Papst und Vatikan

Papst Franziskus und sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. haben sich mehrfach zu den Missbrauchsfällen im kirchlichen Kontext geäußert – in Form von Briefen und Ansprachen. Ebenso haben sie Betroffene und Angehörige getroffen. Unter diesem Punkt finden Sie mehr zu diesem Thema, eingeschlossen offizielle Pressestatements des Heiligen Stuhls sowie Informationen zu den Maßnahmen der vatikanischen Glaubenskongregation.

Wie die Deutsche Bischofskonferenz haben sich auch Papst em. Benedikt XVI. und Papst Franziskus oft zum Thema sexueller Missbrauch geäußert. Bereits 2008 sagte Benedikt XVI.: „Ich möchte innehalten, um die Scham einzugestehen, die wir alle empfunden haben aufgrund des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch einige Kleriker und Ordensleute. Ich bedauere wirklich zutiefst den Schmerz und das Leid ... Diese Vergehen, die einen so schweren Vertrauensbruch darstellen, verdienen eine eindeutige Verurteilung.“ Gegenüber Betroffenen äußerte Papst Franziskus vor einigen Jahren: „Vor Gott und seinem Volk drücke ich meinen Schmerz über die Sünden und schweren Verbrechen der sexuellen Missbräuche aus, die Mitglieder des Klerus Ihnen gegenüber begangen haben, und bitte demütig um Verzeihung. Ebenso bitte ich Sie um Verzeihung für die Sünden der Unterlassung seitens Verantwortlicher in der Kirche, die nicht angemessen auf die Missbrauchsanzeigen reagiert haben, die von Familienangehörigen und von Missbrauchsopfern selbst vorgebracht wurden. Dies hat noch zu zusätzlichem Leiden derer geführt, die missbraucht worden sind, und andere Minderjährige, die sich in Risikosituationen befanden, in Gefahr gebracht ... Es gibt keinen Platz in einem kirchlichen Dienstamt für jene, die diesen Missbrauch begehen; und ich stehe dafür ein, keinen Schaden zu dulden, der von irgendjemandem – sei er Priester oder nicht – einem Minderjährigen zugefügt wurde.“

Papst Franziskus hat 2014 eine Kinderschutzkommission im Vatikan eingerichtet. Vom 21. bis 24. Februar 2019 führte er einen Sondergipfel mit den Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen weltweit durch. Ziel war es, nach Lösungen zur Bekämpfung dieser Verbrechen zu suchen, für das Thema international zu sensibilisieren und aus den jeweiligen Bischofskonferenzen zu lernen. Ein Jahr danach hat der Papst am 28. Februar 2020 eine Task Force eingerichtet, die nationale Bischofskonferenzen beim Erstellen von Kinderschutz-Leitlinien unterstützen soll. Bereits am 17. Dezember 2019 wurde auf Wunsch von Papst Franziskus das sogenannte Päpstliche Geheimnis bei der Verfolgung von Missbrauchsstraftaten abgeschafft. Auch dies war ein Ergebnis der Beratungen des Gipfels.
 

Chronologische Übersicht

Vatikanisches Vademecum

zu einigen Fragen in den Verfahren zur Behandlung von Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger

Am 16. Juli 2020 hat die Kongregation für die Glaubenslehre einen Leitfaden zum juristischen Umgang mit Missbrauchsfällen veröffentlicht. Das Dokument Vademecum zu einigen Fragen in den Verfahren zur Behandlung von Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger versteht sich als Hilfestellung für Mitarbeiter der kirchlichen Rechtspflege und legt die Verfahrenswege bei sexuellen Vergehen von Klerikern an Minderjährigen dar. Änderungen der Gesetzeslage sind damit nicht verbunden. Das Dokument war nach einem Gipfel zur Missbrauchsprävention im Vatikan im Februar 2019 angekündigt worden. Wesentliche Grundlagen sind das 2001 veröffentlichte und 2010 überarbeitete Motu proprio des Papstes Sacramentorum sanctitatis tutela sowie das Motu proprio Vos estis lux mundi vom Mai 2019 und die Rechtspraxis der Kongregation für die Glaubenslehre, die für die strafrechtliche Aufarbeitung von Missbrauchsdelikten in der katholischen Kirche zuständig ist.

