Zweifel bekommen, auch wenn diese Antworten sehr vielfältig und unterschiedlich sein können: Wie verhalte ich mich, wie sehe ich mich selbst, wie sehen mich die Eltern, wie die Freunde, wie komme ich als Mädchen, als Junge bei den anderen an? - Dabei stechen zwei Themenbereiche besonders hervor: ' die Suche nach Bildern des Männlichen und des Weiblichen; ' die Suche nach der Herkunft und nach den eigenen Wurzeln. Bei der Themensuche der befragten Jugendlichen zeigt sich in der Auswahl ihrer Lieblingsfilme ein Leitmotiv: Es ist die Suche und das Bedürfnis nach Sicherheit, Verlässlichkeit sowie nach dem Gefühl der Geborgenheit. Die befragten Jugendlichen bearbeiteten dieses Thema in der Weise, dass sie sich einerseits mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinander setzten. Die Medienerfahrungen der Vergangenheit bewahren in einer verschlüsselten Form die früheren Kindheitserlebnisse auf. Die individuellen Medienerfahrungen sind für sie wichtige Markierungspunkte in der eigenen Biographie. Auf der anderen Seite konzentriert sich die Suche nach den Bildern des Männlichen und des Weiblichen auf ihr Selbstbild als junge Frau und als junger Mann und auf die Suche nach dem eigenen Weg. Die Lieblingsfilme enthalten den Stoff, aus dem ihre Zweifel und Träume sind, und regen sie an, sich ihr eigenes Leben in der Zukunft auszumalen. Die Medien mit ihren Geschichten werden für sie zu Spiegeln ihrer eigenen Lebenssituation. Medien als persönliches Gesprächsthema und als persönlicher Gewinn Spielfilme, Serien, Stars sowie die Musikstile sind nicht nur ein Bestandteil des gemeinsamen kulturellen Wissens der Jugendlichen, sondern auch Ausdruck ihrer gemeinsamen Jugendkultur, denn sie greifen damit auf einen gemeinsamen Vorrat an Geschichten und Informationen zurück, auch wenn sie diese jeweils für sich unterschiedlich erleben oder verarbeiten. Wer etwas über einen Medieninhalte erzählt, der erzählt meist auch eine Geschichte aus seinem eigenen Leben. Die Jugendlichen verwenden ihre Lieblingsmedien nicht nur für sich, sondern vor allem für ihre sozialen Beziehungen und um mit ihren gleichaltrigen Freunden in Kontakt zu kommen: Medieninhalte sind ein Standardthema in den Gesprächen mit Freundinnen und Freunden und mit Geschwistern und Eltern. Medien bilden einen Rahmen für gemeinsame Tätigkeiten sowohl in der Familie als auch in den Gleichaltrigen-Gruppen (gemeinsames Fernsehen, Musikhören, Video- und Telespielen, gemeinsamer Besuch von Kinos, Konzerten, Büchereien u.ä.). Das Reden über Medien insgesamt ist zu einem selbstverständlichen Bestandteil der alltäglichen Kommunikation geworden und hat in den Familien sowie in den Gleichaltrigen-Gruppen eine besondere Qualität bekommen. Denn das Sprechen über Serien oder Spielfilme erlaubt es den Jugendlichen, die Mediengeschichten abzuwandeln, indem sie beim Erzählen ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle mit einbeziehen und so nicht gleich mit ihrem "eigenen Thema" oder ihrer "eigenen Meinung" herausrücken müssen. Was das Reden über Medien in den Familien betrifft, so teilen die Eltern mit, dass ihre Töchter und Söhne ihnen oftmals ausführlich von Spielfilmen oder Serien berichten, so dass eigentlich deutlich auf der Hand liegt, was den jeweiligen Jugendlichen innerlich beschäftigt. So sprechen die Töchter und Söhne ihre Eltern nach dem gemeinsamen Anschauen von Beziehungsfilmen oftmals auf die Eltern-Paarbeziehung an: "Lasst ihr euch auch scheiden?", "Liebt ihr euch noch?", "Werdet ihr auch zusammen alt?" ... Eltern als kritische Förderer und Begleiter Entgegen der geläufigen Auffassung, dass die Medien die Familienmitglieder voneinander isolieren, wird in den Familien meist sehr viel über Medien geredet. Dieses gemeinsame Reden über Medien findet etwa bis zum 15. Lebensjahr statt. Ab dem 16. Lebensjahr nimmt dies wieder ab und geht einher mit der Abnahme des (gemeinsamen) Fernsehens sowie dem Wunsche der Jugendlichen, sich mehr mit den Freundesgruppen zu treffen sowie sich mehr von den Geschmacksvorlieben und Alltagsgewohnheiten der Eltern abzusetzen. Ferner werden in diesem Alter die Themen Schule, Ausbildung, Studium, Beruf und die positiven und negativen Erfahrungen mit ihren Freundschaften wichtiger. Es wird in den Familien viel über Medien geredet, gestritten und gelacht. Beim Reden über Medien werden unterschiedliche Vorstellungen und Ansichten ausgetauscht und vermittelt. Mit 15/16 Jahren nimmt der gemeinsame Medienumgang ab. Beide Generationen lassen voneinander los, werden selbständiger und grenzen sich über ihre unterschiedlichen Medien- und Geschmacksvorlieben voneinander ab. Die Beschäftigung mit Medien wird für Eltern und Jugendliche gleichermaßen zu einer "Zeit für sich" sowie zu einer "persönlichen Angelegenheit". Der Medienumgang in den Familien beginnt mit dem Gemeinsamen und mündet im Individuellen. Im Gegensatz zu ihren eigenen Erfahrungen aus ihren Herkunftsfamilien, in denen Fernsehen und Radio eher tabuisiert und problembeladen waren, sehen die Eltern in den Medien für ihre Kinder insgesamt mehr entwicklungsfördernde Aspekte als schädliche Wirkungen. Die Eltern sind aber auch das unmittelbare Vorbild im Umgang mit Medien. Wie Eltern mit Filmen, Serien, Musik und Büchern umgehen, das schauen sich die Töchter und Söhne von ihnen ab. Im Lauf der Jahre entsteht dabei ein familien-spezifisches kulturelles Erbe, das von den Jugendlichen dann ab dem 14./15. Lebensjahr stark in Frage gestellt wird, indem der häuslichen Kultur die eigenen Vorlieben und Interessen entgegengesetzt werden. Doch trotz dieser Rebellion und Abgrenzung bleibt ein Teil dieses kulturellen Erbes erhalten. Jürgen Barthelmes/Ekkehard Sander (gekürzt aus DJI Bulletin Heft 51/52 Oktober 2000, 18-22) 3. Bildung im Zeitalter der Beschleunigung Aus Weltwissen muss Lebenswissen werden Das Internet ist zum neuen Symbol des Weltwissens geworden. Es bietet eine unübersehbare Datenfülle. Aber Daten sind noch kein Wissen. Wo alles gewusst werden könnte, kommt es vielmehr auf die Klärung der Frage an, was wir wissen wollen sollen. Computer und Internet sind nützliche und effiziente Werkzeuge. Sie sind Hilfsmittel und weniger Gegenstand des Lernens. Schulen und andere Bildungsinstitutionen können dazu beitragen, dass die Kompetenz, sie zu nutzen, als eine dem Lesen, Schreiben und Rechnen vergleichbare Kultur-technik möglichst allen zur Verfügung steht. Aber die Bereitstellung technischer Mittel und die Schulung, sie zu bedienen, sichern noch nicht den Lernerfolg. Der zentrale Bildungsauftrag muss lauten: Lernen, aus der unermesslichen Menge verfügbarer Daten diejenigen herauszugreifen, die lebensdienlich sind. Die Suche nach dem rechten Wissen ist aber mehr als die Frage nach einer möglichst sachgerechten und effizienten Auswahl und Begrenzung. Weil wir mehr sind, als wir gelernt haben und jemals lernen können, brauchen wir weiter reichende Maßstäbe zur Beurteilung des Wissens. Die alte Unterscheidung zwischen Wissen und Weisheit erhält eine neue Aktualität. Die neuen Kommunikationstechnologien machen alles effizienter und schneller Der Computer ist ein super-tool. Durch seine immer größeren Berechnungskapazitäten ist er geeignet, schlechterdings alles, was in einem funktionalen Zusammenhang steht, zu strukturieren und zu optimieren. So werden ganze Kontinente neuer Gestaltungsmöglichkeiten erschlossen (Gentechnik, Nanotechnik etc.). Nicht nur Wissenschaft und Technologie profitieren von dem neuen Medium. Alle Arten von Logistik in Politik und Verwaltung, Militär- und Finanzwesen werden durch das neue Super-Werkzeug optimiert und beschleunigt. Die Auswirkungen auf die Wissenschaft und ihre Anwendungen