| Pressemeldung

Presseverlautbarung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zur Veröffentlichung der Enzyklika von Papst Johannes Paul II. "Ecclesia de Eucharistia" am Gründonnerstag, 17. April 2003

Papst Johannes Paul II. hat erwartungsgemäß zum Gründonnerstag d. J. das angekündigte Weltrundschreiben (Enzyklika) über die Eucharistie und ihren Bezug zur Kirche im Umfang von ungefähr 60 Seiten mit über 100 Anmerkungen, die viele Zeugnisse und Hinweise enthalten, veröffentlicht. Der Papst wird seine 14. Enzyklika während des Gründonnerstagsgottesdienstes im Petersdom in Rom unterzeichnen. Sie ersetzt auch den sonst an diesem Tag vom Papst an die Priester in aller Welt gerichteten Brief. Das an manchen Stellen sehr persönlich gehaltene Schreiben sieht der Papst selbst im Zusammenhang seines in diesem Jahr 25 Jahre währenden Petrusdienstes und auch im Kontext seiner Priester- und Bischofsweihe im Jahr 1946 bzw. 1958.
Das Hauptthema des Schreibens stellt den wechselseitigen Zusammenhang zwischen Kirche und Eucharistie dar. Die Grundaussage lautet immer wieder, dass die Eucharistie die kirchliche Gemeinschaft aufbaut, zu ihr immer tiefer hinführt und die Mitte des Wachstumsprozesses der Kirche ist. Dies wird in vielen Ausführungen und nach allen Seiten hin sowohl von der Kirche wie von der Eucharistie her beleuchtet. Dabei gibt es theologische Grundsatzüberlegungen, meditative Passagen und auch Hinweise zur pastoralen Situation und Bedeutung der Eucharistie. Dies ist besonders auch im Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil und die Erneuerung des Gottesdienstes gesagt. "Ohne Zweifel war die Liturgiereform des Konzils von großem Gewinn für eine bewusstere, aktivere und fruchtbarere Teilnahme der Gläubigen am heiligen Opfer des Altars ... Leider fehlt neben diesem Licht nicht der Schatten ... Die Eucharistie ist (jedoch) ein zu großes Gut, um Zweideutigkeiten und Minimalisierungen zu dulden." (Nr. 10) Der Papst möchte wieder die Ehrfurcht, das Staunen und den Dank für das Geschenk der Eucharistie in der Kirche erneuern und kündigt zugleich ein Dokument des Hl. Stuhls mit konkreten Empfehlungen für ein angemessenes Verhalten an (Nr. 52). Dabei steht auch die Erneuerung der Beichte im Mittelpunkt.
Der Text steht in einem weiten ökumenischen Horizont, aber er ist zuerst eine Aussage für die katholische Kirche. Die Enzyklika betont das umfassende Verständnis der Eucharistie in Ost und West. Wertvolle und eindrucksvolle Zeugnisse gerade auch aus dem Orient vertiefen das Gesagte und zeugen vom gemeinsamen Glauben mit den Ostkirchen. Die überaus starke Betonung der endzeitlichen Ausrichtung der Eucharistie und der Beziehung zwischen Eucharistie und Geist ist ein weiterer Beleg dafür. Aber der intensiv aufgezeigte Zusammenhang zwischen der Eucharistie und dem Glauben an das ewige Leben verdunkelt nicht ihre tiefe Bedeutung für die Geschichte und den Alltag. "Es ist ihre Aufgabe, mit dem Licht des Evangeliums zum Aufbau einer Welt nach dem Maßstab des Menschen und im vollkommenen Einklang mit dem Plan Gottes beizutragen." (Nr. 20) Der Papst wird in dieser Hinsicht sehr deutlich, wenn er die Weltverantwortung der Eucharistie mahnend hervorhebt: "Und was soll man von den tausend Widersprüchen einer ,globalisierten' Welt halten, in der die Schwächsten, die Kleinsten und die Ärmsten scheinbar wenig zu erhoffen haben? Gerade in dieser Welt muss die christliche Hoffnung ausstrahlen. Auch deshalb wollte der Herr in der Eucharistie bei uns bleiben." (Nr. 20)