16.07.2020: Kongregation für die Glaubenslehre – Vademecum zu einigen Fragen in den Verfahren zur Behandlung von Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger
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16.07.2020: Formular (Tabella) zu den Delicta reservata, gemeinsam veröffentlicht mit dem Vademecum
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Papst Franziskus: Task Force im Kampf gegen Missbrauch

Ein Jahr nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan hat Papst Franziskus am 28. Februar 2020 eine Task Force eingerichtet, die nationale Bischofskonferenzen beim Erstellen von Kinderschutz-Leitlinien unterstützen soll. Juan Ignacio Arrieta Ochoa de Chinchetru, Sekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte, erläuterte, dass die offene Arbeitsgruppe derzeit aus rund ein Dutzend Personen, Kirchenrechtlern, Psychologen und andere Experten besteht. In den nächsten Monaten könne die Task Force noch erweitert werden, je nach Nachfrage. „Es handelt sich um ein Angebot an alle Bischofskonferenzen weltweit“, so Kurienbischof Arrieta. Es richte sich in erster Linie an Länder, in denen die nötigen Strukturen für eine rasche Umsetzung des Leitlinien-Projekts fehlten. Beaufsichtigt wird die Task Force nach Vatikanangaben von Erzbischof Edgar Pena Parra, Substitut des vatikanischen Staatssekretariats, Bombays Kardinal Oswald Gracias, Kardinal Blase Cupich aus Chicago, Maltas Erzbischof Charles Scicluna und dem Leiter des Kinderschutzzentrums an der Gregoriana, Hans Zollner. Die Arbeitsgruppe soll zunächst zwei Jahre lang im Einsatz sein und vierteljährlich über ihre Aktivitäten Bericht erstatten.

Bischof Dr. Stephan Ackermann zur Abschaffung des sogenannten Päpstlichen Geheimnisses

bei der Verfolgung von Missbrauchsstraftaten

Anlässlich der am 17. Dezember 2019 im Vatikan veröffentlichten Entscheidung von Papst Franziskus, das sogenannte Päpstliche Geheimnis bei der Verfolgung von Missbrauchsstraftaten abzuschaffen, erklärt Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes:

„Die heute in Rom in Kraft getretene Instruktion, die kirchliche Strafverfahren zu sexuellen Handlungen unter Gewalt, Drohung oder Amtsmissbrauch, sexuelle Handlungen mit Minderjährigen, Besitz und Verbreitung von kinderpornografischem Material sowie die Vertuschung solcher Taten vom sogenannten Päpstlichen Geheimnis entbindet, begrüße ich. Die Instruktion ist der richtige Schritt in einem langen Prozess der Kirche, der von vielen Seiten als notwendig angesehen wurde. Beim Kinderschutzgipfel im Vatikan im Februar dieses Jahres ist das Thema von verschiedenen Seiten angesprochen worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat diese Änderung bereits im vergangenen Jahr bei einem Vortrag an der Päpstlichen Universität Gregoriana gefordert. Die heutige Entscheidung ist wichtig für eine größere Transparenz und für die verbesserte Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden.“

Motu proprio „Vos estis lux mundi“ von Papst Franziskus

Der Vatikan hat heute (9. Mai 2019) das Motu proprio Vos estis lux mundi veröffentlicht, das die Reihe der Dokumente fortsetzt, mit denen Papst Franziskus als universalkirchlicher Gesetzgeber den Kampf gegen den sexuellen Missbrauch durch kirchliche Amtsträger noch konsequenter und präziser als bisher weiterführen will.

Downloads & Infos
  • Motu proprio „Vos estis lux mundi“
    Das Motu proprio von Papst Franziskus ist auf der Internetseite des Vatikans verfügbar.
  • Bischof Ackermann zum Motu proprio
    Erklärung von Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes

Mehr Schutz für Minderjährige im Vatikan

Papst Franziskus erlässt neue Normen gegen Missbrauch

Im Vatikanstaat gelten ab 1. Juni 2019 neue Regeln für den Schutz Minderjähriger. Neu ist die Anzeigepflicht, die Prüfung von Stellenbewerbern und die Pflicht zu Fortbildungen. Die Verschärfungen wurden seit langem erwartet. Einen Monat nach dem internationalen Kinderschutzgipfel im Vatikan hat Papst Franziskus wie angekündigt neue Normen zum Kinderschutz erlassen. Die drei am 29. März 2019 veröffentlichten Dokumente beziehen sich zwar nur auf den Vatikanstaat und die Kurie; sie können aber Vorbildcharakter haben – und halten ihrerseits aktuellen internationalen Maßstäben stand. Es handelt sich um ein Gesetz über den „Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen“, das zum staatlichen Recht im Vatikanstaat gehört, und um entsprechende „Leitlinien“ für den kirchlichen Bereich, wie sie Bischofskonferenzen in anderen Staaten schon 2011 erarbeiten mussten. Hinzu kommt ein päpstlicher Erlass, ein sogenanntes Motu proprio; er regelt die gleiche Materie in knapperer Form für die Kurie, den zentralen Verwaltungsapparat der Weltkirche.

Es sind nicht die ersten rechtlichen Regeln zum Thema Missbrauch: Ein ergänzendes Strafgesetz des Vatikanstaats von 2013 behandelt neben Delikten wie Piraterie und Atomwaffenbesitz auch sexuelle Gewalt gegen Minderjährige und Kinderpornografie. Auch das allgemeine Kirchenrecht kennt bereits einschlägige Normen. Bei den neuen Bestimmungen geht es dagegen vor allem um Kinderschutz – näherhin die Verfahren bei Verdachtsfällen und um Missbrauchsverhinderung.

Auch im Vatikanstaat gibt es Minderjährige – Ministranten oder Chorsänger etwa. Im letzten Bericht vor der UN-Kommission für Kinderrechte sprach der Vatikan von 30 Kindern unter 14 Jahren und weiteren 38 Jugendlichen. Wenn man von einer durchschnittlichen Missbrauchs-Täterquote von 1,5 bis 5 Prozent unter Klerikern ausging, ergibt sich bei den weit mehr als tausend Geistlichen in Kurie und Vatikanstaat zumindest statistisch ein Gefährdungspotenzial.

Nach den neuen Normen werden Übergriffe gegenüber Schutzbedürftigen im Vatikan als Offizialdelikte verfolgt, also auch ohne die Anzeige eines Geschädigten. Vatikanische Mitarbeiter sind verpflichtet, etwaige Vorkommnisse und Verdachtsfälle zu melden, wobei allerdings das Beichtgeheimnis geschützt bleibt. Wer eine Meldung unterlässt oder unzulässig verschleppt, hat mit 1.000 bis 5.000 Euro Strafe zu rechnen; säumigen Justizbeamten drohen sogar bis zu sechs Monate Haft. Einzig hier thematisiert das neue Gesetz so etwas wie Vertuschung.

Kandidaten für eine Tätigkeit im Vatikan müssen künftig auf ihre Eignung zum Umgang mit schutzbedürftigen Personen geprüft werden. Auch werden Mitarbeiterschulungen zu Kinderschutz in den Einrichtungen der Kurie und des Vatikanstaats eingeführt - eine beachtliche Neuerung angesichts dessen, dass «betriebliche Fortbildung» dort bislang ein Fremdwort ist.

Was die Opfer angeht, betonen die Dokumente deren Recht auf Gehör und Begleitung sowie „geistliche, ärztliche, psychologische und juristische Hilfe“. Das Thema Entschädigung wird nicht angeschnitten. Hinsichtlich der Ermittlungen und des Gerichtsverfahrens zielt das neue Gesetz auf größtmögliche Schonung des Opfers; dazu gehören Vorkehrungen zur Kontaktvermeidung mit dem Täter, etwa auch durch Aussagen per Videoschaltung.

Für den Umgang mit Minderjährigen geben die Leitlinien Kriterien vor: Wer immer mit jungen Menschen zu tun hat, muss über angemessenes Verhalten, Anzeichen für Missbrauch und das Vorgehen in Verdachtsfällen belehrt worden sein. Strikt verboten sind körperliche Züchtigungen jeder Art, aber auch die affektive Bevorzugung einzelner Jugendlichen, etwa durch Geschenke. Das Fotografieren und Filmen von Minderjährigen, geschweige denn die Verbreitung der Bilder im Netz, erfordert die schriftliche Zustimmung der Erziehungsberechtigten.

