Stellungnahmen aus Deutschland
Diese Seite bietet einen Überblick über Stellungnahmen der katholischen Kirche in Deutschland zu der anhaltend kriegerischen Lage im Heiligen Land.
Statement von Erzbischof Bentz (9. Oktober 2025)
Zum vereinbarten Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas sowie der Einigung auf eine erste Phase eines Friedensplans
„Vor wenigen Stunden sind erste Schritte zur Beendigung des Blutvergießens im Heiligen Land vereinbart worden. Endlich sollen die Geiseln, die sich immer noch in der Hand der Hamas befinden, freigelassen oder deren Leichen nach Israel überführt werden. Endlich sollen die Kampfhandlungen im Gazastreifen eingestellt und die israelischen Truppen hinter eine vereinbarte Linie zurückgezogen werden. Endlich soll die umfassende Bereitstellung humanitärer Hilfe für die leidende Bevölkerung in Gaza ermöglicht werden.
Dies ist nicht mehr als der Anfang eines Anfangs für eine Lösung der tiefgreifenden Konflikte im Nahen Osten. Aber vielleicht dienen die jetzt vereinbarten Maßnahmen doch einer Deeskalation und bilden die notwendige Basis für neue Perspektiven und weitere konkrete Schritte auf dem langen Weg zum Frieden. Darauf darf man bei aller Skepsis hoffen, dafür dürfen wir beten.“
(Hinweis: veröffentlicht auf den Social Media-Kanälen der Deutschen Bischofskonferenz)
Erklärung der deutschen Bischöfe zum Gazakrieg (25. September 2025)
Die deutschen Bischöfe haben sich in ihrer Herbst-Vollversammlung vom 22. bis 25. September 2025 erneut mit der Situation im Nahen Osten befasst und am 25. September 2025 eine Erklärung zum Gazakrieg veröffentlicht:
„Mit Nachdruck bekräftigen wir die Notwendigkeit einer politischen Lösung, die die elementaren Rechte und Interessen von Israelis und Palästinensern gleichermaßen achtet. ... Deshalb appellieren wir an die internationale Gemeinschaft, auch an die deutsche Bundesregierung, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Initiativen zu stärken, die die Grundlagen einer gerechten Koexistenz schaffen: zwei Staaten, die friedlich Seite an Seite leben.“
Mehr lesen:
Wir dokumentieren hierzu auch einen Auszug aus dem Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zur Herbst-Vollversammlung 2025:
„Die Gewalt muss sofort enden! Friede für Israel und Palästina! Ein Schwerpunkt unserer Beratungen waren erneut die Befassung mit der Situation im Nahen Osten und eine Erklärung zum Gazakrieg, die wir heute veröffentlichen. Wir sind uns darin einig, dass katholische Bischöfe aus Deutschland am Erbe unseres Volkes teilhaben, das uns eine besondere Verantwortung für das jüdische Volk und auch eine Solidarität mit Israel aufträgt. Zugleich können wir in unseren Bewertungen keine Abstriche an den universellen Prinzipien vornehmen, die die Völkergemeinschaft leiten sollen und auch in der katholischen Friedensethik beschrieben und begründet sind. Diese Grundsätze bestimmen die Perspektive, die die bischöfliche Erklärung prägt.“
Mehr lesen: Pressebericht vom 25. September 2025
Deutsche Bischofskonferenz unterstützt Gebets- und Fastentag für den Frieden
Die Deutsche Bischofskonferenz unterstützt den Aufruf von Papst Leo XIV., am Freitag, 22. August 2025, einen Tag des Gebets und Fastens für den Frieden zu begehen.
Angesichts der anhaltenden Konflikte im Heiligen Land, in der Ukraine und in vielen weiteren Regionen der Welt ruft der Papst alle Christinnen und Christen dazu auf, sich im Gebet und durch Zeichen der Buße für Gerechtigkeit und Versöhnung einzusetzen. „Maria, Königin des Friedens, bitte für die Völker, dass sie den Weg des Friedens finden“, so Papst Leo XIV. in seiner gestrigen Generalaudienz im Vatikan. Besonders betonte er die Bedeutung der Vergebung im täglichen Leben: Sie sei kein Vergessen oder eine Schwäche, sondern ein Weg, Groll aufzulösen, Frieden zu schenken und damit neue Gewalt zu verhindern.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), erklärt: „Wir schließen uns dem Aufruf des Heiligen Vaters dankbar an. In einer Welt, die von Gewalt und Unsicherheit geprägt ist, braucht es das gemeinsame Gebet um Frieden und die Bereitschaft, selbst Schritte der Versöhnung zu gehen. Ich lade die Gläubigen in Deutschland ein, am Freitag in den Gemeinden, Familien und in persönlicher Form diesen Gebets- und Fastentag zu begehen und Maria, die Königin des Friedens, um ihre Fürsprache zu bitten.“
Mehr lesen: Pressemitteilung vom 21. August 2025
Interview mit Erzbischof Bentz in der Schwäbischen Zeitung (6. August 2025)
Christen im Nahen Osten kämpfen ums Überleben – und bewahren Hoffnung. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz spricht im Interview mit der Schwäbischen Zeitung über Mut, Perspektiven und die Rolle Europas.
