| Pressemeldung

Auf Vorschlag der Jury wird der von der Deutschen Bischofskonferenz gestiftete Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 1999 folgendem Buch verliehen:

Henning Mankell:
Das Geheimnis des Feuers
Aus dem Schwedischen
von Angelika Kutsch.
Hamburg:
Verlag Friedrich Oetinger
1997
160 Seiten
ISBN 3-7891-4211-5
19,80 DM

Bürgerkrieg in Mosambik. Eines Nachts überfallen Banditen ein Dorf: Dabei kommt Sofias Vater ums Leben, sie selbst, ihre Mutter, ihre Schwester Maria und ihr Bruder überleben das Massaker und fliehen. In einem Dorf wo sie Unterschlupf finden, hören sie von der Gefahr der Tretminen. Alle, auch der brasilianische Pfarrer José-Maria warnen die Kinder davor, auf dem Weg zu den Feldern den Pfad zu verlassen. Dennoch passiert es: Maria und Sofia vergessen beim Spiel die Gefahr, stolpern in das Feld und eine Mine explodiert. Maria hat so schwere innere Verletzungen, daß sie stirbt, Sofia verliert beide Beine. Die Zeit im Krankenhaus ist bedrückend und zermürbend. Da sie nach der Entlassung nicht bei ihrer Mutter und deren neuem Mann bleiben kann – er ist gewalttätig und will kein behindertes Kind durchfüttern – hilft ihr der Arzt Raul, eine "Lehrstelle" bei einer Schneiderin zu finden. In ihrem Dorf gelingt es der 13jährigen, eine eigene Existenz aufzubauen.

Realistisch und dennoch von großer Poesie ist die Geschichte des Mädchens Sofia erzählt, das unendliches Leid erlebt und am Ende doch neuen Lebensmut und eine Perspektive für die Zukunft gewinnt. Ihr Kampf ums Überleben ist in seiner ganzen Härte überzeugend dargestellt und berührend wiedergegeben. Neben dem Arzt, der sich über seine beruflichen Pflichten hinaus für das Mädchen engagiert, ist es der Pfarrer, der ihr in seiner mitfühlenden Art Beistand und Hilfe ist und der Sofias Tragödie auch vor Gott bringt. Er stellt die Frage nach dem Sinn menschlichen Leidens, eine Frage, auf die er keine Antwort findet: „Ihm fiel es schwer, alles zu begreifen, was den Menschen widerfuhr. Gott ist ein Rätsel. Das Schweigen, dem ich begegne, ist Gottes eigene Verzweiflung.“ Neben aller Hilfe von außen schöpft Sofia die große Kraft der Hoffnung aus ihrem Innern, das sich für sie in den Flammen des Feuers spiegelt. Dort treffen sich Vergangenheit und Zukunft. Im „Geheimnis des Feuers“ lebt auch die Erinnerung an die Toten weiter: Im Meditieren des Feuers erfährt sie die Zukunft als den selbst zu verantwortenden und zu gestaltenden Lebensweg. Auf glaubhafte Weise werden christliche Vorstellungen mit afrikanischen Traditionen verbunden.

Der Autor ist mit den Verhältnissen in Mosambik vertraut. Er knüpft an ein entsetzliches Geschehen an. Die tragfähigen religiösen Motive, die auch im christlichen Sinn konkretisiert werden können, die Caritas des Arztes und die Frage des Priesters, wie Gott solches Leid zulassen könne, aber auch die packende, menschliche Substanz des Buches und die literarische Qualität zeichnen das Werk aus.

Ab 12 Jahren.
Die Jury hat aus den 327 Einsendungen, die am Wettbewerb um den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1999 teilgenommen haben, die folgenden Werke als besonders empfehlenswert ermittelt:
Quint Buchholz:
Der Sammler der Augenblicke
München-Wien:
Carl Hanser Verlag
1997
44 Seiten
ISBN 3-446-19077-5
36,- DM
Der Erzähler erinnert sich an seine Freundschaft mit einem Maler. Als Junge saß er oft in seinem Atelier und schaute ihm zu. Aber die fertigen Bilder bekam er nicht zu sehen. Bis Max, der Maler, eines Tages verreist und ihm die Pflege seiner Wohnung anvertraut. Als er das Atelier betritt, erlebt er eine Überraschung: Die Bilder schauen ihn an. Max hat für ihn Augenblicke gesammelt, in denen ganz alltägliche Wirklichkeiten einen unwirklichen Zauber entfalten und in denen die Grenze zwischen Realität und Traum durchlässig wird, Überraschendes ins Gewohnte tritt. Diese 13 großformatigen, akribisch genau ausgeführten Bildtafeln machen den Kern des Buches aus. Jede bezaubert und irritiert zugleich und lädt ein, die Geschichte zu entdecken, die "lange vor diesem Augenblick begonnen hatte und danach noch lange weitergehen würde". So schaffen sie Raum für eigene innere Bilder, für Poesie und Stille und für Wirklichkeiten, die nicht auf der Hand liegen.