Beschuldigten wird ein rechtsstaatliches Verfahren und eine Strafe nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zugesichert. Zu Unrecht Verdächtigte haben Anrecht auf Rehabilitation; wer verurteilt wird, verliert seinen Kurienjob, darf aber psychologische und geistliche Unterstützung zum Zweck der gesellschaftlichen Wiedereingliederung erwarten.

Quelle: KNA, Burkhard Jürgens

Sonderkonferenz „Treffen zum Schutz Minderjähriger in der Kirche“ im Vatikan

Angesichts der zahlreichen Fälle sexuellen Missbrauchs in vielen Ländern der Welt hat Papst Franziskus zu einer – erstmaligen – Sonderkonferenz „Treffen zum Schutz Minderjähriger in der Kirche“ aller Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen weltweit in den Vatikan eingeladen. Sie fand vom 21. bis 24. Februar 2019 statt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat daran teilgenommen und die Erfahrungen der Kirche in Deutschland eingebracht.

Gipfel zum Schutz Minderjähriger im Vatikan
  • Internetseite des Vatikan
    Mehr Informationen sowie Ansprachen und Dokumente vom Gipfel zum Schutz Minderjähriger im Vatikan
  • Kardinal Marx – Erklärung zum Abschluss
    Gemeinsamer, ehrlicher und realistischer Blick – und ein Auftrag
    Erklärung zum Abschluss der Internationalen Kinderschutz-Konferenz im Vatikan
  • Bischof Stephan Ackermann – Erklärung zum Abschluss
    Statement von Bischof Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, zum Abschluss der Kinderschutz-Konferenz im Vatikan am 24. Februar 2019
  • Papst Franziskus – Rede zum Abschluss
    Rede in der Eucharistiefeier am 24. Februar 2019 zum Abschluss der Kinderschutz-Konferenz „Der Schutz von Minderjährigen in der Kirche“ im Vatikan vom 21. – 24. Februar 2019
  • Kardinal Reinhard Marx – Vortrag Deutsch
    Transparenz als Gemeinschaft der Gläubigen – Vortrag am 23. Februar 2019 bei der Kinderschutz-Konferenz „Der Schutz von Minderjährigen in der Kirche“ im Vatikan (Deutsch)
  • Kardinal Reinhard Marx – Vortrag Englisch
    Transparency as a Community of Believers – Vortrag am 23. Februar 2019 bei der Kinderschutz-Konferenz „Der Schutz von Minderjährigen in der Kirche“ im Vatikan (Englisch)
  • Kardinal Reinhard Marx – Vortrag Italienisch
    Trasparenza come comunità di credenti – Vortrag am 23. Februar 2019 bei der Kinderschutz-Konferenz „Der Schutz von Minderjährigen in der Kirche“ im Vatikan (Italienisch)
  • Kardinal Reinhard Marx – Vortrag Französisch
    La transparence comme communauté de croyants – Vortrag am 23. Februar 2019 bei der Kinderschutz-Konferenz „Der Schutz von Minderjährigen in der Kirche“ im Vatikan (Französisch)
  • Kardinal Reinhard Marx – Vortrag Spanisch
    Transparencia como comunidad de creyentes – Vortrag am 23. Februar 2019 bei der Kinderschutz-Konferenz „Der Schutz von Minderjährigen in der Kirche“ im Vatikan (Spanisch)
  • Papst Franziskus
    Denkanstöße in 21 Punkten zum weltweiten Gipfel zum Schutz Minderjähriger im Vatikan vom 21. bis 24. Februar 2019 (veröffentlicht 21.02.2019)
  • Papst Franziskus
    Ansprache bei der Eröffnung des Gipfels am 21. Februar 2019
  • Video-Statements
    Verschiedene Bischöfe und Kardinäle haben sich in Kurzvideos zum Kinderschutzgipfel im Vatikan geäußert, darunter auch Kardinal Marx, der die Kirche in Deutschland in Rom vertreten hat.
  • Kardinal Marx
    Missbrauch weltweit überwinden – zum Auftakt des Gipfels

Papst Franziskus bei seiner Reise nach Irland am 25./26. August 2018

Während seiner Reise nach Irland am 25. und 26. August 2018 hat Papst Franziskus verschiedene Gelegenheiten ergriffen, um zum Thema sexueller Missbrauch Minderjähriger klare Worte zu finden. Neben seinen Ansprachen bat er in einem Schuldbekenntnis um Vergebung.