Mehr lesen: www.schwaebische.de
Erzbischof Bentz zur Situation im Gazastreifen (24. Juli 2025)
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz, äußert sich zur Situation im Gazastreifen:
Im Zuge der anhaltenden Militäroffensive und der Weigerung der israelischen Regierung, für die Versorgung der palästinensischen Bevölkerung angemessen Sorge zu tragen, erleiden die Bewohner von Gaza ein humanitäres Desaster. Ohne sichere Zufluchtsorte ist das Überleben für unzählige Menschen zur ständigen Herausforderung geworden. Was das bedeutet, zeigen die täglichen Bilder: ausgemergelte Kinder, verzweifelte Mütter und Väter, zerstörte Wohnhäuser, eine Zivilbevölkerung im Zustand völliger Verwahrlosung und Hoffnungslosigkeit. Die Zerstörung durch den Krieg und die Blockade humanitärer Hilfe haben laut Caritas international dazu geführt, dass derzeit 2,1 Millionen Menschen im Gazastreifen akut hungern. Krankheiten breiten sich aufgrund fehlenden sauberen Wassers und eines kollabierten Gesundheitssystems aus. (…)
Mehr lesen: Aktuelle Meldung vom 24. Juli 2025
Bischof Bätzing zum Granateneinschlag in der Pfarrei in Gaza-Stadt (17. Juli 2025)
„Auch dieser Raum des Friedens ist nicht verschont geblieben“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, hat sich zum Granateneinschlag auf dem Gelände der katholischen Pfarrei Heilige Familie in Gaza-Stadt geäußert:
„Aus Gaza hat uns heute eine neue erschütternde Nachricht erreicht: Auf dem Gelände der katholischen Pfarrei Heilige Familie in Gaza-Stadt ist im Zuge israelischer Angriffe eine Granate eingeschlagen. Drei Menschen kamen ums Leben, mehrere wurden teils schwer verletzt. Unter den Verletzten befindet sich auch Pfarrer Gabriel Romanelli, der sich seit Jahren unermüdlich für Frieden und Versöhnung engagiert. Mein Gebet gilt den Todesopfern und den Verwundeten sowie deren Angehörigen – den Opfern dieses Tages und allen Opfern dieses Krieges, deren Zahl Tag für Tag steigt. (…)“
Mehr lesen: Aktuelle Meldung vom 17. Juli 2025
Erzbischof Bentz zu den Übergriffen extremistischer Siedler im Westjordanland (11. Juli 2025)
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz, äußerte sich über die Social Media-Kanäle der Deutschen Bischofskonferenz mit deutlichen Worten zu den jüngsten Übergriffen extremistischer Siedler im Westjordanland:
„In diesen Tagen ist die mehrheitlich christliche Stadt Taybeh im Westjordanland in die Schlagzeilen geraten. Sie ist das vorerst letzte Beispiel für die unerträglichen Übergriffe extremistischer jüdischer Siedler auf palästinensische Orte. Längst handelt es sich nicht mehr um Einzelfälle, sondern um die Alltagserfahrung der dort ansässigen Bevölkerung, die eingeschüchtert werden soll, um sie zur Auswanderung zu veranlassen.
Die Gefahr, die von randalierenden Siedlern ausgeht, verschärft die Lebenssituation der Palästinenser, die ohnehin von der systematischen Zerstückelung der Infrastruktur im Westjordanland und der drastischen Einschränkung der Bewegungsfreiheit betroffen sind.
Der israelische Staat muss endlich seiner Verantwortung gerecht werden: Die Übergriffe müssen verhindert und Straftäter zur Verantwortung gezogen werden. Andernfalls wird nicht nur das internationale Renommee Israels beschädigt, sondern jeder Rest an Zukunftshoffnung, der unter den Palästinenser noch gegeben sein mag, zerstört. So ist ein Frieden in der Region auch langfristig undenkbar.
