| Pressemeldung | Nr. 116

Weihbischof Puff zum Internationalen Tag gegen Menschenhandel

Von der „Entmenschlichung der Arbeit zu Menschenhandel ist es nur ein kleiner Schritt“

Am 30. Juli 2020 begehen die Vereinten Nationen den Internationalen Tag gegen Menschenhandel. Dabei handelt es sich um ein nach wie vor wenig beachtetes Feld der Kriminalität: Menschen, meist Frauen und Kinder, werden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, unter Ausnutzung ihrer Hilflosigkeit, durch Nötigung und Missbrauch von Macht gefügig gemacht und ausgebeutet. Menschenhandel ist eine Straftat und ein Verbrechen gegen die Menschenwürde.

Beobachter schätzen die Zahl der Opfer des Menschenhandels auf weltweit rund 40 Millionen. Auch in Deutschland wird die Notlage tausender Menschen ausgenutzt. Sie werden unter menschenunwürdigen Bedingungen, ohne ausreichenden Arbeitsschutz und ohne existenzsichernde Entlohnung beschäftigt. Grundrechte ebenso wie arbeits- und sozialrechtliche Ansprüche werden ihnen vorenthalten. „Von dieser Entmenschlichung der Arbeit zu Menschenhandel ist es nur ein kleiner Schritt“, erklärt Weihbischof Ansgar Puff (Köln), Vorsitzender der Arbeitsgruppe Menschenhandel der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz. „In der Pandemie wird insbesondere die Situation in der Lebensmittelindustrie wahrgenommen. Und das nicht zu Unrecht! Aber in Deutschland und der Europäischen Union findet Ausbeutung in erheblichem Maß auch in der Pflege, auf dem Bau und in der Prostitution statt.“

Die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen haben ihren Ursprung auch in den Herkunftsländern der Betroffenen. „Kirchliche Partner in Rumänien und Bulgarien berichten, dass viele Menschen bereit sind, einen schlechten Lohn und prekäre Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, um ihre Familien im Heimatland unterstützen zu können. Hierfür zahlen sie einen viel zu hohen Preis“, so Weihbischof Puff.

Papst Franziskus räumt dem Kampf gegen den Menschenhandel einen hohen Stellenwert ein. 2014 wurde in seiner Anwesenheit die „Santa Marta Group“ gegründet, in der Bischöfe, Ordensschwestern und leitende Polizeibeamte in der Bekämpfung des Menschenhandels und zur Unterstützung der Opfer zusammenarbeiten. Im gleichen Jahr unterzeichnete er mit hochrangigen Vertretern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung, die dazu aufruft, die „moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen“.

Die katholische Kirche kümmert sich in Deutschland wie in den Herkunftsländern in vielfältiger Weise um die Opfer von Menschenhandel: in der sozialen und juristischen Beratung und durch konkrete Hilfe für Menschen, die der Ausbeutung entkommen. „Zum Engagement der katholischen Kirche gegen Menschenhandel gehört nicht nur die Sorge um und für die Opfer, sondern auch der Einsatz für faire Lebensbedingungen weltweit, die dem Menschenhandel seine Grundlagen entziehen“, sagt Weihbischof Puff.

Vor allem aber seien Politik und staatliche Verwaltung gefordert, Regeln zu formulieren und durchzusetzen, damit Maßnahmen nicht nur ein Strohfeuer bleiben. „Damit sich derart ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gar nicht erst entwickeln können, sind konsequente Kontrollen sowohl der Arbeitsvermittlungsagenturen als auch der Betriebe zwingend erforderlich“, betont Weihbischof Puff. Ziel der Kontrollen müsse es sein, den Arbeitnehmerschutz zu stärken, Arbeitsausbeutung und Menschenhandel aufzudecken und zu verhindern. „Es muss sichergestellt werden, dass die zuständigen Behörden mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet sind und auf qualifiziertes Personal, nicht zuletzt Dolmetscher, zugreifen können.“


Hintergrund

Für das internationale kirchliche Engagement gegen den Menschenhandel ist die Santa Marta Group von hoher Relevanz. Sie geht auf eine Initiative der Bischofskonferenz von England und Wales zurück und wurde 2014 im vatikanischen Gästehaus Domus Sanctae Marthae gegründet. Aus Deutschland sind Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der katholischen Frauenrechtsorganisation Solwodi und des Bundeskriminalamts beteiligt.

Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der „Arbeitsgruppe Menschenhandel“ zusammengeschlossen. Vorsitzender der Arbeitsgruppe ist seit 2018 der stellvertretende Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Ansgar Puff (Köln).

Ausführlich hat sich der Vatikan in seinen (2019 auch auf Deutsch veröffentlichten) „Pastoralen Orientierungen zum Menschenhandel“ mit dem Problem auseinandergesetzt. Die Orientierungshilfe beschreibt, warum Menschenhandel stattfindet, weshalb er so oft verborgen bleibt und wie die Mechanismen der Ausbeutung auch inmitten moderner Gesellschaften funktionieren. Sie bringt Vorschläge in die Diskussion ein, wie das Verbrechen bekämpft und Opfern geholfen werden kann. Das Dokument (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 219) kann als pdf-Datei heruntergeladen oder als Broschüre in der Rubrik Publikationen bestellt werden.

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