| Pressemeldung | Nr. 015

Bischof Meier zum UN-Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen

„Die Religionen haben die Pflicht, zu Frieden und Gerechtigkeit beizutragen“

Aus Anlass des Internationalen Tages der Geschwisterlichkeit aller Menschen, den die Vereinten Nationen am 4. Februar 2021 erstmals begehen, erklärt der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg):

„Heute vor zwei Jahren wurde ein Meilenstein des interreligiösen Dialogs gesetzt: Papst Franziskus traf in Abu Dhabi mit dem muslimischen Großimam Ahmad al-Tayyib zusammen, um das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen zu unterzeichnen. Ihr gemeinsamer Appell richtet sich an Christen, Muslime und alle Menschen guten Willens: Jeder und jede von uns ist aufgerufen, sich für eine Kultur des Friedens und der Toleranz einzusetzen, die Menschenrechte zu verteidigen und das Trennende zu überwinden. Der Papst und der Großimam wissen um Hass und Fanatismus, die im Namen der Religion entfacht werden. Und genau deshalb erinnern sie eindringlich daran, dass wir alle Kinder Gottes sind – gleich an Rechten und Würde, berufen zu einem Zusammenleben als Schwestern und Brüder.

Die Vereinten Nationen haben die christlich-muslimische Begegnung von Abu Dhabi zum Anlass genommen, den 4. Februar zum Internationalen Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen zu erklären. Von diesem Tag geht das klare Signal aus, dass die Religionen das Potenzial, aber eben auch die Pflicht haben, zu Frieden und Gerechtigkeit auf der Erde – unserem gemeinsamen Haus – beizutragen. So groß die Hürden auch sind, die es auf dem Weg zu einem ‚universalen Frieden‘ zu überwinden gilt: Wir gehen ihn – wie der Papst und der Großimam bekräftigt haben – im Vertrauen auf unseren Gott, ‚der die getrennten Herzen eint und den menschlichen Geist erhebt‘.

Gerade in Zeiten der Pandemie wird vielen von uns wieder stärker bewusst, dass wir Teil der einen Menschheitsfamilie sind. Doch gleichzeitig wächst auch die Versuchung egoistischer Reflexe. Da sind wir Christinnen und Christen ganz besonders gefordert, den Auftrag der Nächstenliebe in konkretes Handeln zu übersetzen. In seiner Enzyklika Fratelli tutti, deren Entstehung eng mit dem Abu-Dhabi-Dokument verknüpft ist, ruft uns Papst Franziskus ins Gedächtnis, dass die christliche Nächstenliebe nicht nur Privatsache ist, sondern immer auch eine gesellschaftliche Dimension hat: ‚Die Liebe zum anderen drängt uns aufgrund ihrer Natur, das Beste für sein Leben zu wollen. Nur wenn wir diese Art gegenseitiger Bezogenheit entwickeln, wird ein gesellschaftlicher Zusammenhalt möglich sein, der niemanden ausschließt, und eine Geschwisterlichkeit, die für alle offen ist.‘ (FT 94) Am Internationalen Tag der Geschwisterlichkeit lade ich alle herzlich dazu ein, die Enzyklika Fratelli tutti zu entdecken. Lassen Sie sich vom Geist der Geschwisterlichkeit inspirieren. Und sprechen Sie gemeinsam mit Christinnen und Christen auf der ganzen Welt das ‚Gebet zum Schöpfer‘, das Papst Franziskus ans Ende seiner Enzyklika gestellt hat.“

Gebet zum Schöpfer (aus der Enzyklika Fratelli tutti)
Herr und Vater der Menschheit,
du hast alle Menschen mit gleicher Würde erschaffen.
Gieße den Geist der Geschwisterlichkeit in unsere Herzen ein.
Wecke in uns den Wunsch nach einer neuen Art der Begegnung,
nach Dialog, Gerechtigkeit und Frieden.
Sporne uns an, allerorts bessere Gesellschaften aufzubauen
und eine menschenwürdigere Welt
ohne Hunger und Armut, ohne Gewalt und Krieg.
Gib, dass unser Herz sich
allen Völkern und Nationen der Erde öffne,
damit wir das Gute und Schöne erkennen,
das du in sie eingesät hast,
damit wir engere Beziehungen knüpfen
vereint in der Hoffnung und in gemeinsamen Zielen. Amen.

 


Hintergrund

Bei seiner Apostolischen Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate ist Papst Franziskus am 4. Februar 2019 mit dem Scheich der ägyptischen al-Azhar, Großimam Ahmad al-Tayyib, zusammengetroffen, der vielen als höchste Autorität des sunnitischen Islam gilt. Bei ihrer Begegnung verständigten sich der Papst und der Großimam auf das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt, das auch unter dem Namen Abu-Dhabi-Dokument bekannt geworden ist. Zur Umsetzung der in dem Dokument genannten Ziele wurde das „Hohe Komitee für menschliche Geschwisterlichkeit“ ins Leben gerufen, dem – neben dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Ayuso Guixot – weitere namhafte christliche, jüdische und muslimische Vertreter angehören. Am 3. Oktober 2020 hat Papst Franziskus in Assisi seine Enzyklika Fratelli tutti – Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft unterzeichnet, die er selbst als Weiterentwicklung der Themen des Abu-Dhabi-Dokuments charakterisiert. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am 21. Dezember 2020 beschlossen, dass der 4. Februar künftig jedes Jahr als Internationaler Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen begangen werden soll. Papst Franziskus nimmt am 4. Februar 2021 gemeinsam mit UN-Generalsekretär António Guterres und Großimam Ahmad al-Tayyib an einem virtuellen Festakt teil, den die Vereinigten Arabischen Emirate ausrichten.

 


Hinweise:

Die Enzyklika Fratelli tutti sowie weitere Materialien sind auf der Themenseite Enzyklika Fratelli tutti verfügbar. Das Abu-Dhabi-Dokument ist auf der Internetseite des Vatikans zu finden.

Der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog informiert unter www.pcinterreligious.org/human-fraternity-day über den Internationaler Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen, die Vereinten Nationen unter www.un.org/en/observances/human-fraternity.

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