Während seiner Reise nach Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hat heute (6. Februar 2023) der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier, beim „Tolerance and Human Fraternity Summit“ gesprochen. Die Veranstaltung führt wichtige Vertreter des internationalen interreligiösen Dialogs zusammen und wird vom emiratischen Ministerium für Toleranz und Koexistenz sowie dem Muslimischen Ältestenrat ausgerichtet. Bischof Meier warnte davor, Probleme in der Welt nicht wahrzunehmen: „Verschließen wir nicht die Augen vor den Wunden unserer Zeit: globale Ungerechtigkeit, die Klimakrise und andere ökologische Katastrophen, Hartherzigkeit gegenüber Flüchtlingen, Krieg und Zwietracht zwischen den Völkern. Diese existenziellen Fragen der Menschheit bilden auch den Hintergrund, vor dem das Abu-Dhabi-Dokument verfasst wurde.“ Bischof Meier fügte hinzu, dass die Gläubigen der verschiedenen Religionen Handwerker der Gerechtigkeit und des Friedens sein müssten: „Es braucht Hochachtung vor dem Glauben des anderen und der Würde eines jeden. Glücklicherweise ist der Papst mit dieser Vision nicht allein. Er hat vor allem einen engagierten muslimischen Partner, den Großscheich der Al-Azhar in Ägypten, Großimam Ahmad al-Tayyib.“

Beide hätten mit dem „Dokument über menschliche Brüderlichkeit“ einen Meilenstein des interreligiösen Dialogs und der globalen Zusammenarbeit gesetzt. Bischof Meier: „Mit einer Stimme haben sie Christen und Muslime dazu aufgerufen, sich gegenseitig als Brüder und Schwestern anzuerkennen, sich für eine Kultur der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens einzusetzen, die Menschenrechte zu verteidigen und Gewalt und Hass zu überwinden. Das Abu-Dhabi-Dokument wird noch lange Zeit ein zentraler Bezugspunkt für den interreligiösen Dialog bleiben – im Mittleren Osten, in Europa und weltweit. Lasst uns Brücken bauen! Vor allem müssen wir die Botschaft der menschlichen Geschwisterlichkeit an die junge Generation weitergeben. Die jungen Menschen sind die Zukunft unserer Religionen und Gesellschaften“, betonte Bischof Meier in seiner Ansprache.

Während seiner Apostolischen Reise in die VAE ist Papst Franziskus am 4. Februar 2019 mit dem Scheich der ägyptischen Al-Azhar, Großimam Ahmad al-Tayyib, zusammengetroffen, der vielen als höchste Autorität des sunnitischen Islam gilt. Bei ihrer Begegnung unterzeichneten der Papst und der Großimam das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt, das auch unter dem Namen Abu-Dhabi-Dokument bekannt geworden ist. Zur Umsetzung der in dem Dokument genannten Ziele wurde das „Hohe Komitee für menschliche Geschwisterlichkeit“ („Higher Committee of Human Fraternity“) ins Leben gerufen, dem – neben dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Miguel Ayuso Guixot MCCJ – weitere namhafte christliche, jüdische und muslimische Vertreter angehören. Als Generalsekretär des Komitees fungiert der ägyptische Richter Mohamed Mahmoud Abdelsalam, der zugleich Generalsekretär des Muslimischen Ältestenrats (Muslim Council of Elders) ist. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am 21. Dezember 2020 beschlossen, dass der 4. Februar künftig jedes Jahr als Internationaler Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit begangen werden soll. In diesem Zusammenhang fand heute der „Tolerance and Human Fraternity Summit“ statt.
 

Hinweise:

Die Ansprache von Bischof Dr. Bertram Meier (auf Englisch) ist unterstehend als PDF-Datei zu finden. 

Fotomaterial der Reise ist unter Nennung des jeweiligen Copyrights kostenfrei zum Herunterladen in der Bildergalerie dieser Aktuellen Meldung sowie der Meldung vom 5. Februar 2023 verfügbar.