Ab 8 Jahren.
Henri van Daele:
Der Maruffel
Mit Zeichnungen von Thé Tjong-Khing.
Aus dem Niederländischen von
Marie Ashauer-Schubach und Gerold Anrich.
Weinheim:
Anrich Verlag
1998
46 Seiten
ISBN 3-89106-348-2
14,80 DM
Zur Zeit Noahs lebte der Maruffel, ein pinguinähnliches Tier, das schwerfällig fliegen konnte und verschiedener Vogelsprachen und auch der menschlichen Sprache mächtig war. Er glaubt der Vorhersage Noahs nicht, denn noch nie habe es 40 Tage hintereinander geregnet, und außerdem könne er ja schwimmen. Der Maruffel weigert sich, auf die Arche zu kommen, dort fehle schließlich jeglicher Komfort. Vielleicht ist es eine Sündenfallgeschichte: Wer sein will wie Gott... - Nach der Sintflut ist der Maruffel verschwunden. Eine humorvolle und hintergründige Variation zur Noah-Geschichte, mit witzigen Zeichnungen des bekannten Illustrators Thé Tjong-Khing.

Ab 8 Jahren.
Willi Fährmann:
Unter der Asche
die Glut
Würzburg:
Arena Verlag
1997
630 Seiten
ISBN 3-401-04476-0
39,80 DM
Deutschland 1933: Die Nazis versuchen, die katholischen Jugendverbände gleichzuschalten. Bespitzelung, Hausdurchsuchungen, berufliche Nachteile, Schikanen jeder Art sind an der Tagesordnung. Der 16jährige Christian Fink und seine Freunde geraten in Situationen, die ihnen schwerwiegende Entscheidungen abverlangen. Fährmanns Roman umspannt nur knapp drei Jahre und entwirft doch ein vielschichtiges Bild dieser Zeit – verkörpert in exemplarischen, teilweise historischen Gestalten und Schicksalen und vor einem sorgfältig recherchierten historischen Hintergrund. Das Buch zeigt weder Helden noch Heilige, sondern den Alltag junger Menschen, die zu ihrer christlichen Überzeugung stehen wollen, aber nicht vor Ängsten und Konflikten gefeit sind. Sie finden Halt in der Gemeinschaft Gleichgesinnter und sind doch nicht unempfindlich für die suggestiven Selbstinszenierungen der Ideologie. Der Roman fesselt durch dichte Spannungsmomente, abenteuerliche und auch humorvolle Episoden. Er vergegenwärtigt ein Stück Geschichte kirchlicher Jugend, das erzählerisch so noch nicht dargestellt worden ist. Ein Beitrag, jene Zeit zu verstehen und eine Ermutigung, alten und neuen Ideologien zu wehren.

