Dokumentation Mannheim

Am 8. und 9. Juli 2011 fand im Kongresszentrum Rosengarten in Mannheim die Auftaktveranstaltung „Im Heute glauben: Wo stehen wir?“ des mehrjährigen Gesprächsprozesses der Deutschen Bischofskonferenz statt.

Der Ablauf und die Arbeitsergebnisse der zweitägigen Veranstaltung sind unter folgenden Stichworten dokumentiert:

Ziel

Bereits im Januar 2010 hat die Deutsche Bischofskonferenz im Ständigen Rat den Beschluss gefasst, vor dem Jubiläum des 50-jährigen Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Standortbestimmung der katholischen Kirche in Deutschland vorzunehmen. Die Aufdeckung der Missbrauchsfälle hat die Notwendigkeit eines intensiveren inner- und außerkirchlichen Dialogs deutlich gemacht. Bei der Frühjahrs-Vollverammlung 2011 haben sich die Bischöfe für den Gesprächsprozess „Im Heute glauben“ bis zum Jahr 2015 entschieden. Die Auftaktveranstaltung am 8. und 9. Juli 2011 in Mannheim hat diesen Gesprächsprozess eröffnet.

In einem geistlichen Prozess soll bis zum Jahr 2015 aus unterschiedlichen Perspektiven der Frage nachgegangen werden, vor welchen Herauforderungen die Kirche in ihren wesentlichen Selbstvollzügen steht und welcher Bezug dabei zu den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils besteht.

Ziel der Auftaktveranstaltung „Im Heute glauben: Wo stehen wir?“ ist eine Standortbestimmung der Kirche in Deutschland: Es geht um die Vergewisserung der Glaubensquellen, um das gemeinsame Gespräch über den Glauben und den Auftrag der Kirche und darum, die gemeinsame Verantwortung für die Kirche bewusst zu machen.

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Teilnehmer

Zu der Auftaktveranstaltung in Mannheim waren 300 Teilnehmer eingeladen, die die Vielfalt der Gläubigen in Deutschland widerspiegelten. Aus den 27 Diözesen und der Militärseelsorge wurden Priester, Diakone, Haupt- und Ehrenamtliche entsandt. Außerdem waren anwesend Vertreter vor allem der Orden, der geistlichen Gemeinschaften, der akademischen Theologie, der katholischen Verbände, des Zentralkomitees und des Caritasverbandes.

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Methodik

Als Methode für das Gespräch unter den 300 Teilnehmern wurde eine besondere Form der Großgruppenmoderation gewählt, bei der alle Teilnehmer in einem Saal in Achter-Stuhlkreisen saßen. Die anwesenden Bischöfe waren auf die Gesprächskreise verteilt, die anderen Teilnehmer durch Los zugeordnet. Bei dieser Methode waren „geistliche Intimität“ in der Kleingruppe und „Solidarität im Glauben“ im Plenum gleichzeitig erlebbar.

Viele Teilnehmer bewerteten diese Form der Großgruppenmoderation in der Schlussreflexion als sehr hilfreich und Dialog fördernd, da es ein Gespräch „auf Augenhöhe“ ermöglichte.

Jeder Teilnehmer hat ein Tagungsbuch erhalten, in dem Gebete und Lieder sowie die Leitfragen des Gesprächsforums aufgeführt sind. Das Tagungsbuch hat die Teilnehmer während der Veranstaltung begleitet und gibt Raum für persönliche Notizen und Gedanken. 

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Leitfragen

Das Gespräch am ersten Tag (Freitag) war durch folgende drei Leitfragen gegliedert:

1) Eingeleitet wurde das Gespräch durch den Austausch in den Kleingruppen über HOFFNUNGEN UND BEFÜRCHTUNGEN gegenüber dem Gesprächsprozess. Die Teilnehmer artikulierten hier einerseits die Hoffnung auf eine „offene“ Kirche, in der die Menschen in ihrer Vielfältigkeit Heimat finden, andererseits die Furcht vor einer Lähmung im kirchlichen Engagement. Die Möglichkeiten, Hoffnungen und Befürchtungen ehrlich aussprechen zu können, hat das Vertrauen zueinander bei allen Teilnehmern gestärkt.

