| Pressemeldung | Nr. 080

10. Bundeskongress Katholischer Schulen in Erfurt beendet

Freiheit und Demokratie – der Beitrag Katholischer Schulen

In Erfurt hat heute (20. Mai 2022) der 10. Bundeskongress Katholischer Schulen zum Thema „Freiheit und Demokratie – der Beitrag Katholischer Schulen“ stattgefunden. Nach einer pandemiebedingten Pause nahmen rund 80 Vertreterinnen und Vertreter Katholischer Schulen und der Schulabteilungen der Bistümer an der Veranstaltung im Erfurter Augustinerkloster teil.

Erzbischof Hans-Josef Becker (Paderborn), Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz, betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung und Relevanz, die Katholische Schulen für die heutige Gesellschaft haben, und den besonderen Beitrag, den sie auch hinsichtlich der Demokratieerziehung leisten können. Er verwies darauf, dass die Probleme und Herausforderungen der Gesellschaft auch an den Katholischen Schulen zu sehen seien, „wie wir es leider erst in der letzten Woche in Essen erleben mussten“. Auch an Katholischen Schulen gebe es Probleme mit Antisemitismus und durch Ausgrenzen von Menschen anderer Religionen und Kulturen. „Aber Katholische Schulen haben durch die Basis ihres christlichen Menschenbildes ein besonderes Potenzial und die Chance, dazu beizutragen, dass sich Kinder und Jugendliche als Person entfalten können“, so Erzbischof Becker. Er fügte hinzu: „Mit diesem besonderen Blick auf den Menschen, seine Würde und Einzigartigkeit und Einmaligkeit können junge Menschen in Freiheit als ganze Person gesehen und so in ihrer Persönlichkeit gefördert werden.“ Er verwies darauf, dass der Umgang mit Pluralität und Diversität gelernt und eingeübt werden müsse, um so die Kinder und Jugendlichen zur Übernahme von Verantwortung zu befähigen, damit sie sich in die Gesellschaft aktiv einbringen. „Auch für die Kirche sind die Katholischen Schulen unverzichtbar, da sie durch ein äußerst anerkanntes, qualitätvolles kirchliches Angebot zur Präsenz und Sichtbarkeit der Kirche in der Gesellschaft beitragen und noch sehr geschätzt und nachgefragt werden“, so Erzbischof Becker.

Der Schulkongress schlug auch einen Bogen zur aktuellen politischen Situation in Europa und zum Krieg in der Ukraine. In seinem Grußwort beschrieb der online zum Kongress zugeschaltete Pater Petro Maiba SDB, Leiter der Kommission für Bildung und Erziehung der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in Lviv (Ukraine), die Situation der Katholischen Schulen in der Ukraine. „Wir wissen, dass der Gedanke der Menschenwürde ein tiefgreifender Gedanke des Evangeliums ist. Was das politische und rechtliche Bewusstsein geprägt hat, ist ein tiefes Erbe in der christlichen Spiritualität. Es ist eine christliche (biblische) Spiritualität, die die Bedeutung der Unersetzlichkeit des individuellen Gewissens, der Verantwortung und, konsequenterweise, der individuellen Freiheit aufzeigt“, so Pater Maiba. Heute kämpfen die Ukrainerinnen und Ukrainer für ihre Freiheit. „Dieser Krieg spiegelt den globalen Kampf zwischen Autoritarismus und Demokratie wider. Frieden ist möglich mit dem Sieg der Wahrheit und Freiheit. Der einzige Weg zum Frieden besteht heute darin, die zerstörerische Ideologie der Gewalt, Gesetzlosigkeit und Lüge zu besiegen“, betonte Pater Maiba. Er fügte hinzu: „Wenn wir also von Frieden sprechen und ihn nicht als eine passive Position der Nichteinmischung verstehen, sondern als das Resultat ständiger, aktiver und oft harter Arbeit, die auf die Schaffung bestimmter Werte abzielt, ist Frieden das Ergebnis von Arbeit, nicht von Untätigkeit.“

