| Pressemeldung | Nr. 097

Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vom 19. bis 22. September 2005 in Fulda

Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz im Anschluss an die Herbst-Vollversammlung

„Neue Zeichen der Zeit. Unterscheidungskriterien zur Diagnose der Situation der Kirche in der Gesellschaft und zum kirchlichen Handeln heute"

I. Eröffnungsreferat des Vorsitzenden „Neue Zeichen der Zeit. Unterscheidungskriterien zur Diagnose der Situation der Kirche in der Gesellschaft und zum kirchlichen Handeln heute"

Zur Eröffnung der Herbst-Vollversammlung habe ich ein Referat mit dem Titel „Neue Zeichen der Zeit - Unterscheidungskriterien zur Diagnose der Situation der Kirche in der Gesellschaft und zum kirchlichen Handeln heute“ gehalten. Meine Überlegungen waren in drei Teile gegliedert: Im ersten Schritt habe ich unter dem Motto "Die Zeichen der Zeit erkennen und beurteilen“ eine Analyse der geistig-religiösen Situation der Gegenwart vorgenommen. Im zweiten Schritt folgte eine Reflexion über die Grundlegung einer Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Zeit. Den Abschluss bildete eine Beschreibung von Grundhaltungen und Handlungsmaximen, die in zehn Thesen entfaltet werden.

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist die Überzeugung, dass der christliche Glaube wie kaum eine andere Religion in der Lage ist, durch den Geist Gottes die Frohe Botschaft Jesu Christi allen Epochen, Kulturen und Sprachen zugänglich zu machen. Die bleibende Neuheit des christlichen Glaubens muss freilich immer wieder gefunden werden. Dies ist nur möglich, wenn man sich den zeitgenössischen Anfragen stellt. So kommt es darauf an, die jeweilige Zeit anzusagen und in ihr die entscheidenden Herausforderungen zu entdecken und zu formulieren. Es gilt – im Sinn einer „Kairologie“ –, die pastorale Situation im Blick auf die Gesellschaft, die Kirche und den Einzelnen zugleich theologisch und humanwissenschaftlich zu analysieren, um Urteilskriterien und Handlungsimpulse zu gewinnen. Hierzu bedarf es, wie zu allen Zeiten, der „Unterscheidung der Geister“, die beständig eingeübt werden muss.

Als ein erstes, nicht neues Zeichen der Zeit habe ich den Begriff und die Phänomene der „Säkularisierung“ erörtert. Diese birgt – bei aller Problematik – auch Chancen, den christlichen Glauben, insbesondere im Dialog mit einer außerkirchlichen oder kirchlich nicht gebundenen Religiosität, neu zur Sprache zu bringen. Die Säkularisierungs-Kategorie macht dabei bis J. Habermas viele und erstaunliche Wandlungen durch, die eine neue Ausgangskonstellation darstellen. Eine zweite Herausforderung für die Verkündigung des Glaubens verbindet sich mit dem Stichwort vom „flexiblen Menschen“ (R. Sennett): Die moderne Gesellschaft denkt im Rahmen ökonomischer Prioritäten in immer kürzeren Abständen, denen sich der Mensch möglichst unterwerfen soll, die ihn aber auch von seiner Personmitte zu entfernen drohen. Umso dringender ist die Frage, wie angesichts von zerbrechenden und sich permanent wandelnden Lebensbedingungen die persönliche Identität gewahrt und im menschlichen Miteinander gestärkt werden kann. Der christliche Glaube gibt hierfür auch in der pluralen Gegenwart eine einzigartige und unersetzliche Orientierung. Die „Ambivalenz“ der Moderne, besonders der Postmoderne, als drittes Kriterium zeigt die Vielschichtigkeit und Brüchigkeit der gegenwärtigen Welt (Z. Bauman) und kann zu einem fruchtbaren Dialog führen.

Die Reflexion über die Grundlagen des Glaubens lenkt den Blick zunächst darauf, dass die Kirche als Volk Gottes immer wieder vor geschichtlichen Umbrüchen und epochalen Einschnitten gestanden hat. Die Bewältigung dieser Situationen durch die Verbindung von Beharrlichkeit und Wandel gehört zu ihren Grunderfahrungen. Auch die gegenwärtige Zeit stellt eine Phase des Übergangs dar. In einer solchen Konstellation muss die Kirche eine feste Haltung zeigen, die bloße Anpassung an die Gesellschaft ebenso vermeidet wie eine falsche Abgrenzung gegen die herrschenden Lebensformen der säkularen Kultur.

In dieser Perspektive lassen sich für das Handeln der Christen und der Kirche Grundhaltungen und Aufgaben bestimmen, die ich in folgenden Leitsätzen zusammengefasst und jeweils inhaltlich ausgeführt habe:
Es gilt, die Situation zu erkennen.
Die pluralistische Grundsituation ist mit dem Mut zum eigenen Standort anzuerkennen.
Wir brauchen den Mut und eine Strategie zur geistigen Offensive.
Wir brauchen den Mut, das Evangelium Jesu Christi als konkrete Alternative zu leben und anzubieten.
Wir brauchen den Mut zum persönlichen Zeugnis.
Die ökumenischen Gemeinsamkeiten müssen vertieft werden.
Es geht um ein neues Miteinander aller katholischen Christen.
Zuerst muss die Leidenschaft für Gott stehen.
Dazu gehört die innige Vertrautheit mit dem Evangelium.
Die Kirche muss sich auf Gott und den selbstlosen Dienst am Menschen hin überschreiten.
Bei der Verwirklichung dieser Aufgaben bleibt die Kirche auch in Zukunft darauf angewiesen, in der vielschichtigen und spannungsreichen Wirklichkeit die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und zu deuten. Der diagnostische Blick und die Gabe der Unterscheidung behalten ihren dauerhaften Wert, um den Risiken und Herausforderungen gewachsen zu sein und einer vom Geist Gottes bewirkten Erneuerung näher zu kommen.

