Kurie

Die Gesamtheit der Dikasterien (Behörden) und Einrichtungen, die dem Papst bei der Ausübung seines obersten Hirtenamtes behilflich sind, wird als Römische Kurie bezeichnet. Die Römische Kurie nimmt die ihr übertragenen Aufgaben im Namen des Papstes und in seiner Autorität wahr (c. 360 CIC).

Platz mit hellen Marmorsäulen, den Kolonaden, dahinter der prachtvolle Apostolische Palast, Sitz der Päpste Vatikan-Petersplatz_IMG_2830.jpg © DBK/Matthias Kopp
Petersplatz mit Blick auf den Apostolischen Palast in der Mitte. © DBK/Matthias Kopp

Die Römische Kurie wurde von Papst Franziskus mit der am 5. Juni 2022 in Kraft getretenen Konstitution Praedicate Evangelium grundlegend reformiert. Die Konstitution entstand in einem mehrere Jahre langen Prozess, für den der Papst einen Kardinalsrat eingerichtet hatte, zu dem auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, gehört hat. Die Konstitution wurde am 19. März 2022 veröffentlicht. Mehr lesen: Praedicate Evangelium
Sie ersetzt die letzte Konstitution zur Kurienreform unter Papst Johannes Paul II., Pastor Bonus vom 28. Juni 1988. Mehr lesen: Pastor Bonus (PDF-Datei).

Nach der Kurienreform 2022 sind die bis dahin existenten Kongregationen und Päpstlichen Räte in Dikasterien umgeformt worden, die alle auf der gleichen Ebene stehen und eine identische Struktur haben.

Vorschau des Organigramms zum Aufbau der Römischen Kurie:

Die pdf-Datei öffnet sich per Mausklick.

Staatssekretariat

Das Staatssekretariat ist die wichtigste Behörde der Römischen Kurie und arbeitet dem Papst direkt zu. Mit Blick auf seine umfassenden Kompetenzen kann es als die zentrale Oberbehörde bezeichnet werden.

Das Staatssekretariat gliedert sich in drei Bereiche:

  • Die „Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten“ ist dem Papst bei Fragen seines täglichen Dienstes behilflich.
  • Die „Sektion für die Beziehungen mit den Staaten“ sorgt sich um die Angelegenheiten, die mit den Regierungen verhandelt werden müssen.
  • Die „Sektion für den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls“ ist für die Apostolischen Nuntiaturen zuständig.

Dikasterien

Seit dem 12. Jahrhundert wurden alle wichtigeren Angelegenheiten im Konsistorium, der Vollversammlung der in Rom anwesenden Kardinäle unter Vorsitz des Papstes, beraten und entschieden. Mitte des 16. Jahrhunderts kam es zum Auf- und Ausbau der Kongregationen, mit deren Hilfe die wachsenden Aufgaben arbeitsteilig gelöst werden sollten. In den folgenden Jahrhunderten änderten sich Anzahl und Zuständigkeitsbereiche der Kongregationen immer wieder. Die bis zum Jahr 2022 gültige Form geht auf Papst Paul VI. (1963–1978) zurück, der in seiner Apostolischen Konstitution Regimini Ecclesiae universae vom 15. August 1967 die Zahl der Kongregationen auf neun festsetzte.

Mitglieder der Kongregationen, deren Zuständigkeitsbereich sich grundsätzlich auf die ganze Kirche bezieht (sofern er nicht auf bestimmte Bereiche beschränkt ist, z. B. Ostkirchen, Lateinische Kirche, bestimmte Gebiete), sind Kardinäle und Bischöfe. Mit der Kurienreform 2022 wurden alle Kongregationen in Dikasterien umbenannt. Auch die bisherigen Päpstlichen Räte wurden zu Dikasterien aufgewertet. Die bisherigen Päpstlichen Räte sind im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils eingerichtet worden. Sie sind vor allem Organe des Kontakts, Dialogs und Studiums.

