| Pressemeldung | Nr. 010c

Einweihung der Arbeitsstelle für Missionarische Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz in Erfurt

Grußwort des Leiters Dr. Hubertus Schönemann


Sehr geehrte Herren Bischöfe,
Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie in verschiedenen Bereichen der Kirche und der Gesellschaft Verantwortung tragen und heute durch Ihr Kommen zeigen, dass Sie der neuen Arbeitsstelle verbunden sind,

Anfangssituation der Arbeitsstelle als Paradigma für missionarische PastoralAls Leiter der neuen Arbeitsstelle freue ich mich sehr, dass Sie heute dabei sind, um unserem Neuanfang einen festlichen Rahmen zu geben. Ihr Kommen ist für uns ein Zuspruch und eine Stärkung und zeigt an, dass es mit der Arbeit in der neuen Arbeitsstelle jetzt richtig losgeht. Wir haben vergangene Woche mit einem neuen Team angefangen, wir haben neue Räume bezogen, vieles musste und muss erst einmal geregelt werden: das Telefon, auf das wir die ersten Tage verzichten mussten, die Abläufe im Team, die wir vereinbaren mussten, der Stil der Zusammenarbeit der Personen, den wir probieren, die inhaltliche Strukturierung der Referate, die langsam Gestalt annimmt. Die Herausforderung, eine neue Arbeitsstelle aufzubauen und zu gestalten, ist für mich in den ersten Tagen ein Paradigma gewesen für die Versuche, eine erneuerte Gestalt von Kirche zu entwickeln, die wir in der Arbeitsstelle begleiten und voranbringen wollen, Versuche einer Kirche, die sich zunehmend als missionarisch versteht.»Missionarisch Kirche sein«: Bevor ich die neue Stelle in Erfurt angetreten habe, habe ich von vielen Bekannten, die mit der Kirche wenig zu tun haben, unterschiedliche Reaktionen erlebt: Beim Wort »missionarisch« entstehen bei vielen Menschen Bilder vom Verteilen von Faltblättern in der Fußgängerzone oder Vorstellungen von Indoktrinierung und Fundamentalismus, die nun so gar nicht zu spätmoderner Meinungspluralität passen wollen. Ich habe dann immer versucht deutlich zu machen, dass Pluralität nicht Indifferenz oder Laissez-faire meint, sondern dass es durchaus mit dem Leben in der modernen Gesellschaft vereinbar ist, einen Standpunkt aus dem Glauben heraus zu finden, ihn zu beziehen, ihn anzubieten, wohl wissend, dass der andere die Freiheit hat, ihn anzunehmen oder auch auszuschlagen. Wir sollen lernen zu sprechen von dem, wovon unser Herz voll ist und welche Erfahrungen wir mit Gott gemacht haben und machen.Auch innerkirchlich gibt es unterschiedliche Meinungen, was denn missionarisch sei: Manche verstehen darunter, dass wir mit missionarischer Seelsorge die pastorale Methodenpalette erweitern, das kirchliche Milieu erhalten oder der Kirche lediglich äußerlich ein neues, moderneres Gesicht geben wollen.Wenn wir uns als missionarische Kirche verstehen, so machen wir uns vielmehr auf einen Weg, bei dem wir Lernende sind. Lernende im Blick auf die Welt, in der wir leben, und Lernende im Blick auf Gott, der uns führt und der immer wieder für Überraschungen gut ist. (Ich möchte dies Welt- oder Menschenverwurzelung auf der einen Seite und Gottesverwurzelung auf der anderen Seite nennen). Evangelisierung oder Mission zielt somit nicht auf Akzidentien, sondern auf das Wesen der Kirche selbst und ihr Selbstverständnis als »Zeichen und Werkzeug für die Vereinigung der Menschheit untereinander und mit Gott« (LG  1). Und wenn wir mit der Botschaft ernst machen, die wir in den vergangenen Tagen des Weihnachtsfestkreises gefeiert haben, dass »das Wort, der ewige Logos, in die Welt kam und unter uns gezeltet hat« (vgl. Joh 1,14), so begeben wir uns bei der Suche nach Formen und nach der Gestalt einer missionarischen Kirche für die Menschen unserer Zeit auf eine Reise, die uns zu Gott führt.Es gibt in unserer Zeit, sehr verehrte Damen und Herren, - und davon bin ich fest überzeugt - neue Chancen und neue Anknüpfungspunkte für eine authentische Verkündigung der Botschaft von Gottes Nähe. Ich möchte das mit einem kleinen Dialog verdeutlichen, der aus dem Judentum stammt:»Moshe«, fragt einer den anderen, »du bist heute zum Gottesdienst gekommen, aber du hast doch gesagt, du glaubst nicht an Gott.