| Pressemeldung | Nr. 137

Internationales Friedenstreffen in Berlin eröffnet

Bischof Bätzing: Religionen sind zur selbstkritischen Betrachtung aufgerufen

Das 37. Internationale Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio ist am heutigen Sonntag (10. September 2023) in Berlin eröffnet worden. Unter dem Leitwort Den Frieden wagen werden sich bis zum Dienstag (12. September 2023) rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt und von vielen Weltreligionen mit der Frage nach dem Friedenspotenzial der Religionen befassen.

Bei der Eröffnungsveranstaltung rief der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, zu einem starken und sichtbaren Zeichen des Friedens auf. Mit dem Motto des Friedenstreffens zeige sich eine der großen Fragen der Zeit: „Wir selbst, die Vertreter der Religionen, haben üblicherweise eine hohe Meinung von der friedensstiftenden Kraft unseres Glaubens, vielleicht auch aller Religion. Hier in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt sind viele diesbezüglich deutlich skeptischer. Sie sehen die Religionen eher als Hindernis auf dem Weg in eine friedlichere Zukunft. Ich bin überzeugt: Wir dürfen diese kritischen Stimmen nicht vorschnell abtun. Vielmehr sind wir zu einer selbstkritischen Betrachtung aufgerufen, die nicht nur ein taktisches Manöver sein darf, sondern eine Pflicht des Glaubens darstellt“, sagte Bischof Bätzing. Eine solche Selbstkritik komme nicht umhin festzustellen, dass alle Religionen zu unterschiedlichen Zeiten ihrer Geschichte den Dämonen der Friedlosigkeit und Gewalt nachgegeben hätten. Deshalb sei Selbstkritik der Religionen unabdingbar, „nicht nur der Ehrlichkeit halber, nicht nur um unser Gewissen zu reinigen (so wichtig auch das ist), sondern vor allem, damit die Religionen glaubwürdige Akteure des Friedens sind. Denn wir können tatsächlich in den Irrungen und Wirrungen einer Menschheit, die sich immer wieder in Ungerechtigkeit und Gewalt verstrickt, eine tragende Rolle für eine bessere Zukunft spielen“, betonte Bischof Bätzing.

In seiner Ansprache fügte er hinzu, dass wahrscheinlich kaum etwas so sehr die Identität von Menschen, Gemeinschaften und Gesellschaften berühre wie die Religion: „Sie schult – im besten Fall – das Gewissen und lehrt jeden Menschen seine Verantwortung gegenüber Gott, unter welchem Namen auch immer das große Geheimnis unseres Daseins angesprochen wird. Religion bezeugt die Werte der Bescheidenheit, der Demut und der Friedfertigkeit, deren Pflege fundamental ist für das Gedeihen des Friedens.“ Die Religion wecke deshalb einen Sinn für die gleiche Würde aller, „gleichgültig, welche Hautfarbe sie haben; gleichgültig, wieviel Macht und Vermögen sie besitzen; gleichgültig auch, welchem Glauben sie anhängen. In christlicher Sprache gesagt: Alle Menschen sind geliebte Kinder des einen Vaters. Diese Haltung miteinander zu teilen ist der entscheidende erste Schritt, der die Gläubigen zu Mitarbeitern des Friedens macht“.

Bischof Bätzing dankte der Gemeinschaft von Sant’Egidio für das jahrzehntelange Engagement. Er freue sich, ihr verbunden zu sein, weil Sant’Egidio der Welt auf so überzeugende Weise ein Zeugnis der universalen Friedenshoffnung vor Augen stelle.


Hintergrund

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Internationalen Friedenstreffens kommen von allen Kontinenten und aus 33 Ländern. Bei der Eröffnung am 10. September 2023 waren unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier; der Gründer von Sant’Egidio, Andrea Riccardi; der Staatspräsident von Guinea-Bissau, Umaro Sissoco Embalò; der Großimam der Al-Azhar-Universität Kairo, Ahmed Al-Tayyeb; der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt; der Sondergesandte des Papstes für die Ukraine und Russland, Kardinal Matteo Zuppi; und der assyrische Patriarch Mar Awa Royel aus dem Irak anwesend. Die evangelische Kirche wurde unter anderem durch Jerry Pillay, Generalsekretär des Weltkirchenrates, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen, und Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), vertreten.

Neben Bischof Bätzing nehmen vonseiten der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), Bischof Dr. Heiner Koch (Erzbistum Berlin), Bischof Dr. Franz Jung (Würzburg) und Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg) an dem Friedenstreffen teil.

Das Programm besteht neben der Eröffnungsveranstaltung aus 20 Foren, die ganztägig am 11. September 2023 und am Vormittag des 12. September 2023 zu Themen wie Umweltkrise, Migration, Interreligiöser Dialog, Demokratie heute, Globalisierung, Abrüstung und künstliche Intelligenz stattfinden. Die Schlusskundgebung wird am 12. September 2023 um 17.00 Uhr vor dem Brandenburger Tor stattfinden.


Hinweise:

Die Ansprache von Bischof Dr. Georg Bätzing sowie das aktualisierte Programm sind untenstehend als PDF-Datei verfügbar.

Weitere Informationen zum Friedenstreffen sind auf der Internetseite von Sant‘Egidio www.santegidio.org verfügbar.

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