Der Papst nimmt nichts zurück vom ökumenischen Engagement der katholischen Kirche, ja er verstärkt es. Immer wieder zitiert er seine große Ökumene-Enzyklika aus dem Jahr 1995 "Ut unum sint". Er möchte das Feuer der ökumenischen Hoffnung auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirche nicht mindern, wenn er im Blick auf eine Gemeinschaft aller Christen beim Herrenmahl vor einem übereilten Vorgehen warnt und die geltenden Bestimmungen des Kirchlichen Rechtsbuches und des Ökumenischen Direktoriums in Erinnerung ruft (vgl. Nr. 43-46). Er übt größte Zurückhaltung im Blick auf jede Form von so etwas wie Interkommunion, solange die sichtbaren Bande der kirchlichen Gemeinschaft nicht vollständig geknüpft sind. Im Blick auf den Einzelnen weiß er aber auch um das seelsorgliche Gewicht "eines schwerwiegenden geistlichen Bedürfnisses im Hinblick auf das ewige Heil einzelner Gläubiger" (Nr. 45). Immer wieder wird deutlich gemacht, dass es "zur Zeit" (Nr. 30) vor allem wegen des Fehlens der apostolischen Sukzession des bischöflichen Amtes keine Anerkennung der Ämter in den reformatorischen Kirchen geben kann (vgl. Nr. 30 mit Berufung auf das Ökumenismus-Dekret, Nr. 22 und auch Nr. 27-30, 45-46). Der Papst weiß um den Schmerz der deswegen unter den Christen vorherrscht. Aber er bittet inständig, deswegen in der Hoffnung auf die Einheit der Kirche nicht nachzulassen. "Der Weg zur vollen Einheit kann nicht anders beschritten werden als in der Wahrheit." (Nr. 44)
Der Papst sagt damit nichts Neues. Er möchte es jedoch an der notwendigen Klarheit nicht fehlen lassen. Er vermeidet dabei jede Schärfe. Er möchte auch, dass die Kirchen insgesamt, besonders aber die katholische Kirche selbst, in der Achtung und Würde gegenüber der Eucharistie wieder erstarkt. Dies ist nur möglich, wenn Missbräuche, Zweideutigkeiten und Instrumentalisierungen dieses höchsten Geheimnisses vermieden werden können.
Diese Zurückhaltung kann nur für den ersten Augenblick enttäuschen. Sie stellt freilich zugleich eine große Herausforderung für die Theologie und das Miteinander der Christen dar. Es ist vieles schon möglich und notwendig im Leben und Zeugnis der Christen untereinander. Zum Erreichen des letzten großen Zieles in der Gemeinschaft am Tisch des Herrn brauchen wir jedoch nicht nur mehr Zeit, sondern auch die Überwindung mancher großer Hindernisse. Es ist gut, dass wir dies nun vor dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin Ende Mai 2003 von beiden großen Kirchen nochmals wissen. So können wir - übrigens bei aller Verschiedenheit nicht ohne grundlegende Ähnlichkeit mit der Orientierungshilfe "Das Abendmahl" der Evangelischen Kirche in Deutschland vom Januar 2003 - mutig auf das zugehen, was uns hier und jetzt möglich ist: beim gemeinsamen Lesen der Bibel und in der Besinnung auf sie, im größeren Zeugnis von der Menschenfreundlichkeit des Evangeliums in unserer Gesellschaft und in der ganzen Welt, in der Sorge um die Armen, in einem gemeinsamen missionarischen Aufbruch zur Neu-Evangelisierung vor allem Europas und im vielfältigen gemeinsamen Gebet. Wenn wir dies miteinander tun, wachsen wir gemeinsam in Richtung der Einheit am Tisch des Herrn.
Die deutschen Bischöfe danken Papst Johannes Paul II. für dieses Wort theologischer Klärung, spiritueller Ermutigung und ökumenischer Wegweisung. Das Gespräch muss nun noch intensiver werden. In der Lehre und Praxis der Eucharistie, zu der ganz wesentlich die Gemeinschaft im Herrenmahl gehört, kann man sich nur über einen gelungenen und darum verlässlichen Konsens freuen.

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