Angesichts des jüngsten Vorfalls sollte auch nicht vergessen werden, dass das christliche Leben ein wichtiger Bestandteil des palästinensischen Volkes ist. Es darf nicht vollständig aus der Region verschwinden!“
Friedensethische Orientierung in politisch herausfordernden Zeiten (1. Juli 2025)
Am 1. Juli 2025 endete eine zweitägige Fachtagung zum Friedenswort der deutschen Bischöfe „Friede diesem Haus“, das im Februar 2024 veröffentlicht wurde. Auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz, vertreten durch die Kommission Weltkirche, und der Deutschen Kommission Justitia et Pax diskutierten in Berlin etwa 40 Expertinnen und Experten der Friedensethik und Sicherheitspolitik dieses Friedenswort. Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz (Paderborn), konkretisierte in seinem Grußwort diese Friedensbedrohungen mit Blick auf die Situationen in der Ukraine und im Nahen Osten und ermutigte zu einem gemeinsamen Dienst für den Frieden.
Mehr lesen: Pressemitteilung vom 1. Juli 2025
Predigt von Bischof Bätzing in der Osternacht (19. April 2025)
„Der 7. Oktober 2023: Szenen des Grauens, bei denen ich Tränen der Erschütterung nicht unterdrücken konnte. Extremisten der Hamas überfielen am helllichten Tag israelische Siedlungen; mit unbeschreiblicher Brutalität mordeten und plünderten sie und raubten Geiseln – bis heute ist das Schicksal vieler von ihnen ungewiss; und in der Folge haben Krieg und Zerstörung Zehntausende palästinensische Opfer gefordert und die Lebensgrundlagen in Gaza ruiniert.“
Mehr lesen: Pressemitteilung vom 19. April 2025
Europaweite Gebetskette für den Frieden (17. März 2025)
In einem Gottesdienst am 17. März 2025 in Augsburg hat Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, zum Gebet für den Frieden aufgerufen. Die Feier fand im Rahmen der „Eucharistischen Kette“ statt, einer Initiative des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), die die Fastenzeit als Gebetszeit für den Frieden in den Blick nimmt und schon seit einigen Jahren besteht.
Mehr lesen: Pressemitteilung vom 17. März 2025
EKD und Deutsche Bischofskonferenz erinnern an den Terrorüberfall vom 7. Oktober 2023 (5. Oktober 2024)
„Ein beispielloser Angriff auf Israel“
Am 7. Oktober 2024 jährt sich erstmals der Tag des Terrorüberfalls der Hamas auf den Staat Israel. Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, haben dazu eine Erklärung veröffentlicht.
Mehr lesen: Pressemitteilung vom 5. Oktober 2024
Pressegespräch zum Thema „Flächenbrand im Nahen Osten: Zur Situation der Christinnen und Christen im Heiligen Land“ (25. September 2024)
Patriarch Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM, das Oberhaupt der lateinischen Christen des Heiligen Landes, war am 25. September 2024 zu Gast bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Er informierte über die dramtische Lage im Heiligen Land. Weitere Gesprächspartner waren Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, und Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz.
Mehr lesen:
- Statement von Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM, Lateinischer Patriarch von Jerusalem (PDF-Datei)
- Statement by Cardinal Pierbattista Pizzaballa OFM, Latin Patriarch of Jerusalem (PDF file)
- Statement von Statement von Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz (PDF-Datei)
- Statement von Erzbischof Dr. Udo Bentz, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten (PDF-Datei)
- Pressemitteilung vom 25. September 2024
Erzbischof Bentz zur Katastrophe bei der Verteilung von Hilfsgütern in Gaza-Stadt (2. März 2024)
Statement von Erzbischof Udo Bentz, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche:
„Die Katastrophe, die sich bei der geplanten Verteilung von Lebensmitteln in Gaza-Stadt ereignet hat, ist ein schockierender neuerlicher Beleg für die humanitär inakzeptable Situation, der die Zivilbevölkerung im gesamten Gaza-Streifen ausgesetzt ist. Ich trauere um die Opfer und bin den Angehörigen im Gebet verbunden. Eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse muss klären, wie es zum Tod so vieler Menschen und zum Schusswaffen-Gebrauch der israelischen Soldaten gekommen ist. Darüber hinaus mache ich mir die Forderung aller Patriarchen und Kirchenoberhäupter in Jerusalem zu eigen, einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand zu schließen, der eine rasche Verteilung von Hilfsgütern im gesamten Gazastreifen ermöglicht und die Freilassung der Geiseln und Gefangenen auf dem Verhandlungswege erreicht.‘“
Deutsche Bischofskonferenz zur Lage im Heiligen Land (22. Februar 2024)
Der Pressebericht von der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg vom 22. Februar 2024 enthält ein eigenes Kapitel „Zur Lage im Heiligen Land“.
