| Pressemeldung | Nr. 045

Fachgespräch der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz zu den Globalen Pakten

„Migranten und Flüchtlinge aufnehmen, schützen, fördern, integrieren“

Auf Einladung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz hat heute (16. März 2018) ein Fachgespräch unter dem Leitthema „‚Migranten und Flüchtlinge aufnehmen, schützen, fördern, integrieren‘ – Kirchliche Perspektiven auf die Globalen Pakte zu Migration und Flucht“ stattgefunden. Dazu kamen rund 50 Verantwortungsträger und Experten aus Kirche, Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen in der Katholischen Akademie in Berlin zusammen. Der Vorsitzende der Migrationskommission und Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen, Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg), sowie der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller, eröffneten die Veranstaltung.

Mit dem New Yorker UN-Gipfel zu Flüchtlingen und Migranten im September 2016 hat die internationale Gemeinschaft einen Beratungs- und Verhandlungsprozess begonnen, der bis Ende 2018 in zwei Globalen Pakten („Global Compacts“) münden soll: einen zu sicherer, geordneter und regulärer Migration sowie einen weiteren zu Fragen des Flüchtlingsschutzes. Papst Franziskus hat diesem Prozess von Anfang an hohe Bedeutung beigemessen. Dies drückt sich auch in einem Dokument mit „20 Handlungsschwerpunkten“ aus, das die vatikanische Abteilung für Migranten und Flüchtlinge veröffentlicht hat. Diese orientieren sich an vier Maximen, die der Papst für die Globalen Pakte formuliert hat: „aufnehmen, schützen, fördern, integrieren“. Ziel des Fachgesprächs war es, die Impulse des Vatikans – ergänzt um Beiträge der Deutschen Bischofskonferenz – in das politische Gespräch einzubringen.

Zu Beginn des Fachgesprächs betonte Erzbischof Heße das große Potential, das die katholische Kirche in den beiden Globalen Pakten sieht: „Sie können die positiven, entwicklungsförderlichen Aspekte von Migration stärken und den Weg zu einer solidarischen Verantwortungsteilung zwischen den Staaten ebnen; sie können ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Rechte und Bedürfnisse der betroffenen Menschen keine Nebensache sind, sondern der Maßstab einer humanitär verantwortbaren Politik sein müssen. Und schließlich: Sie können ein wichtiger Beitrag dazu sein, dass wir durch internationale Zusammenarbeit die ‚Globalisierung der Gleichgültigkeit‘ überwinden.“ Der Vorsitzende der Migrationskommission wies zudem darauf hin, dass die alltägliche Praxis der kirchlichen Migrations- und Flüchtlingsarbeit für eine geerdete Herangehensweise sorgt: „Wenn die Kirche in Migrationsfragen Empfehlungen formuliert, dann hat sie dafür – neben ihrer biblisch-theologischen Sensibilität für die Thematik – eine weitere Grundlage: die praktischen Erfahrungen der zahlreichen Christen, die ein Leben für Migranten, mit Migranten oder auch als Migranten führen.“

Pater Fabio Baggio CS, der für Migrationsfragen zuständige Untersekretär im Vatikanischen Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, erläuterte in seinem Vortrag die Rolle der katholischen Kirche und internationaler zivilgesellschaftlicher Akteure bei den Beratungen zu den Globalen Pakten. Dabei ging er insbesondere auf die „20 Handlungsschwerpunkte“ des Vatikans ein: „Das Dokument enthält eine ganze Reihe von praktischen Überlegungen, die auf der Erfahrung der Ortskirchen und der katholischen Basisorganisationen beruhen. Vorgelegt werden unterschiedliche best-practice-Maßnahmen, die mancherorts bereits umgesetzt werden und die auch auf andere geographische Regionen übertragen werden können. Gerade in Deutschland findet sich einiges davon bereits in der Praxis.“ Er unterstrich, dass aus Sicht des Vatikans Deutschland – gemeinsam mit anderen EU-Staaten – eine essentielle Rolle im Prozess der Globalen Pakte spielen könne und solle.

In vier aufeinanderfolgenden Panels tauschten sich die Teilnehmer zu Themen aus, die aus kirchlicher Sicht von besonderer Relevanz sind:

  • Unter dem Stichwort „aufnehmen“ befassten sich der Generalsekretär der Internationalen Katholischen Migrationskommission, Msgr. Robert Vitillo, der UNHCR-Repräsentant in Deutschland, Dominik Bartsch, und der Leiter der Migrationsabteilung im Bundesministerium des Innern, Norbert Seitz, mit sicheren und legalen Zugangswegen für Flüchtlinge.
  • Daran schloss sich eine Einheit zum Thema „integrieren“ an: Hier beleuchteten die Leiterin der politischen Abteilung von Caritas Europa, Dr. Shannon Pfohman, der Bielefelder Soziologe Prof. Dr. Thomas Faist und der Leiter des Referats Flucht und Asyl im Arbeitsstab der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Dr. Michael Maier-Borst, Facetten eines teilhabeorientierten Integrationsbegriffs.
  • Im Panel „fördern“ ging es um ein besseres Verständnis von Flucht- und Migrationsursachen sowie Perspektiven für die Herkunftsländer. Diesen Fragen widmeten sich der Geschäftsführer für internationale Zusammenarbeit beim bischöflichen Hilfswerk Misereor, Dr. Martin Bröckelmann-Simon, Erica Usher von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und die Leiterin der Abteilung Globale Zukunftsaufgaben im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Ingrid-Gabriela Hoven.
  • Schließlich diskutierten der Unabhängige Anti-Sklaverei-Kommissar des Vereinigten Königreichs, Kevin Hyland, Sr. Beatrice Mariotti von der katholischen Frauenrechtsorganisation SOLWODI sowie der Leiter des Referats Menschenhandel beim Bundeskriminalamt, Carsten Moritz, unter dem Stichwort „schützen“ über internationale Strategien im Kampf gegen Menschenhandel, insbesondere Arbeits- und sexuelle Ausbeutung.

Mittlerweile liegen für beide Globalen Pakte sogenannte „Zero Drafts“ vor, über die zwischen den Staaten intensiv verhandelt wird und die auch beim heutigen Fachgespräch im Fokus standen. Die Veranstaltung der Migrationskommission ermöglichte es den Teilnehmern, das bislang in den Verhandlungen Erreichte kritisch zu erörtern, Empfehlungen für den weiteren Prozess zu geben und bereits jetzt die Phase der Umsetzung der beiden Pakte in den Blick zu nehmen.


Hinweise:

Das Grußwort von Erzbischof Dr. Stefan Heße, der Vortrag von Pater Fabio Baggio CS sowie das Dokument mit „20 Handlungsschwerpunkten“ der vatikanischen Abteilung für Migranten und Flüchtlinge sind untenstehend als pdf-Dateien verfügbar.

Weitere Informationen zu den Globalen Pakten sind unter migrants-refugees.va und Informationen der Vereinten Nationen zu den beiden Globalen Pakten unter refugeesmigrants.un.org zu finden.

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