Jedes Dikasterium wird von einem Kardinalpräfekten oder einem Präfekten geleitet. Ihm steht ein Sekretär – meist im Rang eines Erzbischofs – zur Seite. Der Präfekt, der Sekretär sowie der Untersekretär werden vom Papst für fünf Jahre ernannt. Er ernennt auch die Mitglieder. Die Mitgliedschaft erlischt mit Eintritt der Sedisvakanz oder bei Kardinälen mit Vollendung des 80. Lebensjahres und bei (Erz-)Bischöfen mit Vollendung des 75. Lebensjahres. Jedem Dikasterium steht ein Beraterkreis zur Verfügung (Kanonisten, Theologen, Fachleute).

Seit der Kurienreform von 2022 gibt es folgende Dikasterien:

  • Dikasterium für die Evangelisierung
  • Dikasterium für die Glaubenslehre (ihm zugeordnet sind die Internationale Theologenkommission und die Päpstliche Bibelkommission)
  • Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe
  • Dikasterium für die Orientalischen Kirchen
  • Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung
  • Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse
  • Dikasterium für die Bischöfe
  • Dikasterium für den Klerus
  • Dikasterium für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften des apostolischen Lebens
  • Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben
  • Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen
  • Dikasterium für den interreligiösen Dialog
  • Dikasterium für die Kultur und die Bildung
  • Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen
  • Dikasterium für die Gesetzestexte
  • Dikasterium für die Kommunikation

Sekretariat für die wirtschaftlichen Angelegenheiten

Papst Franziskus hat eine Art Finanzministerium für den Vatikan eingeführt: Sekretariat für die wirtschaftlichen Angelegenheiten. Als zentrale Aufsichtsbehörde soll das sogenannte Wirtschaftssekretariat alle wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten des Vatikanstaates und des Heiligen Stuhls überwachen.

Mit der Kurienreform von 2022 sind verschiedene Behörden, die wirtschaftliche Belange des Heiligen Stuhls betreffen, neu strukturiert worden. Zu ihnen gehören:

  • Wirtschaftsrat
  • Wirtschaftssekretariat
  • Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA)
  • Amt des Generaladvisors
  • Kommission für vertrauliche Angelegenheiten
  • Investitionskomitee

Kommissionen

Für bestimmte Aufgaben gibt es besondere Kommissionen:

  • Internationale Theologenkommission
  • Päpstliche Bibelkommission
  • Päpstliche Kommission zum Schutz von Kindern
  • Päpstliche Kommission für Lateinamerika
  • Päpstliche Kommission für Christliche Archäologie

Die Kommissionen sind den Dikasterien zugeordnet, mit Ausnahme der Kommission für christliche Archäologie.

Gerichtshöfe

Zur Römischen Kurie gehören drei Gerichtshöfe:

  • Apostolische Pönitentiarie (Gewährung von Gnadenerweisen sowie Gewährung und Gebrauch von Ablässen)
  • Oberster Gerichtshof der Apostolischen Signatur (höchster Gerichtshof der Kirche und zugleich oberste Gerichtsverwaltungsbehörde)
  • Römische Rota (ordentliches Gericht des Apostolischen Stuhls, wird vornehmlich als Berufungsgericht tätig)

Besondere Einrichtungen

Innerhalb der Römischen Kurie gibt es reine Verwaltungsbehörden mit einer ihren Aufgaben entsprechenden Organisationsstruktur (Auswahl):

  • die Präfektur des Päpstlichen Hauses
  • das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes
  • Camerlengo
  • Agenut zur Bewertung und Förderung der Qualität an den Kirchlichen Hochschulen und Fakultäten
  • Finanzaufsichtsbehörder
  • Päpstliche Schweizergarde

Außerdem sind folgende Einrichtungen dem Apostolischen Stuhl angegliedert, zugeordnet oder verbunden:

  • das Vatikanische Geheimarchiv
  • die Apostolische Bibliothek
  • die Dombauhütte von St. Peter

Weitere Informationen zur Römischen Kurie auf der Internetseite des Vatikans.