| Pressemeldung | Nr. 133

Deutsche Bischofskonferenz übermittelt Aleviten Segenswünsche zum Muharrem-Fasten und zum Aşure-Fest 2021

Am 10. August 2021 beginnt für die Aleviten in Deutschland das Muharrem-Fasten, dem sich am 22. August 2021 das Aşure-Fest anschließt. In einer Grußbotschaft hat Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog, den Aleviten in Deutschland die Segenswünsche der Deutschen Bischofskonferenz übermittelt, die wir im Wortlaut dokumentieren:

Liebe alevitische Gläubige,

heute beginnt für Sie das Muharrem-Fasten, dem sich nach zwölf Tagen das Aşure-Fest anschließt. Aus diesem Anlass sende ich Ihnen meine herzlichsten Glück- und Segenswünsche!

In den vergangenen Jahren ist es zur guten Tradition geworden, dass der Vorsitzende der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog Ihnen eine Grußbotschaft zukommen lässt. Es ist mir Freude und Ehre zugleich, an diese Tradition anknüpfen zu dürfen. Verstehen Sie die Wünsche, die ich Ihnen im Namen der deutschen Bischöfe und der katholischen Christen in unserem Land übermittle, bitte als Ausdruck der tiefen Wertschätzung.

Die Fastenzeit im Monat Muharrem ist für Sie eine Zeit der Trauer und des Gedenkens – gefolgt von einem Fest der Freude und der Zuversicht. Denn dankbar erinnern Sie sich daran, dass Gott seinen Geschöpfen in scheinbar ausweglosen Situationen neue Hoffnung schenkt. Diese Botschaft ist gerade in Zeiten der Pandemie von großer Aktualität.

Eine religiöse Fastenzeit bringt es immer mit sich, dass der Mensch den gewohnten Alltag unterbricht; dass er innehält und versucht, seinem Leben eine neue Orientierung zu geben. Es gilt dabei, den eigenen Lebensrhythmus zu hinterfragen, das persönliche Verhältnis zu Gott zu reflektieren und die Beziehungen zu den Mitmenschen in den Blick zu nehmen: das alles mit dem Ziel, sich noch bewusster als bisher in den Dienst der Gerechtigkeit zu stellen.

Ein Ausspruch, der dem Imam ʿAlī ibn Abī Ṭālib zugeschrieben wird, besagt: „Die Menschen sind Geschwister in der Religion oder gleich in der Schöpfung.“ Dies ist ein bemerkenswerter Gedanke, denn damit wird ja letztlich gesagt: Auch diejenigen, die nicht Eure Brüder und Schwestern im Glauben sind, sind Euch gleich an Würde – eben weil sie wie Ihr Gottes Geschöpfe sind. Ungeachtet aller Unterschiede sind wir dazu aufgerufen, uns gemeinsam für das Wohl der einen Menschheitsfamilie einzusetzen. Dies ist auch ein zentraler Gedanke von Papst Franziskus’ Sozialenzyklika Fratelli tutti. Darin heißt es: „Die unveräußerliche Würde jedes Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion ist das höchste Gesetz der geschwisterlichen Liebe.“ (FT 39) Der Papst ist davon überzeugt, dass die verschiedenen Religionsgemeinschaften auf der Grundlage der Wertschätzung jedes Menschen auf entscheidende Weise dazu beitragen können, dass Solidarität und Frieden wachsen. Auch seine Irak-Reise im März 2021 stand ganz im Zeichen dieser Botschaft. Das Motto lautete: „Ihr alle seid Geschwister!“ In der Heimat Abrahams – dem Land, in dem der von Ihnen hochverehrte Imam ʿAlī seine irdische Ruhestätte fand – warb der Papst eindringlich für die Vision einer geschwisterlichen Gesellschaft.

Zur Verwirklichung dieses Ziels leisten auch Sie als alevitische Gläubige einen wichtigen Beitrag: sei es durch Ihr soziales Engagement oder durch Ihre Gastfreundschaft, die Sie gerade im Zusammenhang der Aşure-Feierlichkeiten besonders pflegen. Indem Sie Menschen unterschiedlicher religiöser und kultureller Prägungen die Gelegenheit geben, einander kennenzulernen und miteinander vertraut zu werden, setzen Sie bedeutsame Zeichen der Verständigung und des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft.

Gestatten Sie mir, meine Glück- und Segenswünsche mit einer Gratulation zu verbinden. Denn Ende letzten Jahres wurde die Alevitische Gemeinde Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Seit über 50 Jahren leben Alevitinnen und Aleviten in unserem Land, vor gut drei Jahrzehnten haben Sie damit begonnen, sich zur Pflege Ihrer religiösen und kulturellen Belange zu organisieren – mit Erfolg, wie sich nun auch in rechtlicher Hinsicht gezeigt hat. Denn mit dem Körperschaftsstatus wird eine gesellschaftliche Realität auf den Punkt gebracht: Zahlreiche Alevitinnen und Aleviten sind hier heimisch geworden; sie sind ein fester Bestandteil des religiösen und kulturellen Lebens in Deutschland.

Möge Gott, der Schöpfer aller Menschen, Ihr Fasten annehmen und Ihre Gebete erhören. Möge er Ihnen in den Gemeinden und Familien eine erfüllte Fastenzeit und ein hoffnungsvolles Aşure-Fest gewähren.

Friede sei mit Ihnen!

Dr. Bertram Meier
Bischof von Augsburg
 

Hintergrund

Die Fastenzeit der Aleviten im Monat Muharrem, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, dauert in diesem Jahr vom 10. bis 22. August. Während dieser zwölf Tage, deren Zahl an die zwölf Imame erinnert, gedenken die Aleviten insbesondere des gewaltsamen Todes des Imam Hüseyin und von 72 seiner Familienangehörigen und Anhänger im Jahr 680. Im Anschluss an das Fasten – in diesem Jahr am 22. August 2021 – feiern die Aleviten das Aşure-Fest, an dem in Erinnerung an das Überleben in der Arche Noah eine Speise aus zwölf Zutaten (Aşure) zubereitet und mit Nachbarn und Freunden geteilt wird. Das alevitische Aşure-Fest ist nicht mit dem Aschura-Tag der Schiiten und der Sunniten zu verwechseln, mit dem sich zum Teil ähnliche, zum Teil aber auch andere Überlieferungen verbinden.

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