II. Deutsch-polnische Erklärung aus Anlass des 40. Jahrestages des Versöhnungsbriefwechsels von 1965

Am Mittwoch haben wir mit einem Festakt an den 40. Jahrestag des historischen Versöhnungsbriefwechsels der deutschen und polnischen Bischöfe von 1965 erinnert. Wir haben uns sehr gefreut, zu dieser Feierstunde eine siebenköpfige Delegation der Polnischen Bischofskonferenz unter Leitung ihres Vorsitzenden, Erzbischof Józef Michalik (Przemysl), begrüßen zu können. Im Mittelpunkt des Festaktes stand die Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung beider Bischofskonferenzen. Sie bringt das in Jahrzehnten gewachsene Vertrauen zum Ausdruck und spricht aktuelle Fragen im Verhältnis beider Völker an.Mit ihrer Versöhnungsinitiative vor 40 Jahren haben die polnischen und deutschen Bischöfe historischen Weitblick bewiesen und ein neues Kapitel in der Geschichte unserer Völker aufgeschlagen. Die katholische Kirche in Polen und in Deutschland weiß sich verpflichtet, sich auch heute allem zu widersetzen, was das gewachsene Verhältnis der Völker leichtfertig oder politisch absichtsvoll in Frage stellt. Der Präsident der Polnischen Bischofskonferenz erinnerte an die historischen Belastungen, die das Verhältnis von Polen und Deutschen lange Zeit bestimmten. Nur vor diesem Hintergrund sei die geschichtliche Bedeutung des Versöhnungswerkes zu ermessen, das durch den Briefwechsel angestoßen wurde. Der Botschafter der Republik Polen, Dr. Andrzej Byrt, nahm ebenfalls am Festakt teil und würdigte die weitreichenden politischen Auswirkungen der kirchlichen Versöhnungsgeste von 1965. Als langjähriges Mitglied der Kontaktgruppe der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz hat Bischof Dr. Homeyer die historische Entwicklung von den Teilungen Polens bis zur gemeinsamen Zukunft von Deutschen und Polen in der Europäischen Union nachgezeichnet und ordnete in diesen Horizont die kirchliche Initiative vor 40 Jahren ein. Er ging dabei auch auf die Schwierigkeiten ein, die das Versöhnungsbemühen der Episkopate in beiden Ländern lange Zeit begleiteten. Noch heute wirken in beiden Gesellschaften Vorbehalte und Missverständnisse nach, an deren Überwindung die Kirche weiter arbeiten muss. Bischof Dr. Homeyer empfahl in diesem Zusammenhang eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der Jugendpastoral und ein noch wirksameres gemeinsames Zeugnis für die christlichen Werte im zusammenwachsenden Europa. Höhepunkt des Festaktes war die Verlesung der deutschen Fassung der Gemeinsamen Erklärung durch die Vorsitzenden der Kontaktgruppe, Bischof Dr. Kamphaus und Erzbischof Dr. Muszynski, und die anschließende Unterzeichnung durch den Präsidenten der Polnischen Bischofskonferenz und den Mitgliedern seiner Delegation sowie vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und denjenigen deutschen Bischöfen, die morgen bei einem Festakt im Dom zu Breslau die polnische Fassung der Erklärung signieren. Zur Delegation der Deutschen Bischofskonferenz nach Breslau gehören neben mir als Vorsitzendem der Erzbischof von Berlin, die Bischöfe von Limburg und Magdeburg, Bischof em. Dr. Homeyer, der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenenseelsorge Weihbischof Gerhard Pieschl (Limburg) sowie der Sekretär P. Dr. Hans Langendörfer SJ. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einige Interpretationen meiner Äußerungen in der Pressekonferenz vom 21.09.2005 richtig stellen. Ich habe keineswegs die „Preußische Treuhand“ und die Initiativen für ein Zentrum gegen Vertreibungen gleich oder parallel gesetzt. Die Kirche gedenkt nicht, sich an der stark politisch orientierten Diskussion über den Standort des Zentrums und andere Details zu beteiligen. Wir wären jedoch dankbar, wenn erstens im Titel und Namen eines Zentrums gegen Vertreibungen der Gesichtspunkt der Aussöhnung zum Ausdruck käme, zweitens ein Konsens wenigstens mit dem polnischen Episkopat gefunden werden könnte und drittens die europäische Dimension der Vertreibungen, die ja auf dem Balkan bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts reichten und also auch noch zu unserer Gegenwart gehören, berücksichtigt würde. Wenn diese Bedingungen erfüllt werden können, hätten wir nach dem gegenwärtigen Stand der Sache keine grundsätzlichen Einwendungen.

III. Pastorale Fragen

1. Weltjugendtag – Rückblick und PerspektivenAusführlich haben wir Rückschau auf den XX. Weltjugendtag gehalten, der vom 16. bis 21. August in Köln stattfand. Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, der Vorsitzende der Jugendkommission (XII) und Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, und der Generalsekretär des Weltjugendtags, Domkapitular Prälat Dr. Heiner Koch, haben umfassend über Grunddaten und Erfahrungen beim Weltjugendtag in Köln sowie den vorbereitenden Veranstaltungen im diözesanen und überdiözesanen Bereich berichtet. Die Deutsche Bischofskonferenz dankt dem Leitungsteam, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats Dompropst Dr. Norbert Feldhoff (Köln) sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Weltjugendtagsbüro, im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und in den (Erz-)Diözesen für das außerordentliche Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung dieses großen Ereignisses. Ein besonderer Dank gilt den Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen für die Unterstützung in der Planung und Durchführung. Die Gestaltung der Tage der Begegnung und die herzliche Gastfreundschaft in den deutschen Diözesen sowie in Köln haben den Aufenthalt in Deutschland für die Jugend der Welt zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden lassen. Allen, die hierzu beigetragen haben, insbesondere dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) mit seinen Mitgliedsverbänden, den kirchlichen Bewegungen und den Orden sowie den Verantwortlichen der Schul- und Hochschulpastoral und weiteren Trägern der Jugendarbeit gilt ebenfalls ein herzlicher Dank.

