| Pressemeldung | Nr. 196

100 Jahre medmissio – Institut für Gesundheit weltweit

Bischof Meier: „Die globale Gesundheit ist nicht allein eine medizinische Frage“

Das am 3. Dezember 1922 in Würzburg gegründete Missionsärztliche Institut mit dem heutigen Namen „medmissio – Institut für Gesundheit weltweit“ begeht heute sein 100-jähriges Jubiläum. Damals riefen Missionsvereine und missionierende Orden das Institut ins Leben, um eine „fachgemäße Ausbildung und missionarische Vorbereitung katholischer Ärzte und Ärztinnen sowie Studenten und Studentinnen der Medizin“ zu gewährleisten. In Deutschland ist medmissio die einzige katholische Fachstelle für Gesundheit in der Einen Welt. Rund 300 Missionsärztinnen und -ärzte sowie Krankenschwestern, Hebammen und andere Gesundheitsexperten haben seit der Gründung in Afrika, Asien und Lateinamerika unter anderem Krankenhäuser aufgebaut, Fachpersonal geschult und Patienten behandelt. Zu den Aufgaben von medmissio gehören neben der Beratung von Organisationen und Kliniken die Bekämpfung und Erforschung tropischer Armutserkrankungen sowie Kurse für medizinisches Fachpersonal in Deutschland sowie im globalen Süden. Das Institut versteht sich außerdem als politischer Anwalt für eine bessere medizinische Versorgung der Menschen auf der Südhalbkugel.

Anlässlich des Festaktes zum 100-jährigen Bestehen würdigte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), in einer Ansprache die Leistung von medmissio, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter damals wie heute mutige Geschwister im Glauben seien, „die sich aufopferungsvoll dem Dienst an den Armen widmeten und stets ihrer Mission treu blieben. Sie ragen bis in unsere Zeit als Missionare der Nächstenliebe heraus.“ Bischof Meier erinnerte an den Dienst mit den Kranken als Verpflichtung der Kirche. „Im Laufe der Geschichte hatte die Hilfe für Erkrankte immer einen festen Ort im Wirken der Kirche.“. Das gelte durch alle Jahrhunderte, aber auch für die Gegenwart. So sei es während der Corona-Pandemie die Kirche gewesen, die „nicht zuletzt durch das mutige Engagement vieler Missionare und Ordensleute weltweit, die sich freiwillig und oftmals ungeimpft um die Infizierten kümmerten, den Kranken zur Seite gestanden hat.“

Bischof Meier fügte hinzu: „Die Covid-19-Pandemie zeigte uns aber vor allem, wie verletzlich die Menschheit ist und wie viel zu ihrem Schutz getan werden muss. Die globale Gesundheit ist nicht allein eine medizinische Frage, sie ist vielmehr von verschiedenen sozialen und politischen Faktoren abhängig, die die Lebensqualität des Einzelnen und der Gemeinschaften beeinflussen.“ Gesundheit sei ein allgemeines Gut, das nur allzu zerbrechlich ist: „Die Sorge um die eigene Gesundheit und um die Gesundheit der anderen ist deswegen eine dringende Notwendigkeit. Neben dem Engagement Einzelner erfordert sie effektive systemische und strukturelle Rahmenbedingungen.“

In seiner Ansprache erinnerte Bischof Meier auch an den spezifischen Beitrag der Kirche zur globalen Gesundheit. „Katholische Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge weisen durch ihr christliches Menschenbild über die oftmals geforderte Effizienz von Gesundheitseinrichtungen hinaus. Unser Verständnis vom Menschen, gepaart mit den Einsichten der katholischen Soziallehre, kann deshalb die Arbeit im Feld der globalen Gesundheit in besonderer Weise stärken: Die Berufung zur Nächstenliebe, Sinn und Verantwortung für die Mitmenschen gehören zum Wesenskern der christlichen Vorstellung eines guten Lebens. Uns ist bewusst, dass jeder Mensch als Person einmalig ist und eine ihm von Gott gegebene, unantastbare Würde besitzt. Daraus ergibt sich die Verpflichtung, menschliches Leben vom Anfang bis zum Ende, von der Empfängnis bis zum Tod zu achten, zu schützen und wo Not ist, helfend zu begleiten“, so Bischof Meier.

Als weiteren Aspekt nannte er die Option für die Armen, da die globalen Ressourcen der Gesundheitsversorgung nicht auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt seien. Die Sorge um die Armen sei der Kirche – auch mit Blick auf die Gesundheitsversorgung – aufgetragen. „Armut hat viele Facetten, doch stets geht es darum, dass Menschen gezwungen werden, in menschenunwürdigen Verhältnissen zu leben. Diese Ungerechtigkeit widerspricht zutiefst dem Willen Gottes und der befreienden Botschaft des Evangeliums. Gerade als Kirche ist es uns deswegen aufgetragen, Anwältin der Armen zu sein. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass diejenigen Menschen, die die größten Hindernisse haben, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen, zu primären Adressaten globaler Gesundheitsstrategien werden“, so Bischof Meier. Die Kirche beteilige sich daher am Dialog mit den internationalen Organisationen und Vertretern der globalen Gesundheit, um ihre Vorstellung von Menschenrechten und einem Leben in Würde in Gesundheitsfragen stärker zur Sprache zu bringen. Bischof Meier fügte hinzu: „Ein umfassendes Verständnis der Werke der Barmherzigkeit kann daher ein Prüfstein für den Dienst der Kirche an der globalen Gesundheit sein und die Basis eines gemeinschaftlichen Engagements bedeuten. Dort, wo das gegenseitige Interesse an der Verbesserung der globalen Gesundheit zu gemeinsamen Lösungen führen kann, sollte sich die Kirche deshalb stärker mit ihrem Erfahrungsschatz in der Gesundheitsfürsorge in die Debatten der globalen Gesundheit einbringen.“
 

Hinweis:

Die Ansprache von Bischof Dr. Bertram Meier beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen von „medmissio“ finden Sie untenstehend als PDF-Datei zum Herunterladen.

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