Rede vor Vertretern der Regierung und des öffentlichen Lebens in Dublin am 25. August 2018

Ich weiß sehr wohl um die Lage unserer verwundbarsten Brüder und Schwestern – ich denke besonders an die Frauen und die Kinder, die in der Vergangenheit äußerst schwierige Situationen erleiden mussten; und an die damaligen Waisenkinder. Angesichts des Faktums dieser Verwundbarsten kann ich nicht umhin, den schweren Skandal anzuerkennen, der in Irland durch den Missbrauch von Minderjährigen durch Mitglieder der Kirche verursacht wurde, die beauftragt waren, sie zu schützen und zu erziehen. (...)Das Versäumnis der kirchlichen Autoritäten – Bischöfe, Ordensobere, Priester und andere –, mit diesen abscheulichen Verbrechen angemessen umzugehen, hat zu Recht Empörung hervorgerufen und bleibt eine Ursache von Leid und Scham für die katholische Gemeinschaft. Ich selbst teile diese Gefühle. Mein Vorgänger Papst Benedikt XVI. sparte nicht mit Worten, um den Ernst der Lage anzuerkennen und zu fordern, dass als Antwort auf diesen Vertrauensbruch Maßnahmen ergriffen werden, die „wirklich dem Evangelium gemäß, gerecht und effektiv“ sind (vgl. Hirtenbrief an die Katholiken in Irland [19. März 2010], 10). Sein freimütiges und entschlossenes Eingreifen dient weiterhin als Ansporn für die Bemühungen der kirchlichen Verantwortungsträger, die Fehler der Vergangenheit zu beheben und strenge Regeln zu erlassen, um sicherzustellen, dass sie sich nicht wiederholen. In jüngerer Zeit habe ich in einem Brief an das Volk Gottes die Verpflichtung, mehr noch die größere Verpflichtung, wiederholt, diese Geißel in der Kirche auszumerzen; um jeden Preis, moralisch und wenn es Leid mit sich bringt.Jedes Kind ist in der Tat ein kostbares Geschenk Gottes, das behütet und dazu ermutigt werden muss, seine Begabungen zu entfalten, und das hingeführt werden soll zu geistiger Reife und zur Fülle des Menschseins. Die Kirche in Irland hat in der Vergangenheit und in derGegenwart eine Rolle bei der Förderung des Wohlergehens von Kindern gespielt, die nicht verdunkelt werden darf. Ich hoffe, dass die Schwere der Missbrauchsskandale, die die Unzulänglichkeiten so vieler deutlich gemacht haben, dabei hilft, die Bedeutung des Schutzesverwundbarer Kinder und Erwachsener durch die Gesellschaft als Ganzer klar herauszustellen. In diesem Sinn sind wir uns der dringenden Notwendigkeit bewusst, den jungen Menschen besonnene Begleitung und gesunde Werte für ihren Wachstumsprozess anzubieten.


Angelus-Gebet in Knock am 26. August 2018:

Als ich vor ihrer Statue betete, vertraute ich ihr insbesondere alle Opfer des Missbrauchs durch Mitglieder der Kirche in Irland an. Keinen von uns darf das Schicksal der Minderjährigen gleichgültig lassen, die Opfer von Misshandlungen geworden sind, die ihrerUnschuld beraubt wurden und die man der Schmach schmerzhafter Erinnerungen überlassen hat. Diese offene Wunde fordert uns heraus, fest und entschlossen die Wahrheit und die Gerechtigkeit zu suchen. Ich bitte den Herrn inständig um Vergebung für diese Sünden, für den Skandal und Verrat, den so viele in der Familie Gottes empfinden. Ich bitte unsere Selige Mutter für die Heilung aller Personen einzutreten, die Missbräuche irgendwelcher Art erlitten haben. Maria möge jedes Mitglied der christlichen Familie in dem festen Vorsatz bestärken, niemals mehr zuzulassen, dass so etwas geschieht.
 

