| Pressemeldung | Nr. 052

Erzbischof Bentz beendet Reise ins Heilige Land

„Der 7. Oktober 2023 hat alle Menschen traumatisiert“

© Deutsche Bischofskonferenz / Daniela Elpers
Heilige Messe in der Kirche Dominus Flevit auf dem Ölberg in Jerusalem (4. April 2024)

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz (Paderborn), hat gestern Abend (6. April 2024) seine Reise ins Heilige Land beendet. „Besonders beeindruckt hat mich ein Gespräch mit einer Ordensschwester in der Altstadt von Jerusalem. Ihre Gemeinschaft sieht die Berufung darin, an den Krisenherden dieser Welt unter den Menschen zu leben. Sie will ganz an ihrer Seite stehen und die Not teilen, ohne sich dabei auf eine Seite des Konfliktes ziehen zu lassen. So schaffen die Ordensfrauen im Alltag Voraussetzungen für Frieden. Dieses Zeugnis hat mich sehr beeindruckt. Doch nach allen Gesprächen, die ich geführt habe, scheint dieser Frieden in weiter Ferne zu liegen. Denn ein Ende der militärischen Gewalt bedeutet noch lange keinen Frieden. Die Frage, wie dieser entstehen kann, habe ich mit meinen Gesprächspartnern diskutiert“, so Erzbischof Bentz.

In Jerusalem traf er sowohl den Apostolischen Nuntius in Israel und Delegat in Jerusalem und Palästina, Erzbischof Adolfo Tito Yllana, als auch den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM. Aus diesen Gesprächen ging hervor, dass Frieden nur durch ein gleichwertiges und gleichberechtigtes Miteinander von Israelis und Palästinensern, Juden, Christen und Muslimen entstehen kann: „Unser Auftrag ist in erster Linie, Anwalt der Würde aller Menschen zu sein – und nicht politischer Akteur.“

Mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, Steffen Seibert, erörterte Erzbischof Bentz die politische Vorstellung, die radikalislamische Terrororganisation Hamas könne ausgelöscht werden. „Wir können die Hamas nicht nur als Organisation sehen. Vielmehr ist Hamas eine Idee, eine Ideologie. Auch wenn die Organisationsstruktur militärisch weitgehend zerstört sein mag, bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Wie entzieht man der Ideologie der Hamas und anderen Formen des Extremismus den Nährboden“, so der Erzbischof. Dieser Aspekt war auch Thema im Austausch mit dem Leiter des Vertretungsbüros der Bundesrepublik Deutschland in Ramallah, Oliver Owcza. Bei diesem Austausch wurde außerdem deutlich, dass die politische Situation äußerst komplex ist. Hier in Schablonen wie „gut“ und „böse“ zu denken, spiegelt die Realität nicht annähernd wieder.

Erzbischof Bentz betont: „Fakt ist: Der 7. Oktober 2023 hat alle Menschen traumatisiert. Schon am Flughafen in Tel Aviv habe ich die Plakate mit den Bildern der Vermissten und Geiseln gesehen. Dann habe ich die Berichte gehört über die humanitäre Situation der Menschen in Gaza. Das ist erschütternd und immer wieder wird auch in diesem Konflikt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit als ein wichtiges völkerrechtliches Kriterium in Kriegssituationen gestellt. Und ich habe erfahren: Im Schatten des Krieges in Gaza haben die völkerrechtswidrigen Siedlungsaktivitäten, aber noch schlimmer auch die Siedlergewalt im Westjordanland, zugenommen.“

Dies ist auch in den verschiedenen Gesprächen mit Vertretern der Zivilgesellschaft betont worden. Sie haben von ihren täglichen Erfahrungen berichtet. Geändert hat sich nach dem 7. Oktober 2023 für sie alles. Misstrauen ist vielmals in Hass umgeschlagen. „Das hat mir vor Augen geführt, dass Frieden nur in kleinen Schritten wachsen kann. Er kann nicht von oben aufgezwungen werden, sondern nur im gemeinsamen Dialog und im gegenseitigen Verständnis entstehen“, betonte Erzbischof Bentz. Besonders junge Menschen seien dabei Hoffnungsträger für eine friedlichere Zukunft in der Region.

Auch bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Theologischen Studienjahres in der Dormitio-Abtei in Jerusalem wurden diese Aspekte erörtert. Vor Beginn des Festaktes hatte Erzbischof Bentz gemeinsam mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Dr. Stephan Harbarth, die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Mit einer Kranzniederlegung gedachten sie der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Gleichwohl war auch die aktuelle Situation in der Festrede von Prof. Dr. Harbarth und in den Gesprächen am Rande der Feierlichkeiten Thema. „Dass junge Menschen die eigene Komfortzone verlassen und Brückenbauer über ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg sind, ist ein starkes Zeichen. Mich haben die Begegnungen während meiner Reise sehr bewegt und ich nehme die drängende Sehnsucht der Menschen nach Frieden, Stabilität und Sicherheit mit nach Hause. Klar ist: Die Gewalt muss auf allen Seiten ein Ende finden“, so Erzbischof Bentz.
 

Hinweise:

Fotos der Reise sind kostenfrei in der DBK-Mediendatenbank unter Angabe des Copyrights Deutsche Bischofskonferenz/Daniela Elpers verfügbar.

Weitere Informationen zur Situation im Nahen Osten und zu den Äußerungen der Deutschen Bischofskonferenz seit dem 7. Oktober 2023 stehen auf der Themenseite Krieg im Heiligen Land bereit.

Informationen zum Theologischen Studienjahr in der Dormitio-Abtei sind unter www.studienjahr.de zu finden.

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