Keine Angst, Maria – Anatol Feid

Im Mittelpunkt der Erzählung steht die zehnjährige Maria, die mit ihrer Familie in der Elendssiedlung San Gabriel am Rande von Santiago de Chile lebt. Vor allem der ältere Bruder Juan, den Maria liebt und dem sie vertraut, sorgt für den Unterhalt der Familie. Maria weiß, dass er dafür oft stehlen und andere erpressen muss; aber sie weiß auch, dass es kaum eine andere Möglichkeit gibt, in den Slums zu überleben. Juan wird von der Polizei bei einer Razzia heimtückisch erschossen. Als der Alkalde von den Slumbewohnern verlangt, an einem staatlich verordneten Jubelfest vor Fernsehkameras teilzunehmen und dabei den Tod Juans gutzuheißen, lassen sie sich trotz ihrer anfänglichen Empörung über dieses Ansinnen umstimmen. Maria setzt sich verzweifelt für den Ruf ihres ermordeten Bruders ein; aber schließlich stehen nur noch ein paar Kinder, die Lehrerin Marta, der alte Regimegegner Enrique Molina und Padre Andres, der Seelsorger von San Gabriel, auf ihrer Seite.

Wie es Maria und ihren Freunden doch noch gelingt, den Plan des Polizeichefs zu vereiteln und die Bewohner zur Besinnung zu bringen, gibt der Geschichte einen fast heiteren und versöhnlichen Schluss.

Dieser Schluss täuscht jedoch nicht über den bitteren Ernst der Elendssituation der Slumbewohner und ihre bleibende Gefährdung durch das Regime hinweg.

Anatol Feid ist mit den Verhältnissen in Chile gut vertraut. Er hat in seiner Erzählung nichts beschönigt; im Nachwort erfährt man, dass der Geschichte eine tatsächliche Begebenheit zugrunde liegt. Bei allem Engagement für die Armen und Entrechteten hütet sich der Autor jedoch vor einseitigen Urteilen.

In der Gestalt des Padre Andres wird das Bild einer Kirche gezeichnet, die sich der Ärmsten der Armen annimmt, für ihre Rechte eintritt und ihnen zu helfen versucht.

Anatol Feid hat eine sprachlich dichte Erzählung gestaltet, die ein Stück sozialer und kirchlicher Wirklichkeit unserer Zeit für junge Leser von etwa 12 Jahren an transparent macht und sie tief beeindruckt.

Padre Andres, so sagt das Nachwort, ist inzwischen einem Mordanschlag zum Opfer gefallen.

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