führen zu einer rasanten Beschleunigung. Wissen und Machen sind untrennbar verbunden, junge Menschen müssen dazu ausgebildet werden, in dieser Welt der neuen Technologie gut zu bestehen, sie müssen so gut gebildet sein, dass sie sie beherrschen können. (Auszüge aus: tempi - Bildung im Zeitalter der Beschleunigung, zu beziehen über: Bereich Glaube und Bildung des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz, Postfach 29 62, 53 129 Bonn) 4. "Computersucht": Vielspieler am Computer Untersuchungen zeigen, dass die Faszination des Computerspiels in der Anfangsphase sehr (zeit-)intensiv sein kann: stundenlanges Spielen kann zunächst die Regel sein. Diese Phase, die sich über Monate erstrecken kann, geht jedoch vorbei. Die Anziehungskraft des Computerspiels wird dann durch die Anziehungskraft, die andere Freizeitaktivitäten für das Kind wiedergewinnen, abgeschwächt. Sollte die Faszination durch das Computerspiel über längere Zeit andauern, so sollten Eltern nach Bedingungen in der unmittelbaren Nahwelt des Kindes suchen, die den Rückzug vor den Computer begünstigen. Der starke Sog, den Computer- und Videospiele auf einige Kinder ausüben, liegt bei vielen Nutzern nicht in den Spielen begründet, sondern ist ein äußeres Anzeichen für dahinterliegende Probleme. Die intensive Zuwendung zum Computer kann dann als Hilfeschrei des Kindes verstanden werden. Ursachen für eine übermäßige Nutzung des Computers, die sich über viele Monate hinzieht, können sein: 1. schulische Probleme (Überlastung, Überforderung, Versagensängste etc.) 2. Probleme mit Freunden 3. fehlendes Urvertrauen, nicht vorhandenes Selbstwertgefühl, Entmutigung 4. starke Spannungszustände bei gleichzeitig fehlendem Stressabbau 5. ein gefühlsmäßig "leeres" Familienklima, unbefriedigende Eltern-Kind-Beziehungen, Gleichgültigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen 6. Eltern, die selbst zeitintensive Mediennutzer sind 7. nicht vorhandene andere Freizeitangebote. Wenn die Eltern das "Computern" bei einer zwanghaften Bindung an die elektronischen Spiele verbieten, hilft das kaum. Das Verbot führt schnell zu Machtkämpfen, an dessen Ende gegenseitige Hilflosigkeit und Ohnmacht stehen. Wichtiger ist es, gemeinsam mit dem Kind den Ursachen für die intensive Computernutzung auf die Spur zu kommen und nach Auswegen zu suchen. Lösungen, die sich dabei gegen das Kind richten, werden von ihm nicht anerkannt und verschärfen die Situation. (aus der Broschüre: "Nicht laufen lassen!" Kinder, Fernsehen und Computer" hrsg. v. der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 51101 Köln. Sie kann dort kostenlos bestellt werden.) 5. Medienkompetenz für Kinder Wer sieht fern? Jedes Kind erlebt das Fernsehen auf seine Weise. Die Wer-Frage gilt persönlichen Merkmalen der Kinder wie Alter, Intelligenz, Familie und sozialem Umfeld. Wegen der unterschiedlichen Biographien sind Verallgemeinerungen nur sehr begrenzt gültig. Dass sich etwa das Fernsehverhalten Elf- und Zwölfjähriger demjenigen Erwachsener annähert, besagt für den Einzelfall gar nichts - es geht vielmehr um individuelle "Medienkompetenz". Den kompetenten Umgang mit dem Medium erwirbt man sich jedoch nicht durch häufiges Fernsehen. Er ist vielmehr Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses, der unter elterlicher Anleitung am besten gelingt. Viele Fernsehkarrieren beginnen schon im Alter von wenigen Monaten. Kleine Kinder fühlen sich leicht vom Fernseher in den Bann gezogen, auch wenn sie das Gesehene noch gar nicht richtig wahrnehmen können. Selbst viele Fünf- und Sechsjährige können die vorbeirauschenden Bilder weder verstehen noch einordnen. Im Laufe der Entwicklung müssen die Kleinen vor allem lernen, sich von den emotionalen Eindrücken des Fernsehens zu distanzieren, dem Augenschein zu misstrauen und stärker auf das zu achten, was sich im eigenen Kopf abspielt. Kinder können die Fernsehscheinwelt am ehesten entlarven, wenn sie ihre Fernseheindrücke mit dem eigenen Erleben vergleichen. Dies fällt Kindern schwerer, wenn sie sich das Fernsehen angewöhnt haben, bevor sie eigene soziale Erfahrungen sammeln konnten. In weiteren Lernschritten sollten Kinder die Fähigkeit erwerben, inhaltliche Zusammenhänge zeitversetzter Szenen zu verstehen, verschiedene Handlungsstränge zu verknüpfen sowie Gefühle und Motive von Fernsehpersonen zu erkennen. Schließlich geht es auch um Werbekompetenz. Diese erfordert allerdings mehr, als Werbung vom Programm unterscheiden zu können: Es geht um die Erkenntnis, dass Werbung Wünsche und Begehrlichkeit für Dinge wecken soll, die Geld kosten. Wann sieht das Kind fern? Ein Fernsehkind muss lernen, seine Bedürfnisse aufzuschieben. Schaltet das Kind den Fernseher ein, wenn es nicht allein sein und sich nicht beschäftigen kann? Ist es an Sofortgenuss und schnelle Bedürfnisbefriedigung gewöhnt? Reagiert es auf "Entzug" wütend und frustriert? Solche Reaktionen mögen bei Kleinkindern noch als normal verstanden werden. Bei größeren aber zeigen sie, dass die Kinder in ihrer Entwicklung zurückgeblieben sind. Sie erwarten, dass jeder Wunsch sofort erfüllt wird. Erst wenn ein Kind seine Bedürfnisse aufschieben und auch Hunger und Durst aushalten kann, ist es auf seinem Reifungsweg gut vorangekommen: nicht jeder Verlockung und jedem Impuls sofort nachzugeben, sondern freie Zeit zu strukturieren und durch eigenes Tun auszufüllen. Erst im souveränen Umgang mit sich selbst gewinnt ein Kind Sicherheit und emotionale Stärke. Mit dem Fernseher aus dem Alltag zu flüchten ist das falsche Rezept. Nach dem Abschalten kehren dieselben Unlustgefühle zurück. Es ist der typische Flucht- oder Eskapismuseffekt, den der Philosoph Theodor W. Adorno als "Kreisbewegung zurück zum Ausgangspunkt" beschrieben hat. Es ist dabei ebenso kontraproduktiv, eine "gute Tat" mit Fernsehen zu belohnen: Damit würde der Fernseher als Erziehungsmittel missbraucht und aufgewertet. Ein Kind muss erfahren, dass auch TV-Vorschriften zu den normalen Spielregeln zählen. (aus: Ulrich Eicke, Medienkompetenz für Kinder, in: Psychologie heute Nr. 5, 1998) 6. Elternabend im Kindergarten Faszination Fernsehen - Fernsehen im Lebensalltag der Familie Kinder und auch Erwachsene sind fasziniert vom Medium Fernsehen. Hier finden sie Spannung und Abenteuer, Muße und Freizeit, Freunde und Nähe. Gleichzeitig kann Fernsehen auch belasten: Angst, Stress, Unruhe, Einschränkung von Bewegung und Kontakten, Konflikte in der Familie. Dieses spannungsreiche Verhältnis von Faszination Fernsehen auf der einen Seite und dessen möglichen problematischen Folgen auf der anderen Seite will dieser Elternabend thematisieren. Um die Faszination und die Ängste der Kinder beim Fernsehen anschaulich kennen zu lernen, fertigen die Kindergarten- bzw. Grundschulkinder in Zusammenarbeit mit der Erzieherin bzw. Lehrerin zur Vorbereitung eines Elternabends Zeichnungen zu folgenden Fragen an: 1. Welche Fernsehsendungen bzw. -szenen machen dir Spaß? 2. Welche Fernsehsendungen bzw. -szenen machen dir Angst? Die Bilder dienen am Elternabend - thematisch gruppiert aufgehängt - als Einstieg. Ziele - Die Eltern lernen die Fernseh-Ängste und -Vorlieben ihrer Kinder konkret kennen. - Die Eltern reflektieren ihre eigenen Fernseh-Erinnerungen und Vorlieben. - Die Eltern lernen die Funktion und die Bedeutung des Fernsehens für den Lebensalltag ihrer Kinder kennen. - Die Eltern diskutieren über die möglichen problematischen Folgen der Fernsehfaszination ihrer Kinder und suchen Lösungen. Die Wandplakate können so aussehen Kinder wollen ' Spaß ' Unterhaltung ' Freunde ' Rückzugsmöglichkeiten ' Geborgenheit ' Bewegung ' Action ' Emotionen ' Stark sein Fernsehen bietet ' Spaß und Unterhaltung, z.B. Zeichentrick, Slapstick ' Freunde, z.B. Heidi, Wicki ' Starke Figuren, z.B. Power Rangers, Knight-Rider ' Emotionen, z.B. Angstlust, Weinen, Lachen ' Rückzugsräume und Geborgenheit, z.B. Abgrenzung zu Erwachsenen ' Bewältigungsangebote für Probleme, z. B. Alleinsein, Konflikte aber auch ' Angst, z.B. Gruselfilme, angst besetzte Szenen ' Gewalt, z.B. Nachrichten, Schlägerei, Mord ' Orientierungs- und Maßlosigkeit, z.B. riesiges Angebot an Filmen, hoher Aufforderungscharakter, Vielzahl an Werteangeboten ' mögliche Freizeitfalle, z.B. hoher Fernseh-Konsum, Vernachlässigung anderer Aktivitäten (aus: Martina Höhns (Hrsg.), Chancen und Risiken der Mediengesellschaft. Ein Lese- und Medienbuch, Bernward bei Don Bosco, München 2000). Diesen detailliert geplanten Elternabend für den Kindergarten oder die Grundschule können Verantwortliche für die Familienarbeit oder Familienkreisleiter leicht auf typische Veranstaltungsformen der Familienpastoral übertragen: auf ein Wochenende oder einen Nachmittag oder ähnliche Veranstaltungsformen für die ganze Familie. 