« »Das ist wahr. Ich glaube nicht an Gott. Aber weiß ich denn, ob ich recht habe?«Wir müssen als Menschen den Diskurs mit den Menschen wagen und Auskunft geben von der Hoffnung, die in uns ist (vgl. 1 Petr 3,15). Gleichzeitig wissen wir: »Gott ist schneller als jeder Missionar«. Die neue Arbeitsstelle wird solche Diskurse, Fragen und Prozesse missionarischer Pastoral fachlich zu begleiten und zu fördern haben. Wie dies genau gehen wird, können wir derzeit nur ahnen. Es gibt Vorarbeiten und natürliche Kooperationspartner. Es gibt Rahmen und Aufgabenbereiche. Wir müssen sie mit Struktur, mit Kommunikation und mit Inhalt, kurz: mit Leben füllen.Aufgaben der ArbeitsstelleDie Arbeitsstelle wird folgende Aufgabenstellungen haben, die sich in der Struktur der vier Referate abbilden: Zum einen ist dies die Bearbeitung von Grundsatzfragen der Evangelisierung und missionarischen Seelsorge sowie die fachliche Begleitung und Evaluation von Initiativen und Projekten der Bistümer und Orden, die in diesem Bereich Erfahrungen sammeln.Ein zweiter Aufgabenbereich ist die soziologische Beobachtung des Phänomens Religion und Religiosität, wie es sich in Untersuchungen soziologischer, pastoralsoziologischer und sozialpsychologischer Empirie darstellt sowie die Aufbereitung dieser Erkenntnisse für die pastorale Praxis. Die Arbeitsstelle wird sich überdies mit Sekten, neureligiösen Bewegungen und anderen Weltanschauungen befassen und dazu Material sammeln und bewerten sowie die Konferenz der Bistumsbeauftragten begleiten. Schließlich ist ihr die Koordinierung und fachliche Weiterentwicklung der Internetseelsorge und Internetberatung der in diesem Feld beteiligten kirchlichen Organisationen und Initiativen aufgetragen. Diese vier Aufgabenfelder bieten eine je spezifische Profilbildung einer weiter zu entwickelnden »Missionarischen Pastoral«. Wir wollen zwischen diesen Feldern einen Gesamtzusammenhang schaffen, der die Suchbewegungen der katholischen Kirche in Deutschland nach einer erneuerten und adäquaten Pastoral unterstützt und entsprechende Impulse setzt.Sehr verehrte Gäste, in der jüdischen Tradition ist es üblich, die Anfangsbuchstaben verschiedener Begriffe zu einem neuen Wort zusammenzuführen. Ein solches Akrostichon stellt auch der Name der Arbeitsstelle KAMP (Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral) dar. Wir können mit KAMP in assoziativer Weise neue Verständnishorizonte bilden: So ist der »Campus« einer Universität ein Ort des Lernens, ein Ort, wo Menschen versuchen, die Welt zu verstehen und zu gestalten. KAMP, verstanden als »Feld« bildet die Wirklichkeit ab, in dem wir uns bewegen, in der wir unseren Glauben zu bewähren haben. Und schließlich ist es »Camp«, das ist der Ort, an dem wir kampieren, also unser Zelt aufschlagen, nicht feste Paläste, sondern bewegliche Zelte, als Volk Gottes unterwegs, auf dem Weg ins Gelobte Land, in das »Kundschafter« vorgeschickt werden (vgl. Num 13).Sehr geehrte Damen und Herrn, Evangelisierung geht immer mit Selbstevangelisierung einher. Alle Bemühungen, im Glauben sprachfähig zu werden für unsere Umgebung, sind ein immer neues Sich-Einlassen auf Gottes Geheimnis. Felix Mendelssohn-Bartholdy hat das Wort aus dem Propheten Jeremia im Oratorium Elias dem Obadja musikalisch in den Mund gelegt: »So ihr mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich finden lassen, spricht euer Gott.« (vgl. Jer 29,13f).Ich möchte Ihnen nun am Ende unser neues Team kurz vorstellen und bitte daher die Kolleginnen und Kollegen, nach vorne zu kommen.Vorstellung der MitarbeiterGerne haben Sie nachher die Möglichkeit uns anzusprechen. Wir freuen uns auf die gemeinsame Arbeit mit all denen, die mit uns kooperieren werden. Wir sind dankbar, dass wir hier im Bistum Erfurt so gastliche Aufnahme und soviel Entgegenkommen und Unterstützung gefunden haben. Wir nehmen jetzt offiziell unsere Arbeit auf, mit der wir gerne unseren Beitrag leisten zur Weiterentwicklung einer missionarischen Pastoral.Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz