Preisträgerin 2021

Brasilianerin Lia Rodrigues erhält den Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken

„Großartiges künstlerisches Tanzwerk mit humanitärem Engagement“

Die brasilianische Tänzerin, Sozialarbeiterin und Visionärin Lia Rodrigues (Jahrgang 1956) erhält 2021 den Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken in der Kategorie Tanz. Der Preis wird von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) vergeben, in diesem Jahr erstmals in der Kategorie Tanz. Bei der Preisverleihung am 28. September 2021 wird der mit 25.000 Euro dotierte Preis für herausragende Leistungen im Schnittfeld von Kultur und Religion übergeben. Die Laudatio wird Peter Limbourg halten, der Intendant der Deutschen Welle. Die Preisverleihung findet am 28. September 2021, um 20:00 Uhr, im Theater und Konzerthaus in Solingen (Pina-Bausch-Saal) vor geladenem Publikum statt.

Lia Rodrigues und ihre aus den Favelas in Rio de Janeiro gecastete „Companhia de Danças“ tanzen mit Zorn und mit Zärtlichkeit gegen Totalitarismus und für Humanität. Die Preisträgerin versteht sich als künstlerische Dissidentin und Aktivistin gegen die alltägliche Diskriminierung in Brasilien. Sie gründete die Tanzkompanie zunächst für klassisch an Akademien Ausgebildete und öffnete sie 2004 schließlich für begabte Tänzerinnen und Tänzer aus den Favelas. Direkt am Rand der Favela de Maré in Rio de Janeiro initiierte Lia Rodrigues das „Centro de Artes de Maré“ und die „Free School of Dance“, wo seitdem alle Tänzer gemeinsam trainieren und proben.

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Die Corona-Pandemie hat Brasilien, vor allem die Favelas und damit auch die Tanzkompanie von Rodrigues, hart getroffen. „Das Preisgeld kann der Companhia dabei helfen, mehrere abgesagte internationale Auftritte auszugleichen und neue Produktionen für die Zeit danach vorzubereiten“, so Lia Rodrigues.

Jurybegründung

Die Jury unter Vorsitz der Berliner Tanz- und Theaterwissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Brandstetter würdigt Lia Rodrigues aufgrund der einzigartigen Kombination „eines großartigen künstlerischen Tanzwerks mit einem humanitären Engagement aus dem tiefen Glauben an die transformatorische Kraft des Tanzes“. In ihren Stücken thematisieren Rodrigues und ihre aus den Favelas Rio de Janeiros gecastete Tanzkompanie „in kraftvoll-sinnlichen Szenen von barocker Bildkraft den Kampf um menschliche Würde und Menschenrechte“. Rodriguesʼ Tanzstücke „entstehen aus der Gemeinschaft mit den Ärmsten, mit den durch Rassismus und Diskriminierung Ausgeschlossenen. Sie versteht Tanz als eine Grundform menschlicher Bildung, die für alle da ist“, so die Jury.

Die Jury 2021

  • Prof. Dr. Gabriele Brandstetter (Ordinaria für Theaterwissenschaft und Tanzwissenschaft, FU Berlin), Sprecherin der Jury
  • Stefan Hilterhaus (Romanist, Historiker, Tänzer, Choreograf, Geschäftsführer Choreographisches Zentrum PACT, Zollverein Essen)
  • Anna Huber (Tänzerin und Choreografin, verschiedene internationale Gastdozenturen)
  • Barbara Jeanne Lins (Tänzerin, Tanzpädagogin, Choreografin, Leiterin TippingPoint Company, Maihingen bei Augsburg)
  • Prof. Dr. Gerald Siegmund (Theaterwissenschaftler, Tanzkritiker, Professor für Angewandte Theaterwissenschaft, Uni Gießen)

Kurzbiographie

Lia Rodrigues wird 1956 in Brasilien geboren und studiert Ballett in São Paulo. In den 1980er Jahren lernt sie in Frankreich experimentelles Tanztheater kennen. Zugleich keimt in ihr die Vision eines originären brasilianischen Tanztheaters. Hierzu gründet sie 1990 in Rio de Janeiro die „Companhia de Danças“, die rasch zu internationalem Ansehen gelangt und viele Einladungen an bedeutende Häuser und Festivals auf mehreren Kontinenten erhält. Zunehmend aber stößt sich Lia Rodrigues an dem elitären, exkludierenden Kulturbetrieb ihres Heimatlandes. 2004 gründet sie in der Favela Maré in Rio das „Centro de Artes“ und bietet dort kostenfrei Tanzdarbietungen und Tanzausbildung an. Mehrere Menschen aus der Favela sind mittlerweile Tanzprofis in der Companhia. Rodriguesʼ Choreografien reflektieren intensiv dissidentische, z. B. ökopolitische und indigene Themen.
 

Hintergrund

Der Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken ist die höchste Auszeichnung der katholischen Kirche auf dem Kultursektor. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird für herausragende künstlerische und kulturelle Leistungen vergeben. Mit dieser Stiftung leisten die Deutsche Bischofskonferenz und das ZdK einen Beitrag zur Förderung der Begegnung von Kirche und moderner Kultur.

Der Preis wird seit 1990 abwechselnd alle zwei bis vier Jahre in den Sparten Literatur, Architektur, Musik, Film, Bildende Kunst, Theater oder nun auch Tanz verliehen; 2021 erfolgt die zehnte Preisvergabe. Unter den bisherigen Preisträgern waren der Architekt Peter Zumthor (2011), der Schriftsteller Ralf Rothmann (2014) und der Komponist Mark Andre (2017).
 

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