| Pressemeldung | Nr. 43

Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zum 25. Todestag von Kardinal Julius Döpfner am 24. Juli

Der plötzliche Tod von Kardinal Julius Döpfner vor 25 Jahren war ein schwerer Verlust für die Kirche in Deutschland. Seit 1965 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war er unermüdlich bemüht, die Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils in der Kirche in Deutschland umzusetzen und einzupflanzen. Er war ein Mann des nachdenklichen Dialoges. Immer wieder kreisten seine Gedanken und Gespräche um die Zukunft der Kirche und ihre Sendung. Dabei war er offen für die Fragen der Zeit. Die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, die er von 1969 bis 1975 als Präsident leitete, war sein Werk.
Kardinal Döpfner war mutig, weitblickend und ein Kirchenmann, der auch im guten Sinne immer das Schicksal seines Vaterlandes im Blick hatte. Schwer litt er als Bischof von Berlin unter der Spaltung Deutschlands und vor allem unter dem Bau der Mauer. Die Versöhnung mit Polen lag ihm ganz besonders am Herzen. Fünf Jahre, ehe er und der polnische Primas Kardinal Wyszynski sich in der Konzilsaula die Hand zur Versöhnung reichten, hatte er bereits als Bischof von Berlin 1960 mit seiner Hedwigs-Predigt - wie er selbst sagte - "ein brüderliches Wort zur deutsch-polnischen Versöhnung hinübergeschickt nach Polen und hinein ins eigene Volk, besonders zu den Heimatvertriebenen". Er deutete damals schon an, dass die Grenzfrage möglicherweise so gelöst werden müsse, wie dies später geschah. Damals war eine solche Aussage "gefährlich", aber weitsichtig.
Kardinal Döpfner war ein Mann der Weltkirche. Seine Arbeit in Berlin und später in München hatte ihn weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt gemacht. Aber jede Attitüde eines "Kirchenfürsten" war ihm fremd. So unternahm er wenige Monate vor seinem Tode noch eine Reise nach Afrika, um die jungen Kirchen vor Ort kennen zu lernen. Er wollte der Eingleisigkeit der Beziehungen entgegenwirken, die er angesichts einer starken finanziellen Unterstützung durch die deutschen Hilfswerke befürchtete. Er sah sich bei dieser Reise als ein Zuhörer und Beobachter. Die damalige Apartheid in Südafrika hatte ihn tief bewegt. Er fühlte sich - wie er es einmal formulierte - auch hier als ein "Bruder zu allen aus der gleichen Erwählung".
Bodenständig immer dem Frankenland verbunden, schöpfte er Kraft aus seiner Heimat und auf Wanderungen durch die Rhön. Er fühlte sich wohl in Gottes Schöpfung. Er war geprägt von einer tiefen mannhaften Frömmigkeit. Sein mitunter ernst wirkender Blick entsprach nicht seinem Naturell. Er konnte kräftig und frei lachen; hatte Sinn für hintergründigen Humor. Zuwider waren ihm leere Floskeln. Er wollte nicht einfach so daher reden. Das erschwerte ihm gelegentlich den Umgang mit den Medien. Aber jeder, der mit ihm sprach, spürte, dass er authentisch war.
Kardinal Julius Döpfner ist eine der großen Bischofsgestalten unseres Jahrhunderts. Die Kirche in Deutschland hat ihm viel zu verdanken. Sein Wort vor der Vollversammlung des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken im Jahr seines Todes ist auch heute noch von hoher Aktualität: "Ich meine, es ist hohe Zeit, daß wir darüber nachdenken, wie wir die Formlosigkeit und Gefühlsdürre bekämpfen, wie wir leergewordenen Festen ihre Seele wiedergeben können und wo neue Möglichkeiten liegen, der Freude der Erlösten Ausdruck und Form in unserer Zeit zu geben".

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