7. Bildbetrachtung mit Kindern Medienerziehung beginnt mit dem Bilderbuch Der erste Augenaufschlag zeigt einem Neugeborenen ein Bild. Erst sind es nur Lichtverhältnisse, später zeigen sich Umrisse, erst unklar, verschwommen, später immer klarer, in Farben und Schattierungen zunehmend akzentuierter. Diese Überlegung zeigt deutlich, wie intensiv wir uns mit Bildern unsere Welt erschließen. Die frühen Bilder sind es auch, die später unsere Erinnerungen prägen. Bildbetrachtungen mit Kindern praktisch Kinder bringen alle Voraussetzungen mit, sich auf Kunstwerke einzulassen. Sie sehen Bilder mit anderen Maßstäben als Erwachsene. Für sie haben Bilder noch in weitaus höherem Maß eine öffnende Funktion, schließen Erlebniswelten auf und lassen Stimmungen und Abenteuerlust wach werden. Wir haben für Sie einige Informationen und Anregungen für eine Bildbetrachtung mit Kindern zusammengestellt. Die erste Frage ist, ob Sie mit den Kindern ein Museum besuchen wollen oder eine Bildbetrachtung zu Hause oder im Kindergarten / in der Schule planen. Ein Museumsbesuch ermöglicht eine authentischere Begegnung mit dem Kunstwerk und ist für die Kinder eine spannende Erfahrung. Allerdings ist so ein Ausflug natürlich zeitaufwändig und erfordert viel Planung und eine intensive Vorbereitung. Einfacher ist es, sich das Bild anhand eines Kunstdrucks oder eines Dias nach Hause zu holen. Sehr gut eignen sich dafür Kunstdrucke in Posterformat oder einzelne Seiten aus Kunstkalendern. Vorbereitungen Bevor Sie mit der gemeinsamen Betrachtung beginnen, sind ein paar Vorbereitungen nötig. Betrachten Sie das Bild zunächst für sich selber. Versuchen Sie es für sich zu beschreiben und zur zentralen Aussage zu finden, um so Ziele für die Betrachtung mit den Kindern zu entwickeln. Holen Sie Informationen über den Maler ein. Schreiben Sie Fragen auf, die Sie den Kindern stellen können und planen Sie schon von Anfang an Aktivitäten der Kinder mit ein. Suchen Sie schließlich nach Möglichkeiten, einen Transfer zum Alltag der Kinder herzustellen. Überlegen Sie, wo sich ein Bezug zwischen der Bildaussage und den Erlebnissen der Kinder schaffen lässt. Gespräch Am Anfang der Bildbetrachtung sehen sich die Kinder das Bild still an. Dann erzählen sie, was sie entdecken, welche Farben sie sehen, was ihnen zu dem Gemälde einfällt. Wichtig ist es dabei, alle Antworten der Kinder gelten zu lassen. Eltern und Erzieherinnen helfen nur mit, wenn diese nicht weiter kommen. Ab und zu wird es sicherlich nötig sein, durch entsprechende Fragen zum Thema zurückzuführen. Im Verlauf der Bildbetrachtung wird das Gemälde in viele Einzelheiten zerlegt. Deshalb ist es wichtig, das Bild am Schluss wieder als Ganzes zu sehen. Eine einfache Methode ist es, die Kinder einen Titel für das Bild finden zu lassen. Es ist oft erstaunlich, wie treffend die Kinder mit wenigen Worten die Kernaussage des Bildes wiedergeben. Falls nicht schon geschehen, sollte am Ende dieser Phase der Originaltitel des Werks genannt werden. Idee: eigenes Monogramm erfinden Kindern, die schon lesen können, macht es besonderen Spaß, das Monogramm des Malers zu entschlüsseln. Auch Vorschulkinder wollen ganz genau wissen, was die Signatur bedeutet. Zur Vertiefung können die Kinder später ein eigenes Monogramm für ihre Werke erfinden. Aktive Auseinandersetzung Das Gemälde selbst ist in den meisten Fällen "nichts zum Anfassen", im Gegenteil: Es muss ein räumlicher Abstand eingehalten werden. So ist es wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, das Bild auf andere Weise zu "begreifen". Die "Berührung" mit dem Gemälde findet so durch andere Betätigungsformen statt. Tanzen, Rollenspiele, Malen, Gestalten mit verschiedenen Materialien, Umsetzung des Bildes in Klänge oder Geräusche bieten sich für eine aktive Auseinandersetzung an. Auf diese Weise erleben die Kinder das Bild, statt es nur zu betrachten. Sie erhalten die Möglichkeit, unterschiedliche Lebensaspekte in die Betrachtung mit einzubeziehen. Zum Beispiel: Monets Seerosen Die "Nymphéas" von Claude Monet (1840 - 1926) eignen sich gut, um das Unbewusste der Kinder anzusprechen und ihre Phantasie anzuregen. So kann der Schwerpunkt einer Bildbetrachtung hier beispielsweise das Einfühlen in das Bild sein. Nach einem ersten Gespräch über das Bild stellen sich die Kinder vor, selbst an dem See zu stehen und hineinzuschauen. Sie überlegen, welche Lebewesen sich auf den Blättern und zwischen den Algen versteckt haben könnten. Sie denken sich selbst in die Rolle einer Seerose hinein, deren lange Wurzel bis auf den Boden des Teichs reicht und berichten, was ihnen da unten alles begegnet: Fische, Algen, Schildkröten, ein Seeungeheuer... Zum Abschluss nehmen sie in Gedanken etwas aus dem Teich mit, das ihnen besonders gut gefallen hat und malen selbst ein Bild. Hierzu sollten große Papierbögen oder sogar Leinwand, pastöse Farben mit viel Deckweiß und Borstenpinsel zur Verfügung stehen, damit die Farbe dick aufgetragen werden kann. Beobachtungen am Gartenteich Am greifbarsten werden die Eindrücke an einem echten Teich. Die Kinder beobachten das Leben im und am Wasser und vergleichen es mit dem zuvor Gesehenen. Vielleicht lässt sich sogar im Garten zuhause oder im Kindergarten ein kleiner Teich anlegen. Wie der Maler Monet kümmern sich die Kinder um den Teich und pflegen ihn - und fangen ihre Eindrücke in eigenen Bildern ein. Cordula Pertler/Rolf Pitsch (Anregungen stammen aus dem Buch "Kinder erleben große Maler" von Cordula Pertler. Don Bosco Verlag 4. Auflage 2001) 8. Kommunikation braucht Regeln Medienvertrag entschärft den familiären Konflikt um den PC Die Nerven so mancher Eltern liegen blank. Tag für Tag quengeln ihre Kinder, weil sie unbedingt einen Computer wollen. Und wenn dann erst einmal ein PC im Haus ist, heißt es immer öfter: "Mama, darf ich Computer?" Viele Mütter und Väter zögern, einen Computer anzuschaffen. Ihre große Sorge: Hängen meine Kinder dann nicht stundenlang vor dem Bildschirm herum? Und: Verschafft das Internet nicht auch Zugang zu Seiten mit fragwürdigen Inhalten? Kann man einen sinnvollen Umgang mit dem World Wide Web überhaupt noch steuern? Medienpädagogen halten nichts von einer Internet-Abstinenz, plädieren aber für eine intensive elterliche Begleitung der Kinder beim Surfen. So meint der Vechtaer Medienpädagoge Jens Wiemken: Kontrolle ist nicht so gut, Vertrauen ist besser. Grundsätzlich rät er Vätern und Müttern, den Umgang ihrer Kinder mit neuen Medien weder zu verhindern noch zu fördern. "Vielmehr sollten sie ihre Kinder dabei begleiten." Wiemken räumt allerdings ein, dass das für die heutige Elterngeneration