Viele Mitglieder der Vollversammlung haben über persönliche Erfahrungen und Reaktionen aus dem Kreis der Teilnehmer sowie aus der breiteren Öffentlichkeit berichtet. Dabei wurden auch noch einmal besonders gelungene und eindrucksvolle Erlebnisse – darunter insbesondere der Pilgerweg des Weltjugendtagskreuzes und der Marienikone, der von vielen Initiativen geprägte Tag des sozialen Engagements, die intensive Teilnahme der Jugendlichen an den Katechesen der Bischöfe, der Pilgerweg zum Dreikönigsschrein, die Spiritualität der großen Gottesdienste mit ihrer Verbindung von gemeinsamem Beten und andächtigem Schweigen, nicht zuletzt die hohe Selbstdisziplin der jugendlichen Teilnehmer – in Erinnerung gebracht. Kritisch haben wir auch organisatorische Schwächen und Mängel, weniger gelungene Gestaltungselemente (insbesondere im musikalischen Bereich) sowie die mit den Eucharistiefeiern mit sehr großer Teilnehmerzahl verbundenen Probleme zur Sprache gebracht.
Übereinstimmend haben alle berichtet, dass die Tage der Begegnung in den deutschen Diözesen und der XX. Weltjugendtag in der Erfahrung der weltweiten Gemeinschaft der jugendlichen Kirche ein großes geistliches Ereignis und ein Fest des Glaubens gewesen sind.

Für die Zukunft haben wir Aufgaben und Perspektiven für das weitere pastorale Handeln in den deutschen Diözesen erörtert. Nicht nur die Jugendpastoral, deren vielfältige Träger beim Weltjugendtag neue Erfahrungen der Kooperation machen konnten, wird sich auch künftig der Herausforderung stellen müssen, junge Menschen intensiv bei ihrer Suche nach Wahrheit und Orientierung zu begleiten. Der Berufungspastoral kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Die Förderung der Glaubensbildung, die Stärkung der persönlichen Frömmigkeit, die Vertiefung des Bußsakramentes und die Pastoral mit jungen Erwachsenen sind ebenfalls wichtige Schwerpunkte. Für die Weihnachtszeit 2005 empfehlen wir, unter dem Leitwort „Wir sind gekommen, um Ihn anzubeten“ in den deutschen Diözesen den Aspekt der Anbetung noch einmal vertieft zur Geltung zu bringen. Weitere Anregungen betreffen die Durchführung von Wallfahrten (nach Rom zur Übergabe des Weltjugendtagskreuzes; Wallfahrt nach Köln bzw. zum Marienfeld; Messdienerwallfahrt 2006 nach Rom) sowie eine entsprechende geistliche Gestaltung regionaler und überdiözesaner Veranstaltungen (Katholikentag 2006 in Saarbrücken etc.). Bei allen Initiativen dieser Art sollen die Verantwortlichen der Jugendpastoral aktiv einbezogen werden.

Die Überlegungen zur nachhaltigen Umsetzung der Anregungen des XX. Weltjugendtags sollen in den Diözesen und in der Bischofskonferenz fortgesetzt werden. Die Jugendkommission (XII) und die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) werden beauftragt, die Erfahrungen des Weltjugendtags zusammenzutragen, die Reflexionen in den Diözesen und der überdiözesanen Gremien zu sichten sowie für die Vorbereitung des Studientags bei der Frühjahrs-Vollversammlung 2006 fruchtbar zu machen.

2. Entwurf eines Wortes der deutschen Bischöfe zur Gefangenenseelsorge (1. Lesung)
Die Vollversammlung hat in erster Lesung einen Entwurf für ein Wort der deutschen Bischöfe zum Auftrag der Kirche im Gefängnis mit dem Titel „Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr Mitgefangene (Hebr 13,3)“ beraten. Der Text beschreibt Dienst und Auftrag der Gefängnisseelsorge als ein besonders sensibles und anspruchsvolles Feld des pastoralen Handelns der Kirche.Wir entfalten darin die Begabung des Menschen zur Freiheit, damit auch zur Schuldfähigkeit, und seine Erlösung durch Jesus Christus. Auf dieser Grundlage werden dann in den folgenden Kapiteln der Dienst der Gefängnisseelsorge als Auftrag und Sendung der ganzen Kirche, aber auch besonders beauftragter Gefängnisseelsorger vorgestellt sowie konkrete Dienste der Gefängnisseelsorge in Diakonie, Verkündigung, Liturgie und Sakramentenspendung benannt.Wir wollen alle Katholiken, die im Gefängnis arbeiten oder sich im Strafvollzug engagieren, besonders die hauptberuflich beauftragten Seelsorger, ermutigen, ihren Dienst immer wieder neu am Evangelium auszurichten.Nach einer Überarbeitung und zweiten Lesung (voraussichtlich bis Sommer 2006) soll das Wort in der Reihe Die deutschen Bischöfe vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz herausgegeben werden.

3. Vorbereitung auf den Katholikentag 2006 in Saarbrücken
Der Bischof von Trier informierte die Deutsche Bischofskonferenz über die Vorbereitungen zum Katholikentag vom 24.–28. Mai 2006 in Saarbrücken, der unter dem Leitwort steht: „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“. Gerade die Erfahrungen des Weltjugendtages haben gezeigt, wie die unterschiedlichen Gruppen und Organisationen der katholischen Kirche in Deutschland gut zusammenwirken können. Diese Einheit sollte auch der Katholikentag zeigen. Er ist eine Chance zu einer Art Nachtreffen für die vielen Jugendlichen, die aus unseren Bistümern und Nachbarländern am Weltjugendtag teilgenommen haben. Etwas vom Schwung des Weltjugendtages sollte auch beim Katholikentag spürbar sein. Der Katholikentag ist neben Diskussion und Forum auch ein Fest des Glaubens. Natürlich steht gerade auch in Saarbrücken der Europa-Gedanke wiederum im Vordergrund.

