| Pressemeldung | Nr. 126

Bischof Bätzing: Kirche muss ihr Verhältnis zur Welt bedenken

„An der Schwelle zu einer neuen welt- und glaubensgeschichtlichen Ära“

© Deutsche Bischofskonferenz/Kopp
Ludgerus-Feierlichkeiten am 4. September 2022 in Essen-Werden

„Ökologische, geopolitische, gesellschaftliche und innerkirchliche Entwicklungen haben in einer Weise an Brisanz gewonnen, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann: Wir sind dabei, die Schwelle zu einer neuen welt- und glaubensgeschichtlichen Ära zu überschreiten.“ Diese Auffassung hat heute (4. September 2022) der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, in seiner Predigt anlässlich der Ludgerus-Feierlichkeiten in Essen-Werden vertreten. Er rief zur „gegenseitigen Veränderung“ von Kultur und Kirche auf, so wie sie „geschichtlich bezeugt“ sei. Der Dialog mit der Gegenwart sei unumgänglich, um „Menschen von heute für das Evangelium Jesu Christi zu gewinnen“ und die Möglichkeit zu haben, die Gegenwartskultur „kritisch verändernd“ zu durchdringen.

Gerade in Zeiten des Wandels, wie ihn Bischof Bätzing in allen Lebensbereichen benennt, suchen Menschen nach Orientierung: an gleichbleibenden Strukturen oder an der aktiven Gestaltung der Zukunft. Bischof Bätzing sieht in dieser Zeit Ähnlichkeiten zur Lebens- und Glaubenswelt der hl. Liudgers: auch dieser lebte in einer Zeit großer weltpolitischer und gesellschaftlicher Umbrüche (8. Jahrhundert). Nach dem Untergang des Römischen Reichs und in der Zeit der Völkerwanderung habe sich die Kirche einer neuen Kultur und Lebensrealität gegenübergesehen. Missionare wie Liudger hätten den Germanen ganz neue Religionsvorstellungen gebracht, die ihre Kultur nachhaltig veränderte und entgegengesetzte Vorstellungen verschwinden ließen. Aber sie knüpften auch an der Kultur an, indem sie Bräuche christlich umdeuteten und bestimmte Aspekte der Theologie mehr betonten als andere, wie etwa das Kreuz einem German mehr als Siegessymbol verständlich ist als die paulinische Deutung von der „Torheit des Kreuzes“. Dadurch habe sich Kirche verändert, „nicht bloß in äußeren Formen, auch durch die Entwicklung ihrer Lehre“, so Bischof Bätzing. Diese Erkenntnis, dass die Kirche sich immer im Kontakt mit der Gegenwartskultur verändert hat, könne man nicht leugnen.

Bischof Bätzing fügte mit Blick auf die gegenwärtige Zeit und den Übergang in eine neue Ära des gelebten Glaubens und seiner kirchlich geformten Prägung hinzu: „Die christliche Missionsbewegung hätte ihr Veränderungspotenzial kaum zur Geltung bringen können, wenn sie nicht auf die Kultur zugegangen wäre, die sie zu re¬volutionieren antrat. Wie kommen dann aber durchaus kluge Köpfe heutzutage zu der völlig ungeschichtlichen Behauptung, die Kirche habe keine Vollmacht, ihre Lehre in der Auseinandersetzung mit der Gegenwartskultur und ihren Prägungen zu verändern, denn dies bedeute Treulosigkeit gegenüber Christus und seinem Evangelium?“ Er sei hier anderer Meinung, so Bischof Bätzing, gerade auch angesichts des Ringens um Veränderungen im Synodalen Weg: „Die Weigerung der Kirche, ihr Verhältnis zur Welt zu bedenken, bedeutet nicht Treue zur apostolisch grundlegenden Vergangenheit, sondern sie verrät damit ihre geschichtlich bezeugte stete Durchdringung von Kirche und Welt, die durch ihre gegenseitige Veränderung zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte der Kirche geworden ist. Wer sich heute dem Dialog mit der Gegenwart entzieht, ja, ihn programmatisch zurückweist, der verliert jegliche Möglichkeit, die Gegenwartskultur auch kritisch verändernd zu durchdringen und Menschen von heute für das Evangelium Jesu Christi zu gewinnen.“ Insofern müsse die Frage gestellt werden,  was zum Kern der Wahrheit des Christentums gehöre und ob nicht möglicherweise bestimmte Aspekte der Lehre die Wirksamkeit der Wahrheit des Glaubens eher belasteten und behinderten, obwohl sie keineswegs zu den Grundlagen des christlichen Glaubens zählten.

Es ist daher entscheidend, resümiert Bischof Bätzing, den Kern der christlichen Überzeugung zu wahren, die Auferstehung und alles, was sich daraus in notwendigerweise ableite, und diesen in die Mitte der Menschen zu tragen, damit „unsere Kultur nicht in irdischer Armseligkeit versinkt“.


Hinweis:

Die Predigt von Bischof Dr. Georg Bätzing ist unterstehend als pdf-Datei verfügbar.

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