| Pressemeldung | Nr. 038

Wechselseitige Anerkennung der Taufe – 11 Kirchen in Deutschland unterzeichnen am 29. April in Magdeburg Erklärung

Karl Kardinal Lehmann, Wort zum Segen: Gabe und Sendung

 

Ökumenischer Gottesdienst zur wechselseitigen Anerkennung der Taufe im Magdeburger Dom am Sonntag den 29. April 2007. Bild v.l.: Erzpriester Merawi Tebege, Äthiopisch - Orthodoxe Kirche; Reverent Christopher Jage-Bowler, Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland; Erzbischof Karekin Bekdijan, Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche; Präses Papstor Fritz Baarlink, Evangelisch-Altreformierte Kirche in Niedersachsen; Pfarrer Martin Theile, Evangelische Brüderunität- Herrenhuter Brüdergemeinde; Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland; Superintendent Christian Voller- Morgenstern, Evangelisch-Methodistische Kirche; Dekan Johannes Urbisch, Katholisches Bistum der Altkatholiken; Erzbischof Longin, Orthodoxe Kirche in Deutschland; Bischof Gerhard Feige, römisch-katholische Kirche und Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Es gilt das gesprochene Wort!

Die feierliche Unterzeichnung der Taufanerkennung ist ein Beleg dafür, dass die ökumenischen Bemühungen nicht erstarrt sind. Dies ist vielleicht noch nicht so deutlich geworden, weil die Taufe ein Stück weit das Stiefkind im ökumenischen Gespräch gewesen ist. Man ging lange Zeit davon aus, dass hier keine nennenswerten Differenzen sind. In Wirklichkeit aber geht es in der Taufe um die grundlegende Gemeinsamkeit zwischen den Christen überhaupt. So kann man nur hoffen, dass die förmliche Taufanerkennung heute auch zum Startzeichen wird für ein vertieftes Gespräch über die Würde und Bedeutung der wechselseitig anerkannten Taufe, aber auch eine Ermutigung für das gelebte Zeugnis der getrennten Christen im Alltag unseres Lebens. Denn darauf kommt es schließlich an.

Alle Kirchen müssen sich jedoch hüten, das Verständnis der Taufe falsch anzusetzen. Es ist nicht unser Ritus, über den wir verfügen. Die Taufe ist zuerst die Gabe Gottes. Am meisten werden wir daran erinnert, dass es nach der allgemeinen Überzeugung der christlichen Kirchen Jesus Christus selbst ist, der in der Taufe dem Menschen neues Leben schenkt. Dies kann auch dadurch zum Ausdruck kommen, dass diese Gabe in besonderer Weise durch die Herabkunft des Gottesgeistes vermittelt wird. Es gibt dafür viele Formen, auch in unserer Sprache, z. B. wenn wir von Wiedergeburt in der Taufe sprechen. Diese Gabe wird uns auch geschenkt durch die Predigt des Evangeliums, die zur Rechtfertigung führt. Unser Tun dabei darf nicht verdunkeln, dass wir nur im Namen Gottes und Jesu Christi handeln, nicht aus unserer eigenen Machtvollkommenheit heraus. An dieser Stelle hat immer auch ein gewisses Missverständnis gedroht. Die Gabe Gottes befreit uns wirklich aus der Knechtschaft von Sünde und Tod. Sie ist nicht nur ein äußeres Symbol. Aber diese Befreiung geschieht nicht so, dass wir bei aller Wirksamkeit der Taufe jetzt schon das volle Heil erreicht hätten, geradezu in den Himmel versetzt würden. Paulus muss immer wieder mit diesem enthusiastischen Missverständnis kämpfen. Deswegen betont er gerne, dass wir mit Jesus Christus durch die Taufe begraben sind – dies ist bereits geschehen – und dass wir mit ihm auch auferstehen werden. Wir sind noch nicht am Ziel (vgl. Röm 6). Auch deswegen gehört zur Taufe die feste Überzeugung, dass sie Gottes Gabe ist, aber auch unsere menschliche Antwort auf sie dazugehört.Darum sind fast alle Taufaussagen bei Paulus mit Mahnungen verbunden (vgl. 1 Kor 10,1–6; Röm 6,2.12; Gal. 3,27; Röm 13,14; Kol 3,3.5). Wir kennen die Rede vom Indikativ, der klaren Ansage einer neuen realen Heilssituation des Menschen, der nichts abgemarktet werden darf, und zugleich vom Imperativ, der Aufforderung, aufgrund dieser Gabe auch ein neues Leben zu führen und Abstand zu nehmen von den Bosheiten der Welt, in die auch wir uns immer wieder verstricken. Ein schönes Wort von Günther Bornkamm fasst dies alles gut zusammen: „Die Taufe ist die Zueignung des neuen Lebens, und das neue Leben ist die Aneignung der Taufe.“ (Das Ende des Gesetzes, München 1952, 50) Darum ist die Taufe zwar wirksame Gabe Gottes, aber gerade deswegen stellt sie uns auch in die Sendung. Die Wirklichkeit des neuen Lebens kann nur dann bewahrt werden, wenn sie in unserem täglichen Lebensvollzug zu immer neuer Wirksamkeit kommt. Dies gilt für unser Christsein und für die Zeugenschaft des Glaubens im Alltag. Es gilt aber auch für unsere ökumenische Aufgabe. Es ist ein großer Schatz, dass die Kirchen in hohem Maß trotz aller Trennungen das sakramentale Band der Einheit durch die Taufe erhalten haben. Alle Einheit geht aus der Taufe hervor. Aber es ist doch ein unvollkommenes Band der Einheit. Diese ist ausgerichtet auf ein weiteres Wachsen in das Maß der Fülle Jesu Christi (vgl. Eph 4,13). Dies fordert uns in ganz besonderer Weise heraus, in diesem Geist und in einer neuen Spiritualität der Taufe die Hindernisse zwischen uns zu überwinden und noch mehr wahre Einheit zu gewinnen. Dies ist die heilige Verpflichtung, mit der uns die Taufanerkennung entlässt. Darum bitten wir aus tiefem Herzen, dass Gott der Herr durch seinen Segen uns dabei Gelingen schenken möge.

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