Ab 14 Jahren.
Harrie Geelen:
Jan und das Gras
Aus dem Niederländischen
von Verena Kiefer.
München:
Gertraud Middelhauve Verlag
1997
36 Seiten
ISBN 3-7876-9518-4
24,80 DM
Jan hat ein Problem. Er glaubt, daß er nichts kann. Um sich das von der Seele zu reden, gräbt er im Garten eine Grube und spricht sein Geheimnis hinein. Das Gras, das ihn hört, reagiert nicht so, wie es zu erwarten wäre: „Das stimmt ja gar nicht." Es nimmt den kleinen Jungen vielmehr völlig ernst. Es fordert ihn auf zu sagen, was das nichts, das Jan nicht kann, alles ist. Auf solch subtile Weise gelingt es Harrie Geelen, Jans Trauer zu schildern und gleichzeitig ins Positive zu wenden. Die großflächigen, farbenprächtigen und ausdrucksstarken Bilder in ihrer vordergründig sehr einfachen Machart lassen den knappen und lakonischen Text lebendig werden und zeigen Jan als ein aufmerksames, fröhliches und zärtlich-rücksichtsvolles Kind. Die Geborgenheit, die das Buch vermittelt, gipfelt im Dialog am Ende: „Jan, was machst du?", rief Mama. "Nichts", sagte Jan. "Dann ist es gut", sagte Mama.
Ab 4 Jahren.
Sonya Hartnett:
Schlafende Hunde
Aus dem Englischen
von Petra Koob-Pawis.
Würzburg:
Arena Verlag
1998
144 Seiten
ISBN 3-401-04738-8
24,80 DM
In der Einsamkeit einer kargen australischen Küstenlandschaft bewirtschaften die Willows eine kleine Farm. Der Vater ist Alkoholiker, die Mutter depressiv. Nur durch die Arbeit der teils schon erwachsenen Kinder kann die Familie sich mühsam über Wasser halten. Der Vater besteht aber darauf, daß die Willows eine glückliche Familie sind. Er hat Rituale erfunden, die Glück und Harmonie ausdrücken sollen und setzt sie zwanghaft durch. So sind alle aufeinander angewiesen und leben zusammen, aneinandergekettet wie in einem Gefängnis. In diese deformierte Idylle bricht ein Kunstmaler ein, der selbst eine gefährdete Existenz ist. Er weckt bei einigen Kindern Hoffnungen und Träume von einem anderen Leben. Er interessiert sich sehr für das neurotische Geflecht zwischen den Familienmitgliedern, und so kommt er auch einem Familiengeheimnis auf die Spur. Aus Rache verrät er es und löst damit eine Katastrophe aus. Als er einige Tage danach die verlassene Farm wieder besucht, ahnt er nicht, was er angerichtet hat. Die Personen dieses spannenden Romans sind verzweifelte Glückssucher. Sie leiden unter der Hölle, die sie sich aufgebaut haben. Trotz aller Verletzungen, die sie einander zufügen, suchen sie Verständnis füreinander und erträumen einen Weg aus ihrem Unglück.
Ab 16 Jahren.
James Heneghan:
Wish me Luck
Aus dem Englischen
von Andreas Steinhöfel.
Hamburg:
Cecilie Dressler Verlag
1998
238 Seiten
ISBN 3-7915-0818-0
22,- DM
Am 17. September 1940 wird der englische Luxusdampfer City of Benares von einem deutschen Torpedo getroffen und sinkt in kurzer Zeit. An Bord sind hundert Jugendliche, die die Kriegsjahre im sicheren Kanada verbringen sollten. Der Roman schildert zunächst den Kriegsalltag in Liverpool. Die Arbeiterfamilien leiden unter der Lebensmittelknappheit und unter den Bombennächten. Für die Jugendlichen ist der Krieg aber auch Abenteuer und Abwechslung, genau wie die verheißungsvolle Reise nach Kanada. Der Ich-Erzähler – ein zwölfjähriger Junge – muß seine Kabine mit einem Mitschüler teilen, gegen den er viele Vorbehalte hat. Nach und nach aber versteht er ihn besser. Und gerade dieser schwierige Mitschüler erweist sich beim Schiffsuntergang als wahrer Held. Das Buch ist ein Roman gegen den Krieg. Es erzählt aber auch, wie Vorurteile überwunden werden, und es schildert den Lebensstil eines katholischen Milieus in den vierziger Jahren. Ohne zu moralisieren, ja mit Humor, wird dargestellt, woran Menschen leiden. Und die Leser erfahren auch, wie sogar durch den vielfachen Tod neue Lebensmöglichkeiten entstehen.
Ab 13 Jahren.
Erich Jooß:
Kinder des Himmels
und der Erde
Mit Illustrationen von
Herbert Holzing.
München:
Verlag Heinrich Ellermann
1998
152 Seiten
ISBN 3-7707-3076-3
29,90 DM
