| Pressemeldung | Nr. 079
Sechste internationale Konferenz der Santa Marta Gruppe
In der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften im Vatikan ist heute (19. Mai 2022) die sechste internationale Konferenz der Santa Marta Gruppe beendet worden. Verantwortliche aus Kirche, Strafverfolgungsbehörden und Zivilgesellschaft tauschten sich über Erfahrungen und Strategien im Kampf gegen Menschenhandel und „moderne Sklaverei“ aus. Im Fokus der Tagung, die zum Neustart nach der pandemiebedingten Unterbrechung noch mit einem reduzierten Teilnehmerkreis stattfinden musste, standen die Wege und Methoden, um „von der Absicht, Menschenhandel zu bekämpfen, zum Handeln“ (so der Titel der Tagung) zu kommen.
Die Santa Marta Gruppe ist eine Kooperation von hochrangigen kirchlichen Vertretern und Organisationen, Polizeibeamten aus über 30 Ländern sowie weiteren staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen, die sich seit 2014 auf Einladung von Papst Franziskus und auf Initiative der Bischofskonferenz von England und Wales zweijährlich im Vatikan getroffen haben. Ziel der Gruppe ist es, „gemeinsame und effektive Strategien“ von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren gegen den Handel mit und die Ausbeutung von Menschen zu entwickeln. An der heute zu Ende gegangenen Konferenz nahmen aus Deutschland unter anderen Weihbischof Ansgar Puff (Köln), der die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz vertrat, und Helga Gayer, Leiterin des Menschenhandelsreferats im Bundeskriminalamt und zugleich Präsidentin der Expertengruppe gegen Menschenhandel des Europarates (GRETA), teil. Vorsitzender der Santa Marta Gruppe ist Kardinal Vincent Nichols (Westminster), der als Vorsitzender der Bischofskonferenz von England und Wales auch zu den Gründern der Gruppe gehört.
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Anhand von zahlreichen Berichten aus verschiedenen Kontinenten wurde deutlich, dass die sehr unterschiedlichen lokalen Strategien zur Prävention und Bekämpfung des Menschenhandels von Kooperation und Austausch erheblich profitieren. Die Deutsche Bischofskonferenz richtete im Februar 2022 die erste Europäische Konferenz der Santa Marta Gruppe aus, bei der ein Aktionsplan gegen Menschenhandel diskutiert und entwickelt wurde. Weihbischof Puff stellte diesen Plan auf der Konferenz vor. Er enthält neun wesentliche Punkte zur Bekämpfung der Verbrechen, die je nach nationaler und individueller Ausgangslage zur eigenen Weiterarbeit angepasst und übernommen werden können. Der Weihbischof betonte in seiner Einführung: „Der Aktionsplan ist ein Appell an Handelnde in der Kirche, aber auch an andere Akteure, es nicht bei Erklärungen zu belassen, sondern tatsächlich aktiv zu werden im Kampf gegen den Menschenhandel. Die katholische Arbeitsgruppe gegen Menschenhandel hat bei uns in Deutschland schon gezeigt, wie wichtig Netzwerke sind.“
„Unsere Netzwerke helfen gegen kriminelle Netzwerke“, so Weihbischof Puff weiter. „Als katholische Kirche haben wir ein riesiges, weltweites Netzwerk an Organisationen, Institutionen, Gemeinden und Schulen. Wenn wir dort über Menschenhandel aufklären und unsere Einrichtungen bewusster handeln, macht dies einen großen Unterschied für viele Menschen.“
Mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten während der Konferenz die Notwendigkeit grenzüberschreitender und multidisziplinärer Vernetzung, um die organisierte Kriminalität rund um den Menschenhandel und die damit verbundenen Finanzströme aufzudecken. Bei der Konferenz in Rom wurde deshalb angeregt, dass der Finanzsektor als Partner gewonnen werden sollte, um Gewinne aus Ausbeutung und Menschenhandel zu identifizieren und zu konfiszieren. Ebenso wurde die Bedeutung der Überprüfung des eigenen kirchlichen Einkaufs- und Auftragsverhaltens für die Bekämpfung des Menschenhandels hervorgehoben.
„Papst Franziskus würdigt immer wieder den Anteil der Migranten an der wirtschaftlichen Entwicklung, dieser muss aber auf menschenwürdiger und gerecht bezahlter Arbeit beruhen, nicht auf Formen von Sklaverei und Ausbeutung“, unterstrich Weihbischof Puff.
Hintergrund
Papst Franziskus hat die Bekämpfung der Sklaverei und des Menschenhandels zu einem Schwerpunkt seines Pontifikats gemacht. So sind 2019 die Pastoralen Orientierungen zum Menschenhandel des vatikanischen Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen erschienen, die wertvolle Hilfen für die internationale Arbeit in diesem Bereich liefern.
Katholische Organisationen, die sich in Deutschland im Kampf gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich im Jahr 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der „Arbeitsgruppe Menschenhandel“ zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind in der Arbeitsgruppe der Deutsche Caritasverband, die Deutsche Kommission Justitia et Pax, das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, die Frauenrechtsorganisation Solwodi, das Fraueninformationszentrum Stuttgart und der Jesuiten-Flüchtlingsdienst vertreten.