(2) Unter der Fragestellung WORAUS LEBEN WIR? – WAS SIND DIE QUELLEN, AUS DENEN ICH FÜR MEIN LEBEN KRAFT SCHÖPFEN KANN? und mit Anregung des Psalmverses „Bei dir ist die Quelle des Lebens“ (Ps 36,10) wurden in den Kleingruppen sehr persönliche Glaubensgespräche geführt. Einige wurden im Plenum als beeindruckende Glaubenszeugnisse vorgestellt. Interessant waren mehrere Berichte über die Erfahrung der Gottesnähe in unerwarteten, auch außerkirchlichen Situationen und Bereichen.

„Bei Dir ist die Quelle des Lebens“ Ps 36,10

(3) Im nächsten Schritt trafen sich Teilnehmer in homogenen Gruppen. Ziel war es, dass Bischöfe, Gemeindemitglieder, Ordensleute etc. jeweils unter sich einen Blick auf ihre jeweiligen STÄRKEN UND SCHWÄCHEN warfen. Angeregt wurden die Gespräche hier durch die Psalmverse „Du meine Stärke, eile mir zu Hilfe“ (Ps 22,20) und „ ... verschlungen war all ihre Weisheit“ (Ps 107,27).

„Du meine Stärke, eile mir zu Hilfe“ Psalm 22,20

„ ... verschlungen war all ihre Weisheit“ Psalm 107,27

Die kritischen Anfragen an sich selbst und die Kundgabe dessen im Plenum haben das Gesprächsforum vor einer oberflächlichen „Kritik an den anderen“ bewahrt und zu einer geistlich wertvollen Entdeckung der vielfältigen Charismen sowie zu einer ehrlichen „Gewissenserforschung“ geführt.

Lichtfeier und Nachtgebet

Der erste Tag wurde geistlich beendet mit einer stimmungsvollen Lichtfeier und einem Nachtgebet in der Mannheimer Heilig Geist-Kirche.

Zukunftsbilder

Am zweiten Tag (Samstag) wurde das Gespräch über UNSERE ZUKUNFTSBILDER VON UNSERER KIRCHE in neu gemischten Kleingruppen fortgesetzt. Nach der Vergewisserung des gemeinsamen Glaubens und der selbstkritischen Betrachtung der eigenen Stärken wie Schwächen am ersten Tag wurden nun mit Hilfe der Vorstellung „Es ist 2015 – das Jubiläumsjahr des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils. Unsere Kirche hat große Ausstrahlungskraft. Was zeichnet sie jetzt aus?“ und angeregt durch den Psalmvers „ ... wie wir auf dich hoffen“ (Ps 33,22) konkretere Vorstellungen für die Zukunft der Kirche entwickelt.

„Denn wir schauen aus nach dir“ Ps 33,22

In einem weiteren Diskussionsschritt hatten die vierzig Stuhlkreise die Aufgabe, das für sie wichtigste Kennzeichen der Kirche in der Zukunft herauszuarbeiten. Diese vierzig priorisierten „Zukunftsbilder“ der Kirche mit größerer Ausstrahlungskraft wurden dann im Plenum vorgestellt.

In einer Stellungnahme zu den Arbeitsergebnissen hat der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, den Teilnehmern versichert, dass sich die Bischöfe mit den Gesprächsbeiträgen der Auftaktveranstaltung nachdrücklich befassen würden.

Er betonte die Notwendigkeit eines dreifachen Transfers: Die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung müssen von den anwesenden Bischöfen in die Bischofskonferenz, von den Delegierten in ihre entsendenden Bistümer und Gruppierungen und von allen in die Öffentlichkeit hineingetragen werden.

