| Pressemeldung | Nr. 018

Predigt von Kardinal Marx bei der Frühjahrs-Vollversammlung in Augsburg

Bedrohte Freiheit

Mit einem deutlichen Appell an Gesellschaft und Kirche, die Freiheit zu schützen, hat heute Morgen (20. Februar 2024) Kardinal Reinhard Marx (München und Freising) in seiner Predigt im Gottesdienst zur Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg ermutigt.

In seiner Predigt erinnerte Kardinal Marx an einen Prozess im Erzbistum München und Freising, den viele Bistümer ähnlich machen: „Wir haben das einen Gesamtstrategieprozess zur Orientierung genannt, was in Zukunft wichtig ist und worauf wir verzichten können bei kleiner werdenden Ressourcen von Personal und Finanzen.“ Ein Schlüsselthema sei in der Diskussion der Begriff „Wirkung“ gewesen. Dabei habe es große Debatten besonders bei den Seelsorgerinnen und Seelsorgern gegeben, vor allem verbunden mit der Frage, ob man die Wirkung des Evangeliums messen könne. „Wenn man Zählungen vornimmt, von Finanzen bis Kirchenbesuchen, dann muss man wissen, dass die messbare Wirkung, die sich dann nur auf Zahlen, auf eine Menge, auf Erfolge bezieht, aber noch nicht das Ganze zum Ausdruck bringt. Wir müssen genau hinschauen“, so Kardinal Marx. Mit Blick auf die Kirche betonte er: „Es ist die eine Seite, etwas zu messen, und eine andere Seite, nach den Kriterien zu schauen, wie wir die Wirkung des Wortes Gottes, die Wirkung des Evangeliums erkennen können.“

Die Wirkung der Kirche müsse auch in der Gesellschaft spürbar sein, erklärte Kardinal Marx. Das gelte auch für das Verhalten der Kirche. Er verwies darauf, dass auch die Kirche und „wir selbst“ Fehler in der Geschichte gemacht haben: „Wenn ich alleine an die Tragödie denke, die Kirchenspaltung von Ost und West, das ist nicht von Gott gewollt, das ist von uns gemacht. Oder denken wir an das Auseinanderreißen der Kirche in unserem Land in der Reformationszeit! War das notwendig? Die Kirche ist ärmer geworden dadurch, weil uns die anderen fehlen. Wir sind nicht vollständig, solange wir nicht wieder zusammen sind.“ Kardinal Marx fügte hinzu: „Fehler passieren auch jetzt. Heute ist es das große Drama der Freiheit, wie es oft genannt wird. Wie gehen wir mit dieser Freiheit um – für uns selbst, für die Demokratie, für die Kirche? Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir uns dringend Gedanken machen müssen, wie wir Kirche in einer freien Gesellschaft sein wollen. Ja, die Freiheit ist bedroht. Aber dann haben wir als Kirche an der Seite der Freiheit zu stehen und nicht an der Seite von autoritären Regimen, nicht von denen, die von der Vergangenheit träumen, AfD-Träume träumen oder Putin-Träume träumen oder Kyrill-Träume träumen.“ Der Weg auf die Freiheit hin, die Würde des Menschen, entspreche dem Evangelium. Heute komme es darauf an, in Anlehnung an das Wort von Immanuel Kant zu sagen: „Christ, fang an, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Das habe man erleben können in der langen Glaubensgeschichte der Menschheit, besonders beim Zweiten Vatikanischen Konzil: „Das war ein Schub hin zu einem mündigen Christentum. Das war eine Ermutigung, den Glauben selbst mitzugestalten, so wie es heute der Papst meint, wenn er von einer synodalen Kirche und von Mitverantwortung redet.“ Der Soziologe Hartmut Rosa habe vor einiger Zeit den Essay „Demokratie braucht Religion“ veröffentlicht. „Manchmal denke ich, braucht nicht auch Religion Demokratie? In gewisser Weise ja, gerade dann, wenn die Kirche in dieser Kultur anschlussfähig sein will ohne sich anzupassen. Es wird Zeit, dass die Kirche die Freiheitskultur nicht als eine negative Kultur sieht, sondern als eine die aus dem Evangelium heraus ermöglicht wird. Kirche braucht auch Demokratie. Das ist es, was Papst Franziskus synodale Kirche nennt: Nicht wie die staatliche Organisation, aber Mitbestimmung, Mitgestaltung, Verantwortung, Einbeziehung aller Charismen mit allen Möglichkeiten. Ohne das wird uns die Zukunft nicht geschenkt“, so Kardinal Marx.

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