| Aktuelle Meldung | Nr. 009

Antwortmail von Bischof Dr. Georg Bätzing auf das zweite Schreiben von Erzbischof Samuel J. Aquila (Denver, Colorado – USA) zum Synodalen Weg

Wir dokumentieren die Antwortmail von Bischof Dr. Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, vom 5. Mai 2022 an Erzbischof Samuel J. Aquila (Denver, Colorado – USA) auf dessen zweiten Brief vom 3. Mai 2022:


Sehr geehrter, lieber Herr Erzbischof Aquila,

für Ihre persönliche Replik auf mein Antwortschreiben an den von mehr als 70 Bischöfen unterzeichneten Brief danke ich Ihnen.

Der untenstehende Mail, mit der Sie mir Ihren Brief zusenden, macht ja deutlich, dass ich nicht der alleinige Adressat Ihres Schreibens bin. „The reply will become public soon“, zeigt ja an, dass es sich wiederum um einen offenen Brief handelt, der insbesondere die Kritiker des Synodalen Weges in der Kirche erreichen und sammeln will. Das ist Ihr gutes Recht. Bitte haben Sie aber auch Verständnis dafür, dass ich nicht mehr weiter auf solche offenen Briefe antworten werde. Dass ich es beim ersten Mal getan habe, ist dem Respekt Ihnen und den Mitbrüdern gegenüber geschuldet. Aber Sie wissen auch, dass es der üblichen Gepflogenheit entspricht, offene Briefe unbeantwortet zu lassen.
 
Mittlerweile habe ich auch erfahren, dass unter den gesammelten Unterzeichnern des ersten Schreibens auch solche waren, die über den wirklichen Diskussionsprozess des Synodalen Weges ausgesprochen uninformiert waren. Und auch nach geraumer Zeit hatten sie keine Kenntnis darüber, dass und wie ich ausführlich geantwortet habe. Dies zeigt: Sie haben meine Antwort nicht auch nur annähernd auf ähnlichen Wegen öffentlich zugänglich gemacht wie Ihren eigenen Brief. Auch das ist Ihr gutes Recht, lässt aber Ihr Vorgehen doch einigermaßen fragwürdig erscheinen.

Ich will nur auf einen Punkt Ihrer Argumentation im aktuellen Schreiben eingehen. Aufgrund von intensiven Gesprächen mit Betroffenen und intensiven wissenschaftlichen Studien zum Geschehen des Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen durch Kleriker in unserem Land mussten wir schmerzlich akzeptieren, dass es mehrdimensionale systemische Faktoren in der Katholischen Kirche sind, die Missbrauch begünstigen. Diese aufzudecken und nach allen Kräften zu überwinden, das ist der Ausgangspunkt des Synodalen Weges in Deutschland, und er schlägt sich in den vier vorrangig zu bearbeitenden Themenfeldern nieder. Dagegen ist Ihre Argumentation, Bischöfe haben Fehler im Umgang mit Missbrauch gemacht, und anstatt die Verantwortung dafür zu übernehmen, wollen sie nun in Deutschland die kirchliche Lehre grundlegend infrage stellen, ist aus meiner bescheidenen Erkenntnis erschreckend einlinig und wird leider der komplexen Realität der Missbrauch begünstigenden Strukturen in der Katholischen Kirche bei weitem nicht gerecht. Ich bin aber froh und weiß es zu schätzen, dass Ihre Meinung auch in der Kirche in den Vereinigten Staaten längst nicht von allen Gläubigen und Bischöfen geteilt wird. Dies wird mir immer wieder deutlich signalisiert. Unsere Kirche braucht Veränderung, um treu ihre Sendung wahrzunehmen und das kostbare Evangelium von Jesus Christus zu den Menschen unserer Zeit zu tragen. Und die drängende Veränderung schließt auch die Notwendigkeit ein, die kirchliche Lehre weiterzuentwickeln. Dies ist meine Überzeugung.

Dennoch nehme ich Ihre Einwände ernst, denn sie zeigen Besorgnis an und zugleich, dass wir auch in der katholischen Kirche weltweit in einer durch und durch pluralen Situation unterschiedlicher gesellschaftlicher Lebenswelten und theologischen Einschätzungen leben. Diese bedürfen des Austauschs, des kritischen Dialogs und einer neuen Verständigung miteinander, selbstverständlich auf der Grundlage dessen, was zum offenbarten unveränderbaren Glaubensgut der Kirche gehört. Darum bin ich so außerordentlich dankbar für die offene Weise, in der Papst Franziskus die Weltsynode über Synodalität angelegt hat. Alle sollen sich beteiligen, zu Wort kommen und ihre Sichtweisen einbringen können. Das ist ein großartiger Ansatz, den wir aus Deutschland sehr unterstützen.

Wenn ich nun nicht mehr weiter in die schriftliche Diskussion mit Ihnen einsteigen kann, so mache ich doch darauf aufmerksam, dass unsere Synodalversammlungen auch künftig medienöffentlich sind und gestreamt werden, also von allen mitverfolgt werden können. Und um der Transparenz und auch der kritischen Begleitung willen stellen wir unsere Beschlussvorlagen und beschlossenen Text öffentlich zur Verfügung.
 
Indem ich Ihnen nochmals danke verbinde ich den Wunsch, die österliche Zuversicht möge in Ihnen fortdauern: Der Herr ist wahrhaft auferstanden, halleluja.

In Verbundenheit,

Ihr
 + Georg Bätzing

 

Hinweis:

Wir dokumentieren die Antwortmail im Wortlaut untenstehend auch als pdf-Datei. Ebenfalls eine englische Fassung der Mail ist unterstehend als pdf-Datei verfügbar.

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