alles andere als einfach ist. Denn oft sind die Kinder und Jugendlichen die Experten, während Mütter und Väter als Laien Nachhilfe im Umgang mit Maus und Tastatur dringend nötig hätten. Der Pädagoge hat aber auch festgestellt, dass sich die jungen Computer-Experten von den Erwachsenen meist bereitwillig über die Schulter schauen lassen. Der Nachwuchs genieße den Rollentausch - für Wiemken die "beste Voraussetzung für eine Vertrauensbasis", das A und 0 auch für eine Medienerziehung. Allerdings reiche das reine Zugucken nicht aus, um die Faszination etwa von Computerspielen zu begreifen. Deshalb lässt der Medienpädagoge in seinen Kursen Eltern einen ganzen Tag lang am Computer spielen. Und zwar das, was ihre Kinder fasziniert. "Und da kommt schon Spaß auf", versichert er. Wachsende Anforderungen an eine mediengerechte Erziehung sieht auch der Bundesgeschäftsführer der Kinderschutz-Zentren in Deutschland, Arthur Kröhnert. Um eine angemessene "Medienkompetenz" zu erlangen und überhaupt mitreden zu können, müssten den 30- bis 45-Jährigen verstärkt entsprechende Angebote gemacht werden. Nur wenn Eltern wüssten, womit ihre Kinder in den virtuellen Weiten des Webs konfrontiert werden und welche Computerspiele den Sprösslingen Spaß machen, könnten sie mit ihnen im Gespräch bleiben. Für Kröhnert ist das die einzige Methode, um auf einen sinnvollen Umgang mit dem Online-Medium hinzuwirken. Eltern könnten kaum verhindern, dass gewaltverherrlichende, menschenverachtende oder pornografische Inhalte über den Bildschirm flimmern, sie könnten aber klar Stellung dazu nehmen. Laut Kröhnert erwarten die Kinder das sogar. Von der so genannten "Blocker-Software", die den Zugang zu bestimmten Seiten im World Wide Web versperre, hält er nicht viel. Für den technikversessenen Teenager sei dies vielmehr ein Ansporn, solche Software zu deaktivieren. Um den familiären Computer-Konflikt zu entschärfen, empfehlen die Kinderschutz-Zentren Eltern und Kindern, einen so genannten Medienvertrag abzuschließen. Vereinbart wird darin die tägliche oder wöchentliche Surfzeit. Zudem wird vertraglich geregelt, dass persönliche Daten nicht preisgegeben werden. Denn viele Anbieter von Internetseiten, die besonders Kinder ansprechen, arbeiten mit raffinierten Tricks, um an private und für die Wirtschaft interessante Daten heranzukommen. Eltern wie Kinder verpflichten sich per Unterschrift, das Internet auch gemeinsam zu erkunden. Unterschrieben wird der Vertrag vom Kind, dem "Super-Ober-Surfer" - so im Vertragsmuster der Kinderschutzzentren - und dessen Eltern. Die Düsseldorfer Medienwissenschaftlerin Karin Böhme-Dürr hält nur dann etwas von dem Medienvertrag, wenn der Unterzeichnung intensive Gespräche vorausgehen. Dann habe der Medienvertrag eine seiner wichtigsten Aufgaben bereits erfüllt. Katharina Klöckner (KNA) (Hinweis: Eine Vorlage für einen Medienvertrag zwischen Kindern und Eltern findet sich unter der Adresse www.kinderschutz-zentren.org (Tipps für Kids). Die Kinderschutz-Zentren versenden auf Anfrage auch den Elternratgeber "Kids online". Die e-mail Adresse lautet: die@kinderschutz-zentren.org.) 9. Mediengestaltung - von der Rezeption zur Kreation Der Schritt von der Rezeption zur Kreation hat ein eminent medienpädagogisches Anliegen. Durch das eigene Produzieren durchschauen und reflektieren die Rezipienten die Gesetzmäßigkeiten und Wirkmechanismen der Medien, bekommen wichtige medienkundliche Grundlagen mit und beginnen ihr Wissen zu operationalisieren - ganz abgesehen davon, dass Erfahrungen nicht nur thematisiert, sondern bei der konkreten handwerklichen Arbeit gesammelt werden. Keine noch so gute und gründliche Theorie kann z.B. so anschaulich wie das eigene Miterleben einer Filmentstehung verdeutlichen, wie viel Arbeit in einem einzigen Film steckt, wie komplex allein eine Szene ist und wie viele Ebenen das Medium Film hat. Alle Ziele, die für die Filmanalyse formuliert werden können, die Sensibilisierung der eigenen Wahrnehmung, die Vermittlung von Kenntnissen über audiovisuelle Medien, die Schulung des Urteilsvermögens im Umgang mit Medien und die Befähigung zur kritischen Beurteilung von medialen Prozessen überhaupt, gelten erst recht für die eigene "Produktion" des Mediums. Statt zu analysieren, warum der Regisseur eine Szene so oder so gestaltet hat, warum welche Einstellung gewählt wurde, warum die Kamera so und nicht anders steht, warum sie fährt, steht oder schwenkt, spitzen sich die Überlegungen zu auf die Fragen, wie ich selbst etwas filmisch umsetzen kann, welche Möglichkeiten der Bilddramaturgie sich mir selbst bieten, was mit welcher Technik erreicht werden kann, welche Wirkungen wie erzielt und wie überhaupt ein Inhalt in ein Bild übersetzt werden kann. Dabei sollte man ehrlicherweise sagen, dass die Ansprüche an das Endprodukt deutlich herabgeschraubt werden müssen, wenn eine Realisierung in einem Projekt der Familienpastoral bzw. zumindest in einem relativ überschaubaren Zeitraum erfolgen soll. Dies gilt insbesondere für selbstgedrehte Videofilme. Die Erstellung einer Dia- oder Folienreihe ist produktionstechnisch gesehen bedeutend einfacher. Dennoch: Keine Angst vor der Filmproduktion. Auch hier sind einfache, aber gute Ergebnisse zu erzielen. Die Medienproduktion muss auch nicht immer tatsächlich zu Ende geführt werden. Statt eines kompletten Films ist es oft schon anspruchsvoll und gewinnbringend genug, ein Drehbuch oder ein Story-board (die zeichnerische Umsetzung von Szeneneinstellungen einer Geschichte oder eines Drehbuchs) zu erstellen. Eine Fotogeschichte oder eine Collage sind bereits große Schritte auf dem Weg zu einem angemesseneren Umgang mit Bildern. Impuls Der schnellste Weg, einen kleinen Videofilm zu drehen, ist die Verfilmung einer vorgegebenen kurzen Geschichte - z.B. eines biblischen Gleichnisses. Die Geschichte wird anhand eines story-board dabei je nach Länge der Geschichte und Zeit der Vorbereitung von Einstellung zu Einstellung gezeichnet oder von Szene zu Szene. Bei großen Gruppen lässt es sich effektiver arbeiten, wenn verschiedene Phasen der Handlung in Kleingruppen entwickelt und am Schluss zusammengetragen werden. Wenn die Skizzen auf Folie gezeichnet werden, kann das story-board hinterher auf den Tageslichtprojektor aufgelegt und gemeinsam diskutiert werden. Dann wird die Geschichte entsprechend dieser Vorlage abgedreht und gegebenenfalls geschnitten. Wenn mit einfachen Schnittsystemen gearbeitet wird, ist der Qualitätsverlust durch die verschiedenen Kopiervorgänge zu beachten. Besser wird das Ergebnis, wenn man die Möglichkeit hat, auf eine digitale oder computergesteuerte Schnittanlage zuzugreifen. Der Filmschnitt ist auf alle Fälle eine zeitaufwändige Angelegenheit, die sich im Normalfall nicht mit der ganzen Arbeitsgruppe, sondern besser mit ein paar wenigen, besonders Interessierten realisieren lässt. Problematisch bei dieser Art von (Amateur-)Video ist meistens die Ton-Seite, da z.B. bei Dialogen mit weiter entfernter Kamera Störgeräusche (im Freien), Hall (in Räumen) oder schlichtweg variierende Lautstärken auftreten. Wenn die Technik es zulässt, sollte mit Mikrophonen am Mikrophongalgen (funkgesteuert oder mit langem Kabel) gearbeitet werden, oder man sollte von vornherein auf Dialoge mit weiter entfernter Kamera verzichten, bzw. sich auf die Notwendigkeit des Nachsynchronisierens einstellen. Geringer sind die technischen Probleme hei der Produktion einer Diareihe oder einer Tonbildreihe. Hier sind lediglich ein Fotoapparat und ein Kassettenrecorder vonnöten. Zum Beispiel: Erstellen einer Tonbildreihe Mit einer 8. Hauptschulklasse beschlossen wir, im Anschluss an die Behandlung des Schöpfungsberichts eine Tonbildreihe zu produzieren, die den Herrschaftsauftrag des Menschen als Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung deutlich machen sollte. Dazu entwickelten wird drei thematische Abschnitte: 1. Das Aufzeigen von ökologischen Problemfeldern aus unserem eigenen Erfahrungsbereich. (Dies wurde eine interessante Fotosafari durch den eigenen Wohnort, bei der wir eine Menge Dinge entdeckten, die uns vorher so noch gar nicht aufgefallen waren.) 