Heimkehr nach Jerusalem –Sonia Levitin

Das Buch ist ein Roman mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Im Winter 1984/85 wurden mit der „Operation Moses“ etwa 20.000 äthiopische Juden heimlich aus Flüchtlingslagern im Sudan nach Israel ausgeflogen.

Die kleine Gruppe schwarzer Juden, deren Flucht vor der Unterdrückung in Äthiopien die Autorin beschreibt, hat nach menschlichem Ermessen kaum eine Chance. Zu groß sind die Gefahren des Weges, die von Banditen ausgehen, zu groß sind Hunger und Entbehrungen. Die uralte Weizero Channa ermutigt ihre Sippe mit einem Traum zur Heimkehr nach Zion. Auf der Flucht verlieren Desta und ihre kleine Schwester den älteren Bruder, der erschossen wird. Alles scheint nun ausweglos zu sein. Dennoch hoffen sie auf die Erfüllung des prophetischen Traumes. Ihre persönliche Exoduserfahrung weitet sich auf den Exodus des Volkes Israel hin.

Die Rettung der Gruppe ist Rettung aus Mizrajim Ägypten. Der Zug durch die Wüste wird erneut Zeit der Gnade, Jerusalem ist Ziel konkreter Sehnsucht und Chiffre der Heimholung eines Volkes. Das Buch endet an der Klagemauer. Desta umarmt die heiligen Steine „Während ich mich an die Mauer klammerte, ergoss sich eine Anwesenheit in mich, und ein einziger Gedanke beherrschte mich: „Hier bin ich! Hier bin ich!“ Denn es heißt, dass Gott von jedem Menschen Rechenschaft fordert. „Wo bist du?“ In diesem Augenblick antwortete ich ‚Hier bin ich!' Ich blieb zitternd an der Mauer stehen wie lange? Wie lange? Endlich tauchte ich wieder auf, leer von tränen, erfüllt von Jemandem, der mich umfangen und geantwortet hatte'. ,Desta, ich sehe dich.' Ich war heimgekehrt.“

Die jüdische Schriftstellerin Sonia Levitin emigrierte als Vierjährige aus Berlin. Sie ist eine in Amerika angesehene und erfolgreiche Jugendbuchautorin, Für ihre Geschichte hat sie umfassend recherchiert. Dadurch wirkt auch die Ich-Perspektive des Mädchens Desta überzeugend. Das Buch ist spannend und farbig erzählt. Es gibt Kindern ab 12 Jahren und Jugendlichen einen guten Einblick in den jüdischen Glauben.