Rede vor den irischen Bischöfen in Dublin am 26. August 2018:

Ich bin auch für die Hilfe dankbar, die ihr euren Priestern anbietet, deren Kummer und Entmutigung aufgrund der jüngsten Skandale oftmals nicht beachtet werden.Ein während meines Besuchs wiederkehrendes Thema war natürlich, dass es für die Kirche notwendig ist, mit einer dem Evangelium gemäßen Aufrichtigkeit und mutig die früheren Fehler im Zusammenhang mit dem Schutz der Kinder und der verwundbaren Erwachsenen anzuerkennen und wiedergutzumachen. In den vergangenen Jahren seid ihr als Bischöfeentschieden vorgegangen, nicht nur um Wege der Reinigung und Versöhnung mit den Missbrauchsopfern einzuschlagen, sondern auch um mit der Unterstützung des National Board für den Schutz der Kinder in der Kirche in Irland ein strenges Regelwerk aufzustellen, das die Gewährleistung der Sicherheit der jungen Menschen zum Ziel hat. In diesen Jahren mussten wir alle für die Schwere und das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in verschiedenen sozialen Umfeldern die Augen öffnen. In Irland wie auch anderswo können die Aufrichtigkeit und die Rechtschaffenheit, mit der die Kirche sich diesem schmerzhaftenKapitel ihrer Geschichte stellen will, ein Vorbild und einen Erinnerungsruf an die gesamte Gesellschaft darstellen.
 

Vergebungsbitte beim Abschlussgottesdienst in Dublin am 26. August 2018:

Gestern habe ich acht Überlebende von Machtmissbrauch, Missbrauch des Gewissens und sexuellem Missbrauch getroffen. Ihrem Wunsch entsprechend möchte ich diese Verbrechen vor die Barmherzigkeit des Herrn tragen und dafür um Vergebung bitten.Wir bitten um Vergebung für den Missbrauch in Irland, Missbrauch der Macht und des Gewissens, sexuellen Missbrauch von Verantwortungsträgern der Kirche; besonders bitten wir um Vergebung für alle Missbräuche in unterschiedlichen Arten von Einrichtungen, die von Ordensmännern und Ordensfrauen und anderen Mitgliedern der Kirche geleitet werden. Und wir bitten um Vergebung für die Arbeitsausbeutung, der unzählige Minderjährige unterworfen wurden.Wir bitten um Vergebung, wenn wir als Kirche den Überlebenden jedweder Form von Missbrauch nicht mit konkreten Taten Mitleid und Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit angeboten haben. Wir bitten um Vergebung.Wir bitten um Vergebung für einige Mitglieder der Hierarchie, die sich dieser schmerzlichen Situationen nicht angenommen haben und schwiegen. Wir bitten um Vergebung.Wir bitten um Vergebung für die Kinder, die ihren Müttern weggenommen wurden, und für die Fälle, in denen man den jungen Müttern, die versuchten, ihre Kinder ausfindig zu machen, oder den Kindern, die ihre Mütter suchten, sagte, das sei eine Todsünde: das ist keineTodsünde, es ist das vierte Gebot. Wir bitten um Vergebung.Der Herr erhalte uns diese Haltung der Scham und der Reue und lasse sie wachsen, und er gebe uns die Kraft, uns dafür einzusetzen, dass diese Dinge nie mehr geschehen, und dass man Gerechtigkeit schaffe. Amen.
 

Papst Franziskus: Audienz für Mitglieder der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen

In seiner Ansprache am 21. September 2017 während der Audienz für Mitglieder der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen fordert Papst Franziskus erneut auf allen Ebenen der Kirche das „Null-Toleranz-Prinzip“ gegen den sexuellen Missbrauch:

(…) „Wenn wir heute hier versammelt sind, möchte ich den tiefen Schmerz mit euch teilen, den ich angesichts der Situation missbrauchter Kinder in der Seele verspüre, wie ich dies in der letzten Zeit bereits bei mehreren Gelegenheiten tun konnte. Der Skandal des sexuellen Missbrauchs ist wirklich ein schreckliches Verderbnis für die ganze Menschheit, und er betrifft viele Kinder, Jugendliche und erwachsene Schutzbefohlene in allen Ländern und in allen Gesellschaften. Auch für die Kirche war er eine sehr schmerzliche Erfahrung. Wir schämen uns für den Missbrauch, der von geweihten Amtsträgern verübt wurde, die eigentlich die Vertrauenswürdigsten von allen sein müssten. Wir haben jedoch auch einen Ruf vernommen, von dem wir sicher sind, dass er unmittelbar von unserem Herrn Jesus Christus kommt: die Sendung des Evangeliums anzunehmen, alle Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen zu schützen.