2. Interviews mit "Menschen auf der Straße" zur Erhebung des Problembewusstseins. (Das gab interessante 0-Töne für die Tonseite der Bildschau.) Und schließlich 3. Anregungen. wie wir unseren täglichen Umgang mit der Schöpfung besser gestalten könnten. (Das gab Gelegenheit auch Bilder zu stellen oder zu inszenieren.) Insgesamt war dieses Projekt an zwei Nachmittagen zu realisieren (ein Nachmittag für die Aufnahmen, ein Nachmittag für die Auswahl der Motive und die Produktion der Kassette). Die Schüler/innen waren bei dieser Aktion außergewöhnlich motiviert und das fertige Produkt war in der Tat "vorzeigbar". (aus: Karsten Henning/Rainer Streib, Leitfaden Medienarbeit. Erfahrungsinitiative Medienpraxis für Religionsunterricht und Bildungsarbeit Don Bosco: München 1997) IV. Nachdenkliches 1. Irgendwo... Wofür Medien gut sind - und was sie nicht ersetzen können! Mit den folgenden Impulsen soll eine Diskussion in Jugendgruppen, in Familiengruppen oder auch in den Familien "angezettelt" werden, um die positiven Möglichkeiten der elektronischen Medien herauszuarbeiten, aber auch, was durch Medien nicht zu ersetzen ist. Die Impulse hierzu stammen aus dem Kalender "Schneisen in den Alltag-Sonntagsblätter", hrsg. vom Bistum Essen, 1985. Irgendwo in einem Dorf in den Anden sitzen Indios vor einem kleinen Radio, lauschen gespannt der Stimme eines Unsichtbaren, schreiben mit ungeübter Hand mühsam Worte auf ein Stücke Papier, schauen in ein kleines Heft, vergleichen - Alphabetisierung per Rundfunk. Erwachsene Menschen lernen lesen und schreiben. Irgendwo in den Straßen Manhattans tanzen zwei junge Schwarze verzückt mit ihrem Walkman. Ein Stück Lebensfreude in einem tristen Alltag von Arbeitslosigkeit, Wohnen in heruntergekommenen Mietskasernen der Jahrhundertwende, Leben am Existenzminimum. Irgendwo in einem Dorf der Eifel liest ein junges Mädchen bis tief in die Dunkelheit in einem Buch. Raum und Zeit sind vergessen. Die Faszination eines Buches, das Abenteuer des Lesens. Irgendwo in Berlin wartet ein alter Mann auf das Klingeln des Telefons. Endlich. Mit zitternder Hand nimmt er den Hörer ab. Eine Stimme: "Vater, wie geht es Dir? Am Wochenende kommen wir. Ja, die Kinder freuen sich schon auf den Besuch". Einsamkeit gebrochen. Irgendwo in Duisburg schlägt beim Frühstück Markus, 17 Jahre alt, die Zeitung auf. Stellenanzeigen. Auszubildender gesucht. Elektroinstallateur. Markus bewirbt sich - zum 18ten Mal und hat Erfolg. Irgendwo schaltet jemand den Fernseher an ... Irgendwo legt jemand eine Schallplatte auf ... Irgendwo greift jemand nach seinem Kassettenrecorder ... Irgendwo zeichnet jemand per Video einen Dokumentarbericht auf ... Irgendwo ... Denken wir daran, ' dass der Mensch Herr der Medien und nicht ihr Sklave ist, ' dass nicht die Medien schlecht sind, sondern ihr gedankenloser Konsum, ' dass die Medien ein Reichtum unserer Zeit sind (Bildung, Information, Unterhaltung, Kontakt), ' dass Menschen durch die Medien aber auch andere Menschen manipulieren, belügen, versklaven, verblöden und brutalisieren können, ' dass die Medien jedoch nicht den Reichtum der persönlichen Begegnung ersetzen können. 2. "Das Leben ist unheimlich schön" Eine Botschaft vom kleinen Tiger Viele von uns kennen den kleinen Bären und den kleinen Tiger, die in Panama wohnen. Der Künstler Janosch hat einige Bilderbücher über die beiden gemalt und geschrieben. Eines dieser Bücher heißt "Post für den Tiger". Der hat es so schwer, der kleine Tiger, und es ist so schlimm für ihn, wenn er alleine ist, dass er den ganzen Tag nichts arbeiten kann. Wenn er wenigstens Post von seinem Freund, dem Bären bekäme, dann wäre er nicht ganz so einsam. Es dauert einige Zeit, bis der kleine Bär lernt, wie er ihm einen Brief schicken könnte. Da geht es dem kleinen Tiger aber gut, er kann so flink arbeiten und putzen und schaffen, dass er ruck-zuck fertig ist. Weil es ihm so gut geht, schreibt am nächsten Tag er einen Brief an den Bären und bald beschließen die beiden, dass sie ihrer Tante Gans einen Brief schicken und weil dann jeder den anderen schreiben will, wimmelt es auf den nächsten Seiten im Bilderbuch von lauter Briefkästen und Briefträgern. Ja sogar die Brieftauben kommen vor, denn wenn man wie der Elefant einen Brief zu seiner Frau nach Afrika schicken möchte, dann ist der Weg über das Meer für einen Briefträger zu schwer. Auf der nächsten Seite des Buches wird es noch lebendiger: der Bär und der Tiger erfinden das Gartenschlauchtelefon, das durch die Gänge der Maulwürfe geleitet wird. Immer wenn ich diese Seite aufschlage, muss ich an ein kleines Mädchen denken, das so gerne ein Maulwurf wäre. "Weißt du," hat mir das Mädchen gesagt, "dann könnte ich den ganzen Tag hören, was die alles miteinander reden. Das wäre total spannend." Ob das wohl spannend wäre, wenn man alle Telefongespräche und alle Handy-Mitteilungen hören könnte? Oder wenn man alle Briefe lesen würde und alle SMS-Nachrichten? Vielleicht auch noch alle e-Mails? Manchmal frage ich mich, was da wohl alles gesagt und geschrieben wird, ein bisschen neugierig bin ich schon. Vielleicht könnte ich davon etwas lernen, denn ich sitze ganz oft da und überlege mir, was ich schreiben soll. Und immer wieder merke ich, dass ich am Telefon vergessen hatte, etwas ganz wichtiges zu sagen, weil ich über dieses oder jenes geplaudert habe. Wenn ich in der Fußgängerzone bin oder am Bahnhof, wo viele Leute sind, da kann ich manchmal mithören, wenn die Menschen in ihr Handy reden: Die sagen da Sachen! Am Anfang habe ich gedacht: "Na, denen geht es gut, wenn die keine größeren Probleme haben. Oder: Das sind vielleicht Angeber, das machen die ja bloß, damit jeder sie mit ihrem Handy sieht und für wichtig hält." Heute denke ich darüber anders: Ich freue mich mit den Menschen, mit Kindern und ihren Großeltern, mit Männern und Frauen, mit Liebespaaren und Freuden, mit allen, die einander etwas mitteilen können. Oftmals ist es so, dass gar nicht wichtig ist, was da erzählt und mitgeteilt wird; viel wichtiger ist, dass Menschen sich überhaupt etwas erzählen oder schreiben. Ich freue mich z.B. über Karten, die mir jemand aus dem Urlaub schickt; das zeigt mir, dass er oder sie an mich denkt. Ob da jetzt gerade schönes Wetter ist oder das Essen gut schmeckt, das ist gar nicht so interessant für mich. Medien spielen in den Familien eine große Rolle, sie sind wichtig. Außer Briefen und Telefon, Handy und e-Mail gibt es ja noch viel mehr Medien, die uns im Alltag immer wieder begegnen: Fernseher und Radio, Walkman und Discman, Computer und Internet, aber auch die vielen Zeitungen, Zeitschriften und Bücher: Alle diese Dinge nennen wir Medien, genauer: Kommunikationsmedien. Das heißt: sie sind Mittel, Mittel zum Zweck des Austausches und und der Mitteilung. Manchmal kann auch der Eindruck entstehen, dass sie kein Mittel sind, sondern Selbstzweck. Es gibt Menschen, die süchtig sind nach Computerspielen oder Fernsehsendungen. Darüber sollten wir uns Gedanken machen, genauso wie es sich lohnt einmal genau hinzusehen, was in diesen Medien denn mitgeteilt wird: In Fernsehprogrammen und Büchern, in Sendungen und Zeitschriften wird ja auch über Familien geschrieben und berichtet, es gibt Familienserien mit ganz