Mehr lesen: Zur Pressemitteilung vom 22. Februar 2024
Erzbischof Bentz zur Freilassung der Geiseln (19. Januar 2025)
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz ist anlässlich des 24. Internationalen Bischofstreffens im Heiligen Land am 19. Januar 2025 in Israel angekommen und zeigt sich angesichts der aktuellen Entwicklungen erleichtert:
„Unmittelbar nach meiner Landung in Tel Aviv habe ich von der Freilassung der ersten drei Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas gehört. Ich bin erleichtert! Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen, dem noch viele folgen müssen. Ich hoffe und bete, dass alle Geiseln möglichst rasch ihre Freiheit wiedererlangen.“ Der Erzbischof nimmt bis Donnerstag (23. Januar 2025) am 24. Internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land teil. Ziel des Treffens ist es, gerade jetzt Solidarität mit den Christen im Heiligen Land zu zeigen und gemeinsam Wege des Friedens und der Verständigung zu suchen.
Mehr lesen: Bischofstreffen im Heiligen Land
Auszug aus dem Interview von Bischof Dr. Georg Bätzing mit der Süddeutschen Zeitung (23. Dezember 2023)
SZ: Herr Bischof Bätzing, bald heißt es in den Weihnachtsgottesdiensten wieder: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“. Frieden scheint derzeit aber weiter weg denn je.
Bischof Georg Bätzing: Ja, es sieht düster aus in der Welt. Ich kann verstehen, dass sich Hoffnung verflüchtigt, weil wir schon mal weiter waren. Aber was nützt es, wenn wir die Hände in den Schoß legen? Der evangelische Theologe Fulbert Steffensky sagt, solange die Menschen die Hoffnung nicht aufgeben, sind sie selbst ein Gottesbeweis. Diesen Gottesbeweis sollten wir an Weihnachten leben. Weihnachten heißt: Es wird die Zeit kommen, da hört das Leid auf. Und diese Zeit hat schon angefangen, nämlich mit der Geburt dieses Jesus in Betlehem.
SZ: Am Geburtsort Jesu wird Weihnachten dieses Jahr ein trauriges Fest.
Bischof Georg Bätzing: Ich habe engen Kontakt mit den Benediktinern auf dem Berg Zion und einem Trierer Priester in Jerusalem. Sie beschreiben mir die Ängste und Not der Menschen, sowohl in Israel als auch in den Palästinensergebieten. Unsere Hilfsorganisationen versuchen, unter schwierigsten Bedingungen, Hilfe zu leisten. Ich höre auch, dass sich die Christen vergessen und zerrieben fühlen zwischen den Konfliktparteien. Auch die Solidarität mit jenen, die unseren Glauben teilen, ist wichtig.
SZ: Und die Solidarität mit den Juden? Seit dem Überfall der Hamas auf Israel ist die Zahl der antisemitischen Angriffe in Deutschland und der ganzen Welt in die Höhe geschnellt.
Bischof Georg Bätzing: Ja, das erschreckt mich. Es gab keine Massenbewegung an Solidarität mit Israel, stattdessen ist offener Antisemitismus zu Tage getreten. Nicht nur in Teilen der muslimischen Gemeinschaft, auch in anderen Teilen der deutschen Gesellschaft. Ich glaube, wir müssen uns ehrlich eingestehen: Es reicht nicht nur, wie in den vergangenen Jahren, Antisemitismus zu verurteilen. Wir müssen auch etwas dagegen tun. Auch gegen Muslimfeindlichkeit übrigens, auch sie wächst in unserem Land.
SZ: Was heißt das konkret?
Bischof Georg Bätzing: Es braucht vor allem Bildungsinitiativen, die aufklären: Wie ist der Staat Israel entstanden, wie ist es um das Miteinander der Völker bestellt? Und: Es braucht Begegnungen. Ich war vergangene Woche in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt zu Gast und einer der Rabbiner erzählte mir von einer älteren Dame, die von ihrer Enkelin gefragt wurde, welches Musikinstrument sie lernen soll. Sie sagte: Lern Geige, nicht Klavier. Die Geige kannst du mitnehmen. Wenn das die Stimmung ist unter den Juden in unserem Land, dann ist es höchste Zeit, etwas zu tun.
SZ: Welchen Beitrag können denn Religionen überhaupt zum Frieden leisten? Ist sie nicht vielmehr auch Ursache vielen Übels?
