| Pressemeldung | Nr. 052
Nachsynodales Apostolisches Schreiben „Christus vivit“
Zum heute (2. April 2019) veröffentlichten Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Christus vivit“ von Papst Franziskus aus Anlass der Weltbischofssynode vom 3.–28. Oktober 2018, erklären der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, der als Auditor an der Synode teilnahm, Thomas Andonie:
Wir danken Papst Franziskus für sein Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christus vivit sowie allen jungen Menschen aus Deutschland, die sich auf verschiedene Weise in diesem synodalen Prozess engagiert haben. Das Schreiben richtet sich sowohl an junge Menschen als auch an die ganze Kirche und gründet im Abschlussdokument der Synode, das an vielen Stellen zitiert wird. Es hat uns gefreut, dass mit Romano Guardini ein großer Lehrer der Jugend aus Deutschland dreimal angeführt wird, für dessen Seligsprechung wir beten.
Papst Franziskus ermutigt junge Menschen ganz in der Linie des vergangenen Weltjugendtags in Panama, für ihre Berufung und Mission nicht erst eine Lebensversicherung abzuschließen, sondern großherzig im „Ja“, „in der Heiligkeit und im Engagement für die eigene Berufung zu wachsen“ (Nr. 3). Damit verdeutlicht er gleich zu Beginn, dass die Frage nach Jugend, nicht ohne die Frage nach der Berufung gestellt werden kann. Das Schreiben ist ein Markstein einer kommenden Jugend- und Berufungspastoral.
Papst Franziskus betont das Prinzip „Jugend leitet Jugend“, wenn er ausführt, „dass die jungen Menschen selbst die in der Jugendpastoral Tätigen sind – begleitet und angeleitet, doch frei, um voll Kreativität und Kühnheit immer neue Wege zu suchen“ (Nr. 203). Eine notwendigerweise synodale Jugendpastoral gilt es mit den verschiedenen Gaben und Charismen zu denken, die Einseitigkeiten wie „konservativ“ oder „progressiv“ überwindet und all das aufnimmt, was das Ergebnis gebracht hat, die Freude des Evangeliums weiterzugeben (Nr. 205). Inhaltlich beschreibt Papst Franziskus zwei große Handlungslinien der Jugendpastoral: zuerst die Suche, die Einladung, andere junge Menschen für die Erfahrung Christi zu gewinnen, und dann das Wachstum, die Reifung derer, die diese Erfahrung bereits gemacht haben.
Eine vielfältige Jugendpastoral, wie wir sie auch in Deutschland vorfinden, stellt jungen Menschen verschiedenste Orte zur Verfügung, die sie gestalten können, und bietet vielfältige Mittel, um in der Solidarität mit dem Nächsten zu wachsen. Papst Franziskus wünscht sich eine „volksnahe Jugendpastoral“, die das Evangelium nicht als abstrakte Idee versteht, sondern flexibel an den verschiedensten Orten wirkt, wo auch junge Menschen sind. Sie öffnet ausnahmslos allen jungen Menschen die Tür mit ihren Erfahrungen, Geschichten wie auch Fehlern und mit ihrer Suche nach Identität. In diesem Sinn kann man nicht verkennen, dass „die Jugendpastoral immer eine missionarische Pastoral sein muss“ (Nr. 240).
Papst Franziskus ermutigt junge Menschen, am Weg der eigenen Hoffnungen und Träume entgegen aller Angst festzuhalten und aufzubrechen. Aus der ständigen Verbindung mit Christus ist es ihnen möglich, nach geistlichem Wachstum zu streben. Der Papst betont, dass soziales Engagement ein besonderes Merkmal junger Menschen von heute ist, und er ermutigt ausdrücklich dazu: „Das bedeutet, inmitten der Welt und der Gesellschaft zu leben, um ihre verschiedenen Ebenen zu evangelisieren, um den Frieden wachsen zu lassen, das Zusammenleben, die Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die Barmherzigkeit und so das Reich Gottes in der Welt zu verbreiten“ (Nr. 168).
„Berufung“ wird von Papst Franziskus mit der Synode weit verstanden als „Ruf Gottes“, was den „Ruf zum Leben“ und „den Ruf zur Heiligkeit“ einschließt (Nr. 248). Auf dem grundlegenden Ruf zur Freundschaft mit Christus gründet die „missionarische Berufung“, der Dienst am Anderen (Nr. 254). Diesen verbindet er mit zwei Themenfeldern: der Gründung einer Familie und der Arbeit. Der Prozess der Unterscheidung der eigenen Berufung benötigt Räume der Stille und eine gute Begleitung durch qualifizierte Priester, Ordensleute, Laien oder junge Menschen. Für die Unterscheidung ist die Wahrnehmung der Lebenswelt junger Menschen von Bedeutung. Papst Franziskus spricht die drei von der Synode aufgezeigten Themen an: Digitale Lebenswelten, Migration und Missbrauch in all seinen Formen. Dabei bekräftigt Franziskus mit der Synode, dass es „kein Zurück mehr“ hinter „rigorose Präventionsmaßnahmen“ und „notwendige Aktionen und Sanktionen“ geben darf (Nr. 97). Das ist auch die Haltung der Jugend- und Berufungspastoral in Deutschland!
Papst Franziskus wünscht sich eine neue Jugendlichkeit der Kirche. Sie ist jung, wenn sie sich sowohl aus ihrer Quelle heraus erneuert, als auch Räume des Zuhörens eröffnet, um sich von den (kritischen) Stimmen junger Menschen stimulieren, hinterfragen und provozieren zu lassen. In dieser Weise ist Kirche gerufen, den berechtigten Ansprüchen von Frauen nach Gerechtigkeit und Gleichheit wirklich Aufmerksamkeit zu schenken (vgl. Nr. 42).
Das Vorbereitungsdokument der Synode rief die Hirten dazu auf, auf die prophetischen Stimmen junger Menschen zu hören, um die Wege der Kirche in der Zukunft zu erkennen. Nun schließt Papst Franziskus diesen Bogen. Wir möchten uns die letzten Worte des Schreibens zu eigen machen und von allen jungen Menschen in Deutschland wünschen: „Die Kirche bedarf eures Schwungs, eurer Intuitionen, eures Glaubens. Wir brauchen das! Und wenn ihr dort ankommt, wo wir noch nicht angekommen sind, habt bitte die Geduld, auf uns zu warten“ (Nr. 299).
Das Nachsynodale Schreiben greift die Dynamik der Wochen der Synode auf und ist ein wesentlicher Impuls für die weitere Jugend- und Berufungspastoral in Deutschland. Dieses Ergebnis der Synode bleibt für uns ein dauerhafter Auftrag, an dem wir gemeinsam arbeiten werden.
Hinweis:
Das Dokument ist über die Themenseite zur Jugendsynode 2018 verfügbar.