Dokumentation Stuttgart

Gesprächsforum in Stuttgart, 13.–14. September 2013

Vom 13. bis 14. September 2013 fand in Stuttgart das dritte Jahresforum im Gesprächsprozess der Deutschen Bischofskonferenz statt. Das Treffen stand unter dem Leitwort „Dem Heiligen begegnen – heute Gott verehren“ und stellte die Liturgie in den Mittelpunkt.

In Stuttgart sollte aus unterschiedlichen Perspektiven der Frage nachgegangen werden, vor welchen Herausforderungen die Kirche in ihren wesentlichen Selbstvollzügen steht und welcher Bezug dabei zu den richtungsweisenden Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils besteht. Dabei ging es vor allem um die Betrachtung des kirchlichen Grundvollzuges Liturgia, also das gesamte gottesdienstliche Geschehen. Tagungsorte waren die Liederhalle Stuttgart und die benachbarte Kirche St. Fidelis.

Der Ablauf und die Arbeitsergebnisse der zweitägigen Veranstaltung sind hier dokumentiert.

Ziel

Im Frühjahr 2010 hat die Deutsche Bischofskonferenz den Beschluss gefasst, vor dem Jubiläum zum 50-jährigen Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Standortbestimmung der katholischen Kirche in Deutschland vorzunehmen. Die Aufdeckung der Missbrauchsfälle hatte die Notwendigkeit eines intensiveren inner- und außerkirchlichen Dialogs deutlich gemacht. Bei der Frühjahrs-Vollversammlung 2011 haben sich die Bischöfe für den Gesprächsprozess entschieden, den sie unter das Generalthema „Im Heute glauben“ stellten. Dabei veröffentlichten die deutschen Bischöfe auch das gemeinsame Wort „Im Heute glauben“. Der Gesprächsprozess ist auf fünf Jahre angelegt. 

Gemeinsames Wort der deutschen Bischöfe (2011)

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Wegmarken dieses Prozesses waren die Jahresgesprächsforen in Mannheim (8.–9. Juli 2011) und Hannover (14.–15. September 2012). Während Mannheim der Standortbestimmung diente, war Hannover von der Frage nach der Diakonia als einem der christlichen Glaubens- und Lebensvollzüge geprägt.

Zu den bisherigen Etappen des Gesprächsprozesses zählen auch der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland (2011), der 98. Deutsche Katholikentag in Mannheim (2012) und der Eucharistische Kongress in diesem Jahr in Köln. Künftige Schwerpunkte bilden der Katholikentag 2014 in Regensburg und das Jubiläum zum 50. Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils 2015.

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In Stuttgart ging es jetzt um den zweiten Lebensvollzug der Kirche: die Liturgie. 2014 wird es die „Martyria“ sein und 2015 das Leitthema „Im Heute glauben – wo Gott ist, da ist Zukunft“. Ziel der Begegnung in Stuttgart war es im Gespräch auszuloten, welche Möglichkeiten insbesondere die Liturgie schafft, um Aufbruch und Erneuerung des kirchlichen Lebens zu stärken. 

Dabei wird gefragt, wo die Liturgie – als Ausdruck des Glaubens – ein Wesensmerkmal der missionarischen und pilgernden Kirche ist. Das Jahresforum in Stuttgart bot außerdem Gelegenheit, eine erste Zwischenbilanz des bisherigen Gesprächsprozesses zu ziehen, zu der die Teilnehmer bereits im Vorfeld eingeladen worden waren.

Teilnehmende

Rund 300 Teilnehmer haben sich in Stuttgart getroffen. Sie spiegeln die Vielfalt der katholischen Kirche in Deutschland wieder. Unter den Anwesenden waren:

  • Aus den Bistümern: 182 Teilnehmer
  • Deutsche Bischofskonferenz: 13 Teilnehmer
  • Katholisches Militärbischofsamt: 5 Teilnehmer
  • Deutsche Ordensobernkonferenz: 9 Teilnehmer
  • Geistliche Gemeinschaften und Bewegungen: 10 Teilnehmer
  • Katholisch Theologischer Fakultätentag: 8 Teilnehmer
  • Zentralkomitee der deutschen Katholiken: 17 Teilnehmer
  • Deutscher Caritasverband: 10 Teilnehmer
  • Muttersprachliche Gemeinden: 4 Teilnehmer
  • Bischöfe: 33 Teilnehmer
  • Ordensleute: 17 Teilnehmer
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Auftakt

Das Gesprächsforum begann mit dem Gebet der Sext. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hob in seiner Begrüßung das große Engagement der Teilnehmer hervor. „Verständnis und Vollzug des Gottesdienstes gewinnen an Tiefe, wenn wir die Liturgie nicht als einen monolithischen Block im kirchlichen Leben sehen, sondern im Dreiklang von Liturgia, Martyria und Diakonia“, so Erzbischof Zollitsch. „Gerade die Gebetswache am vergangenen Samstag für den Frieden in Syrien hat eindrucksvoll deutlich gemacht: Wir bringen im Gebet unser Leben, unsere Freude und Angst, unsere Sorge und unseren Dank vor Gott; zugleich schöpfen wir in der Liturgie Kraft für den Alltag und finden im Hören auf Gottes Wort Orientierung für unser Leben.“

In die Diskussionen flossen vor allem die „Anliegen“ ein, die die Teilnehmer im Vorfeld speziell für dieses Gesprächsforum auf einer Postkarte an die Deutsche Bischofskonferenz formuliert hatten. Zu Beginn der Veranstaltung wurde den Teilnehmern die gesammelte „Liste“ der Anliegen übergeben. 