bestimmten Familienbildern. In der Geschichte vom kleinen Bären und kleinen Tiger freut sich der Tiger, weil er soviel Post und so viele Anrufe bekommt und er sagt das dem Bären: "Oh Bär, ist das Leben nicht unheimlich schön, sag!" Da könnte die Geschichte zu Ende sein, aber es folgt noch ein Satz vom Bären, der vielleicht nur müde ist und nicht richtig zuhört. Vielleicht hat er aber auch Sorgen, dass mit den Medien etwas schief gehen könnte, denn er sagt: "Ja, ganz unheimlich und schön." Wir sollen genau hinsehen, damit es in unserem Leben nicht unheimlich wird: Haben die Medien die Rolle, die ihnen zukommen soll? Können wir mit ihnen und in ihnen mitteilen, zeigen und deutlich machen, was uns als Familien wichtig ist? Können wir uns wiederfinden? Wie und wo lassen wir uns beeinflussen? Können wir die Medien auch nutzen, um unseren Verwandten, dem Mann oder der Frau, den Kindern oder den Eltern zu sagen, dass das Leben schön ist und warum es schön ist? Es ist auch und gerade deswegen schön und wir können uns daran freuen, weil wir miteinander in Beziehungen und im Gespräch sind, weil wir uns etwas sagen können, weil wir nicht alleine sind. Das erfahren und erleben wir auch in den Medien und durch die Medien. Vielleicht nicht so oft, wie wir es gerne hätten; aber das soll kein Grund sein, der uns hindert, das Gute zu sehen und uns daran zu freuen. Ich wünsche uns allen, dass wir mit dem kleinen Tiger sagen können: Das Leben ist unheimlich schön, weil sie viele Kontakte und Gespräche haben, viel Post bekommen und voneinander hören, weil sie spüren: wir sind nicht allein. Übrigens: Wir leben dann genau so, wie Gott möchte, dass wir leben: miteinander, in Beziehung und Austausch, im Gespräch und vielen Begegnungen. Schön wäre es, wenn wir viele Medien nutzen könnten, um allen zu sagen und zu schreiben: das Leben ist unheimlich schön. Nicht nur für kleine Tiger. Alois Moos 3. Auserwählt sein zum Leben Über das Phänomen Harry Potter Der englischen Kinderbuchautorin Joanne K. Rowling gelingt, wovon Pädagogen nur träumen können: Kinder, die sonst nur Texte von Lesebuchlänge lesen wollen, wagen sich an Bücher von vierhundert Seiten und mehr heran. Alle vier bisher erschienenen Bände stehen auf den Bestsellerlisten und haben dort die erfolgreichsten Autoren der Erwachsenenwelt weit überflügelt. Einen Erfolg dieser Art hat es in der deutschen Buchhandelsgeschichte noch nicht gegeben und in den Nachbarländern ist es nicht anders. Aber auch Erwachsene sind fasziniert. Wer mit Bussen oder Zügen unterwegs ist, erlebt dort dunkel gekleidete Geschäftsleute, die sich in die Potterbände vertieft haben. Sicherlich hat eine geschickte Marketingstrategie zum Erfolg beigetragen und die Berichterstattung der Presse verstärkt die Erfolgswelle weiter. Doch damit allein lässt es sich nicht erklären, dass unsere Fernsehen und Computer gewöhnte Kindergeneration die Geräte ausgeschaltet lässt, um nach den dickleibigen Büchern zu greifen. Harry ist dünn, hat eine runde Brille und widerspenstige Haare. Onkel Vernon und Tante Petunia haben ihn widerwillig aufgenommen, nachdem seine Eltern bei einem rätselhaften Unfall ums Leben gekommen sind. An seinem zehnten Geburtstag erfährt Harry, dass er ausgewählt worden ist, in das Internat für angehende Zauberer, nach Hogwarts, aufgenommen zu werden. Denn Harry ist mit magischen Kräften ausgestattet und soll lernen, diese zu beherrschen und zum Guten einzusetzen. In Hogwarts beginnt für Harry eine wunderbare Zeit. Die neuen Schülerinnen und Schüler werden durch einen sprechenden Hut auf Hausgemeinschaften verteilt. Harry findet in Hermine und Ron tolle Freunde und in Albus Dumbledore, dem Schulleiter, einen väterlichen Begleiter. Auf Harrys Stundenplan stehen Fächer wie "Zaubertränke", "Wahrsagen" und "Verteidigung gegen die dunklen Künste". In seiner Freizeit ist er Star einer QuidditchMannschaft, ein Ballspiel, das auf fliegenden Besen gespielt wird. Doch das Schulparadies ist in Gefahr. Eine geheimnisvolle Gestalt sucht Hogwarts und den Rest der magischen und der menschlichen Welt in ihre Gewalt zu bringen. Allein Harry traut sich, dieses Wesen bei seinem richtigen Namen zu nennen: Voldemort. Die anderen blicken scheu zur Seite, wenn von ihm die Rede ist und sprechen vom "Du weißt schon, wen". Harry ist besonders gefährdet, denn Voldemort weiß, dass er Gaben besitzt, die ihm gefährlich werden können. Die entscheidende Auseinandersetzung wird wohl erst im siebten und letzten Band der Potter-Serie stattfinden. Bis dahin gibt es für Harry noch viel zu lernen. Da gibt es Hippogreife, eine Mischung aus Pferden und Adlern. Es sind besonders scheue Tiere, mit denen man sich vorsichtig anfreunden muss, damit sie nicht aus Angst aggressiv werden. Oder der lrrwisch, ein Wesen, das die Gestalt dessen annimmt, vor dem der begegnende Mensch am meisten Angst hat. Ein lrrwisch. so müssen die Kinder lernen, lässt sich nur dadurch besiegen, dass man seinen eigenen Angstbildern mit Humor begegnet. Das zu diesem Wesen passende Lehrbuch ist ebenfalls nicht ganz ungefährlich. Das "Monsterbuch der Monster" kann selbst auch beißen, aber es wird gebändigt, wenn es gestreichelt wird. In diese skurrilen Einfälle verpackt Rowling jede Menge Lebenserfahrungen und lässt ihren Helden Harry und mit ihm die Leserinnen und Leser daran teilnehmen. Wie ein männliches Aschenputtel ist Harry auserwählt, in dieser magischen Welt eine Rolle zu spielen. Vielleicht liegt hierin das Erfolgsgeheimnis der Potterromane. Denn welches Kind und welcher Erwachsener träumt nicht davon, besondere Gaben zu haben und aus der Mittelmäßigkeit und Banalität des Alltags aussteigen zu können! Ist ein solcher Wunsch unrealistisch? Zumindest ist er zutiefst menschlich, denn das Träumen über alle Grenzen hinweg gehört zu unseren Hoffnungs- und Kraftquellen. In unserer zweckorientierten Gesellschaft sind allerdings eher Nüchternheit und die Fähigkeit des Sich-Einfügens in die Realitäten der Arbeitswelt gefragt. Menschen, die nicht mehr träumen, die nur noch Rädchen im Getriebe sein können, sind in Harry Potters Welt die "Muggel". Ihnen ist die Welt der Phantasie verschlossen. Sie wissen nicht mehr, dass es eine andere Seite der Welt gibt, in der das Wünschen noch möglich ist. Wie aber kommt man in diese andere Welt? Joanne K. Rowling hat dazu einen wunderbaren Einfall: Ein Zug, gezogen von einer scharlachroten Dampflokomotive, startet pünktlich zu Beginn eines jeden Schuljahres von Gleis 9 3/4 eines Londoner Bahnhofs, unbemerkt von all den Muggeln, die zu ihren Terminen hasten. Toll, dass Harry Potter auserwählt ist, in den Zug einsteigen zu dürfen und viele Leserinnen und Leser wollen mit ihm fahren. Das Harry-Potter-Fieber ist wie ein Weckruf an alle Muggel, die Sehnsucht der Kinder nach dem Auserwählt-Sein und dem Aufbruch in eine ganz andere Welt ernst zu nehmen. "Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen", sagt Gott in der Berufungsgeschichte des Propheten Jeremia (Jer 1,5). Und weiter heißt es dort: "Sag nicht, ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen. . . " (Jer 1,7). Manchmal braucht es ein Kinderbuch, um zu zeigen, dass diese Botschaft nicht von gestern ist. Horst Patenge V. Hinweise auf Medien und Materialien 1. Katholische Medieneinrichtungen Katholische öffentliche Büchereien Für die 4000 Katholischen Öffentlichen Büchereien werden in verschiedenen Publikationen Medien für alle Altersgruppen und Medienbereiche empfohlen. Die Zeitschriften Buchprofile und Medienprofile können auch privat über die beiden katholischen Büchereiverbände Borromäusverein und St. Michaelsbund (für Bayern) bestellt werden: Borromäusverein e.V. Wittelsbacherring 9, 531165 