| Pressemeldung | Nr. 190

50 Jahre Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten

Bischof Bätzing: „Gut, dass es Sie gibt!“

Mit einem von der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit Pastoralreferentinnen und -referenten organisierten digitalen Festakt ist heute (9. November 2021) das 50-jährige Jubiläum der Berufsgruppe der Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten begangen worden. Ausgehend von den Impulsen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) wurden im Herbst 1971 die ersten Pastoralassistenten in München beauftragt. Auch in anderen Diözesen schlossen sich ähnliche Überlegungen an. Die Würzburger Synode würdigte 1975 die neue Berufsgruppe. Am 19. September 1978 beschloss die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz dann das erste „Rahmenstatut für Pastoralreferentinnen und -referenten in den Bistümern der Bundesrepublik Deutschland“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, betonte beim Festakt: „Pastoralreferentinnen und -referenten sind keine ‚Hilfspriester‘ oder Springer, die den Priestermangel ausgleichen sollen. Sie sind Managerinnen, Verkünder des Evangeliums, Forschende, Experimentierende und vor allem qualifizierte Seelsorgerinnen und Seelsorger.“ Aus den dezentralen diözesanen Anfängen erkläre sich bis heute ein Proprium der Berufsgruppe: „Ihre Pluralität in Ausbildungsformaten, an Profilen und Einsatzfeldern. Mich beeindruckt diese Vielfalt des Berufs und des Berufsbildes. Der Beruf hat Gestaltungsfreiheit und ist für Menschen da – in Grenzsituationen, in der Schule, im Gefängnis, in Not und Krankheit, in Tod oder in entscheidenden Lebensphasen. Den Gestaltungsfreiraum gilt es gut zu nutzen; als profilierten Bestandteil im Zusammenspiel mit anderen Ämtern und Diensten.“

In seiner Ansprache erinnerte Bischof Bätzing auch an die mit dem 9. November in der deutschen Geschichte verbundenen Daten wie den Ausruf der Republik nach dem Ersten Weltkrieg, die Reichskristallnacht und den Fall der Berliner Mauer. „Auch heute erleben wir wieder unbegreifliche Stimmen und Taten des Antisemitismus, denen wir uns entschieden entgegenstellen wollen! Im Dialog mit unseren Schwestern und Brüdern jüdischen Glaubens können wir unsere Gesellschaft gestalten und entdecken die Wurzeln unseres Glaubens. Seien Sie in diesem Sinne auch biblisch geprägte Seelsorgerinnen und Seelsorger … Wenn heute wieder neue Mauern gebaut und Gräben in unserer Gesellschaft ausgehoben werden, wollen wir als Seelsorgerinnen und Seelsorger im Kleinen wie im Großen Barrieren niederreißen und Brücken errichten.“

Bischof Bätzing dankte ausdrücklich den Pastoralreferentinnen und -referenten für ihren Dienst angesichts des häufigen Drucks, den sie in den Gemeinden aufgrund der „tiefen Krise wegen des Versagens der Strukturen und der erschreckenden Erkenntnisse zu sexualisierter Gewalt, geistlicher Gewalt und Machtmissbrauch“ zu spüren bekämen. Als wichtige Aufgabe gab Bischof Bätzing den Pastoralreferentinnen und -referenten mit, an ihren jeweiligen Einsatzorten und Menschen für die Botschaft des Evangeliums zu begeistern und mit ihnen gemeinsam unterwegs zu sein: „Da geht es dann nicht so sehr darum, selbst alle Aufgaben gut auszufüllen, sondern Multiplikatorin, Begleiter und Suchende zu sein. Dazu braucht es einen guten Stand, Expertise, kommunikative Gaben und Freude am Miteinander, geistliche Erfahrung und Mut.“ Er fügte hinzu: „Gut, dass es Sie gibt!“

Bischof Dr. Michael Gerber (Fulda), Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Deutschen Bischofskonferenz, bezeichnete in einer Videoandacht anlässlich des digitalen Festaktes die Pastoralreferentinnen und -referenten als „Prophetinnen und Propheten in der Krise: Ich glaube, das meint in unseren Tagen auch, dass Sie als Theologinnen und Theologen eine besondere Anwaltschaft wahrnehmen, nämlich mit Verantwortlichen, mit Gremien immer wieder die Kritik der Hermeneutik zu üben. Wen nehmen wir wahr und wen nehmen wir noch nicht wahr? Wen nehmen wir unter welcher Perspektive wahr und welche Perspektive fehlt uns noch? Welche Gaben, die wir noch gar nicht erwarten, werden uns möglicherweise geschenkt? Was könnte der Geist durch wen wie bewirken? Was tun wir dafür, um unseren Blick zu weiten?“ Bischof Gerber erinnerte an jeden in der Kirche, der eine Verantwortung trage. Es gehe darum, „dass uns die Fähigkeit, dass uns die Gnadengabe geschenkt wird, auch im vordergründlich Befremdlichen, im Irritierenden, nach dem zu suchen, was uns verbindet, was sich gerade in dieser Form als Konkretion unserer gemeinsamen Sendung zeigt. Nicht jedes Projekt ist vom Heiligen Geist und manches gilt es auch, mit klarer Kritik in Schranken zu weisen. Aber – zu den höheren Gnadengaben gehört wohl die Fähigkeit, dass wir auch im Fremden, Irritierenden damit rechnen können, jenem Gott zu begegnen, von dem Paulus sagt: ‚Er bewirkt alles in allen.‘“
 

Hinweis:

Die Ansprachen von Bischof Dr. Georg Bätzing und Bischof Dr. Michael Gerber sind untenstehend als pdf-Dateien verfügbar.

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