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Beim ersten gegenseitigen Kennenlernen gingen die Teilnehmer der Frage nach: „Wie erlebe ich Liturgie als Bereicherung für mein eigenes Leben und Wirken?“ In der ersten Arbeitseinheit stellte sich Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen) der Frage: „Wie kommt die Welt in die Liturgie? – Liturgie für die Menschen von heute.“ Dabei berichtete Bischof Overbeck von seinen eigenen Erfahrungen im sogenannten „Ruhrbistum“, in dem die Schere von sozialer Wirklichkeit und kirchlicher Praxis oft auseinanderklaffe. Bei einer anschließenden Aussprache gingen die Teilnehmer der Leitfrage nach: „Liturgie heute – Wie können wir der Sehnsucht der Menschen nach Spiritualität begegnen?“

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Methodik

Wie bereits in Mannheim und Hannover wurde für das Gespräch mit 300 Teilnehmern eine besondere Form der Großgruppenmoderation gewählt. So saßen die Teilnehmer entweder als Gesamtgruppe zusammen oder an ausgelosten, bunt gewürfelten Tischen. Gerade im Plenum wurde darauf geachtet, Einzelwortmeldungen zu ermöglichen und das Gespräch zu fördern.

Geistlicher Impuls und weitere Leitfragen

In einem zweiten Schritt gab Sr. Johanna Domek OSB aus Köln einen geistlichen Impuls. Sie stellte ihre Ausführungen unter das Thema „Liturgia – Dialog Gottes mit den Menschen.“

Der Bischof von Osnabrück, Bischof Dr. Franz-Josef Bode, ging der Frage nach: „Zur Teilhabe berufen? – Die tätige Teilnahme aller Gläubigen an der Liturgie.“ Bischof Bode argumentierte dabei aus seiner Erfahrung als Priester und Bischof und erinnerte alle Getauften an ihren Auftrag, aktiv an der Liturgie teilzuhaben und mitzuwirken.

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An 40 Tischen gingen die Teilnehmer nach diesen ersten Impulsen und offenen Aussprachen einer vertiefenden Frage nach: „Welche Formen der Liturgie sind für uns von besonderer Bedeutung?“ Dazu wurden die Tische zu folgenden Themen aufgeteilt:

  1. Die heilige Eucharistie
  2. Vielfalt der Gottesdienstformen
  3. Feier der Sakramente entlang des Lebensweges
  4. Liturgie im Zyklus des Kirchenjahres
  5. Beten in der Gemeinschaft
  6. „Anderszeiten“ für den Glauben

Auf vorbereiteten Plakaten konnten die Teilnehmer dann ihre Gedanken eintragen, die nach einer längeren Arbeitsphase mit einer Art „Blitzlicht“ in das Plenum getragen wurden: Von Tisch zu Tisch konnten kurze Gedankensplitter der bisherigen Diskussion in den Prozess eingebracht werden. Alle Ergebnisse der 40 Tische wurden bis zum Abend in einer „Abendzeitung“ zusammengestellt und den Teilnehmern als „Nachtlektüre“ mitgegeben. 

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Zwischenbilanz

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch hatte in seinem Einladungsschreiben an die Teilnehmer am 30. Juli 2013 dazu ermutigt, in Stuttgart auch den Raum für eine erste Zwischenbilanz des bisherigen Gesprächsprozesses zu ziehen. Wörtlich schrieb er an die Teilnehmer: „Bei der diesjährigen Veranstaltung  in Stuttgart werden wir Gelegenheit haben, eine erste Zwischenbilanz des Gesprächsprozesses zu ziehen und zu erfahren, welche Themen in welcher Weise aufgegriffen und intensiviert worden sind. Die Teilnehmer sind eingeladen, von ihren Erfahrungen zu berichten.“

Mit vier Impulsen berichteten Erzbischof Zollitsch, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, die Diözesanvorsitzende des BDKJ, Anja Peters und Elvira Neumann aus dem Bistum Essen, von ihren Erfahrungen, die von weiteren Impulsen der Teilnehmer ergänzt wurden. 

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Abendgebet

Den Abschluss des ersten Tages bildete ein Abendgebet mit einem Tauferneuerungsgottesdienst in der nahe der Liederhalle Stuttgart gelegenen Kirche St. Fidelis. Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Bischof Dr. Gebhard Fürst, ermutigte die Gesprächsteilnehmer, offensiv für ihren Glauben in der Öffentlichkeit einzutreten.

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Eucharistiefeier am Samstag

Der zweite Tag begann mit einer Eucharistiefeier in der Kirche St. Fidelis. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch sprach in der Predigt die zentrale Frage der Begegnung mit dem Heiligen in der Liturgie an. Dabei stellte er deutlich heraus, was Christsein heißt: „Die alles tragende, die alles bergende und rettende Mitte meines Lebens ist der gekreuzigte und auferstandene Herr. Er führt uns zusammen. Er ist unsere Kraft. In der eucharistischen Speise will er sich uns auch jetzt schenken. Davon leben wir.“

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  • Predigt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

Weitere Leitfragen

Das Gesprächsforum begann seinen Arbeitsteil am Samstag mit einem moderierten Gespräch über die Inhalte der Abendzeitung. An ihm nahmen der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, Prof. Dr. Benedikt Kranemann und Angela Degenhardt teil. Prof. Kranemann hob die Vielfältigkeit der Abendzeitung hervor. Es würden breite Möglichkeiten der Teilnahme und der Verantwortung für Laien im Bereich der Liturgie vorgestellt, allerdings mehr, als in der Praxis Realität sei. Angela Degenhardt äußerte den Wunsch nach höherer Qualität auch in der Ausbildung der Haupt- und Ehrenamtlichen gerade im liturgischen Bereich. Kardinal Marx sieht die Liturgie als Lernort. „Indem wir das erfahren, werden Fragen aufgeworfen. Gleichzeitig müssen wir auf die Qualität in der Liturgie achten: Predigten müssen gut sein, der Gottesdienst muss gut gestaltet und der Lektor verständlich sein. Da dürfen keine Hindernisse entstehen“.

An den Thementischen wurden anschließend folgende drei Leitfragen diskutiert:

1.    Wie kann / können

  • die heilige Eucharistie,
  • eine Vielfalt an Gottesdienstformen,
  • die Feier der Sakramente entlang des Lebensweges,
  • die Liturgie im Zyklus des Kirchenjahres,
  • das Beten in der Gemeinschaft,
  • „Anderszeiten“ für den Glauben

als lebendiger Ausdruck der Liebe Gottes die Menschen heute erreichen?

2.    Wie kann / können

  • die heilige Eucharistie,
  • eine Vielfalt an Gottesdienstformen,
  • die Feier der Sakramente entlang des Lebensweges,
  • die Liturgie im Zyklus des Kirchenjahres,
  • das Beten in der Gemeinschaft,
  • „Anderszeiten“ für den Glauben

Aufbruch und Erneuerung des kirchlichen Lebens stärken?

3.    Was kann und möchte ich in meinem Wirkungskreis beitragen?

Bei dem darauffolgenden Resümee und der Kommentierung waren für die erste Leitfrage Kardinal Reinhard Marx und Prof. Dr. Thomas Sternberg verantwortlich, für die zweite Frage Bischof Dr. Franz-Josef Bode und Schwester Nicola Reers und für die dritte Leitfrage Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck und Maria Clausen. 

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  • Frage I: Wie kann die heilige Eucharistie als lebendiger Ausdruck der Liebe Gottes die Menschen heute erreichen?
  • II: Wie kann die heilige Eucharistie Aufbruch und Erneuerung des kirchlichen Lebens stärken?
  • Frage Frage III: Was kann und möchte ich in meinem Wirkungskreis beitragen?

Zusammenfassung

Erzbischof Zollitsch fasste das Gesprächsforum in Stuttgart mit einem abschließenden Statement zusammen und zog insgesamt ein positives Fazit der Veranstaltung: „In Stuttgart haben wir Vielfalt und wachsendes Vertrauen erlebt.“ Er sieht es als gutes Zeichen, dass in Stuttgart die persönliche Gläubigkeit und die kirchlich-gemeinschaftliche Gestaltung dieser Gläubigkeit so viel Aufmerksamkeit gefunden hat.

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  • Abschlussstatement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

Pressekonferenz

Ergebnisse und Zusammenfassungen wurden den anwesenden Medienvertretern auf einer abschließenden Pressekonferenz vorgestellt.

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Zur Pressemitteilung vom 14.09.2013

Ausblick

Das Gesprächsforum Stuttgart wird zunächst ein Thema auf der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Ende September 2013 in Fulda sein.

Bereits jetzt steht der Termin für das vierte Gesprächsforum fest, das unter dem Leitthema „Martyria“ vom 13. bis 14. September 2014 stattfindet. Der Ort ist noch offen.

„Gute Ansätze, aber noch längst nicht gewonnen“ – Halbzeitbilanz im Gesprächsprozess der katholischen Kirche

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