Verleihung Katholischer Medienpreis 2022

„Ohne einen starken und unabhängigen Journalismus können wir die Krisen unserer Zeit nicht meistern“

Der Katholische Medienpreis ist am 3. November 2022 zum 20. Mal verliehen worden. Der Festakt der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten e. V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband e. V. (KM.) fand mit mehr als 250 Gästen während des Katholischen Medienkongresses (2.–4. November 2022) im LVR Landesmuseum in Bonn statt. 173 Beiträge wurden eingereicht und von einer Fachjury gesichtet.

Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, nahm die Auszeichnungen vor und betonte in seiner Ansprache: „Für mich ist eindeutig: ohne einen starken und unabhängigen Journalismus können wir die Krisen unserer Zeit nicht meistern.“ Als Kirche seien wir in der Verantwortung, den Journalismus zu stärken, denn „Medien schaffen Diskursräume, die die Menschen zusammenführen, sie kritisieren und offenbaren Fehlentwicklungen und Missstände, natürlich auch in der Kirche“. Funktionierende Medien seien eine Säule unserer Gesellschaft, die dauerhaften Schieflagen entgegenwirken könne. „Unsere diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger haben sich auf genau diese Suche begeben, um berührende und gesellschaftlich relevante Geschichten zu erzählen“, so Kardinal Marx.

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Verleihung in Bonn

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Hauptpreis: Kategorie Fernsehen

Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an das Autoren-Team Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny in der Kategorie Fernsehen für die Dokumentation „Wie Gott uns schuf – Coming-Out in der Katholischen Kirche“ (beauftragt von rbb/SWR/NDR, ausgestrahlt in der ARD am 24. Januar 2022) über das Coming-Out von 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche in unterschiedlichen Positionen. In ihrer Laudatio nannte die Journalistin und Moderatorin Anne Will den Film eine „kollektive Erleichterung“: „Es brauchte diesen Film, damit 100 von ihnen den Mut fanden, sich zu öffnen. Der Film ist damit mehr als ein Film. Er ist ein monumentaler Befreiungsschlag.“

Kategorie Printmedien

In der Kategorie Printmedien, dotiert mit 2.500 Euro, wurde Tobias Scharnagl für sein Dossier über ein jüdisches Altenheim in Frankfurt am Main „Mein Zuhause ist Deutschland, trotz allem“ (erschienen in DIE ZEIT am 10. Juni 2021) ausgezeichnet. In seiner Laudatio würdigte Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus: „Gänzlich ohne Vereinnahmungsversuche lassen Sie die im Altenheim lebenden und tätigen Menschen selbst zu Wort kommen. Sie haben ohne einen bestimmen Anlass hingehört. In Ruhe und mit viel Zeit.“ Tobias Scharnagl verbrachte für seine Recherchen zwei Wochen hinter dem Tor, das in das Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt führt. „Er überwindet damit eine von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht gewollte Grenze, die aufgrund der Bedrohung durch den täglichen Antisemitismus in Deutschland leider aber doch Realität ist“, so Dr. Klein.

Kategorie Radio

Den Katholischen Medienpreis in der Kategorie Radio (dotiert mit 2.500 Euro) erhielt Britta Rotsch für „Der rosa Elefant im Klassenraum – Machtmissbrauch in der Schule“, ausgestrahlt am 8. April 2022 in Deutschlandfunk Kultur. In seiner Laudatio lobte Dr. Stefan Leifert, Leiter des ZDF-Studios München, die Preisträgerin für die Umsetzung ihrer Ich-Geschichte, „eines der heikelsten journalistischen Genres“. Britta Rotsch erzähle „offen, leise, behutsam. Sie stellt Fragen, wo andere schon Urteile gesprochen hätten. Sie bleibt nüchtern, wo blanke Wut und Empörung angemessen gewesen wäre. Sie nimmt die Hörerinnen und Hörer mit auf ihrem langen Weg des Verstehens der eigenen Geschichte“. Mit Blick auf das Thema Missbrauch hält Dr. Leifert in seiner Laudatio fest: „Was bleibt, ist vor allem die Erkenntnis, wie schwierig Missbrauch im Moment des Geschehens als Missbrauch zu identifizieren ist.“

Sonderpreis der Jury

Die Jury würdigte den Beitrag „Menschenaffen – Eine Geschichte von Gefühl und Geist“ von Anja Krug-Metzinger (ausgestrahlt bei ARTE am 8. Mai 2021) mit dem undotierten Sonderpreis der Jury. In dem Beitrag geht die Filmemacherin „der Frage nach, wie sich im Laufe der Evolution Emotionen, moralisches Verhalten und Geist entwickelt haben“, so Michaela Pilters, Jurymitglied und Laudatorin. Sie betont: „Die Entstehung von Moral und Kultur ist keine rein menschliche Leistung, sondern lässt sich auch schon in früheren Evolutionsstufen nachweisen. Dabei geht es nicht um Demontage einer theologischen Überhöhung des Menschen, sondern um erstaunliche Beispiele, wie nah die Menschenaffen dem menschlichen Wesen sind.“