Bischof Georg Bätzing: Beides kann sein. Diese Ambivalenz ist da. Der Patriarch von Moskau zum Beispiel ist, ich kann es nicht anders sagen, ein Kriegstreiber. Wie er den Angriffskrieg auf die Ukraine mit einer theologisch aufgeladenen Ideologie unterlegt, das hat gotteslästerliche Züge. Das andere ist aber: Wenn Judentum, Christentum und Islam ihre besten Kräfte freisetzen, dann können Grenzen überwunden werden. Denn wir sind, das bekennen all diese Religionen, Geschöpfe des einen Gottes. Ich bin Papst Franziskus deshalb immer dankbar, dass er sich in seinen Schreiben an alle Menschen guten Willens wendet, also bewusst die Menschen aller Glaubensrichtungen anspricht.
SZ: Gleichzeitig wird der Papst aber auch dafür kritisiert, sich nicht deutlich genug zu positionieren, sowohl im Ukraine-Krieg wie auch jetzt nach dem Überfall der Hamas auf Israel.
Bischof Georg Bätzing: Ja, auch ich bin manchmal verwundert über diese Kunst der Äquidistanz. Es gibt Situationen, da ist diese diplomatische Zurückhaltung nicht angemessen. Wenn ich an die Ukraine und an den 7. Oktober denke, dann halte ich die Kritik am Heiligen Vater für berechtigt: Er spricht nicht eindeutig genug darüber, wer der Angreifer war und wo die Ursachen dieses entsetzlichen Leids liegen. Ich weiß, dass die vatikanische Diplomatie in ihrer Vermittlerrolle möglichst alle Gesprächskanäle offenhalten will. Aber klare Aussagen helfen den Opfern, dass sie den Kampf nicht aufgeben gegen das Unrecht, das ihnen widerfährt.
Bischof Bätzing trauert um Opfer nach Raketeneinschlag in Al-Ahli Krankenhaus (18. Oktober 2023)
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, trauert um die vielen Opfer, die durch einen Raketeneinschlag im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza am 18. Oktober 2023 ums Leben gekommen sind:
„Ein Raketen-Einschlag in das Ahli-Krankenhaus in Gaza hat Berichten zufolge Hunderte Menschenleben gefordert. Dieser schreckliche Vorfall ist Grund zu tiefer Trauer. Ich bete für die Opfer, die Toten und Verwundeten, die Hinterbliebenen und für alle, die geliebte Menschen verloren haben. Und ich bitte Sie: Schließen Sie sich dem Gebet an! Die Umstände des Vorgangs sind noch ungeklärt. Er ist in jedem Falle eine drängende Mahnung, auch in Zeiten des bewaffneten Konflikts den Belangen der Zivilbevölkerung höchste Aufmerksamkeit zu widmen. Die Schwächsten – Alte, Kranke und Kinder – dürfen nicht zu Opfern werden!", teilt Bischof Bätzing mit.“
Friedensgebet von Kardinal Marx (12. Oktober 2023)
Kardinal Reinhard Marx hat am Abend des 12. Oktober 2023 in München an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Hamas-Terrors teilgenommen. Seine Rede vor der Hauptsynagoge am Jakobsplatz beendete er mit diesem Gebet:
Du, Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, höre, schau hin, sieh, was geschieht in dem Land des Volkes Gottes.
Du bist der Gott des Exodus, der Befreiung, der Gott der Zehn Gebote, der Gott des Bundes, der Gott und Vater aller Menschen.
Nimm die Getöteten in deine Arme auf und wehre allem, was böse ist und Gewalt ausübt – all den Aggressoren.
Gib uns gemeinsam die Hoffnung, dass diese schrecklichen Tage ein Ende finden. Und lass uns nicht allein.
Amen.
Bischof Bätzing zur Lage in Israel (8. Oktober 2023)
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, hat die Angriffe der Hamas auf Israel am Sonntag, 8. Oktober 2023, verurteilt:
„Die feigen Attacken der Hamas auf Israel sind inakzeptabel. Ich verurteile sie aufs Schärfste. Einmal mehr wurde die hässliche Schraube der Gewalt weitergedreht und eine neue gefährliche Eskalation in Gang gesetzt. Der Nahe Osten braucht endlich einen echten Friedensprozess, der die Interessen von Israelis und Palästinensern berücksichtigt. Dabei gibt es für uns keinerlei Zweifel am Existenzrecht Israels und eines palästinensischen Staates. Die Alternative heißt Gewalt, Not und Hoffnungslosigkeit ohne Ende. In diesen Stunden sind meine Gedanken und Gebete bei allen Opfern der Gewalt. Ich trauere um die Toten.“
