| Pressemeldung | Nr. 047

Interdisziplinäres Forschungskonsortium führt Studie zum Thema „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen“ durch

Bischof Ackermann: „Wir wollen Klarheit und Transparenz“

Die Deutsche Bischofskonferenz hat heute in Bonn das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ vorgestellt. Dabei konnte Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), der Beauftragte der Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs, das Forschungskonsortium präsentieren.

Das Forschungskonsortium wird von Prof. Dr. Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim als Verbundkoordinator geleitet. Neben dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (Prof. Dr. Harald Dreßing, Prof. Dr. Hans-Joachim Salize) sind das Kriminologische Institut der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Dieter Dölling, Prof. Dr. Dieter Hermann), das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse, Prof. Dr. Eric Schmitt) und der Lehrstuhl für Kriminologie der Universität Gießen (Prof. Dr. Britta Bannenberg) Mitglieder des Forschungskonsortiums.

Am 28. August 2013 war das Forschungsprojekt von der Deutschen Bischofskonferenz ausgeschrieben worden. Innerhalb der Bewerbungsfrist bis zum 31. Oktober 2013 haben drei interdisziplinäre Forschungsverbünde mit insgesamt 22 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Antragsskizzen eingereicht. Auf der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Münster (10. bis 13. März 2014) wurde der Beschluss für das Forschungskonsortium gefasst. Bischof Dr. Stephan Ackermann betonte bei der Vorstellung des neuen Projektes: „Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche – um der Opfer willen, aber auch, um selbst die Verfehlungen zu sehen und alles dafür tun zu können, dass sie sich nicht wiederholen.“ Gleichzeitig unterstrich er, dass die katholische Kirche bereits viel auf dem Feld der Aufarbeitung getan habe: „Dazu gehören vor allem die Verabschiedung deutlich verschärfter Leitlinien sowie unsere umfassende und  gerade auch im staatlichen Bereich hoch anerkannte Rahmenordnung zur  Prävention, die materielle Anerkennung erlittenen Leids, Therapiebegleitungen, zahlreiche Fortbildungen und unser Engagement auf der internationalen Ebene sowie die erfolgreiche Telefonhotline.“

Prof. Dr. Harald Dreßing erklärte, Ziel der auf dreieinhalb Jahre angelegten Studie sei es, „den sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche sowohl für die Betroffenen als auch für die Öffentlichkeit so transparent wie möglich aufzuarbeiten. Im Rahmen eines modularen Projektablaufs sollen dabei nicht nur Daten aus Kirchenarchiven ausgewertet werden, sondern es werden auch externe Datenquellen einbezogen, die eine vergleichende Analyse mit anderen Formen des institutionellen Missbrauchs ermöglichen.“ Die Erfahrungen der Opfer sollen schon bei der Entwicklung der Forschungsinstrumente, aber auch bei der Interpretation der Ergebnisse durch Einrichtung eines Beirats von Anfang an miteinbezogen werden: „Dieser Beirat wird Betroffene und Wissenschaftler sowie Vertreter der Kirche umfassen. Er soll das Projekt wissenschaftlich und ethisch begleiten.“ Professor Dreßing fügte hinzu: „Die vielfältigen Facetten der Thematik werden darüber hinaus durch Interviews mit Opfern, Tätern und Kirchenverantwortlichen aufgearbeitet“. Der vorliegende Forschungsansatz werde durch die Berücksichtigung von voneinander unabhängigen Erkenntnisquellen und Perspektiven eine umfassende Analyse des sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche ermöglichen und „der Frage nachgehen, ob es spezifische Strukturen und Dynamiken innerhalb der katholischen Kirche gibt oder gegeben hat, die Missbrauchsdelikte gefördert haben.“

Bischof Ackermann erklärte, die Bischofskonferenz erhoffe sich von der Studie eine gute und solide Erhebung von Daten zur Häufigkeit von und zum Umgang mit sexuellen Missbrauchshandlungen an Minderjährigen. „Zudem soll eine qualitative Analyse institutioneller Einflüsse im Sinne einer ‚Täter-Opfer-Institutionen-Dynamik‘ erfolgen. Dabei geht es vor allem darum, eine vertiefte Einsicht über das Vorgehen der Täter und über das Verhalten von Kirchenverantwortlichen in den zurückliegenden Jahrzehnten zu erhalten. Diese Einsicht soll über exemplarische Interviews mit Betroffenen, mit Verantwortlichen der Kirche sowie mit Tätern erfolgen“, so Bischof Ackermann. Wichtig sei es, dass mit der Studie eine Zusammenführung bereits vorliegender nationaler und internationaler empirischer Befunde und Studienergebnisse erfolge.

Während der Vorstellung des Forschungsprojektes erinnerte Bischof Ackermann auch an die beiden bereits vorliegenden Auswertungen über die Problematik sexualisierter Gewalt im Bereich der katholischen Kirche in Deutschland: Im Dezember 2012 konnten die Ergebnisse der Studie „Sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche in Deutschland – Eine Analyse forensischer Gutachten 2000-2010“ (Prof. Dr. Norbert Leygraf, Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen und Dr. Andrej König, Fachhochschule Dortmund), vorgestellt werden. Im Januar 2013 wurde der „Tätigkeitsbericht zum Abschluss der Telefonhotline der Deutschen Bischofskonferenz für Betroffene sexuellen Missbrauchs“ veröffentlicht, die von März 2010 bis Dezember 2012 geschaltet worden war.

Hinweis: Das Statement von Bischof Dr. Stephan Ackermann sowie die Präsentation des Forschungskonsortiums stehen Ihnen als pdf-Dateien zum Herunterladen zur Verfügung.

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