| Pressemeldung | Nr. 017

Internationaler Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel

„Gemeinsam für eine Wirtschaft ohne Ausbeutung“

Am 8. Februar begeht die katholische Kirche weltweit den Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel. Papst Franziskus, der diesen Tag 2015 festlegte, wählte als Datum bewusst den Gedenktag der sudanesischen Heiligen Josephine Bakhita (1869–1947), der Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei.

Der Vorsitzende der von der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz eingerichteten „Arbeitsgruppe Menschenhandel“, Weihbischof Ansgar Puff (Köln), betont anlässlich des Gebetstages die traurige Aktualität des Lebens der hl. Josephine: „Bereits als Kind geriet Josephine Bakhita im sudanesischen Darfur in die Hände von Sklavenhändlern – ein Schicksal, das auch heute noch Millionen von Menschen ereilt. Die Umstände und Methoden mögen sich geändert haben, doch die Sklaverei ist längst nicht überwunden.“ Nach wie vor finde ein erheblicher Teil des Menschenhandels zum Zweck der Arbeitsausbeutung statt. „Die Ausbeutung ereignet sich beim Abbau von Rohstoffen oder in der Textilindustrie – oft unsichtbar für uns in anderen Gegenden der Welt. Aber auch inmitten unserer Gesellschaft gibt es Systeme der Ausbeutung, wie die Skandale in der Fleischindustrie vergangenes Jahr gezeigt haben“, so Weihbischof Puff. Gemeinsam sei den verschiedenen Formen der Ausbeutung, dass sie in hohem Maße profitabel seien. „Bei einem Expertengespräch, das die Deutsche Bischofskonferenz am 8. Dezember 2020 zu der Thematik durchgeführt hat, wurde deutlich: Mit Menschenhandel lässt sich jede Menge Geld verdienen. Deshalb muss die Möglichkeit, im Rahmen der Strafverfolgung Gewinne abzuschöpfen, dringend verbessert werden. Um den Menschenhändlern das Handwerk zu legen, stehen die Staaten in der Verantwortung, ausreichend Finanzmittel bereitzustellen und gut geschultes Personal einzusetzen, das für die Anliegen der Opfer sensibilisiert ist.“

Gleichzeitig weist Weihbischof Puff darauf hin, dass der Kampf gegen den Menschenhandel nicht nur eine staatliche Aufgabe sei: „Der Kampf für eine ausbeutungsfreie Wirtschaft beginnt bei jeder und jedem Einzelnen. Wir alle sollten uns fragen, ob wir mit unserem Kaufverhalten Ausbeutung unterstützen.“ Er unterstreicht dabei auch die wichtige Rolle, die kirchlichen Organisationen zukomme: „Als relevante ökonomische Akteure müssen kirchliche Einrichtungen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Das Ziel lautet: Gemeinsam machen wir uns für eine Wirtschaft ohne Ausbeutung stark.“ Neben dem Einkauf fair gehandelter Produkte, der in Diözesen und bei anderen katholischen Organisationen oft schon etabliert sei, sollte auch in anderen Bereichen bei der Vergabe von Aufträgen eine besondere Sorgfalt gelten. Hinzu komme eine weitere Dimension des kirchlichen Auftrags: „Durch Aufklärung und Reflexion über das Verbrechen des Menschenhandels können wir zu einem Bewusstseinswandel beitragen. Hier sind beispielsweise die katholischen Bildungseinrichtungen gefragt.“ Weihbischof Puff erinnert daran, dass auch das Gebet die Kraft zum Bewusstseinswandel habe: „Zusammen mit Ordensschwestern auf der ganzen Welt möchte ich heute dazu aufrufen, für die Überwindung der Sklaverei zu beten: sei es mit einem persönlichen Gebetstext oder mit dem Gebet, das Papst Franziskus an die hl. Josephine Bakhita gerichtet hat.“

Gebet von Papst Franziskus (aus den Pastoralen Orientierungen zum Menschenhandel)
Himmlischer Vater, wir danken dir für das inspirierende Beispiel der heiligen Josephine Bakhita.
Heilige Josephine Bakhita, du wurdest als Kind versklavt; du wurdest gekauft und wieder verkauft; du wurdest brutal behandelt.
Wir erbitten deine Fürsprache für all jene, die sich in den Fängen von Menschen- und Sklavenhändlern befinden.
Mögen diese sie freilassen, und möge dieses Übel für immer vom Erdboden verschwinden.
Heilige Josephine Bakhita, als du deine Freiheit wiedererlangt hast, hast du nicht zugelassen, dass deine Leiden dein Leben bestimmen.
Du hast einen Weg der Freundlichkeit und Großzügigkeit gewählt. Hilf denjenigen, die von Gier und Lust geblendet sind und die Menschenrechte und Würde ihrer Brüder und Schwestern mit Füßen treten. Hilf ihnen, sich von den Ketten des Hasses zu befreien, um wieder ganz Mensch zu werden, und sich deine Freundlichkeit und Großzügigkeit zum Vorbild zu nehmen.
Liebe heilige Josephine Bakhita, deine Befreiung hat dich zu Christus und seiner Kirche geführt.
Dann hat Gott dich zum Ordensleben als Canossianerin berufen.
Du hast deine Berufung erfüllt von großer Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Güte gelebt.
Hilf uns, stets wie du zu sein, besonders wenn wir in Versuchung geraten, wegzuschauen und nicht zu helfen, andere abzulehnen oder gar zu missbrauchen.
Bitte für uns, damit Christus unsere Herzen mit Freude erfüllt, so wie er stets deines erfüllt hat.
Liebender Gott, bringe dein barmherziges Licht in unsere aufgewühlte Welt. Lass es die dunkelsten Schatten durchdringen.
Rette die Unschuldigen, die unter der Sünde des Missbrauchs leiden.
Bekehre die verlorenen Seelen, die sie gefangen halten und ausbeuten.
Schenke uns allen die Kraft, in der wahren Freiheit der Liebe zu dir und der Liebe füreinander und für unser gemeinsames Zuhause zu wachsen.
Amen.


Hintergrund

Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Initiative der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der „Arbeitsgruppe Menschenhandel“ zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind darin der Deutsche Caritasverband, die Deutsche Kommission Justitia et Pax, Renovabis, Missio Aachen, Solwodi, IN VIA und das Fraueninformationszentrum Stuttgart vertreten. Seit 2018 wird die Arbeitsgruppe durch den stellvertretenden Vorsitzenden der Migrationskommission, Weihbischof Ansgar Puff (Köln), geleitet.


Hinweise:

Das weltweite Netzwerk katholischer Ordensschwestern gegen den Menschenhandel „Talitha Kum“, das von der Internationalen Vereinigung von Generaloberinnen (UISG) initiiert wurde, organisiert am 8. Februar 2021 einen siebenstündigen „Online Marathon of Prayer against Human Trafficking“. Beteiligen kann man sich unter https://preghieracontrotratta.org/.

Das Dokument Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel kann unter Publikationen als pdf-Datei heruntergeladen oder als Broschüre bestellt werden.

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