| Pressemeldung | Nr. 010b

Einweihung der Katholischen Arbeitsstelle für Missionarische Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz in Erfurt

Grußwort von P. Hans Langendörfer SJ


Sehr geehrte, liebe Herren Bischöfe,
sehr geehrter, lieber Prälat Heinz Heckwolf,
sehr geehrte Damen und Herren aus den deutschen (Erz-)Diözesen, aus der Theologischen Fakultät hier in Erfurt, aus dem Bereich der Ökumene und des kirchlichen und öffentlichen Lebens, die Sie an dieser Eröffnungsfeier teilnehmen,

Wir alle erleben hautnah den Wandel in unserer Gesellschaft. Die gewachsene Technisierung und ökonomische Prägung immer weiterer Bereiche führen zu sozialen Umwälzungen für das Leben der Menschen. Die Zeiträume für Veränderungen in den gesellschaftlichen Systemen werden immer kürzer. Offensichtlich ist der Wandel das eigentlich Bleibende in der Moderne, ihr Kennzeichen. Was gestern selbstverständlich war und gesellschaftliche Stützung erfuhr, ist heute in die Krise gekommen und steht unter Legitimationsdruck.
Es ist die Aufgabe der Kirche, seit es sie gibt, die Botschaft von Gott zu bezeugen, der sich den Menschen in Jesus Christus offenbart hat. Diese Verkündigung ist der Kirche aufgetragen für den konkreten Raum und die Zeit, in die sie gestellt ist. Die Kirche bleibt daher von den gesellschaftlichen Umbrüchen nicht unberührt. In Zeiten des Wandels hat sie in ihrer Verkündigung und Pastoral Antworten zu finden auf die entscheidende Frage, wie sich lebendiger Wandel und bewahrende Treue zum Ursprung zueinander verhalten. Tradition ist dann ein ständig neues Beziehen der Grundlagen auf die konkrete Situation und ihre Herausforderungen.
Die These, dass Modernisierung auch mit einer wachsenden Säkularisierung einhergeht, ist in der soziologischen und pastoraltheologischen Debatte abgelöst worden von der These der teilweisen Transformation von religiösen Vollzügen. Wir sehen heute, dass beides festzustellen ist: Prozesse der »Verdunstung« des Glaubens wie auch Neuaufbrüche des Religiösen, die jedoch oft genug disparat sind und an den konkreten Kirchen vorbeigehen. Diese Entwicklungen, angestoßen durch die zunehmende Auflösung der tragenden kirchlichen Milieus, stellen sich in den unterschiedlichen Teilen Deutschlands durchaus ungleichzeitig dar.
In der so beschaffenen Moderne, muss sich die Kirche verorten. Sie muss auch Position beziehen zu den religionsproduktiven Kräften dieser Zeit. Sie muss ihre Botschaft kreativ und authentisch anbieten, will sie der Sendung ihres Herrn gerecht werden.
Dieser Herausforderung stellt sich die Kirche in Deutschland. In der pastoralen Praxis vor Ort werden Versuche missionarischer Pastoral unternommen. Auch in der theologischen Theoriebildung ist eine vertiefende Reflexion auf evangelisierende Ansätze als Fundierung der Pastoral wahrzunehmen. Die Deutschen Bischöfe haben im November 2000 mit ihrem Wort »Zeit zur Aussaat« diese Prozesse aufgenommen und gleichzeitig weiterführende Impulse gesetzt, die es weiterhin in Theorie und Praxis zu entfalten gilt.
Dabei ist nicht primär die Frage, wie die derzeitige Sozialgestalt von Kirche oder ihr gesellschaftlicher Status erhalten oder wieder hergestellt werden kann. Vielmehr entwickelt sich grundsätzlich ein Bewusstsein dafür, wie das Evangelium von Gott, der die Menschen »in seine Gemeinschaft einladen und aufnehmen will« (DV 2), unter veränderten Bedingungen im Reden und Handeln der Kirche und ihrer Gläubigen Gestalt gewinnt. Damit stoßen wir - vielleicht angeregt durch die äußeren Verhältnisse - mehr und mehr zu einem Konstitutivum der Kirche vor: Sie ist, weil sie die Sendung Jesu Christi zur Welt und zu den Menschen weiterführt, von ihrem Wesen und von ihrem Selbstverständnis her grundsätzlich missionarisch. Und sie darf bei all ihrem Tun und Planen darauf vertrauen, dass es Gott selbst ist, der Glauben schenkt und Menschen zu einer persönlichen Glaubensantwort befähigt.
Um diese geschilderten Prozesse voran zu bringen, sie fachlich zu begleiten und zu koordinieren, haben die Deutschen Bischöfe in Erfurt die »Arbeitsstelle für missionarische Pastoral« gegründet.