4. Natürliche Familienplanung
Die Vollversammlung nahm den Tätigkeitsbericht und die Empfehlung zur Neuordnung der Arbeitsgruppe Natürliche Familienplanung zustimmend zur Kenntnis. Auf der Grundlage bewährter Kooperationen zwischen den Diözesanverantwortlichen, der Fachstelle der Malteser Werke und dem Wissenschaftlichen Beirat für Natürliche Empfängnisregelung werden die Arbeitsfelder bestimmt und die Entscheidungsebenen neu festgelegt. Insbesondere gilt dies für die Einrichtung eines neuen Entscheidungsgremiums, das für die gesamte Arbeit im Bereich Natürliche Familienplanung zuständig sein soll. Diesem Gremium wird jeweils ein bischöfliches Mitglied aus der Kommission Ehe und Familie (XI), der Sekretär der Kommission XI sowie der Vertreter der Malteser Werke als zuständige Fachstelle angehören. Auf diese Weise erhofft sich die Deutsche Bischofskonferenz eine größere Aufmerksamkeit im kirchlichen wie im außerkirchlichen Bereich für den Bereich Natürliche Empfängnisregelung. Dabei soll künftig der anthropologische und schließlich auch ethische Aspekt von „Familienplanung“ stärker behandelt werden.Innerkirchlich soll die Kenntnis über die Natürliche Empfängnisregelung insbesondere in der Ehe- und Familienpastoral deutlicher zur Geltung kommen. Die Deutsche Bischofskonferenz stellt fest, dass es im außerkirchlichen und wissenschaftlichen Bereich eine deutlich höhere Akzeptanz für die Natürliche Empfängnisregelung gibt.
Die Vollversammlung sprach den Mitgliedern der Arbeitsgruppe und insbesondere den Malteser Werken besonderen Dank für die geleistete Arbeit aus.

5. Bericht der Pastoralkommission
Die Vollversammlung nimmt den Bericht der Pastoralkommission entgegen: Der Vorsitzende der Pastoralkommission (III) gibt einen Überblick über die abgeschlossenen Projekte. Das Wort der deutschen Bischöfe „Tote begraben und Trauernde trösten – Bestattungskultur im Wandel aus katholischer Sicht“ stellt eine Neufassung des Wortes „Die Sorge der Kirche um die Toten und die Hinterbliebenen“ von 1994 dar. Vor allem geht es auf einen Mentalitätswandel in der Bevölkerung hinsichtlich der Bestattungskultur ein, die in dem Phänomen des sogenannten Friedwaldes zum Ausdruck kommt. Ein Symposium mit dem Titel „Dem Glauben ein Gesicht geben ...“ fand am 15./16. Oktober 2004 in Freising statt. Mit dieser Veranstaltung ist das Wort der deutschen Bischöfe „Katechese in veränderter Zeit“ den Verantwortlichen für die Katechese vorgestellt und die Orientierung der Katechese am Katechumenat verdeutlicht worden. Unter dem Titel „Geschlechtergerechtigkeit in Beruf und Familie für Frauen in verantwortlichen Positionen in der Kirche“ veranstaltete die Pastoralkommission am 17./18. März 2005 eine Fachtagung in München. Diese Fachtagung setzte das Bemühen um die Förderung von Frauen für verantwortliche Positionen in der Kirche fort, das bereits Anliegen einer Tagung am 7./8. Oktober 2002 in Schmerlenbach gewesen war. Neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und acht Bischöfen der Pastoralkommission nahmen 70 Vertreter und Vertreterinnen aus der Frauenseelsorge, den Frauenverbänden, den Geistlichen Gemeinschaften, den weiblichen Ordensgemeinschaften und den Seelsorgeämtern teil. Unter der Federführung der Caritaskommission (XIII) hat die Pastoralkommission an dem Projekt „Vertrauen in das Leben stärken - Das Profil katholischer Kindertageseinrichtungen“ mitgearbeitet. Ihre spezielle Aufmerksamkeit galt dabei konkreten Modellen und Methoden, mit denen die Kindertagestätten in die Gemeindepastoral und ihre neuen Strukturen eingegliedert werden können. Zu den weiteren Vorhaben gehören die Wahrnehmung der Entwicklung der pastoralen Strukturen und eine Würdigung der wachsenden Bedeutung der freiwilligen Dienste und des ehrenamtlichen Engagements für das Leben der Kirche. In seiner Ansprache an die Deutsche Bischofskonferenz am 21. August 2005 hat Papst Benedikt XVI. als wesentliche Perspektiven der Pastoral benannt, Deutschland als Missionsland zu begreifen, verstärkte Initiativen zur Berufungspastoral einzubringen und dies in enger Verbindung mit der Jugend- sowie der Ehe- und Familienpastoral zu tun. Gemeinsam mit den weiteren Kommissionen, denen der Bereich Pastoral zugeordnet ist, wird die Pastoralkommission an der nachhaltigen Wirkung des Weltjugendtages arbeiten. Dazu gehört die Pflege der persönlichen Frömmigkeit angesichts der Veränderung und Vergrößerung der pastoralen Räume. Weiterhin zeigt sich nach intensiver Beschäftigung mit der Citypastoral nunmehr verstärkt die Notwendigkeit, der Pastoral im ländlichen Raum erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. In seiner Predigt zum Abschluss des Weltjugendtages am 21. August 2005 hatte Papst Benedikt XVI. auf die besondere Bedeutung der Eucharistiefeier in der Gestaltung des Sonntags eindringlich hingewiesen. Die Förderung einer Kultur des Sonntags wird eine erhöhte Aufmerksamkeit durch die Pastoralkommission erfahren.