25 Schöpfungsmythen aus aller Welt werden in anschaulicher, klangvoller Sprache nacherzählt. Sie erzählen von den Anfängen, von der Erschaffung der Welt und der Gestirne, der Menschen und Tiere, vom Ursprung des Bösen, vom Sinn des Lebens und des Todes. So unterschiedlich und seltsam die Bilder und Legenden sind: Immer wissen sie um ein Mysterium, das die Geschöpfe in Staunen und Ehr-Furcht versetzt. Mit Umsicht hat Erich Jooß die Texte so angeordnet, daß sie sich gegenseitig erhellen und in Frage stellen, daß verwandte Motive und archetypische Bilder hervortreten und sich ein breiter Strom mehr oder weniger gemeinsamer Vorstellungen zeigt, etwa jene von einer Urharmonie der Schöpfung und einer ursprünglichen Ganzheit des Lebens. Den Rahmen bilden zwei Erzählungen aus jüdisch-christlicher Tradition - ein Verweis auf die Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, daß in allen Religionen "ein Strahl jener Wahrheit" zu erkennen ist, "die alle Menschen erleuchtet". Die knappen Einleitungen zu den einzelnen Kapiteln und das wertvolle Nachwort unterstützen diese Intention.
Ab 10 Jahren.
Marjaleena Lembcke:
Als die Steine
noch Vögel waren
Zürich-Frauenfeld:
Verlag Nagel & Kimche
1998
116 Seiten
ISBN 3-312-00816-6
22,80 DM
Pekka, ein behinderter Junge, wächst in einer kinderreichen, finnischen Familie auf. Sein Lieblingssatz lautet: "Ich liebe dich." Die größte Liebe empfindet er für Vögel und für die Steine, weil die in seiner Vorstellung einmal Vögel waren und wieder zu Vögeln werden können. Pekkas Phantasie beflügelt sein Sprechen und Handeln und er schenkt seiner Familie durch seine außergewöhnlichen Gedanken neue Einsichten. Pekka hat viele Fragen, zum Beispiel warum sich Gott dem Menschen nicht zeigt, wenn es ihn doch gibt; wo der Himmel anfängt und aufhört; warum man glücklich ist; warum man sterben muß. Es gelingt Marjaleena Lembcke, dieses Fragen poetisch und literarisch überzeugend darzustellen. "Er ist nur zu unserer Freude auf der Welt", finden Eltern und Geschwister. Ein Buch über Liebe, Geborgenheit und Glück in einer Familie, die ihr behindertes Kind nicht als Bürde, sondern als Geschenk empfindet.
Ab 10 Jahren.
Mette Newth:
Das dunkle Licht
Aus dem Norwegischen von
Gabriele Haefs.
Aarau-Frankfurt am Main-Salzburg:
Verlag Sauerländer
1997
248 Seiten
ISBN 3-7941-4177-6
29,80 DM
Norwegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Die Lepra wütet im Land. Die 13jährige Tora, deren Mutter bereits an Lepra starb, erkrankt ebenfalls und wird in das Hospital für Aussätzige gebracht. "Im Vorhof des Todes" gerät sie in eine Welt von Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht, Siechtum und mangelnder menschlicher Wärme. Aber sie findet auch Freundschaft und Liebe: in der Betreuerin Marthe und - nach langem Kampf gegen ihre Schroffheit - in Sunniva, einer Leidensgefährtin, die schließlich ihren größten Wunsch erfüllt: sie lehrt Tora das Lesen. Solange ihre Kräfte es zulassen, hilft Tora bei der Pflege der Kranken und beim Organisieren von Lebensmitteln. Am Ende wird Tora von ihrem Vater aus dem Heim geholt - nach Hause! Immer wieder taucht die Frage nach dem Sinn des Leidens auf: Kann Gott wollen, daß Menschen ein solches Schicksal haben müssen? Es gibt keine Antwort auf diese Frage außer dem Kreuzestod Christi. Eine erschütternde Geschichte, die körperliche und seelische Versehrtheit beschreibt und die Gottesfrage stets einbezieht.
Ab 12 Jahren.
Roberto Piumini:
Motu-Iti -
Die Insel der Möwen
Mit Zeichnungen von Günter Mattei.
Aus dem Italienischen von Maria Fehringer.
München-Wien:
Carl Hanser Verlag
1997
134 Seiten
ISBN 3-446-18058-3
24,80 DM
Tou-Ema, der Häuptling eines kleinen Volkes auf der Osterinsel, wird von seinem Rivalen gestürzt. Er rettet sich auf eine Insel. Eines Tages entdeckt er, daß die Möwen ihn als ihren Häuptling betrachten und ihm gehorchen. So setzt er die Tiere als seine Truppen im Rachefeldzug gegen sein Dorf ein, er sendet sie, um die Häuser, Felder und Vorräte zu zerstören. Als er nach dem Tod seines Rivalen wieder dorthin zurückkehrt und die weiterhin angreifenden Vögel abwehren will, gehorchen sie ihm nicht mehr - seine Rache hat sich verselbständigt. Aus Reue über seine Hybris zieht er sich in die Einsamkeit der Berge zurück und warnt die Bewohner trommelschlagend vor den Angriffen. Seine Verlobte entdeckt, daß die Vögel sich von Masken abschrecken lassen... Sehr ruhig und atmosphärisch dicht will diese Erzählung die großen maskenartigen Stelen auf der Osterinsel erklären. Aber sie ist vor allem eine Parabel von der Rache und vom Mißbrauch der Natur, deren Folgen plötzlich nicht mehr steuerbar sind und für alle Zukunft Unheil anrichten können.