Als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz ist es mir ein Anliegen zu unterstreichen, dass wir mit der Einrichtung dieser Stelle eine Neuausrichtung von hoher Bedeutung vornehmen. Wir tun dies in einer Zeit, in der - wir wissen es aus unseren je eigenen Heimatkontexten - viele Institutionen innerhalb der Kirche eher zurückgebaut werden. Mit dem Neubeginn verbinden wir die Hoffnung, dass die gegenwärtige Situation, gekennzeichnet vom Schwinden der herkömmlichen kirchlichen Strukturen, als Krisis - also als Zeit der Unterscheidung und Entscheidung - auch Chancen bietet, verantwortet neue Wege des Glaubens zu gehen.
Mit der erstmaligen Lokalisierung einer Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz in den neuen Bundesländern machen wir zugleich deutlich, dass die Kirche diese Realität der Diaspora aktiv annimmt. Gerade im Bistum Erfurt hat diese Realität wiederholt zu neuen Versuchen geführt, mit den zumeist nicht-christlichen Menschen in Berührung zu kommen. Aus dem Paradigma der gesellschaftlichen Minderheit erwächst neue Hinwendung zu den Quellen des Glaubens und neuer Aufbruch im Sinne einer evangelisierenden Gestalt der Kirche. Sie ist davon überzeugt, dass die Frohe Botschaft allen Menschen gilt und sie traut sich (zu), auf dem Areopag der modernen Gesellschaft die Stimme zu erheben.
Die »Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral« wird im Schnittfeld von Wissenschaft und pastoraler Praxis tätig sein. Sie wird vor allem den (Erz-)Bistümern, den Orden und Bewegungen in der deutschen Kirche sowie der Bischofskonferenz selbst zuarbeiten und mit wissenschaftlichen Institutionen, mit anderen Einrichtungen der Bischofskonferenz sowie mit den Fachkonferenzen kooperieren. Sie ist der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz zugeordnet, die dienstliche Aufsicht wird vom Bereich Pastoral des Sekretariates wahrgenommen. Die Aufgabenbereiche der neuen Arbeitsstelle wird uns gleich der neue Leiter, Herr Dr. Schönemann, erläutern.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Arbeitsstelle hat zwar in den vergangenen Tagen erst ihre Arbeit aufgenommen, sie beginnt jedoch nicht am Punkt Null: Sie führt einige Aufgabenbereiche weiter, die in der Vergangenheit von der Katholischen Glaubensinformation in Frankfurt (kgi) sowie von der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle in Hamm (KSA) wahrgenommen wurden. Sie wird mit gebündelten Kräften darauf aufbauen und die Aufgabenbereiche unter neuen Aspekten konzentrieren. Ich danke an dieser Stelle herzlich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bis jetzt in den beiden genannten Arbeitsstellen mitgewirkt und sich dabei große Verdienste erworben haben.
Weiterhin geht mein Dank am heutigen Tage an Vorstand und Mitglieder des Rechtsträgervereins »KAMP e.V.«, der durch seine Zusammensetzung eng mit der Ebene der Seelsorgeamtsleitungen der deutschen Bistümer verknüpft ist. Sie haben die Errichtung der neuen Arbeitsstelle konzeptionell und organisatorisch zusammen mit dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz geplant und umgesetzt. An KAMP haben vor Prälat Heinz Heckwolf und P. Dr. Manfred Entrich OP unbeirrt geglaubt. Sie haben - unter der diskreten Leitung von Bischof Dr. Joachim Wanke - in grundsätzlichen wie in Einzelfragen die Weichen gestellt und Prozesse der Meinungsbildung vorangetrieben, wofür ich Ihnen beiden besonders dankbar bin.
Ich danke den Verantwortlichen im Bistum Erfurt, zuvörderst Ihnen, verehrter Bischof Wanke, Ihnen, Herr Generalvikar Dr. Jelich, aber auch Ihnen allen, die im Bischöflichen Ordinariat, im Priesterseminar und in anderen Einrichtungen an den Planungen und Ausführungen beteiligt waren.
Mein Dank gilt schließlich dem Bischöflichen Bauamt (Leiter: Herr Andreas Gold), dem beteiligten Ingenieurbüro Wallenstein sowie den Unternehmen, die am Umbau und an der Einrichtung des Hauses und der Räume mitgewirkt haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben eine neue Arbeitsstelle, wir haben - wie wir meinen - ein motiviertes und kompetentes Team zusammengestellt. Sie, lieber Herr Dr. Schönemann und Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsstelle, haben eine große Herausforderung vor sich. Es gibt hohe Erwartungen und viel Offenheit auf verschiedenen Ebenen, mit Ihnen zu kooperieren. Mögen Sie die Chancen nutzen, die Grenzen erkennen und mit Kopf, Herz und Hand und mit dem Beistand des Heiligen Geistes an Ihre neuen Aufgaben herangehen. Das ist Ihre »Mission«.


Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz