| Pressemeldung | Nr. 050
Bischof Wilmer und Andrea Nahles stellen Impulspapier „Die versöhnende Kraft der Arbeit“ vor
Vor einer Reduzierung des Begriffs Arbeit auf „Geld verdienen, funktionieren, durchhalten“ hat heute (2. April 2025) der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Heiner Wilmer (Hildesheim), gewarnt. „Wenn Arbeit nur noch als Last empfunden wird, geht verloren, dass Arbeit einen Beitrag zu einem erfüllten Leben und einem guten Miteinander leisten kann. Gleichwohl sehen wir, dass es Arbeitsbedingungen gibt, die es schwer machen, in der Arbeit Sinn zu finden“, so Bischof Wilmer anlässlich der Vorstellung des Impulspapiers der Kommission Die versöhnende Kraft der Arbeit in Nürnberg. Er fügte hinzu: „Arbeit ist mehr als ein Job. Sie ist das Rückgrat unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts.“
In einem Pressegespräch in der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit stellte Bischof Wilmer das Dokument zusammen mit der Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, vor. Sie betonte, dass in einer Zeit, in der gesellschaftliche Herausforderungen wie die Digitalisierung, die demografische Entwicklung und die weltweiten Migrationsbewegungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, „die versöhnende Kraft der Arbeit“ ein Thema von höchster Relevanz sei. „Für die Bundesagentur für Arbeit steht die Aufgabe im Mittelpunkt, Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Gleichzeitig geht es darum, Chancengleichheit zu gewährleisten und die soziale Sicherheit zu fördern, die für unsere Gesellschaft und unseren Sozialstaat so wichtig ist“, so Andrea Nahles. Die Kirche teile diese Verantwortung, indem sie – wie im vorgelegten Impulspapier – die soziale Dimension der Arbeit betone, die den Menschen als Ganzes in den Blick nehme – „mit seinen Werten, Bedürfnissen und seinem Streben nach einem erfüllten Leben“.
Bischof Wilmer erinnerte daran, dass die Welt der Erwerbsarbeit Konflikte, Interessengegensätze und Verteilungsfragen provoziere, gleichzeitig rufe die Transformation der Wirtschafts- und Arbeitswelt große Verunsicherung hervor. Kritisch fragte er: „Lassen sich angesichts hoher Energiepreise Unternehmen in Deutschland halten? Gehen durch die Digitalisierung Arbeitsplätze verloren? Für die Betriebe geht es um Zukunftsfähigkeit, für den Einzelnen um die Sicherung der Existenz. Hinzu kommt der demografische Wandel, der nicht nur einen Fachkräftemangel mit sich bringt, sondern der auch die sozialen Sicherungssysteme herausfordert. Können wir es uns als Gesellschaft leisten, möglichst früh im Leben gar nicht mehr zu arbeiten oder nur noch vier Tage pro Woche? Liegt in all dem nicht das Potenzial für soziale Spaltung?“ Daher überrasche der Titel des Dokumentes Die versöhnende Kraft der Arbeit. Ein Impulspapier zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Bischof Wilmer: „Aber es scheint an der Zeit, den Blick zu weiten und Arbeit – als Teil des Menschseins – mit all ihren Dimensionen zu betrachten.“
Arbeit gebe Sinn, stifte Gemeinschaft und sei „eine Schule der Demokratie“. Angesichts aktueller Entwicklungen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt werbe das Dokument für ein Nachdenken über die Bedeutung der Arbeit für die einzelne Person und die Gemeinschaft, so Bischof Wilmer. Arbeit sei auch mehr als Broterwerb: „Wer spürt, dass er oder sie gebraucht wird, erlebt Sinn. Auch wenn die Arbeit schwer ist, strukturiert sie unseren Alltag und gibt uns Halt“. Arbeit sei auch „demokratisches Grundtraining“. Er fügte hinzu: „Im betrieblichen Alltag lernen Menschen, sich einzubringen, Verantwortung zu übernehmen, andere Meinungen auszuhalten.“ Die sozial-integrative Kraft der Gemeinschaft am Arbeitsplatz dürfe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht unterschätzt werden.
Andrea Nahles würdigte in diesem Zusammenhang das Wirken der Kirchen: „Arbeit ist für die Kirche nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern auch ein moralischer, der dazu beiträgt, das Gemeinwohl zu stärken und den sozialen Frieden zu wahren.“ Das Papier der Bischöfe gebe Antworten auf drängende Fragen. Es sei gut zu lesen und brauche eine breite Debatte. „Die katholische Kirche zeigt hier ihre Verantwortung für Arbeit. Damit wird das Thema Arbeit aktuell und positiv beleuchtet. Ich bin dankbar, wie wertschätzend über Arbeit gesprochen wird“, so Andrea Nahles.
Hintergrund
Das Impulspapier behandelt verschiedene Facetten von Arbeit – von der Persönlichkeitsentfaltung bis zum Dienst an der Gesellschaft. Dieser Text, in sieben zentralen Thesen verfasst, richtet sich an die, die mit ihrer Arbeit hadern, die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und jene, die für die Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich sind. Die Thesen lauten: 1. Arbeit erfüllt, verbindet; 2. Arbeit verändert sich; 3. Arbeit ist Teil des Lebens; 4. Arbeit muss sichtbar sein; 5. Arbeit setzt Würde voraus; 6. Arbeit ermöglicht Teilhabe; 7. Arbeit schafft Zuversicht.
Hinweise:
Das Statement von Bischof Dr. Heiner Wilmer während des Pressegesprächs ist untenstehend als PDF-Datei verfügbar.
Das Dokument Die versöhnende Kraft der Arbeit. Ein Impulspapier zum gesellschaftlichen Zusammenhalt mit einem Geleitwort von Andrea Nahles ist als Broschüre in der Reihe Die Deutschen Bischöfe – Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen (Nr. 57) erschienen und kann in der Rubrik Publikationen bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.