| Pressemeldung | Nr. 013

Bischof Mussinghoff würdigt Papstbesuch in der römischen Synagoge

Wichtiger Schritt in der jüdisch-katholischen Beziehung

Der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff, zum Besuch von Papst Benedikt XVI. am 17. Januar 2010 in der jüdischen Gemeinde und Synagoge in Rom:
Papst Benedikt XVI. hat am vergangenen Sonntag die jüdische Gemeinde Roms besucht, ehrte ihre Märtyrer und würdigte die Schritte auf dem Weg von Dialog und Respekt zwischen der katholischen Kirche und dem jüdischen Volk. Die Geste seines Besuches und seine Worte bildeten eine authentische Einheit.
Allen Spannungen im Vorfeld zum Trotz nahm die römische Gemeinde ihren päpstlichen Gast herzlich auf. Und er verstand es, den Weg zu den Herzen der Juden Roms zu finden. Die Begegnung waren Stunden der Nähe, Achtung und Zuneigung, von denen der Papst mehrfach sprach.Papst Benedikt XVI. setzte in seiner geistlichen Ansprache theologisch bedeutsame Akzente. Das Zweite Vatikanische Konzil kennzeichnete er als klare Wegmarke, auf welche sich die Kirche und Katholiken in ihrer Haltung und Beziehung zum jüdischen Volk stets zu beziehen haben; das Konzil gab den Anstoß »zu unserer unwiderruflichen Verpflichtung, den Weg des Dialogs, der Brüderlichkeit und Freundschaft zu gehen«. Dass sein Vorgänger, Papst Johannes Paul II., diesen Weg mit seinem historischen Besuch der römischen Gemeinde 1986 und mit wichtigen Begegnungen, seiner Pilgerreise nach Israel und bedeutenden Dokumenten vorangeschritten ist, anerkannte er ebenso, wie er seine persönliche Zuneigung zum jüdischen Volk bekräftigte. Er ehrte das jüdische Volk, indem er es zweimal das »Volk des Bundes« nannte. Dass dieser »Bund des Mose« ungekündigt ist, bedurfte nicht mehr der ausdrücklichen Bekräftigung - ein Hinweis, wie die katholisch-jüdische Beziehung theologisch verankert ist.Dass dabei die schmerzliche Geschichte zwischen dem Christentum und dem jüdischen Volk nicht vergessen ist, machte Papst Benedikt XVI. deutlich, indem er die Bitte um Vergebung für das Versagen der Christen, welche Papst Johannes Paul II. bei seinem Israelbesuch 2000 an der Westmauer hinterlegte, wiederholte und die Hoffnung ausdrückte, dass für immer die Wunden Heilung finden mögen. Papst Benedikt XVI. sprach von der Bindung der Kirche an das jüdische Volk »auf der Ebene ihrer geistlichen Identität« und beschwor das gemeinsame Erbe, indem er den Dekalog als »leuchtendes Licht für die ethischen Prinzipien« auslegte. Das päpstliche Gedenken der römischen Juden, die in den Jahren nationalsozialistischer Besetzung Roms aus ihren Häusern verschleppt und in Auschwitz ermordet wurden, und seine Erinnerung an »ihre Gesichter, ihre Namen, ihre Tränen und Verzweiflung« haben die Gemeinde ebenso berührt wie die Aufmerksamkeit, mit der der Papst nicht nur wichtige Aussagen des Katechismus der Kirche heranzog, sondern auch auf das »Höre Israel« von Deuteronomium 6,5 einging und die nachbiblische jüdische Überlieferung rühmte; er stimmte dem bekannten Wort aus den nachbiblischen »Sprüchen der Väter« als wunderbar zu: »Die Welt ist auf drei Dinge gegründet: die Tora, den Gottesdienst und die Taten der Barmherzigkeit«. Der Papst gab damit ein beredtes Zeichen, wie die geschwisterliche Beziehung der Kirche zum jüdischen Volk auch in der kirchlichen Verkündigung ihre Beachtung finden kann.»Christen und Juden teilen zu einem großen Teil ein gemeinsames geistliches Erbe, sie beten zum selben Gott, sie haben die gleichen Wurzeln, und doch bleiben sie oft einander fremd.« Dem nüchternen päpstlichen Befund der häufigen Fremdheit zwischen Christen und Juden ließ der Papst die Aufforderung folgen, den Raum für Dialog, Achtung und gemeinsames Zeugnis aktiv offen zu halten. Er beendete seine Ansprache mit dem hebräischen Zitat von Psalm 117: »Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen! Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit. Halleluja!« Sein Besuch der jüdischen Gemeinde Roms war ein Zeugnis der Huld Gottes, der die Menschen und besonders die Kirche und das jüdische Volk über tiefe Gräben hinweg zu Nähe und Zuneigung zueinander ruft. Wir sind dankbar für dieses Zeichen und bitten die Katholiken, dieses Zeichen und die Worte des Papstes zu achten. Wir sind zuversichtlich, dass der Besuch der jüdischen Gemeinde Roms sich segensvoll für die katholisch-jüdische Beziehung und das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. auswirken wird.


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