| Pressemeldung | Nr. 079

Auszeichnung für den Lehrmeister des erkenntniskritischen Blicks

Gerhard Richter erhielt Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken

Der weltberühmte Maler Gerhard Richter hat am Samstag den mit 25.000 Euro dotierten »Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken« erhalten. »Es erfreut mich zutiefst, dass ich mich mit der Entgegennahme zu meiner christlichen Kultur, zu dieser Glaubensgemeinschaft bekenne, die mich fundamental prägte, deren Teil ich bin und die ich liebe«, dankte der Künstler der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der Katholiken für die hohe Ehrung. Den Preis überreichten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Professor Dr. Hans Joachim Meyer. An dem Festakt in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland nahmen rund 500 geladene Gäste teil. Die Laudatio auf den Künstler hielt der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann.
Kardinal Lehmann betonte in seiner Begrüßungsansprache, in Gerhard Richters Werken werde auf existentielle Weise etwas sichtbar, was unsere empirische Wahrnehmung übersteige. Richter sei »ein Lehrmeister des erkenntniskritischen Blicks«. Von den Antworten, die der Glaube anbietet, erfahre man in seinem Werk nichts im wörtlichen Sinn, wohl aber sehr viel von den Fragen, die diesen Antworten entsprächen. »Nur wer substanziell fragt, findet auch substanzielle Antworten«. Der Künstler Gerhard Richter lehre, diese wichtigen »großen« Fragen zu stellen.
Bei dem Festakt wurde aus dem Atelier Gerhard Richters ein Original-Exponat präsentiert: Die hochglanzpolierte Edelstahlkugel symbolisiert für Richter das Dilemma zwischen Wirklichkeitserkenntnis und Rätselhaftigkeit. Der Würzburger Bischof und Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Hofmann nahm in seiner Laudatio darauf Bezug: Richter gelinge es, sich von den Widersprüchen der Lebenswirklichkeit nicht lähmen zu lassen, sondern diese Polarität als Kraftfeld produktiv zu nutzen. Der Maler balanciere auf subtile Weise mit den Widersprüchen von Präsentation und Repräsentation, Präzision und Unschärfe, »ohne je den Gedanken aufzugeben, dass es außerhalb seiner selbst eine diese Gegensätze im Letzten versöhnende Dimension gibt.« Bischof Hofmann verwies darauf, dass es bei Richter auch viele ausdrückliche Verweise auf christliche Bildtraditionen gebe: So zeigten etwa die »Verkündigung nach Tizian«, die stählernen und goldenen Metallkreuze, die fotorealistischen Kerzen oder die Darstellung der Wundmale des Heiligen Padre Pio eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit christlichen Sujets.
ZdK-Präsident Professor Meyer verband die Preisübergabe mit einer persönlichen Erinnerung an sein früheres Amt als Kultusminister: Von seinem Dresdener Arbeitszimmer aus konnte er lange Zeit Richters Bild »Zwei Kerzen« betrachten, das 1995 am damals noch zerstörten Ausstellungsgebäude neben der Kunstakademie in einer Großreproduktion installiert war. Dies habe er als beeindruckende Mahnung aufgefasst, nie wieder Gewalt und Zerstörung zuzulassen.
Die Redebeiträge des Festaktes wurden auf Wunsch des Künstlers multimedial umrahmt: Ein Großleinwandprojektor zeigte eine repräsentative Auswahl wichtiger Werke Gerhard Richters, bei deren Auswahl er selbst mitgewirkt hatte. Für den Festakt hat sich Richter Musik gewünscht, die mit seinem Werk korrespondiert: Die jungen, international preisgekrönten Musiker des Sponte-Bläserquintetts (Berlin) spielten Werke des ungarischen Avantgarde-Komponisten Györgi Ligeti.


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