Ab 12 Jahren.
Karlijn Stoffels:
Mojsche und Rejsele
Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler.
Weinheim-Basel:
Beltz & Gelberg Verlag
1998
200 Seiten
ISBN 3-407-79786-9
24,80 DM
Ein Rundfunksender in Tel Aviv plant eine Gedenksendung zum 50. Todestag von Janusz Korczak. Dazu wird auch Mojsche Schuster eingeladen. Aber er will nicht hingehen. Er erinnert sich noch zu gut an seine Jugend im besetzten Warschau, an das jüdische Waisenhaus und den Heimleiter, einen Dr. Korczak, an die schöne Rejsele, seine große Liebe. Aber die Zeiten sind schlecht für die Liebe. Denn die Nazis schränken das Leben der Juden immer mehr ein. Sie zwingen auch Korczak, mit seinem Waisenhaus ins Getto umzuziehen. Mojsche kann fliehen und arbeitet im polnischen Untergrund. Bald danach wird Korczak mit den Waisenkindern nach Auschwitz deportiert. An all das würde Mojsche Schuster heute am liebsten nicht mehr denken. Aber die Erinnerungen werden so stark, daß er sich schließlich doch aufmacht. Und im Funkhaus, unter den alten Juden, die Korczak gekannt haben, erlebt er eine Überraschung. Diese bewegende Geschichte wird trotz des bedrückenden Geschehens ohne Pathos, manchmal sogar ironisch erzählt. Sie zeichnet ein Bild des großen Pädagogen Janusz Korczak. Von einer Liebe wird erzählt, die vom Tod bedroht ist, von Gefahren und von unerwarteter Hilfe.
Ab 13 Jahren.
Philipp Wegenast und
Martin Baltscheit:
Lukas haut ab
Lahr:
Verlag Ernst Kaufmann
1997
26 Seiten
ISBN 3-7806-2442-7
24,- DM
Eignet sich das Gleichnis vom Verlorenen Sohn für ein Kinderbuch mit grellen Bildern im Comic-Stil? Läßt sich das Gleichnis in die Erlebniswelt heutiger Schulkinder übertragen? Antworten auf diese Fragen gibt das Bilderbuch "Lukas hat ab". Es macht aus der biblischen Erzählung die Geschichte von einem kleinen Ausreißer, der frei und unabhängig leben will. Auch er scheitert und kehrt nach einer langen, einsamen Nacht nach Hause zurück. Die Eltern sind glücklich; doch Lisa, seine Schwester protestiert gegen den herzlichen Empfang. Ein ungewöhnlicher, aber lohnender Versuch, das Gleichnis vom Verlorenen Sohn zu aktualisieren. Ein Nachwort (für Erwachsene) stellt Beziehungen zum biblischen Text her und gibt Interpretationshinweise.
Ab 6 Jahren.
Ruth Weiss:
Sascha
und die neun alten Männer
Mit Illustrationen von
Susanne Janssen.
Wuppertal:
Peter Hammer Verlag
1997
120 Seiten
ISBN 3-87297-744-3
18,- DM
Bei Odessa in der Ukraine lebt der neunjährige Sascha. Er will Detektiv werden. Auf der Suche nach einem großen Geheimnis verfolgt er den alten Doktor Kantor und stößt auf einen Kreis von neun jüdischen Männern, die im ehemaligen Schtetl, dem alten Judenviertel wohnen. Sie warten darauf, daß noch ein weiterer Jude zu ihnen stößt, denn zehn Männer sind nötig, um einen den jüdischen Geboten entsprechenden Gemeindegottesdienst feiern zu können. Dank Saschas Aufmerksamkeit wird tatsächlich dieser Mann gefunden. Es wird ein wunderschöner und ergreifender Sabbat, zu dem auch Sascha eingeladen ist. Ruth Weiss gelingt es, in dieser Erzählung eine Fülle an Informationen zu vermitteln und trotzdem äußerst spannend, anschaulich und bewegend zu schreiben. Unmittelbar zu spüren ist die Freude der alten Männer, den gemeinsamen Gottesdienst feiern zu dürfen. Die Illustrationen von Susanne Janssen machen die Atmosphäre der unvertrauten und zugleich sympathischen jüdischen Welt spürbar. Ausführliche Worterklärungen runden das Buch ab, das auch noch eine zweite kurze Geschichte enthält.
Ab 9 Jahren.
Alle Preisangaben ohne Gewähr.

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