Beim Bundeskongress hielt Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, den Hauptvortrag und beleuchtete die Aufgaben der schulischen politischen Bildung angesichts des Drucks auf die liberale Demokratie. „Wenn die Unsicherheit über die Reichweite des freiheitlichen Staates sowie die Rechte und Pflichten seiner Bürger populistisch instrumentalisiert wird, ist mehr erforderlich als Institutionenkunde, Faktenchecks und Medienerziehung: Es braucht politische Bildung, die zu individueller Urteilskraft und gesellschaftlichem Selbstvertrauen befähigt“, so Prof. Münch. Sie fügte hinzu: „Unsere rechtsstaatliche Demokratie musste pandemiebedingt nicht nur Einschränkungen vermeintlich unantastbarer Freiheitsrechte verkraften. Überdies sind ihre Institutionen, Repräsentanten und Verfahren schon seit Längerem mit dem auch digital geschürten Verlust von Vertrauen konfrontiert.“ In ihren Ausführungen analysierte Prof. Münch den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und der steigenden Demokratieskepsis. Dabei ging sie auch auf die Rolle von Verschwörungsmythen und die Veränderungen im Informations- und Kommunikationsverhalten ein. „Die digitalisierungsbedingte ‚Demokratisierung‘ des Zugangs zu Informationen führt zu einer Pluralisierung des Wissens – und zu wachsendem Misstrauen in alte, vermeintlich elitäre Wissensformen. Digitale Kommunikation macht Zugang zu Verschwörungsmythen ‚niedrigschwellig‘ und beschleunigt deren Verbreitung dramatisch“, warnte Prof. Münch. Sie betonte, dass der Schutz von Freiheit und Demokratie nicht allein dem Staat überlassen werden dürfe und könne. Es gebe zusätzlich hohe Anforderungen an die Bürgerschaft: „Politische Bildung ist weit mehr als Wissensvermittlung über Institutionen. Politische Bildung muss unter anderem den Zugang zur erlebten Praxis ermöglichen. Dazu zählt auch die Bedeutung der Urteilsfähigkeit der Bürgerschaft. Es braucht die Notwendigkeit der Befähigung zum Grundverständnis für politische Prozesse sowie des Mediensystems und der digitalen Netzwerke.“

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Hinweis: Die Fotos aus der Bildergalerie sind für die Berichterstattung unter Nennung des Copyrights (© Deutsche Bischofskonferenz/Kopp) kostenfrei zum Herunterladen verfügbar. Per Mausklick auf eines der Fotos öffnet sich die Bildergalerie.


In mehreren Workshops während des Bundeskongresses tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber aus, dass politische Bildung aufgrund des zunehmenden Antisemitismus und Rechtspopulismus sowie durch neu auftretende Fragestellungen durch die Corona-Krise (z. B. Verschwörungstheorien der Querdenker) ein wesentliches Grundanliegen von Katholischen Schulen heute sein sollte. Auch das Thema Partizipation und Mitgestaltung in der Kirche sowie der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland wurden aus theologischer Perspektive und anhand von konkreten Ansätzen vertieft. Darüber hinaus wurden auch Erfahrungen und konkrete Handlungsansätze in der Schulpraxis vorgestellt. Abgeschlossen wurde der Bundeskongress durch ein Zeitzeugen-Gespräch mit dem Maler und Künstler Michael Triegel, das dem Thema „Freiheit und Demokratie“ mit Blick auf die friedliche Revolution in der damaligen DDR eine biographisch-künstlerische Perspektive verlieh.

Bereits zu Beginn des Bundeskongresses Katholischer Schulen hatte der Bischof von Erfurt, Bischof Dr. Ulrich Neymeyr, einen Wortgottesdienst in der Augustinerkirche gefeiert. Für ihn seien Katholische Schulen Leuchttürme in der säkularen Gesellschaft, die ein Wertefundament vermittelten, das auf Verlässlichkeit und die Prinzipien christlicher Hoffnung gründeten und somit unverzichtbar seien, so Bischof Neymeyr.


Hintergrund

Der Bundeskongress Katholische Schulen ist die zentrale Veranstaltung des katholischen Schulwesens in Deutschland, zu dem die Katholischen Schulen in freier Trägerschaft zusammenkommen. Er wird alle zwei Jahre von der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz veranstaltet. Im vergangenen Jahr fand aufgrund der Pandemie eine digitale Fachtagung statt. Im Herbst 2024 ist der erste ökumenische Bundeskongress kirchlicher Schulen in Aachen geplant.


Hinweise:

Die Einführung von Erzbischof Hans-Josef Becker, das Grußwort von Pater Petro Maiba SDB sowie die Präsentation des Hauptvortrags von Prof. Dr. Ursula Münch finden Sie untenstehend als pdf-Dateien.

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