| Pressemeldung | Nr. 070

Entwicklungen im Prozess zur Neuordnung der Priesterausbildung

Bischof Gerber: „Qualität der Ausbildung sicherstellen“

Die Gestalt der künftigen Priesterausbildung in Deutschland befindet sich seit einigen Jahren in einem intensiven Entwicklungsprozess. Die Deutsche Bischofskonferenz erhielt 2017 von der römischen Kongregation für den Klerus den Auftrag, eine nationale Ordnung der Priesterausbildung auf Grundlage der Ratio Fundamentalis Das Geschenk der Berufung zum Priestertum zu erarbeiten. Die Ratio Fundamentalis ist die seit 2016 gültige Rahmenordnung für die Priesterausbildung weltweit. Zeitgleich initiierte der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz einen geistlichen Prozess zur Qualitätssicherung der Priesterausbildung in Deutschland in den Jahren 2018 bis 2020, der im Prozess zur Neuordnung der Priesterausbildung im Jahr 2021 fortgeführt wurde.

Zwischenergebnisse
Wesentliches Ziel des Prozesses war es und wird es weiterhin sein, so Bischof Dr. Michael Gerber (Fulda), Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Deutschen Bischofskonferenz, die Qualität der Priesterausbildung sicherzustellen. Im Prozess arbeitete an den Qualitätskriterien eigens ein Team von Fachleuten mit verschiedenen Expertisen. In der konstruktiven Zusammenarbeit waren neben Verantwortlichen der Priesterausbildung auch Mitglieder des Katholisch-Theologischen Fakultätentages sowie Ausbildungsverantwortliche der anderen pastoralen Dienste eingebunden.

Für die Priesterausbildung ist eine konsequente Unterscheidung von Zielen und Mitteln notwendig. Als Ausbildungsziele werden grundlegende Dynamiken benannt, die sich im Ausbildungskontext im Kandidaten ereignen sollen. Dieser Ansatz einer ganzheitlichen Ausbildung hat wiederum Konsequenzen unter anderem für die Größe von Lerngruppen, für die Professionalität der Ausbildenden und für die Bedeutung der akademischen Bildung. Damit wird die Rolle der wissenschaftlichen Theologie für die Priesterausbildung und der Kontextualisierung, insbesondere an der Universität und inmitten der Gesellschaft, hervorgehoben.

Die Mittel dagegen sind Gestaltungselemente eines Berufungs- und Ausbildungsweges, die den Zielen zuzuordnen sind, um sie zu erreichen. Was ist für wen in welcher Phase förderlich, um tatsächlich ganzheitlich zu wachsen? Dabei spielen die Frage der Qualität von Praktika, der Einbindung von Frauen und Männern in die Ausbildungsverantwortung und die Frage der für die einzelnen Ausbildungsphasen geeigneten Wohnformen (Seminar, Pfarrhaus, mit anderen Studierenden etc.) eine entscheidende Rolle.

Die viel diskutierte Frage nach den Standorten ist grundsätzlich auf der Ebene der Mittel zu verorten und somit gegenüber der Frage nach den grundlegenden Dynamiken nachgeordnet. Eine Konzentration der Priesterausbildungsstätten ist durch den anhaltenden Rückgang in der Ausbildung unumgänglich. Es haben sich dazu verschiedene Regionalgruppen gebildet und sich um eine Profilierung bemüht. In München und Mainz bzw. Frankfurt/St. Georgen arbeiten jeweils mehrere Diözesen in Projektgruppen gemeinsam an einem Ausbildungsprofil. Es bestehen daneben zumindest mittelfristig weiterhin Einzelstandorte für die Priesterausbildung ohne oder – wie im Falle von Erfurt, Münster und Regensburg – von je zwei Diözesen in Kooperation. Damit ist eine ursprünglich avisierte Reduzierung auf drei Standorte mittelfristig nicht erreicht. Mit den regionalen Projektgruppen gibt es aber bereits eine Konzentration der Ausbildung von 19 auf zehn Standorte als Zwischenergebnis. Für die kommenden Monate sind – nach entsprechender Abstimmung in den Bistümern – verbindliche Kooperationsvereinbarungen von Bistümern für gemeinsame Standorte geplant. Für alle Standorte sollen unabhängig von künftigen Kooperationen die erarbeiteten Qualitätsstandards gelten. „In der inhaltlichen Ausrichtung der Qualität der Priesterausbildung besteht unter den deutschen Bischöfen ohnehin große Einheit“, so Bischof Gerber. An den Standorten, an denen bereits gemeinsam ausgebildet wird, soll eine neue Reflexion des „Gemeinsamen“ in der Struktur auf Augenhöhe zwischen den Diözesen erfolgen. Bischof Gerber erläutert, dass für die konkrete Entscheidung, welcher Kandidat wo studiert, das Prinzip gelte, zusammen mit dem Betreffenden den für eine Phase bestmöglichen Standort auszuwählen. Das Auflösen eines Konkurrenzgedankens unter den Diözesen bedeute auch einen Mentalitätswechsel. „Die Frage einer kontextuellen Ausbildung muss ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen“, so Bischof Gerber weiter.

Darüber hinaus wurde als Ergebnis festgehalten, dass die Ausbildung weiterer pastoraler Mitarbeitenden in den Prozess eingebunden sein muss und dies für die weitere Profilierung der Standorte ebenfalls entscheidend ist.

Weiteres Vorgehen
Als weitere Schritte werden deshalb in den kommenden Monaten verbindliche Ausbildungsstandards für alle weiteren pastoralen Berufsgruppen definiert. Dazu haben sich die Ausbildungsleiterkonferenzen der pastoralen Berufsgruppen gemeinsam entschlossen. Die Spezifika der jeweiligen Berufsgruppen sollen dabei nicht eingeebnet werden. Es sind darüber hinaus Hearings zum Entwurf der Ratio Nationalis (Rahmenordnung für die Priesterausbildung der jeweiligen nationalen Bischofskonferenz) mit den Seminaristen, den Regenten der Priesterseminare, dem Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz, dem Beirat des Prozesses zur Priesterausbildung und den pastoralen Berufsgruppen angedacht.

In die endgültige Fassung der Ratio Nationalis, die 2023 erwartet wird, werden zusätzlich die Ergebnisse des Synodalforums „Priesterliche Existenz heute“ des Synodalen Weges einfließen. Mit dem Forum besteht bereits eine enge Abstimmung.
 

Hintergrund

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat sich im Januar 2021 ausführlich mit der Frage der Priesterausbildung befasst. Sie finden hier den Link zur Pressemitteilung vom 29. Januar 2021.

Als ein Beispiel für die Kooperation zwischen den Bistümern hat die Deutsche Bischofskonferenz mit einer Pressemitteilung am 26. Juli 2021 über den gemeinsamen Pastoralkurs von 14 (Erz-)Diözesen informiert.

Die in dieser Pressemitteilung dargestellten Informationen sind die Grundlage der Ausführungen von Bischof Dr. Michael Gerber bei der Sitzung des Ständigen Rates am 25. April 2022 gewesen.

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