In der pdf-Datei dokumentieren wir die gesamte Ansprache im Wortlaut.
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Schreiben von Papst Franziskus an die Bischöfe am Tag der Unschuldigen Kinder

28. Dezember 2016

„Hören wir das Weinen und die Wehklage dieser Kinder; hören wir auch das Weinen und die Wehklage unserer Mutter Kirche, die nicht nur über den Schmerz, der ihren kleinsten Kindern zugefügt wurde, weint, sondern auch weil sie die Sünde einiger ihrer Glieder kennt: das Leid, die Geschichte und den Schmerz von Minderjährigen, die von Priestern sexuell missbraucht wurden. Eine Sünde, die beschämt. Menschen, die verantwortlich waren, für diese Kinder zu sorgen, haben ihre Würde zerstört. Wir beklagen dies zutiefst und bitten um Vergebung. Wir vereinen uns mit dem Schmerz der Opfer und beweinen unsererseits die Sünde. Die Sünde für das, was geschehen ist; die Sünde der unterlassenen Unterstützung; die Sünde des Vertuschens und Leugnens; die Sünde des Machtmissbrauchs. Auch die Kirche beweint bitterlich diese Sünde ihrer Glieder und bittet um Vergebung. Wenn wir heute der Unschuldigen Kinder gedenken, möchte ich all unseren Einsatz bekräftigen, damit diese Gräueltaten unter uns nicht mehr vorkommen. Finden wir den nötigen Mut, um alle notwendigen Mittel zu fördern und um in allem das Leben unserer Kinder zu schützen, damit sich solche Verbrechen nicht mehr wiederholen. Machen wir uns den Auftrag zu ‚null Toleranz‘ in diesem Bereich klar und aufrichtig zu Eigen.“

In der pdf-Datei dokumentieren wir den gesamten Brief im Wortlaut.
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Papst Franziskus bittet bei Reise in die USA Opfer von Missbrauch um Vergebung

An seinem letzten Besuchstag in den USA, am 27. September 2015, hat Papst Franziskus in Philadelphia fünf Missbrauchsopfer getroffen, drei Frauen und zwei Männern. Die Betroffenen berichteten von Ihren Erfahrungen, Papst Franziskus richtete einige Worte an sie, begrüßte dann jeden Einzelnen und betete mit ihnen. Anschließend sagte der Papst bei einem Treffen mit Bischöfen: „Ich verspreche, dass alle Verantwortlichen für sexuellen Missbrauch von Kindern bestraft werden. … Diese Verbrechen können nicht länger geheim gehalten werden.“ Er empfinde „tiefe Scham“, dass den Kindern Gewalt angetan worden sei und schwere Leiden verursacht worden seien. Gott weine angesichts dieser Taten.

Wir dokumentieren seine auf Spanisch gehaltene Ansprache vor den Betroffenen, die anschließend vom Vatikan verbreitet und von der KNA übersetzt wurde.
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Neuer Gerichtshof eingerichtet

Der Vatikan hat am 10. Juni 2015 verkündet, dass für Bischöfe, die Missbrauchsfällen in ihrem Bistum nicht konsequent genug nachgehen, künftig ein neu gegründeter Gerichtshof zuständig ist. Diese neue Instanz ist bei der Glaubenskongregation angesiedelt, die seit 2001 für die Ahndung von sexuellem Missbrauch in der Weltkirche verantwortlich ist. Anzeige in den entsprechenden Fällen können die Bischofs- und die Missionskongregation erheben, die als Vatikanbehörden weltweit für Bischöfe zuständig sind. Dem Gericht sollen Kleriker aus aller Welt angehören.

Zuvor gab es keine kirchenrechtliche Handhabe gegen Bischöfe, die ihr Amt nutzen, um straffällig gewordene pädophile Priester zu schützen. Amtsmissbrauch von Bischöfen war nicht als eigener Straftatbestand vorgesehen. Die Päpstliche Kinderschutzkommission hatte den Vorschlag zu einer Ergänzung des Kirchenrechts in den Kardinalsrat eingebracht. Nachdem der Entwurf von den zuständigen Vatikanbehörden geprüft wurde, stimmte Papst Franziskus zu.
 