IV. Gesellschaftliche und soziale Fragen

1. Perspektiven für die anstehende Legislaturperiode
Selbstverständlich haben wir uns in diesen Tagen auch mit dem Ergebnis der Bundestagswahl und mit den Herausforderungen befasst, vor denen wir in Deutschland in der kommenden Legislaturperiode stehen werden. Das Ergebnis der Bundestagswahl ist so unübersichtlich, wie wohl kaum je zuvor. Klar scheint nur, dass die bisherige Bundesregierung bei dieser Wahl keine Mehrheit gefunden hat, zugleich aber auch die bisherige Opposition nicht über genügend Stimmen verfügt, um die Regierung zu übernehmen. Es ist nun die Aufgabe der Parteien, Wege zu suchen, wie eine stabile Regierung für die kommenden Jahre gebildet werden kann. Dabei wird man bei aller normalen parteipolitischen Auseinandersetzung Gemeinsamkeiten ausloten müssen, die einem bisher nicht so bewusst waren. Auf den Politikern lastet nun eine große Verantwortung, die ihnen Mut, Demut und Beharrlichkeit in der politischen Führung abverlangt. Dabei ist der Vertrauensverlust hoch, den besonders die großen Parteiern erlitten haben. Dabei scheinen mir diese Perspektiven von besonderer Bedeutung zu sein: Das unübersichtliche Ergebnis der Bundestagswahl wäre gründlich fehlinterpretiert, wenn es zu Untätigkeit führen würde. Nichts zu tun, keine weiteren Reformen zu wagen, wäre an sich eine große Ungerechtigkeit. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass fast 5 Millionen Menschen in unserem Land arbeitslos sind, und wir können nicht weiter Schulden anhäufen und damit auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder leben. Beides ist zutiefst ungerecht. Jedwede Regierungskonstellation, die sich in den nächsten Wochen finden wird, muss substantielle Beiträge zur Bekämpfung der strukturellen Massenarbeitslosigkeit leisten. In jedem Fall müssen auch die Interessen der Familien mit Kindern in allen Feldern der Politik stärker berücksichtigt und die strukturelle Benachteiligung der Familien, wie wir sie gegenwärtig vorfinden, beseitigt werden. Der Bereich der sozialen Sicherung muss weiter der immer noch nicht wirklich wahrgenommenen demographischen Entwicklung angepasst werden. Die neue Bundesregierung muss bereit sein, mutig Reformen anzugehen, gerade um der Schwachen in unserem Land Willen, die des besonderen Schutzes und der Unterstützung des Gemeinwesens bedürfen. Partikulare Interessen und kurzfristige Anliegen dürfen eine langfristige Perspektive für notwendige Reformen nicht verhindern, wie wir es im Impulstext „Das Soziale neu denken" ansatzweise schon 2003 dargelegt haben. Der innere Zusammenhang, dass Reformen nämlich gerade Ausdruck sozialer Gerechtigkeit sind, scheint noch nicht hinreichend deutlich geworden zu sein. Viele Menschen sorgen sich um eine zukunftsfähige Verknüpfung der Erfordernisse wirtschaftlicher Entwicklung mit den Zielen des sozialen Ausgleichs. Diese Verknüpfung gelingt in der Sozialen Marktwirtschaft, die sich unter den Herausforderungen insbesondere der Globalisierung freilich neu bewähren muss. Es wird eine Aufgabe der Politik sein, die Menschen stärker auf diesem Weg mitzunehmen. Dabei darf eine verantwortungsbewusste Politik nicht mehr versprechen als sie halten kann. Eine von Vorurteilen und Pauschalierungen genährte Politik, die einfache Lösungen für komplexe Sachverhalte anbietet, kann die Zukunft nicht gewinnen, worauf wir schon in unserem Aufruf zur Bundestagswahl hingewiesen haben. Neid zwischen gesellschaftlichen Schichten zu schüren, ist unverantwortlich. Ich kann mir angesichts dieser Herauforderungen deshalb auch nicht vorstellen, dass irgendein verantwortungsbewusster Politiker erwägt, dass der nächste deutsche Bundeskanzler mithilfe von Stimmen – und sei es in geheimer Wahl – ins Amt kommt, die sich für die extreme Position aussprechen, Veränderungen per se verhindern zu wollen.
Zur Zeit lassen sich kaum weitere Ausführungen machen.

2. Erklärung zur Entwicklung und Profil der Bundeswehr (1. Lesung)
Wir haben uns in erster Lesung mit dem Entwurf für eine Erklärung zur inneren Verfassung der Bundeswehr in Deutschland „Soldaten als Diener des Friedens. Welche Bundeswehr wollen wir?“ befasst. Der Katholische Militärbischof und die Deutsche Kommission Justitia et Pax haben diesen Text vorbereitet, der an unser Bischofswort „Gerechter Friede“ aus dem Jahr 2000 anknüpft. Wir beobachten, dass die Vielzahl von Auslands- und Kriseninterventionseinsätzen erhebliche Folgen für das Selbstverständnis des soldatischen Dienstes hat. Dies gilt aber auch für bisher tragende Konzepte wie „Innere Führung“ oder „Staatsbürger in Uniform“ letztlich auch für die Integration der Bundeswehr in die deutsche Gesellschaft. Deswegen wollen wir an wesentliche Kriterien erinnern, die bei der Debatte über die Wehrreform zu berücksichtigen sind und Perspektiven für eine Stärkung des Konzepts der „Inneren Führung“ aufzeigen. Eine abschließende Beratung in zweiter Lesung kann vielleicht Ende des Jahres oder zu Beginn des Jahres 2006 stattfinden.