Bonn, Tel. 0228/7259-0, Fax 0228/7258-181, email: info@borro.de und St. Michaelsbund, Landesverband Bayern e.V., Herzog-Wilhelm-Str. 5, 80331 München, Tel.089/23225-0, Fax 089/23225-440, e-mail: info@st-michaelsbund.de. Unter www.buchprofile.de stehen monatlich aktuelle Buchbesprechungen im Netz. Medienzentralen der Diözesen. AV-Medienzentralen: http://sakom.port5.com Katholischer Medienverband Der Verband der katholischen Buch- und Zeitschriftenverlage sowie der kath. Buchhandlungen verfügt auch über einen Adresspool aller katholischer Zeitungen und Zeitschriften (www.katholischer-medienverband.de) (Bezug: Katholischer Medienverband, Bonn, Tel. 0228/2499441, Fax 0228/2499444, e-mail info@katholischer-medienbverband.de) 2. Fernsehen ServiceZeit Familie Die derzeit einzige Magazinsendung für die Familie wird vom WDR ausgestrahlt. Von der Redaktion erhielten wir folgende Darstellung von Konzept und Zielsetzung: "Die Sendung richtet sich an Eltern, alleinerziehend oder als Paar, an Patchwork-Familien und Großeltern und alle anderen, die mit Kindern zu tun haben. Die Sendung bietet Orientierung in alltäglichen Erziehungsfragen, macht Vorschläge für Freizeitaktivitäten für die gesamte Familie, widmet sich Schul- und Kindergartenangelegenheiten und Problemen von Gesundheit und Sicherheit. Darüber hinaus gibt die ServiceZeit Familie Ratschläge in Partnerschaftsfragen und auch die ältere Generation findet sich in der ServiceZeit Familie wieder. Denn Familienfragen sind oft Generationsfragen." Kindersendungen Wichtig für die Familienarbeit in Gemeinden, geistlichen Gemeinschaften und Verbänden, die sich dem Thema Medien widmen, dürften Kenntnisse über das vielfältige Fernsehangebot für Kinder von den privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sein. Eine Bewertung von Fernsehangeboten für Kinder bietet "Flimmo - Fernsehen mit Kinderaugen", das als Heft gegen Portokostenerstattung bezogen (Programmberatung für Eltern e.V., Postfach 801344, 81613 München, e-mail: info@flimmo.de)oder im Internet eingesehen werden kann (www.flimmo.de). Eine sehr gute Beschreibung des vielfältigen Angebotes bietet auch Johannes Schönwälder (KNA). Die Liste kann beim Bereich Pastoral des Sekretariates der Deutschen Bischofskonferenz angefordert werden. 3. Internetangebote für Eltern und Familien FamilyHarbour (www.familyharbour.de) Übersichtliches Angebote mit vielen Hinweisen für das alltägliche Leben in Familien wie etwa Steuerfragen, Gesundheit und Schule. In einem Commmunity Center kann man miteinander chatten. Eltern (www.eltern.de) In Ergänzung zur Zeitschrift werden neben einer Vielfalt von für Eltern wichtige Themen Beratung und Kommunikation angeboten. Sehr ansprechend gestaltete Seite mit guter Navigation. Elternetz (www.elternnetz.de) Viele Informationen wie etwa zu Kinderwunsch, Schwangerschaft und Gesundheit werden durch einen Newsletter ergänzt. Urbia (www.urbia.de) Foren zu Schwangerschaft und Gesundheit bieten werdenden und jungen Eltern Erfahrungsaustausch. Hier kann man auch freie Emailadressen und SMS-Versand bekommen. Hossenscheisser (www.hosenscheisser.de) Tipps von Eltern für Eltern lassen sich hier neben vielen Ratgebern zu allen wichtigen Themen junger Familien finden. KidNet (www.kidnet.de) Informativ und übersichtlich aufgebaute Webseite mit wichtigen Themen der Kindererziehung, wie etwa Erziehungsratschläge. Interessant sind die guten Hinweise auf Rechtsfragen von Familien. Hosenmatzweb (www.hosenmatzweb.de) Für junge Eltern und die es werden wollen. Viel zu Schwangerschaft und Geburt sowie dem dazu gehörigen Behördenkram. Das Online Forum Medienpädagogik (http://lbs.bw.schule.de/online-forum) Wer gelungene Projekte sowie Texte zur Medienerziehung in der Schule sucht, wird in diesem umfangreichen Angebot bestimmt fündig. Viele konkrete Projekthinweise geben Anregungen für den Einsatz von Medien in der Schule. Deutscher Bildungsserver (www.dbs.schule.de) Die Mutter aller Bildungsserver stellt eine umfassende Sammlung von Links zu Unterrichtsmaterialen und -projekten dar, die nach Themen, Schularten und Fächern gut geordnet sind. Thomas Feibel im Internet (www.feibel.de) Wer mehr als nur die Titel und Selbstbeschreibungen von Lernsoftware sucht, wird bei Thomas Feibel fündig, der fast alle bekannten Programme witzig und treffend beschreibt. (aus: www.erzwiss.uni-hamburg.de/personal/aufenanger/materialien/internetangebote _fuer_eltern.htm) Weitere Adressen mit Informationsangeboten zu verschiedenen Themen www.autobahnkirche.de www.familienchaos.de www.akf-bonn.de www.familie-online.de www.babyzimmer.de www.ies.uni-hannover.de/familie www.beruf-und-familie.de www.katholische-Kirche.de www.bmfsfj.de www.kindersache.de www.dbk.de www.kinderschutz.de www.dji.de www.kroenung.de/credobox www.elternbriefe.de www.liga-kind.de www.elternwelt.de www.psychologieheute.de www.erstkommunion.de www.rund-ums-baby.de www.familie.de www.uni-bamberg.de/ifb www.familienbund.org www.wdr.de/tv/service/familie Medienpädagogische Adressen www.mpfs.dc (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) www.bpb.de (Bundeszentrale für politische Bildungs-Informationsmaterial) www.flimmo.de (Bewertung von Fernsehangeboten für Kinder - auch als Heft) www.iff.de (Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis) www.izi.de (Internationales Zentralinstitut für das Jugend- u. Bildungsfernsehen) Elternabendmodelle aus dem Internet Die Arbeitsstelle für kirchliche Medienarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat es sich zur Aufgabe gemacht, Medien- und Kommunikationskompetenz im kirchlichen Raum und darüber hinaus zu fördern. Sie stellt im Internet auf einer eigenen Seite vier Elternabendmodelle vor, die mit einem Klick als Zip-Dokumente herunterzuladen sind. Mit einem Entpackerprogramm lassen sich diese Broschüren öffnen und ausdrucken. Es sind kurze Broschüren, die Gestaltungsvorschläge, Informationen und praktische Tipps zur Gestaltung eines medienpädagogischen Elternabends geben. Die Modelle behandeln praxiserprobte Veranstaltungen und bieten alles Notwendige bis hin zur Einladungsgestaltung. Es handelt sich um folgende Themen: Kinder wollen Fernsehen, Juliana Eiland-Jung Kinder und ihre Fernsehhelden, Anton Brehm Kinder lieben Hörkassetten, Uschi Saur Kinder und ihre Medienbiographie, Dr. Carla Kramer (Postanschrift: Fachstelle Medienarbeit Diözese Rottenburg-Stuttgart, Sonnenbergstraße 15, 70184 Stuttgart, e-Mail: fm@drs.de. Internetadresse:http://www.drs.de/kvorort/fm/publikationen/elternabendmodelle/ index.htm) 4. Internetangebote für Kinder Kinderportale und Kinderseiten werden von nichtkommerziellen und kommerziellen Anbietern ins Netz gestellt. Darunter finden sich Angebote von Fernsehanstalten, Kinderzeitschriften, dem Kinderschutzbund, Produzenten von Computerhard- und software (Nitendo) etc. Eine gute Übersicht mit Beschreibungen und Bewertungen von Websites bieten: Kinder im Internet (www.dji.de/www-kinderseiten) oder Websites für Kinder (www.erzwiss.uni-hamburg.de/personal/ aufenanger/materialien/internetangebote_fuer_kinder.htm) Bevor Eltern mit ihren Kinder ins Internet gehen, können sie sich hier in einer Datenbank die wichtigsten und besten Seiten für Kinder heraussuchen und die ausführlichen Beschreibungen und gelungenen Bewertungen lesen. Seiten für Kinder im Netz www.fliegmalweg.de www.wdrmaus.de www.robimax.de www.pixelkids.de www.kindernetz.de www.goere.de www.familyharbour.de www.scoolz.de www.blinde-kuh.de www.sowieso.de www.kidsweb.de www.BR-Kinderinsel.de 5. Broschüren, Periodika und Bücher a) Kirchliche Texte Päpstliche Kommission für die Instrumente der sozialen Kommunikation: Communio et Progressio. Pastoralinstruktion über die Instrumente der sozialen Kommunikation (1971). Päpstlicher Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel: Pastoralinstruktion "Aetatis Novae" zur sozialen Kommunikation zwanzig Jahre nach Communio et Progressio, 1992 (Arbeitshilfen 98). Chancen und Risiken der Mediengesellschaft. Gemeinsame Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, hrsg. v. Kirchenamt der evangelischen Kirche in Deutschland, Herrenhäuserstr. 