| Pressemeldung | Nr. 151
Predigt von Kardinal Marx bei der Herbst-Vollversammlung in Wiesbaden-Naurod
„Was braucht es wirklich? In der Kirche?“ Diese Fragen hat heute Morgen (27. September 2023) Kardinal Reinhard Marx (München und Freising) in seiner Predigt im Gottesdienst zur Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gestellt. In der Kapelle des Wilhelm-Kempf-Hauses in Wiesbaden-Naurod ermutigte Kardinal Marx die Botschaft Jesu tiefer zu erfassen, um daraus eine eigene Zukunftsperspektive für das Leben abzuleiten.
Wenn Esra im Alten Testament auf den Trümmern des Tempels von Jerusalem sitze und sich frage, warum es soweit – zur Zerstörung des Heiligtums – kommen konnte, sei es die Geschichte, die weiterging und mit Jesus von Nazareth eine neue Dimension erfahren habe, so Kardinal Marx: „Durch Jesus von Nazareth ist Gottesbegegnung wieder möglich geworden. Es reicht nicht allein, einen Tempel wieder aufzubauen, sondern die neue Botschaft dieses Jesus anzunehmen.“
Auch die Kirche habe angesichts von Skandalen die Erfahrung gemacht und sich gefragt, wie es so weit kommen konnte. „Der Synodale Weg ist da ein bedeutender Prozess, vielleicht kein Jahrhundertereignis, aber doch ein wichtiger Teil unserer eigenen Reflektionsgeschichte, um zu einer inneren Erneuerung zu kommen“, sagte Kardinal Marx. Ihn stimme es sorgenvoll, wenn immer häufiger Stimmen vernehmbar seien, die eine Art „Dekadenztheorie“ vertreten: „Menschen haben uns verlassen. Gott hat seine Kirche vergessen. Es sind die anderen, die gegangen sind. Die Säkularisierung ist an allem schuld. Dem möchte ich entgegenhalten, dass diese Muster zu einfach sind. Wir müssen tiefer gehen und uns ehrlich fragen, was uns die Botschaft Jesu heute zu sagen hat, wie wir wieder neu von Gott sprechen können und wie es uns gelingt, nicht auf die anderen zu zeigen. Wir müssen uns selbstkritisch fragen, wie Erneuerung möglich ist und das Angebot Jesu – dass er mit uns geht – Realität wird. Nehmen wir doch einfach dieses Angebot Jesu an“, betonte Kardinal Marx.
Dazu zähle auch eine ehrliche Bestandsaufnahme, was die Kirche in der Gegenwart wirklich brauche. Das Evangelium mit dem Auftrag Jesu sei dafür eine gute Richtschnur, wenn er seinen Jüngern sagt: „Nehmt nichts mit. Was ihr braucht ist nicht viel – nur Überzeugungskraft.“ In den Bistümern würden bereits die Diskussionen laufen, was überflüssig geworden und was abzustoßen sei. „Ich glaube, wir müssen uns genau diese Gedanken im Sinne Jesu machen: Was können wir hinter uns lassen, was haben wir angehäuft und was brauchen wir nicht mehr!“ Dann werde der Blick freier auf das, was von entscheidender Bedeutung sei: „Die Verkündigung des offenen Himmels, das Sichtbarwerden Gottes, das Verständnis von der Aussage im Vaterunser: ‚Dein Reich komme‘. Dann kann es uns gelingen, neu vom Glauben zu sprechen, von der Zusage Jesus, wenn du glaubst, wirst du geheilt und aufgerichtet. Das ist die Antwort in dieser ehrlichen Bestandsaufnahme, eine Antwort gegen die Angst und für die Hoffnung.“
Hinweis:
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