| Pressemeldung | Nr. 195

Weihbischof Hauke zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung

„Weiterhin für die Rechte, die Würde und das Wohlergehen von Menschen mit Behinderung einsetzen“

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke (Erfurt), der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die inklusive Pastoral, macht in einem Offenen Brief anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2022 auf die aktuellen Herausforderungen für Menschen mit Behinderung aufmerksam. Darin formuliert er seine Sorge um das inklusive Miteinander in Kirche und Gesellschaft und dankt den Menschen, die sich für die Belange von Menschen mit Behinderung einsetzen. Wir dokumentieren den Brief im Wortlaut:

„Liebe Schwestern und Brüder,

vor 30 Jahren riefen die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung aus, um weltweit das Bewusstsein für ihre Belange zu schärfen und den Einsatz für ihre Würde und Rechte zu fördern.

Vieles hat sich in Kirche und Gesellschaft seither getan, um die Teilhabe und Teilgabe von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Vieles macht uns Hoffnung, dass wir als Kirche und Gesellschaft das Leben und den Glauben unbehindert miteinander teilen können. Vieles sollte uns in diesen Zeiten jedoch Sorge bereiten, dass dieses inklusive Miteinander nicht selbstverständlich ist und wir uns weiterhin für die Rechte, die Würde und das Wohlergehen von Menschen mit Behinderung einsetzen müssen.

Mit Sorge schauen wir auf den Krieg in der Ukraine, der Leib und Leben der Menschen bedroht. Unter den Geflüchteten wie auch unter den im Land Verbliebenen sind Menschen mit Behinderung, die durch die kriegerischen Umwälzungen Not leiden und für die eine gleichberechtigte Teilhabe und Teilgabe in weite Ferne rückt. Vor Ort wie auch hierzulande tragen ehrenamtliche und hauptamtliche Helferinnen und Helfer Sorge für diese Menschen. Ihnen allen gebührt unser Dank für ihren Einsatz.

Mit Sorge schauen wir auch auf das neue Gesetz zur Triage, das vorsieht, dass bei einem Mangel an intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten die aktuelle und kurzfristige Überlebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen ausschlaggebend für eine Behandlung sein soll. Die Gefahr besteht, dass die Entscheidung, welcher Mensch eine lebensrettende Behandlung erhält, zu Ungunsten eines Menschen mit Behinderung fallen könnte, wenn die Abwägung einer Überlebenswahrscheinlichkeit von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung nicht zweifelsfrei möglich ist. Allen Ärztinnen und Ärzten, die solche schwierigen Entscheidungen zu treffen haben und dabei für das gleiche Recht und die gleiche Würde von Menschen mit Behinderung Sorge tragen, gebührt unser Dank.

Mit Sorge schauen wir auch auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt. Seit der Corona-Pandemie ist die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen mit Behinderung auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt gestiegen. Und viel zu wenige schaffen den Sprung vom zweiten Arbeitsmarkt in den ersten, weil eine zu geringe Bereitschaft besteht, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung anzubieten. Trotz gesetzlicher Rahmenbedingungen, Möglichkeiten der Digitalisierung, wie assistierende Technologie, räumliche Flexibilität im Homeoffice oder digitale Barrierefreiheit, beschäftigen viele Unternehmen keine Menschen mit Behinderung. Auch uns als Kirche müssen wir hier noch stärker in die Pflicht nehmen. Allen Unternehmen und Organisationen, die bereits dafür Sorge tragen, dass Menschen mit Behinderung bei ihnen Arbeit finden, gebührt unser Dank.

Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung sind wir alle dazu aufgefordert, uns zu fragen, ob und wo wir dafür Sorge tragen können, dass Menschen mit Behinderung selbstverständlich und selbstbestimmt ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft, unserer Kirche und unseres Lebens finden. Wir Christinnen und Christen schärfen in der just angebrochenen Adventszeit unser Denken durch die Botschaft: Gott ist Mensch geworden und hat damit alle Menschen – mit und ohne Behinderung – in sein Heilshandeln einbezogen.“

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz