| Pressemeldung | Nr. 084

Internationales Bischofstreffen im Heiligen Land beendet

Jerusalem: eine schwierige Lebenswirklichkeit für Christen

Mit einem feierlichen Gottesdienst am Ölberg ist heute (26. Mai 2022) in Jerusalem das 22. Internationale Bischofstreffen im Heiligen Land beendet worden. An der Veranstaltung, die 2021 wegen der Corona-Pandemie nur als Online-Konsultation durchgeführt wurde und nun wieder vor Ort stattfinden konnte, nahmen Bischöfe und Vertreter aus acht europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen teil. Die Deutsche Bischofskonferenz war durch Weihbischof Dr. Udo Bentz (Mainz), Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche, vertreten.

Thema des Bischofstreffens, das sich als Verbindung von Pilgerreise, Begegnungen und Konsultation versteht, war die Situation in Jerusalem. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, beschrieb die Gefahr, dass die christliche Präsenz in der Heiligen Stadt strukturell ins Hintertreffen zu geraten drohe. Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit fokussiere sich auf den politischen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Jerusalems besonderer Charakter als Stadt dreier Religionen werde dagegen zu wenig gewürdigt. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Kirchen deutlicher als bisher ihre religiös begründete Vision von Jerusalem in das öffentliche Gespräch einbrächten. So werde auch der einzigartige universale Charakter der Stadt gestärkt. Das unterstreicht auch das Kommuniqué des Bischofstreffens: „Jerusalem ist eine jüdische Stadt, eine christliche Stadt, eine muslimische Stadt. Sie muss das gemeinsame Erbe erhalten und darf niemals zum exklusiven Monopol irgendeiner einzigen Religion werden.“

 

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Hinweis: Die Fotos aus der Bildergalerie sind für die Berichterstattung unter Nennung des Copyrights (© Mazur/cbcew.org.uk) kostenfrei zum Herunterladen verfügbar. Per Mausklick auf eines der Fotos öffnet sich die Bildergalerie.


In Gesprächen der Bischöfe mit Wissenschaftlern und Fachleuten wurde deutlich: Die Lebenswirklichkeit der Christen in Jerusalem stellt sich für viele schwierig dar. Auffällig ist die Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher. Ein weiterer Faktor ist die fast unmöglich gemachte Familienzusammenführung von Palästinensern aus Jerusalem und dem Westjordanland. All dies gefährdet den Fortbestand der christlichen Gemeinschaft. In den Gesprächen wurde wiederholt dargelegt, dass Israel durch eine teils offene, teils subtile Ausgrenzungspolitik die alleinige Kontrolle über die religiöse Prägung der Stadt anstrebe.

„Die palästinensischen Christen leben in einer gesellschaftlich und politisch fragilen Umwelt. Es ereignen sich immer wieder Gewaltausbrüche“, sagte Weihbischof Bentz. „Der jüngste Fall der erschossenen palästinensisch-katholischen Journalistin Shireen Abu Akleh löste große Trauer aus, er provozierte aber auch Ärger und Wut unter den Palästinensern und besonders in der christlichen Gemeinschaft.“ Die Bischöfe statteten der Familie des Gewaltopfers einen Besuch ab, um sie des Mitgefühls der ganzen katholischen Kirche zu versichern. „Solidarität heißt Präsenz zeigen und Leiden wahrnehmen“, so Weihbischof Bentz.

Die Bischöfe informierten sich über die vielseitigen und breit angelegten Programme, mit denen die Kirchen und christlich motivierte Organisationen die Lebenssituation Benachteiligter verbessern. Gesundheit, Bildung, Wohnraum und Arbeitsvermittlung stehen dabei im Vordergrund. Insgesamt sind in Ostjerusalem und in den palästinensischen Gebieten 296 solcher Organisationen tätig, etwa drei Viertel von ihnen mit Bindung an die katholische Kirche. Sie beschäftigen über 9.000 Mitarbeiter und sind damit der drittgrößte Arbeitgeber. Jährlich profitieren 1,9 Millionen Menschen von diesen Aktivitäten. Um effektiver wirken zu können, bedarf es angesichts der Vielzahl der Organisationen verstärkter Kooperation, wie Fachleute hervorhoben.

Bei einem Projektbesuch stand das kirchliche Engagement an der Seite der Arbeitsmigranten und Flüchtlinge im Mittelpunkt. In einer Betreuungseinrichtung begegnete die Bischofsdelegation Kindern und Jugendlichen, die, ebenso wie ihre Eltern, nur über einen hoch prekären Aufenthaltsstatus verfügen. Für viele Migranten sind die kirchlichen Einrichtungen die einzige Anlaufstelle.

Jerusalem ist eines der bedeutendsten Ziele christlicher Pilger aus aller Welt. „Unser Pilgern dorthin bringt uns in Kontakt mit den biblischen Ursprüngen. Aber wir gelangen nicht nur zu heiligen Stätten, sondern der Weg führt ebenso zu den Christen der heutigen Zeit, die unter oft schwierigen Bedingungen ihren Glauben leben. Wir werden beim Pilgern mit der Zerrissenheit der Welt konfrontiert. Es geht um heilige Orte in einer unheiligen Gegenwart“, erklärte Weihbischof Bentz.
 

Hintergrund

Das Internationale Bischofstreffen verfolgt das Ziel, Christen und Kirchen im Heiligen Land in ihrem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Verständigung zwischen den Völkern und Religionsgemeinschaften zu stärken und die Verbindung der Weltkirche mit ihnen zu festigen. Die Bischöfe besuchen während ihres Treffens als Pilger die Heiligen Stätten im Land und feiern dort Gottesdienste. So sollen auch die Gläubigen in ihren Heimatländern zu Pilgerreisen ermutigt werden.
 

Hinweise:

Die Abschlusserklärung des 22. Internationalen Bischofstreffens in englischer Sprache ist unterstehend als pdf-Datei zu finden.

Fotos vom 22. Internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land sind unter Nennung des Copyrights (© Mazur/cbcew.org.uk) für die Berichterstattung kostenfrei zum Herunterladen verfügbar.

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