3. Aktuelle Entwicklungen der Bistumspresse
Die Vollversammlung hat einen Bericht zur Kooperation im Rahmen der Verlagsgruppe Bistumspresse (VBP) zur Kenntnis genommen. Für die Kommunikation in den Diözesen ist die Bistumspresse als reichweitenstärkstes Medium von großer Bedeutung. Zur Sicherung der Kirchenzeitungen haben sich neun Verlage aus zwölf Bistümern zu einer Kooperation in der Verlagsgruppe Bistumspresse zusammengeschlossen. Das Verbreitungsgebiet der Verlagsgruppe Bistumspresse umfasst derzeit das Erzbistum Hamburg, die Bistümer Osnabrück, Hildesheim, Magdeburg, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz, Mainz, Fulda und Limburg. Hinzu kommen die Bistümer Aachen und Trier, die Teile aus dem Angebot der Verlagsgruppe Bistumspresse für ihre Zeitungen beziehen. Diese zwölf Bistümer repräsentieren flächenmäßig etwa die Hälfte des Bundesgebietes. Ihre Kirchenzeitungen stellen rund ein Viertel der Auflage der Bistumspresse in Deutschland. Unter Aufrechterhaltung des diözesanen Eigencharakters der Bistumszeitungen, die uns Bischöfen sehr wichtig ist, vollzieht sich die Kooperation auf verlegerischer und auf redaktioneller Ebene. Herausgeber der Bistumszeitungen sind nach wie vor die zuständigen Diözesanbischöfe. Der Kooperationsverbund, der erste positive publizistische Wirkungen zeigt, ist für weitere Verlage offen.

4. Kooperationen und Fusionen von Sozialunternehmen der Caritas
Die Vollversammlung hat sich mit der Frage von Kooperationen beziehungsweise Fusionen von sozialen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft beschäftigt. Die Verschärfung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzt auch katholische Träger von Einrichtungen und Diensten unter einen zunehmenden Handlungsdruck. Es ist eine Tendenz feststellbar, durch die Bildung größerer Einheiten Einsparungen, eine bessere Ressourcennutzung und Vorteile zentraler Steuerung zu erzielen. Aus bischöflicher Perspektive sind bei Kooperationen und Fusionen von sozialen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft in erster Linie die Auswirkungen auf den katholischen Charakter der Einrichtungen von Bedeutung. Insbesondere bei Fusionen mit nicht-katholischen Einrichtungen ist die Frage nach dem katholischen Profil zentral. Dieses Proprium macht sich nicht nur an ethischen Fragen fest, sondern berücksichtigt die Relevanz des Katholischen in allen Bereichen der Einrichtung.Die Vollversammlung hat Kooperationen und Fusionen zwischen sozialen Einrichtungen in katholischer Trägerschaft grundsätzlich begrüßt. Eine Arbeitsgruppe unserer Kommission für caritative Fragen unter Vorsitz von Weihbischof Theo Kettmann (Osnabrück) beschäftigt sich derzeit mit diesen Fragen. Die Fragen beziehen sich etwa auf die Zuordnung des neuen Trägers zur katholischen Kirche und auf ethische Grundlagen, zum Beispiel im Krankenhausbereich. Es geht weiterhin um die Sicherstellung des Rechts der katholischen Kirche bei Fusionen mit nicht-katholischen Partnern. Differenzierungen in Bezug auf die regionalen Situationen, die Fusionspartner und die Branchen, in denen die Einrichtungen tätig sind, dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden.Die Vollversammlung hat die Kommission XIII um die Weiterarbeit in dieser Arbeitsgruppe gebeten. Die Fragen bekommen eine immer größere Bedeutung.

V. Weltkirche

1. Jahresbericht der Deutschen Kommission Justitia et Pax Die Vollversammlung hat den Jahresbericht der Deutschen Kommission Justitia et Pax entgegengenommen, einer Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zur Förderung von Entwicklung, Frieden und Menschenrechten.Wir haben feststellen können: Der Dialog mit dem Deutschen Bundestag, mit der Bundesregierung und den Parteien konnte in der zurückliegenden Legislaturperiode des Parlaments vertieft werden. Ein Beispiel sind die Gespräche, die der Vorsitzende von Justitia et Pax, Bischof Reinhard Marx, mit den Außen- und Sicherheitspolitikern aller Bundestagsfraktionen geführt hat, um das Wort der deutschen Bischöfe „Gerechter Friede“ zu erläutern. Dabei kamen vor allem auch die aktuellen Krisen und Konflikte im Nahen Osten und in Afrika zur Sprache.

Die Umsetzung der UN-Millenniumsziele (Überwindung der weltweiten Armut), das Thema Religionsfreiheit und die Fragen von Gewalt und Religion bilden die inhaltlichen Schwerpunkte von Justitia et Pax in den kommenden Jahren.

Die Deutsche Kommission wird (am 24.09.2005) für einen Zeitraum von drei Jahren die Präsidentschaft der Europäischen Konferenz Justitia et Pax übernehmen. Weihbischof Leo Schwarz (Trier) wurde zu deren Präsidenten gewählt. Durch die Stärkung dieses europäischen Netzwerkes soll die kirchliche Zusammenarbeit beim Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden weltweit gestärkt werden. Dabei wird auch die intensive Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Rat Justitia et Pax gesucht.