12, 30419 Hannover, und vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Kaiserstr. 163, 53113 Bonn, 1997 (Gemeinsame Text 10). Erläuterungen, Kommentare, methodische Umsetzungen, Literaturhinweise und vieles mehr zu dieser gemeinsamen Erklärung finden sich in: Martina Höhns (Hrsg.), Chancen und Risiken der Mediengesellschaft. Ein Lese- und Arbeitsbuch, München 2000. b) Mediennutzung Jürgen Barthelmes/Ekkehard Sander, Erst die Freunde, dann die Medien. Medien als Begleiter in der Pubertät und Adoleszenz. Medienerfahrungen von Jugendlichen, 2 Bände, München 2000. JIM 2000 - Jugend, Information, (Multi-)Media. Basis-Untersuchung zum Medienumgang 12-19 jähriger in Deutschland. Baden-Baden 2000 (Bezug: SWR-Medienforschung, Hans-Bredow-Str., 76530 Baden-Baden, e-mail: info@mpfs.de). Fernsehkonsum. Nachrichten - Daten - Analysen, hrsg. v. der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle e.V. (KSA), Jägerallee, Hamm, Tel: 02381/ 98020-0, Fax: 02381/98020-99, e-mail: ksa-hamm@t-online.de. c) Bewertungen von Medien Computerspiele auf dem Prüfstand. Informationsdienst der Bundeszentrale für politische Bildung (erscheint zwei- bis dreimal im Jahr kostenlos, Bezug: BpB, Postfach 2325, 53013 Bonn, e-mail: info@bpb.de). Flimmo - Fernsehen mit Kinderaugen. Hrsg. vom Verein Programmberatung für Eltern. (erscheint dreimal im Jahr, Versand gegen Portoerstattung, Bezug: Programmberatung für Eltern e.V., Postfach 801344, 81613 München Redaktion e-mail: info@flimmo.de). d) Medienpädagogik Aktion Jugendschutz, Alles auf Empfang? Zusammenarbeit mit Eltern. Leitfaden für die medienpädagogische Arbeit in Kindergarten und Grundschule zum Thema Fernsehen. Aktion Jugendschutz, Alles auf Empfang? Wie fange ich an? Einstiege zur medienpädagogischen Elternarbeit. (Beide Hefte eignen sich hervorragend zur medienpädagogischen Elternarbeit und können bezogen werden bei der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V., Fasaneriestr. 17, 80636 München Medien-Dienst EB Nr. 78, April 2001). Stefan Aufenanger, Neue Medien - Neue Pädagogik? Ein Lese- und Arbeitsbuch zur Medienerziehung im Kindergarten und Grundschule, Bonn 1991 (kostenlos zu beziehen bei der Bundeszentrale für Politische Bildung, Referat Medienpädagogik und Neue Medien, Postfach 2325, 53013 Bonn. Jürgen Barthelmes/Christine Feiline/Maria Furtner-Kallmünzer, Medienerfahrungen von Kindern im Kindergarten. Spiele. Gespräche. Soziale Beziehungen, Deutsches Jugendinstitut, München 1991. Sabine Eder u.a. (Hg.), Bleiben Sie dran! Medienpädagogische Zusammenarbeit mit Eltern, Bielefeld 1999. Thomas Feibel, Die Internet-Generation. Wie wir von unseren Computern gefressen werden, Langen Müller 2001. Karsten Henning/Rainer Steib, Leitfaden Medienarbeit. Erfahrungsorientierte Medienpraxis für Religionsunterricht und Bildungsarbeit, München 1997. Ulrich Papenkort (Hrsg.), fami1ie@bi1dung. Neue Medien in Familienbildungsstätten. Eine Arbeits- und Orientierungshilfe, hrsg. im Auftrag der Landesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenenbildung in NRW, Köln 2000 (LAG-KEB-NRW, Breite Straße 108, 50667 Köln - www.lag-keb-nrw.de). Ingrid Paus-Haase/Dieter Höltershinken/Wolfgang Tietze, Alte und neue Medien im Alltag von Kindern. Orientierungshilfen für Eltern und Erzieherinnen, Freiburg 1990. Bernd Schorb/Helga Theunert, Jugendmedienschutz - Praxis und Akzeptanz, Berlin 2001. Wir danken den Mitarbeitern, Mitgliedern und Verantwortlichen der Bewegungen und Verbände, die durch vielfältiges Material und Anregungen aus ihrem Engagement für die Familie dieses Heft möglich gemacht haben: Sr. M. Annetraut Bolkart Schönstatt Familienbewegung, Berg Schönstatt 9, 56179 Vallendar, Tel: 0261/6506-303, Fax: 0261/6506-168, e-mail: schoenstattmarienland@t-online.de Dr. Barbara Hoffmann/Richard Feider Familienbund der deutschen Katholiken, Neue Kantstr. 2, 14057 Berlin, Tel: 030/326756-0; Fax: -20, e-mail: familienbund.fdk@t-online.de Michael Griffig Kolpingwerk Deutschland, Referat Familie und Freizeit, Kolpingplatz 5-11, 50667 Köln, Tel: 0221/20701-145, Fax: -38, e-mail: ref.familie. freizeit@kolping.de Gabriele Klöckner Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB), Kaesenstr. 18, 50877 Köln, Tel. 0221/314930 Regine Etzbach-Kobold Katholische Männer und Frauen im Bund Neudeutschland (KMF-ND), Leerbachstr. 37/II, 60322 Frankfurt, Tel. 069/728469, Fax. 069/173632, e-Mail: ND_KMF__HSR@t-online.de Dr. Alois Moos Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung (AKF), Mainzer Str. 47, 53179 Bonn, Tel: 0228/371877, Fax: 0228/8578147, e-mail: info@akf-bonn.de Thomas Mertz Beringstr. 10, 53115 Bonn, Tel.: 0228/650824, tkmertz@t-online.de Rolf Pitsch Borromäusverein, Wittelsbacherring 9, 53115 Bonn, Tel.: 0228/77258-111, e-mail: info@borro.de # # 1 Hrsg. vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Herrenhäuserstr. 12, 30419 Hannover und vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Kaiserstr. 163, 53113 Bonn # # # # # # u Sichtung von Programmzeitschriften: Welche Sendungen scheinen Familienleben zum Inhalt zu haben? u Entwicklung eines Fragerasters oder Kriterienkataloges u Aufteilung, welche Familien welche Serien einmal unter die Lupe nehmen u Sichtung einer festgelegten Anzahl von Folgen durch einzelne Familien zur Hause u Auswertung und Vergleich beim nächsten Treffen # # # Mögliche Schritte einer Medienanalyse 1. Beschreibung der Handlung: Was passiert? Wie viele Geschichten sind miteinander verwoben? Hat diese Verwicklung mehrerer Einzelschichten einer Aussage oder eine Botschaft? 2. Beschreibung der Erlebniswelt des Ambientes, der Atmosphäre, die die Serie darstellt 3. Beschreibung der Differenz zwischen eigener Familienwirklichkeit und der Filmwirklichkeit 4. Inwiefern ist unsere eigene Familienwirklichkeit in der jeweiligen Serie wiederzufinden? Wird sie möglicherweise verdichtet oder dramaturgisch zugespitzt? Sehen wir die Mücke unseres Beziehungsalltages als Elefanten in den Serien wieder? 5. Spiegeln die Serien möglicherweise auf glaubwürdige Weise das Familienleben in anderen Kulturen und anderen Gesellschaften wider? 6. Oder ist die entsprechende Serie überwiegend fiktiv, fantastisch? Greift sie unsere Wünsche, Träume oder Ängste auf? Macht sie auf gekonnte oder nicht gekonnte Weise unser Innenleben sichtbar und zieht uns deswegen in den Bann? 7. Macht die Serie uns aufmerksam auf bislang unentdeckte Seiten unseres Familienlebens? Auf bisher verborgene Erwartungen? # # # Der Familienkreis will die virtuelle Welt der Cartoons, in denen die Kämpfe zwischen Gut und Böse toben, kennen lernen. Dazu wird eine Medienrecherche in Untergruppen verabredet, die bis zum nächsten Treffen erledigt werden soll. u Die graue Vorzeit des Cartoons wie Micky Mouse, Fix und Foxi, Sigurd ... u Welche Cartoonserien sind über einen normalen Fernsehanschluss in welchen Programmen zugänglich (Beispiele auf Video aufnehmen)? u Welche dieser Fernsehserien sind auch im Internet greifbar? u Was bietet das Internet an eigenen interaktiven Spielwelten? # Gesprächsimpuls: u Welches sind die Medienhelden oder Fernsehlieblinge unserer Kinder und was wissen wir darüber? u Haben unsere Kinder uns davon erzählt? # # # # Quelle: Televizion 13/2000/2 #