| Pressemeldung | Nr. 175
Bischofssynode in Rom endet mit dem Aufruf des Papstes, die Diskussion um Ehe und Familie in der Ortskirche weiterzuführen
Zum Abschluss der Bischofssynode in Rom zum Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, eine positive Bilanz gezogen. „Wir haben eine spannende Synode erlebt mit einer offenen und freimütigen Diskussion. Dabei sind unterschiedliche Positionen hervorgetreten und Schwierigkeiten gerade im weltkirchlichen Kontext wurden nicht verschwiegen. Gleichzeitig konnten aber auch Chancen und Herausforderungen debattiert werden. Das hat auch das Abschlussdokument der Bischofssynode gezeigt. Am Ende steht für mich fest: Der synodale Weg geht weiter!“
Die Synode habe gezeigt, dass die Kirche mit den Menschen und was sie bewege im Gespräch bleiben müsse: „Dabei haben wir die Verpflichtung, das Evangelium zu verkünden und nicht uns selbst zu zitieren. In den Monaten nach der jetzigen Synode bis zur Bischofssynode im kommenden Jahr wird es darum gehen, welche Wege wir in den Ortskirchen entwickeln können, die die Lehre der Kirche und die pastorale und familiäre Situation der Menschen zusammenbringen. Es geht darum – wie es im Abschlussdokument der Synode heißt – ‚neue Wege‘ zu finden in Theorie und Praxis. Wir sind als Bischöfe dazu im Dialog bereit. Da gibt es keine Denk- und Sprechverbote. Ich hoffe auf eine intensive Debatte in unseren Bistümern, Pfarreien und Verbänden“, so Kardinal Marx. Die Bischofskonferenz habe auf ihrer Herbst-Vollversammlung einen entsprechenden Weg beschlossen, der die Familienpastoral stärken soll: „Dieser Prozess dient zur Vorbereitung eines bischöflichen Wortes zu Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz. Es soll beispielsweise mit einem Hearing und weiteren Impulsen zu einer vertieften Auseinandersetzung der Thematik führen.“
Kardinal Marx hob noch einmal hervor, dass sich die deutschen Bischöfe seit langem mit der Frage befassen, auf welche Weise die Ehe- und Familienpastoral in Treue zur kirchlichen Lehre gestaltet werden und die Zeichen der Zeit aufnehmen kann: „Wir stellen eine nach wie vor ungebrochene, teilweise sogar gestiegene Wertschätzung des Lebens in verbindlicher Partnerschaft und Familie fest. Andererseits begegnen wir selbst im engeren Kreis der engagierten Katholiken großem Unverständnis gegenüber kirchlichen Lehraussagen mit Blick auf die Familie. Auch das ist auf der Bischofssynode in vielfachen Facetten deutlich geworden. Wir müssen jetzt in dem vor uns liegenden Jahr an diesen Themen weiterarbeiten, um noch konkretere Antworten zu entwickeln, die der Papst in seiner Schlussansprache erbeten hat.“ Kardinal Marx betonte, dass es notwendig sei – und das habe die Synode gezeigt –, „in den Fragen von Sexualität, Ehe und Familie wieder sprachfähig zu werden. Wir haben als Bischofskonferenz bereits Initiativen zur Ehepastoral ins Leben gerufen, die das bislang schon starke Engagement in diesem Bereich profilieren soll. Die Bischofssynode in Rom hat den Blick geweitet auf das ganze Feld der Pastoral im Bereich von Ehe und Familie“.
Die Deutsche Bischofskonferenz wolle deshalb die pastorale Begleitung von Gläubigen, deren Ehe zerbrochen ist und die eine neue Verbindung eingegangen sind, intensivieren. „Wie alle Gläubigen müssen auch sie die Kirche als Heimat erfahren und aktiv an ihrem Leben teilnehmen können. Sie dürfen sich nicht als Christen zweiter Klasse fühlen! Eine wichtige Aufgabe ist es, ihnen zu helfen, das Zerbrechen ihrer ehelichen Lebensgemeinschaft psychologisch und theologisch zu verarbeiten, sie zu ermutigen, weiterhin oder erneut am Leben der Kirche aktiv teilzunehmen, und sie in ihrem Bemühen zu unterstützen, ein Leben nach dem Glauben zu führen“, so Kardinal Marx.
Ute Eberl, die deutsche Auditorin während der Bischofssynode in Rom, betonte zum Abschluss der Beratungen: „Für mich standen die zwei Synodenwochen unter der Überschrift: Raus aus der Komfortzone! In der ersten Woche hieß das: hören auf die Lebenswirklichkeiten von Familien aus der Weltkirche. Die Bischöfe aus aller Welt haben sehr plastisch und mit Herzblut berichtet. Hinter jedem Statement steht eine konkrete politische, kulturelle und ökonomische Situation, manchmal auch Krieg und Verfolgung. Und: Die Synodenväter haben frei und offen gesprochen.“ In der zweiten Woche hätte hingegen nicht mehr die Lebenswirklichkeit der Menschen im Vordergrund gestanden, sondern „eine eher bewahrende Haltung, eine Vorsicht, vielleicht auch eine Sorge. Vor und zurück, Schleifen drehen, wieder vor und zurück: So geht Prozess – der Plan von Papst Franziskus geht auf. Von außen gesehen ganz normal, wenn man mittendrin sitzt, kann man schon mal ungeduldig werden“, so Ute Eberl. Jetzt sei die Zeit der Ortskirchen dran, um das Jahr bis zur nächsten Bischofssynode in guter Weise vorzubereiten. Ermutigt zeigte sie sich durch den Papst, der in seinen Abschlussworten vom Dienen gesprochen habe: „Eine Kirche, die für die Menschen da sein will, die bückt sich. Die bückt sich, um die Lebenswirklichkeiten wahrzunehmen – und schaut nicht zuerst mit der Brille des Kirchenrechts. Das hat nichts damit zu tun, ‚die Melodie der Welt‘ nachzupfeifen, das hat damit zu tun, bei den Menschen zu sein. Vielleicht macht eine Kirche, die dient, manchmal auch Fehler in ihrem pastoralen Engagement. Aber wer dient, der hat auch keine weiße Weste an, sondern der trägt eine Schürze. Das kann man nachlesen im Evangelium von der Fußwaschung, da hat Jesus auch eine Schürze getragen.“
Mit dem Verlauf und den Ergebnissen der Bischofssynode wird sich der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz bei seiner nächsten Zusammenkunft Ende November befassen.
Hinweise:
Die Schlussbotschaft der Synodenväter finden Sie als aktuelle Meldung unter www.dbk.de. Dort ist auch die Schlussansprache von Papst Franziskus nachzulesen. Außerdem informiert das Dossier „Bischofssynode“ über die wichtigsten Hintergründe zur Synode und deren Verlauf. Dort finden Sie auch alle Links zu wichtigen Dokumenten zur Synode.