| Pressemeldung | Nr. 111

Europabischof Wilmer betont Frieden, Demokratie, Schöpfung und KI

„Wir alle müssen für unsere Freiheit weltweit einstehen. Die EU muss daher auch geopolitisch agieren.“

Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ (Hildesheim), in der Deutschen Bischofskonferenz zuständig für Europafragen, reist vom 2. bis 3. Juli 2025 nach Brüssel. Dort führt er Gespräche mit Organen der Europäischen Union sowie mit weiteren staatlichen und kirchlichen Akteuren. In seiner Funktion als Vorsitzender der Bischöflichen Arbeitsgruppe Europa und als delegierter Bischof bei der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) thematisiert Bischof Wilmer die geopolitische Verantwortung Europas, den Schutz von Schöpfung und Umwelt sowie eine ethisch verantwortete Gestaltung von Künstlicher Intelligenz.

Die Gesprächsreise fällt zusammen mit dem Jahrestag der Veröffentlichung der Bischöflichen Arbeitsgruppe Europa Leitgedanken für die Politik der Europäischen Union vom 3. Juli 2024. Darin wird ein Leitbild einer demokratischen, solidarischen und handlungsfähigen EU gezeichnet. Ein zentraler Aspekt ist, dass die EU Antworten auf existenzielle geopolitische Herausforderungen finden muss.  Auch die COMECE hat am 23. Juni 2025 eine Stellungnahme zur Rolle der EU in einer sich wandelnden Welt veröffentlicht. Aktuelle Beispiele für solche Herausforderungen sind die vielen Konflikte in der Welt – vor allem der völkerrechtswidrige Krieg in der Ukraine und die Eskalationen im Nahen und Mittleren Osten – sowie die Zunahme extremistischer Tendenzen in vielen Demokratien und der unter Druck geratene regelbasierte Multilateralismus.

„Die EU ist ein weltweit einzigartiges, wertegeleitetes Friedensprojekt in einem globalen Systemkonflikt von Demokratien mit Autokratien und Diktaturen“, so Bischof Wilmer. „Die freiheitliche Demokratie und die EU sind echte Erfolgsmodelle, aber keine Selbstläufer. Wir alle müssen für unsere Freiheit weltweit einstehen. Die EU muss daher auch geopolitisch agieren.“

Dies zeige sich nicht nur im vitalen Engagement für Frieden, Freiheit und Demokratie, sondern auch beim Schutz von Klima und Umwelt. Die Anliegen der Enzyklika Laudato si’ seien zehn Jahre nach ihrem Erscheinen so aktuell und dringlich wie nie zuvor. Bischof Wilmer betont: „Gottes Schöpfung brennt und wir machen einfach stur weiter wie zuvor. Das muss sich ändern! Ich bin daher froh, dass Papst Leo dem Pfad von Papst Franziskus folgt und schon kurz nach seiner Wahl zur Bewahrung der Schöpfung aufgerufen hat. Die wichtigen Schritte der EU gehen aber noch viel zu langsam. Die europäischen Länder verfehlen immer wieder ihre selbst gesteckten Klimaschutzziele. Die EU muss weltweit ihre Prioritäten der Sicherheit und der Wettbewerbsfähigkeit mit der Bewahrung der Schöpfung verbinden. An diesem kritischen Punkt brauchen wir ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Handeln. Weltweiter Klima- und Umweltschutz ist auch Friedensarbeit.“  

Ein weiteres zentrales Anliegen ist die menschenwürdige Gestaltung von Künstlicher Intelligenz. Bischof Wilmer betont: „KI ist die neue soziale Frage – und wir müssen sie mit klaren Prinzipien beantworten! Der AI Act der EU mit seinem spezifisch europäischen Ansatz ist ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen: Wir sollten uns in Europa und auf der ganzen Welt gemeinsam auf den Weg machen, um KI menschenwürdig und ethisch verantwortlich zu nutzen. All dies habe ich in meinen Gesprächen deutlich gemacht.“

Begleitet wird er in Brüssel von einer kleinen Delegation aus dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, dem Katholischen Büro in Berlin und der COMECE.

 

Hintergrund

Die deutschen Bischöfe begleiten die Entwicklung der Europäischen Union (EU) seit deren Anfängen als Montanunion konstruktiv. Für ihre europäische Grundlagenarbeit unterhält die Deutsche Bischofskonferenz die der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen zugeordnete Bischöfliche Arbeitsgruppe Europa unter der Leitung von Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ (Hildesheim), der auch der Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz bei der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) ist.