Der Engel mit der Pudelmütze – Otfried Preußler

Otfried Preußlers Geschichtenband „Der Engel mit der Pudelmütze“ beschwört die versunkene Welt der Donaumonarchie. Die Phantasie des Autors schafft das längst Verlorene wieder neu, gibt ihm Anschaulichkeit und unmittelbares Leben zurück. Schon einmal hat Preußler geschildert, wie die „bethlehemitischen Wandersleute“ durch Böhmen ziehen. Seine große Erzählung „Die Flucht nach Ägypten“ knüpfte an die volkstümliche Tradition der Krippenspiele an. Auch die neuen Geschichten sind „lokalisierte Legenden“, die den heimatlichen Raum als Hintergrund für das biblische Geschehen verwenden. Ähnliches hat in unserem Jahrhundert Felix Timmermans versucht, dessen „Jesuskind in Flandern“ noch heute gelesen wird. Aber auch Ludwig Thoma und besonders Carl Orff sind hier zu nennen.

Die Fabulierkunst von Otfried Peußler spricht Kinder wie Erwachsene an. Seine phantasievollen, durch Herbert Holzing kongenial illustrierten Geschichten dürften schon Sechsjährigen verständlich sein. Sie sind darüber hinaus Lektürestoff für die ganze Familie und eignen sich gut zum Vorlesen. Der Autor entwickelt das Handlungsgefüge sehr sorgfältig und lädt die Leser immer wieder zum betrachtenden Verweilen ein. Seine Sprachschöpfungen sind vordergründig behaglich, ja nostalgisch, aber sie stecken voller Hintersinnigkeiten und origineller Bilder. Dabei überwiegen die hellen Töne, ohne dass die dunklen fehlen.

Das Buch „Der Engel mit der Pudelmütze“ enthält sechs Advents- und Weihnachtsgeschichten. In diesen Geschichten ist Weihnachten ein Fest der Freude und Verheißung, das verwandelnde Kraft hat. Die Personen sind einfache, oft arme, vom Leben ins Unrecht gesetzte Menschen, denen an der Krippe Versöhnung widerfährt. Dabei spielt das Wunderbare, das von der zeitgenössischen Literatur so gering veranschlagt wird, eine wichtige Rolle. Wer freilich Zeuge des Krippenwunders sein will, muss Jesus entgegenkommen, muss sich auf den Weg machen. Dann kann er, wie der slowakische Rastlbinder, vor dem himmlischen Kind seine Krücken niederlegen, oder wird, wie Marschners Felix aus Wurzelsdorf, sogar den Bürgermeistern und Ortsvorstehern der Bezirke Reichenberg, Gablonz an der Neiße und Turnau vorgezogen. Das wahre, wirkliche Bethlehem - dies ist die Botschaft des Buches - liegt „in der nächsten Nähe“. Wir dürfen dem Engel vertrauen, der an unser Fenster klopft und uns zur Krippe führen möchte.

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