Brief von Papst Franziskus

„In der Kirche ist kein Platz für Missbrauchstäter“

Der Kampf gegen sexuellen Missbrauch durch kirchliche Mitarbeiter muss nach den Worten von Papst Franziskus weiter oberste Priorität haben. Das brachte er in einem Schreiben (2. Februar 2015) an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen, die Oberen der Institute geweihten Lebens und an die Gesellschaften apostolischen Lebens zum Ausdruck. Anlass des Schreibens war das Treffen der vom Papst berufenen Kinderschutzkommission vom 6. bis 7. Februar 2015.
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Glaubenskongregation erhält ein neues Gremium für Missbrauchsfälle

Die Bearbeitung von Missbrauchsverfahren in der Glaubenskongregation wird seit November 2014 durch ein neues Gremium verstärkt. Dieser Ausschuss soll Einsprüche gegen Entscheidungen der Glaubenskongregation behandeln und damit die Glaubenskongregation entlasten. Die Zahl der Fälle soll bei vier bis fünf pro Monat liegen. Zum Leiter dieses Gremiums hat Papst Franziskus den maltesischen Weihbischof Charles Scicluna ernannt, der bereits von 2002 bis 2012 vatikanischer Chefermittler in Missbrauchsfällen war. Weitere Mitglieder sind u.a. Kardinal Francesco Coccopalmerio, der Leiter des vatikanischen Justizministeriums und sein Vorgänger Kardinal Julian Herranz sowie der Präfekt der Bildungskongregation Zenon Grocholewski und der frühere Leiter der vatikanischen Güterverwaltung Attilio Nicora. Das Gremium ist ehrenamtlich tätig.
 

Papst Franziskus trifft Missbrauchsopfer

Zum ersten Mal in seiner Amtszeit hat sich Papst Franziskus am 7. Juli 2014 mit Opfern sexuellen Missbrauchs getroffen, darunter auch zwei Deutsche. Die Einzelgespräche mit den drei Männern und drei Frauen am Montag hätten jeweils rund 30 Minuten gedauert, sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi hinterher. Sie waren in der Vergangenheit von Priestern sexuell missbraucht worden. Lombardi sprach von einer intensiven und bewegenden Zusammenkunft im Zeichen der Versöhnung. Der Papst habe vor allem zuhören wollen, um den Betroffenen behutsam Wege der Aussöhnung mit Gott und der Kirche zu eröffnen. Je zwei der Opfer stammten aus Deutschland, aus Irland und aus Großbritannien. Der Papst hatte sie bereits am Vorabend in seiner Residenz, dem vatikanischen Gästehaus Santa Marta, begrüßt, wo sie zu Abend aßen. Am Morgen nahmen sie an seiner täglichen Frühmesse teil. In seiner Predigt ging Franziskus das Thema des sexuellen Missbrauchs in der Kirche breit an. Die Opfer lasteten auf dem Gewissen der ganzen Kirche, sagte er laut dem vom Vatikan veröffentlichten Manuskript. Franziskus erinnerte vor allem an jene Opfer, die sich nach dem Missbrauch aus Verzweiflung das Leben genommen hätten. (Copyright: KNA)
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Papst Franziskus wendet sich an Missbrauchsopfer

Am 5. Mai 2013 hat sich Papst Franziskus im Anschluss an das Gebet „Regina Caeli“ an die Opfer sexuellen Missbrauchs gewandt. Wörtlich sagte er: „Einen besonderen Gruß richte ich heute, am Tag der Kinder, an jene, die Opfer von Gewalttaten sind … Das bietet mir die Gelegenheit, meine Gedanken allen jenen zuzuwenden, die unter Missbrauch gelitten haben und leiden. Ich möchte ihnen versichern, dass ich sie in meine Gebete einschließe, aber ich möchte auch eindringlich betonen, dass wir alle uns klar und mutig dafür einsetzen müssen, dass jeder Mensch, vor allem die Kinder, die zu den verwundbarsten Gruppen gehören, immer verteidigt und geschützt werden.“
 

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