| Aktuelle Meldung | Nr. 016

Gebetsstunde für Migranten und Flüchtlinge mit Papst Franziskus

am 19. Oktober 2023 auf dem Petersplatz

© Deutsche Bischofskonferenz/Matthias Kopp
Abendgebet der Synodenteilnehmer mit Papst Franziskus für die Flüchtlinge der Welt auf dem Petersplatz am 19. Oktober 2023 beim Denkmal „Angels Unawares“ von Timothy Schmalz (aufgestellt im September 2019).

Im Rahmen der Weltsynode zur Synodalität hat Papst Franziskus am Donnerstagabend (19. Oktober 2023) auf dem Petersplatz einen Gebetsmoment für Migranten und Flüchtlinge gehalten. Wir dokumentieren seine Ansprache im Wortlaut:

Wir können dem heiligen Lukas nicht dankbar genug dafür sein, dass er uns dieses Gleichnis des Herrn überliefert hat (vgl. Lk 10,25–37). Es steht auch im Mittelpunkt der Enzyklika Fratelli tutti, denn es ist ein Schlüssel, ich würde sagen, der Schlüssel zum Übergang von einer geschlossenen zu einer offenen Welt, von einer Welt im Krieg zu einer Welt in Frieden. Heute Abend haben wir dieses Gleichnis gehört und dabei an die Migranten gedacht, die wir in dieser großen Skulptur dargestellt sehen: Männer und Frauen jeden Alters und jeder Herkunft.

Die Straße von Jerusalem nach Jericho war kein sicherer Weg, wie auch die vielen Migrationsrouten unserer Zeit, die über Wüsten, Wälder, Flüsse und Meere führen, keine sicheren Wege sind. Wie viele Brüder und Schwestern befinden sich heute in der gleichen Situation wie der Mann in dem Gleichnis? Wie viele werden auf dem Weg überfallen, ausgeplündert und niedergeschlagen? Von skrupellosen Menschenhändlern getäuscht machen sie sich auf den Weg. Dann werden sie als Tauschware verkauft. Sie werden verschleppt, gefangengenommen, ausgebeutet und versklavt. Sie werden gedemütigt, gefoltert und Opfer von Gewalt. Viele sterben, ohne jemals am Ziel anzukommen. Die Migrationsrouten unserer Zeit sind voll verwundeter Männer und Frauen, die halbtot zurückgelassen wurden, voll von Brüdern und Schwestern, deren Schmerz zum Himmel schreit. Oft sind es Menschen, die vor Krieg und Terrorismus fliehen, wie wir es in diesen Tagen leider erleben.

Auch heute noch gibt es Menschen, die sehen und vorübergehen, sicher mit einer guten Entschuldigung, in Wirklichkeit aber aus Egoismus, Gleichgültigkeit oder Angst. Was aber sagt das Evangelium über diesen Samariter? Es sagt, dass er den Verwundeten sah und Mitleid mit ihm hatte (V. 33). Und das Mitleid ist die Spur Gottes in unserem Herzen. Es ist der Schlüssel. Hier ist der Wendepunkt. Denn von diesem Augenblick an beginnt sich das Leben des Verwundeten wieder zu erholen, dank dieses Fremden, der sich wie ein Bruder verhalten hat. Und so ist die Frucht nicht nur eine gute Tat der Hilfeleistung, die Frucht ist die Geschwisterlichkeit.

Wie der barmherzige Samariter sind wir aufgerufen, allen Menschen, die heute unterwegs sind, zu Nächsten zu werden, um ihr Leben zu retten, ihre Wunden zu heilen, ihren Schmerz zu lindern. Für viele ist es leider zu spät und wir können nur noch an ihren Gräbern trauern, wenn sie denn eines haben. Aber der Herr kennt das Gesicht eines jeden und vergisst es nicht.

Der barmherzige Samariter beschränkt sich nicht darauf, dem armen Mann auf der Straße erste Hilfe zu leisten. Er hebt ihn auf sein Reittier, bringt ihn zu einer Herberge und sorgt für ihn. Hier erkennen wir die Bedeutung der vier Verben, die unser Handeln gegenüber den Migranten zusammenfassend beschreiben: aufnehmen, schützen, fördern und integrieren. Es geht dabei um eine langfristige Verantwortung, denn der barmherzige Samariter kümmert sich sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns angemessen auf die Herausforderungen der heutigen Migration vorbereiten und sowohl die kritischen Aspekte als auch die Chancen begreifen, die sie im Hinblick auf das Wachstum einer integrativeren, schöneren und friedlicheren Gesellschaft bietet.

Ich erlaube mir, die Dringlichkeit einer anderen Maßnahme hervorzuheben, die in dem Gleichnis nicht erwähnt wird. Wir alle müssen uns bemühen, die Wege sicherer zu machen, damit die Menschen, die heute unterwegs sind, nicht Opfer von Räubern werden. Wir müssen unsere Anstrengungen intensivieren, um die kriminellen Netzwerke zu bekämpfen, die aus den Träumen der Migranten Kapital ziehen. Aber es ist ebenso notwendig, sicherere Wege aufzuzeigen. Darum muss man sich bemühen, die regulären Migrationskanäle zu erweitern. In der aktuellen globalen Situation liegt es auf der Hand, dass wir die Bevölkerungs- und Wirtschaftspolitik zum Nutzen aller Beteiligten mit der Migrationspolitik in einen Dialog bringen müssen, ohne dabei jemals zu vergessen, die Schwächsten in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist auch notwendig, einen gemeinsamen und mitverantwortlichen Ansatz zur Steuerung der Migrationsbewegungen zu fördern, die in den kommenden Jahren voraussichtlich zunehmen werden.

Bitten wir den Herrn um die Gnade, dass wir allen Migranten und Flüchtlingen, die an unsere Tür klopfen, zu Nächsten werden, denn: „Wer in diesem Moment kein Räuber ist bzw. distanziert vorbeigeht, ist entweder verletzt oder trägt auf seinen Schultern einen Verletzten“ (Fratelli tutti, 70).

Und nun halten wir eine kurze Schweigeminute und gedenken all derer, die auf den verschiedenen Migrationsrouten ihr Leben verloren haben. 37). Es steht auch im Mittelpunkt der Enzyklika Fratelli tutti, denn es ist ein Schlüssel, ich würde sagen, der Schlüssel zum Übergang von einer geschlossenen zu einer offenen Welt, von einer Welt im Krieg zu einer Welt in Frieden. Heute Abend haben wir dieses Gleichnis gehört und dabei an die Migranten gedacht, die wir in dieser großen Skulptur dargestellt sehen: Männer und Frauen jeden Alters und jeder Herkunft.

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