| Pressemeldung

Rassismus ist Sünde

Kirchen veröffentlichen Gemeinsames Wort

Mit der klaren Feststellung "Rassismus ist Sünde" rufen die Evangelische Kirche in Deutschland, die Deutsche Bischofskonferenz und die Griechisch-Orthodoxe Metropolie gemeinsam zur diesjährigen "Woche der ausländischen Mitbürger/interkulturelle Woche 2001" auf. Das Motto der Woche, die vom 23. bis 29. September stattfindet, lautet "Rassismus erkennen - Farbe bekennen". Der von Präses Manfred Kock, Kardinal Karl Lehmann und Metropolit Augoustinos unterzeichnete Aufruf, fordert alle auf, sich zu engagieren "für Begegnungen mit Menschen anderer Herkunft und solchen, die diskriminiert oder bedroht werden". Zugleich werden verstärkt "Maßnahmen zur Integration" und "gesetzliche Regelungen gegen Diskriminierung" gefordert. Die Kirche habe von Anfang an in Vielgestaltigkeit existiert. Deshalb dürfe es in der Kirche auch keine Fremden geben.
Das Gemeinsame Wort im Wortlaut:
Rassismus erkennen - Farbe bekennen
Gemeinsames Wort zur Woche der ausländischen Mitbürger/interkulturelle Woche 2001
Vielfalt ist eine Grundstruktur allen Lebens. Ihr verdanken wir, dass wir als Menschen unterschiedlich sind. Das macht uns einmalig und als Person unverwechselbar. Die verschiedenen Sprachen und Dialekte, die große Zahl der Kulturen und Lebensformen sind ein Ausdruck dieser Vielgestaltigkeit. Sie bilden einen unglaublichen Reichtum, der uns mit Bewunderung und Respekt erfüllt. Um dies in seiner ganzen Fülle erleben und ausschöpfen zu können, reicht ein Menschenleben nicht aus. Die Vielfalt ist zugleich ein Ausdruck von Kreativität. Ihr verdanken wir die Buntheit unserer Lebenswelt und die prinzipielle Zukunftsoffenheit unserer Geschichte.
Wir glauben als Christen, dass Gott diese Welt in ihrer Vielfalt geschaffen hat. Dass die Menschen dem Bild Gottes ähnlich sind, gibt ihnen nicht nur eine besondere Rolle und Verantwortung, sondern bedeutet auch, dass alle Menschen die gleiche Würde haben - unabhängig von ihrer individuellen Prägung, ihrer Sprache, ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrem Aussehen.
Wir können deshalb nicht hinnehmen, dass Menschen wegen ihrer Andersartigkeit gering geschätzt, benachteiligt oder bedroht werden. Wir widersprechen auch jeder Form von Rassismus. Denn Rassismus ist nicht Ausdruck von Wertungen oder Beurteilungen, die man so oder so treffen kann. Rassismus stellt das Lebensrecht und die Würde anderer grundsätzlich in Frage und negiert damit ihre Gottesebenbildlichkeit. Rassismus bringt Gewalt hervor und erniedrigt andere bis hin zur Bedrohung ihrer leiblichen Unversehrtheit. Für die Kirchen gilt deshalb: Rassismus ist Sünde.
Rassismus muss in seinen offenkundigen wie in seinen versteckten Formen aufgespürt und überwunden werden. Dazu ist nicht nur ein wacher und kritischer Blick erforderlich, sondern dazu sind auch Mut, Zivilcourage und Entschiedenheit notwendig. Das Motto der diesjährigen Woche der ausländischen Mitbürger/interkulturelle Woche "Rassismus erkennen - Farbe bekennen" will dazu aufrufen und zugleich Mut machen, sich zu engagieren.
Der Aufruf richtet sich an alle, die in Deutschland wohnen und leben. Nehmen Sie fremdenfeindliche und rassistische Äußerungen und Angriffe nicht hin! Engagieren Sie sich für Begegnungen mit Menschen anderer Herkunft und solchen, die diskriminiert oder bedroht werden! Denn persönliche Kontakte, Kenntnisse über andere und die aktive Gestaltung des Zusammenlebens sind die beste Vorbeugung gegen Rassismus. Die Solidarität mit bedrohten Menschen ist eine wirkungsvolle Hilfe. Die in einigen Städten initiierte Aktion "Noteingänge" ist dafür ein gutes Beispiel.
Die politisch Verantwortlichen bitten wir, alles zu unterlassen, was ausländerfeindlichen Stimmungen und Aktionen Vorschub leisten könnte. Maßnahmen zur Integration müssen verstärkt und gesetzliche Regelungen gegen Diskriminierungen getroffen werden. Die bevorstehende Umsetzung der von der Europäischen Union beschlossenen Maßnahmen gegen Diskriminierung in nationales Recht bietet dazu Gelegenheit. Regelungen des Asylbewerberleistungsgesetzes bewirken Ausgrenzung und fördern Vorurteile in der Bevölkerung. Besonderer Anstrengungen bedarf es, dass sich rassistisches Denken und Verhalten unter Kindern und Jugendlichen nicht weiter ausbreitet. Schule und Jugendarbeit brauchen dazu gesellschaftliche Unterstützung. Migranten sollten in das gesellschaftliche Leben stärker einbezogen und ihre Selbstorganisation unterstützt werden.
Wir begrüßen sehr, dass es in diesem Jahr viele Aktionen gibt, die sich für eine Überwindung von Rassismus einsetzen. Papst Johannes Paul II. hat zum diesjährigen Welttag der Vereinten Nationen für die Abschaffung der Rassendiskriminierung zur Solidarität mit Menschen aufgerufen, die aus rassischen, ethnischen, religiösen oder gesellschaftlichen Gründen ausgegrenzt werden. Der diesjährige "Tag der offenen Moschee" am 3. Oktober wird dem Thema Rassismus gewidmet sein. Auch das von den Vereinten Nationen ausgerufene "Internationale Jahr gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenangst und damit einher gehende Intoleranz" ist ein wichtiger weltweiter Beitrag. Nicht zuletzt ist die Anfang dieses Jahres in Berlin eröffnete "Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt" eine langfristige Möglichkeit des Engagements zur Überwindung von Rassismus und seinen Folgen.
Die diesjährige Woche der ausländischen Mitbürger/interkulturelle Woche ist eine gute Gelegenheit, zahlreiche Aktivitäten öffentlich wirksam darzustellen und viele Menschen zur Teilnahme, Mitwirkung und Unterstützung zu gewinnen. Wir hoffen auf eine breite Resonanz und wünschen allen, die an Vorbereitung und Durchführung mitwirken, Zivilcourage, Ermutigung und Gottes Segen.
Rassismus zu erkennen und Farbe zu bekennen ist für uns eine gemeinsame ökumenische Aufgabe. Die zahlreichen Initiativen und Aktivitäten in unseren Kirchen erinnern immer wieder daran, dass die Kirche von Anfang an in Vielgestaltigkeit existierte. Deshalb darf es in der Kirche eigentlich keine Fremden geben.
Präses Manfred Kock, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Metropolit Augoustinos, Griechisch-Orthodoxer Metropolit von Deutschland

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