Zwei Aufrufe der Deutschen Bischöfe zur Adveniat-Aktion 2005 und zur Aktion Dreikönigssingen 2006
Wir haben die Aufrufe zu den beiden Hilfsaktionen der Weihnachtszeit verabschiedet und in diesem Zusammenhang die gute Projektarbeit von Adveniat und dem Kindermissionswerk/Die Sternsinger gewürdigt.Wie in jedem Jahr stellt die Bischöfliche Aktion Adveniat ein Land Lateinamerikas in den Mittelpunkt ihrer Kampagne in der Advents- und Weihnachtszeit. Die diesjährige Aktion steht unter dem Leitwort „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht“ (Jes 9,1) und thematisiert die Situation der Armen in Brasilien. Sowohl in den Elendsvierteln der Großstädte als auch in den armen Landregionen ist es oft vor allem die Arbeit kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Armen und Entrechteten zu Mut, Hoffnung und Würde verhilft. Auch das Kindermissionswerk stellt ein Land Lateinamerikas in den Mittelpunkt des Dreikönigssingens 2006. Die Sternsinger werden bei der bundesweit größten Hilfsaktion von jungen Menschen für Kinder in Peru sammeln. Das Motto „Kinder schaffen was“ will daran erinnern, dass Kinderarbeit in vielen Ländern der Erde nicht nur traurige Realität ist, sondern bereits Kinder Verantwortung und Leistungsbereitschaft übernehmen.

3. Bericht der Migrationskommission
Ausführlich haben wir uns mit dem Bericht unserer Migrationskommission (XIV) befasst, den der Vorsitzende dieser Kommission, Weihbischof Dr. Josef Voß (Münster), vorgestellt hat. Das von der Deutschen Bischofskonferenz 2004 veröffentlichte Wort „Integration fördern - Zusammenleben gestalten“ hat im kirchlichen und im öffentlichen Bereich eine breite und intensive Resonanz gefunden. Im Blick auf die Entwicklung der Ausländerpolitik stellen wir fest, dass diese durch das neue Zuwanderungsgesetz und dessen praktische Umsetzung auf der Bundesebene und in den Ländern von restriktiven Tendenzen gekennzeichnet ist. Mit Sorge beobachtet die Kommission eine Verschärfung der Abschiebepraxis, die zum Teil Personen einbezieht, die seit langem in Deutschland leben und mit ihren Familien eine erhebliche Integrationsleistung erbracht haben. Die Härtefallkommissionen sind in einigen Bundesländern – auch unter Beteiligung kirchlicher Experten – um angemessene Lösungen für Problemfälle bemüht, andernorts aber ebenfalls zunehmend von einer restriktiven Grundhaltung geprägt. Die Migrationskommission ist mit einer gründlichen Aufarbeitung und einem Entwurf für eine Erklärung der Bischofskonferenz zu diesem Themenkomplex befasst.

Angesichts der schwieriger werdenden finanziellen Rahmenbedingungen in den Bistümern steht die Entwicklung der muttersprachlichen Gemeinden in Deutschland vor neuen Herausforderungen. Auf unserer letzten Vollversammlung hatte die Kommission Vorschläge zur Umstrukturierung und Gestaltung der notwendigen Sparmaßnahmen in diesem Seelsorgebereich vorgelegt, die jetzt von den Diözesen unter mittelfristiger Perspektive schrittweise umgesetzt werden. Zur Unterstützung der weiteren Entwicklung wird die Migrationskommission nun ein Planungsmuster erstellen.

Auch die Auslandsseelsorge für deutsche Katholiken im Ausland bleibt nicht unberührt von dem aktuellen und weiterhin zu erwartenden Rückgang der personellen und finanziellen Ressourcen.

VI. Liturgie

1. Revision der Einheitsübersetzung Erneut und ausführlich haben wir uns auch mit der seit langem geplanten Revision der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift befasst. Besondere Aktualität hat dieses Thema durch den am 7. September 2005 bekannt gegebenen Beschluss des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewonnen, sich nicht hieran zu beteiligen. Ich habe der Vollversammlung ausführlich über die Vorgänge berichtet.

Seit dem Jahre 1991 waren wir bestrebt, einen einvernehmlichen Weg für die Revision der gemeinsamen Bibel abzustecken. Dabei hat sich die Deutsche Bischofskonferenz immer wieder bemüht, auf die Bedenken und Wünsche der evangelischen Seite einzugehen. Ich kann auf meine umfangreiche Darstellung verweisen und brauche hier nichts zu wiederholen.

Angesichts der neuen Situation und der inzwischen entstandenen Dringlichkeit im Hinblick auf die Übersetzung des Missale Romanum 2002 und die Vorbereitung des neuen Gebet- und Gesangbuchs (GGB) haben wir jetzt die Revision zusammen mit den Bischofskonferenzen und Bischöfen des deutschen Sprachgebiets auf den Weg gebracht. Wir haben ein Leitungsgremium aus vier Bischöfen vereinbart (Erzbischof Dr. Alois Kothgasser SDB, Salzburg, Bischof Dr. Wilhelm Egger, Bozen-Brixen, Bischof Dr. Joachim Wanke, Erfurt, und Weihbischof Martin Gächter, Basel) und insgesamt ca. 50 Exegetinnen und Exegeten als Revisoren und Berater zur Mitarbeit eingeladen.

Die Aufgabenstellung der Revision, die in einem moderaten Rahmen erfolgen und keine Neuübersetzung hervorbringen soll, lässt sich folgendermaßen umreißen:
   (1) Überprüfung der Textgrundlage des Originals (textkritische Aktualisierung),
   (2) Revision der deutschen Übersetzung, insbesondere:
         a) Korrektur von fehlerhaften und zeitbedingten Übersetzungen,
         b) Eliminierung von Hinzufügungen, die über den Originaltext hinausgehen,
         c) Beseitigung von Auslassungen und Kürzungen bildhafter Ausdrücke, Phrasen etc. des Originaltexts,
   (3) Überprüfung der Einleitungen, der Gliederung und der Zwischenüberschriften, der Anmerkungen sowie der parallelen Vergleichsstellen.

Der Revisionsprozess wird am 9./10. Februar 2006 offiziell mit einer Auftaktveranstaltung aller Mitwirkenden in Würzburg eröffnet.

Trotz des bedauerlichen Rückzugs der EKD wollen wir die ökumenische Dimension einer solchen Übersetzung nicht außer Acht lassen, auch wenn sie nicht formell vereinbart ist. Dies auch deshalb, weil eine moderne Bibelwissenschaft ohne wechselseitigen Austausch und Kooperation zwischen katholischen und evangelischen Exegeten gar nicht denkbar ist.

2. Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch (GBB)
Als Vorsitzender der Unterkommission Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch (GGB) hat uns der Bischof von Würzburg einen Bericht über den Fortgang der Arbeit am GGB gegeben. Im Blick auf die Zuordnung von Stammteil und diözesanen Eigenteilen haben wir die von der Unterkommission vorgelegten Voten der beteiligten Bistümer des deutschen Sprachraums gewürdigt und uns dafür ausgesprochen, die diözesanen Eigenteile dem Stammteil des GGB anzufügen.

3. Revision des Deutschen Messbuchs
Der Vorsitzende der Liturgiekommission, Joachim Kardinal Meisner, hat uns einen weiteren Zwischenbericht über die Arbeit an der Revision des Deutschen Messbuchs auf der Grundlage des Missale Romanum 2002 gegeben. Nach einer Auftaktveranstaltung am 30./31.03.2005 in Bensberg haben die Arbeitsgruppen und Berater die Textarbeit aufgenommen. Anfang 2006 sollen die ersten Entwurfstexte den Bischöfen des deutschen Sprachgebiets zur Eingabe von Modi zugeleitet werden.

4. Entwurf der Rituale „Die Feier des Begräbnisses“
Wir haben uns mit dem Entwurf einer überarbeiteten Auflage für die liturgische Gestaltung der Feier des Begräbnisses (Rituale „Die Feier des Begräbnisses“) befasst. Wir werden diese Beratungen fortsetzen und voraussichtlich im Frühjahr 2006 zu Entscheidungen kommen, denen dann der Heilige Stuhl zustimmen muss. Wir werden später ausführlicher berichten.

VII. Bildung

1. Auswirkungen des Bologna-Prozesses auf das theologische Vollstudium (1. Lesung)
Im Zusammenhang mit dem so genannten Bologna-Prozess, der einen Europäischen Hochschulraum anzielt, haben wir in erster Lesung „Kirchliche Anforderungen an die Modularisierung des Studiums der Katholischen Theologie (Theologisches Vollstudium) im Rahmen des Bologna-Prozesses“ beraten. Ebenso wie die bereits im Jahr 2003 beschlossenen „Kirchlichen Anforderungen für die Lehramtstudiengänge“ sollen neue Vorgaben für den Diplomstudiengang es den Katholisch-Theologischen Fakultäten und Ausbildungsstätten ermöglichen, neue Studienangebote im Rahmen des Bologna-Prozesses zu entwickeln. Die von uns beratenen „Kirchlichen Anforderungen“ betreffen die Reform des Theologischen Vollstudiums, das insbesondere der Ausbildung der Priester und Pastoralreferenten dient. Durch die Reform soll eine breite theologische Grundlegung gewährleistet und das Studium – bei Wahrung der Fächerstruktur der Theologie – stärker interdisziplinär ausgerichtet werden. Da noch einige Fragen offen sind, die sich zum einen auf die praktische Durchführung des Theologiestudiums im Rahmen der Priesterausbildung beziehen und zum anderen die Gesamtordnung der theologischen Studien an den deutschen Hochschulen betreffen, werden wir unsere Beratungen fortsetzen. Wir hoffen, den Text auf der Frühjahrsvollversammlung Anfang März 2006 in zweiter Lesung verabschieden zu können.

2. Vereinbarung zur konfessionellen Kooperation im Religionsunterricht in Baden-Württemberg – Zwischenbericht
Die Vereinbarung zur konfessionellen Kooperation im Religionsunterricht in Baden-Württemberg vom März dieses Jahres hat die Deutsche Bischofskonferenz zum Anlass genommen, den konfessionellen Religionsunterricht erneut in den Blick zu nehmen. Die Bischöfliche Kommission für Erziehung und Schule (VII) wird gemeinsam mit weiteren Fachleuten die bestehenden Vereinbarungen zur Einrichtung gemischt-konfessioneller Lerngruppen unter rechtlichen, theologischen und religionspädagogischen Aspekten prüfen. Eine weitere Aufgabe wird sein, Kriterien zur Auswertung der baden-württembergischen Vereinbarung zu entwickeln. Dabei sollen auch Aspekte berücksichtigt werden, die über das Bundesland Baden-Württemberg hinausgehen.

VIII. Personalien

1. Deutsche Bischofskonferenz
Die Vollversammlung hat den Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.

Zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz wurde der Bischof von Aachen, Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff, für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren gewählt.
Pater Dr. Hans Langendörfer SJ wurde für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren zum Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.
Zum Stellvertreter des Sekretärs der Deutschen Bischofskonferenz wurde Dr. Rainer Ilgner für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren gewählt.
Ebenfalls für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren (ab 01.02.2006) wurden Prälat Dr. Karl Jüsten zum Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe - Katholisches Büro in Berlin und Heiner Lendermann zu seinem Stellvertreter gewählt.

2. Weitere Personalien
Als Vertreter der Katholischen Kirche im Hörfunkrat des DeutschlandRadios für die vierte Amtsperiode vom 01.03.2006 bis Februar 2010 haben wir den Sekretär der Publizistischen Kommission, Dr. Matthias Meyer, ernannt.
Zum Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für den privaten Fernsehsender RTL wurde Pfarrer Dietmar Heeg (Viernheim/Frankfurt) für den Zeitraum vom 01.10.2005 bis 30.09.2007 berufen.Die Vollversammlung hat Professor Dr. Theodor Hanf (Freiburg) für weitere fünf Jahre (01.01.2006 bis 31.12.2010) zum Vorsitzenden des Misereor-Beirates berufen. Die Amtszeit des Vorsitzenden wird damit der Amtszeit der übrigen Beirats-Mitglieder angeglichen.

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