Die priorisierten Zukunftsbilder der Kirche müssen als Themen, an denen im weiteren Gesprächsprozess gearbeitet werden kann, geordnet werden. Herauskristallisiert haben sich drei Themenblöcke:

  1. Gemeinsame Verantwortung aller Getauften in der Kirche
  2. Barmherziger Umgang mit gebrochenen Biografien
  3. Kommunikationsfähigkeit der Kirche

Kardinal Marx hält es für wichtig, dass es zwischen der Auftaktveranstaltung in Mannheim und den Folgeveranstaltungen in den nächsten Jahren ein Element der Kontinuität gibt.

Unsere Botschaft – Unser Auftrag

Am Ende des Gesprächsforums haben die Teilnehmer unter dem Stichwort UNSERE BOTSCHAFT – UNSER AUFTRAG – wiederum angeregt durch Psalmverse: „Mein Herz fließt über von einem guten Wort“ (Ps 45,2) und „Was wir hörten und erfuhren, (…) das wollen wir ihren Kindern nicht verbergen“ (Ps 78, 3–4) – darüber nachgedacht, welche persönlichen Herausforderungen sie im Verkündigungsauftrag der Kirche erkennen und welche Erfahrungen und Impulse aus der Veranstaltung sie als Botschafter weitertragen können.

„Mein Herz fließt über von einem guten Wort“ Ps 45,2

„Was wir hörten und erfuhren, (…) das wollen wir ihren Kindern nicht verbergen“ Ps 78, 3–4

In seinem Schlusswort hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, ein positives Resümee aus der Veranstaltung gezogen:

„Das Wagnis hat sich gelohnt. Die Standortbestimmung, wo wir im Glauben heute stehen, war notwendig. Es gab eine Atmosphäre des Zuhörens. Der Austausch von Erfahrungen, Sorgen und Hoffnungen war bereichernd. Ich bin beeindruckt von der großen Solidarität und Sympathie in Bezug auf unsere Kirche.“

Das Motto des Gesprächsforums „Im Heute glauben – wo stehen wir?“ sei Grundlage eines von großem Respekt getragenen Redens über den Glauben und über die Kirche von Morgen gewesen.

„Die Richtung unseres Weges stimmt. Ich darf Ihnen versichern, dass wir diesen Weg weitergehen werden. In Mannheim durften wir erleben, was es heißt, im Glauben verbunden unterwegs zu sein“, so Zollitsch. „Ich habe gespürt: Da wächst eine neue Kommunikations- und Sprachfähigkeit in unserer Kirche in Deutschland.“

Abschlussgottesdienst

Die Auftaktveranstaltung wurde am Samstagmittag mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier in der Mannheimer Heilig Geist-Kirche beendet. Da der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zusammen mit dem Münchener Kardinal Reinhard Marx zur Beerdigung des Berliner Erzbischofs Georg Kardinal Sterzinsky nach Berlin fliegen musste, feierte den Abschlussgottesdienst Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) als Hauptzelebrant zusammen mit den Bischöfen Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen) und Dr. Felix Genn (Münster) als Konzelebranten.

Ausblick

Die Deutsche Bischofskonferenz wird auf ihrer Herbst-Vollversammlung im Oktober 2011 die Auftaktveranstaltung in Mannheim gründlich auswerten und Konsequenzen für den weiteren Verlauf des Gesprächsprozesses ziehen. Bereits bei der Sitzung des Ständigen Rates am 29. August 2011 haben die Bischöfe aus den in Mannheim erarbeiteten Themen drei Themenkomplexe herauskristallisiert, die sich zur weiteren Reflexion besonders anbieten:

  • „Participatio“: Gemeinsame Verantwortung aller Getauften in der Kirche
  • „Compassio“: Barmherziger Umgang mit gebrochenen Biografien
  • „Communicatio“: Kommunikationsfähigkeit der Kirche

Als Termine für die Jahrestreffen in den kommenden drei Jahren werden festgelegt:

  • 14./15. September 2012
  • 13./14. September 2013
  • 12./13. September 2014
Bischöfe und Laien sehen Dialogauftakt als Neuanfang (Bilanzvideo)

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