Preisbuch 2024

Linda Wolfsgruber wird für das Buch „sieben. die schöpfung“ ausgezeichnet

Die Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises zeichnet die österreichische Illustratorin Linda Wolfsgruber für ihr Buch „sieben. die schöpfung“ aus, das im Tyrolia Verlag (Innsbruck) erschienen ist. Im Preisbuch wird jeder der sieben Tage der Schöpfung in je sieben ausdrucksstarken Bildern dargestellt. Einfache, fast monochrome Collagen verwandeln sich nach und nach zu Tier- und Pflanzenbildern.

Die Jury empfiehlt das Preisbuch ab vier Jahren und gleichzeitig zur Lektüre für alle, die sich für einen alternativen Zugang zu Themen wie Schöpfungsverantwortung und nachhaltiges Leben interessieren.

Die Jury hat außerdem für weitere 14 Bilder-, Kinder-, Sach- und Jugendbücher eine Empfehlungsliste erstellt. 63 Verlage haben sich mit 151 Büchern am Wettbewerb um den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2024 beworben. Der Vorsitzende der Jury, Weihbischof Robert Brahm (Trier), ist dankbar für die Einigkeit in der Jury und die Fülle an Büchern, die in der Jury ausgewertet wurden. Linda Wolfsgruber dankte für die Entscheidung: „Ich freue mich von ganzem Herzen über diesen wunderbaren Preis und danke der Jury, die meine Arbeit so geschätzt und gewürdigt hat.“ Die Preisverleihung findet am 16. Mai 2024 im Erbacher Hof in Mainz statt. Dabei wird der Preisträgerin die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung überreicht.

Zur Jury gehören neben Weihbischof Brahm auch Dr. Agnes Blümer (Literaturwissenschaftlerin Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendmedienforschung, Bonn), Prof. Dr. Norbert Brieden (Religionspädagoge Universität Wuppertal), Marlene Fritsch (Lektorin und Autorin, Trier), Kerstin Fuchs (Leitung Jugendhilfezentrum Johannesstift, Wiesbaden), Dr. Theresa Kohlmeyer (Leitung Abteilung Liturgie und Glaubenskommunikation im Bistum Essen), Bettina Kraemer (Leitung Lektorat Borromäusverein e. V., Bonn), Dr. Heidi Lexe (Leitung Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur Stube, Wien), Dr. Claudia Maria Pecher (Leitung Landesfachstelle für Büchereiarbeit und Präsidentin der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, München) und Prof. Dr. Markus Tomberg (Religionspädagoge, Theologische Fakultät Fulda).

Zum Preisbuch und zur Empfehlungsliste erscheint Ende März 2024 wie in den vergangenen Jahren eine eigene Arbeitshilfe mit Rezensionen und Hinweisen zu allen Titeln. Themen wie Antisemitismus, Flucht, Auseinandersetzung mit Tod und Krankheit sowie Freundschaft und Familie, Schöpfungsverantwortung und Empowerment von Kindern und jungen Menschen werden dabei als Bilder- und Sachbücher oder als Romane altersgerecht vermittelt. Außerdem wird zur Arbeitshilfe ein Plakat mit dem Preisbuch sowie allen Titeln der Empfehlungsliste im Format DIN A2 angeboten.

Hintergrund zum Preisbuch
Linda Wolfsgruber: sieben. die schöpfung (Tyrolia Verlag, Innsbruck 2023), 120 Seiten, ISBN 978-3-7022-4150-6, € 26,00

„So schlicht und gleichzeitig so bedeutungsvoll“ nennt Linda Wolfsgruber ihre künstlerische Neuinterpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte, bei der sie Geschichte und Wissenschaft harmonisch miteinander vermengt. Die Zahl sieben ist dabei sowohl inhaltliches wie auch dramaturgisches Konzept. Mit der schlicht formulierten und dennoch zentralen Erkenntnis Weil sie uns anvertraut ist … leitet die Künstlerin in den Schöpfungshymnus ein und setzt ihn in seiner theologisch-zeichenhaften Fülle um. Die einleitenden Eisberge, die am Ende des Buches sichtbar an Masse verloren haben, verdeutlichen die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung. Linda Wolfsgruber hat mit sieben. die schöpfung einen meisterhaften Weckruf gestaltet, die Erde, die uns Menschen anvertraut ist, zu schützen und zu bewahren, heißt es in der Jurybegründung.

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Preisträgerin:

Linda Wolfsgruber wurde 1961 in Bruneck (Südtirol) geboren und lebt in Wien. Nach der Kunstschule in St. Ulrich (Gröden, Italien) Ausbildungen zur Schriftsetzerin (München) und Grafikerin (Bruneck) absolvierte sie die „Scuola del Libro“ in Urbino (Italien). Dieser kulturelle Hintergrund beeinflusst ihren Kunststil, der oft charakteristische Elemente europäischer Kunsttraditionen enthält. Die formale Ausbildung in Kunst zeigt sich in der technischen Kompetenz und Kreativität ihrer Illustrationen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis sowie den Christine Nöstlinger Preis 2022. Wolfsgrubers Stil verbindet realistische und fantastische Elemente und schafft so visuell beeindruckende Bilder, die sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen.

Jurybegründung:

So schlicht und gleichzeitig so bedeutungsvoll nennt Linda Wolfsgruber ihre künstlerische Neuinterpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte, bei der sie Mythos und Wissenschaft harmonisch sanft miteinander vermengt. Die Zahl sieben ist dabei sowohl inhaltliches wie auch dramaturgisches Konzept: Jeder der sieben Tage wird in je sieben ausdrucksstarken Bildern dargestellt. Einfache, fast monochrome Collagen und wilde Pinselstriche verwandeln sich nach und nach zu Tier- und Pflanzenbildern, die in ihrer Anmutung an frühmenschliche Höhlenmalerei erinnern, bis hin zu feinen, komplexen und auch in ihrer Technik diffizilen und detailreichen Gemälden. Begleitet von Texten verschiedener Bibelübersetzungen der Genesis.

Schöpfungsmythen gehören zum Erzähl-Kanon aller Kulturen und zählen zu den ältesten Zeugnissen der Selbstaussagen des Menschen in seiner Beziehung zur erschaffenen Welt. Sie werden damit zu einem verbindenden Moment der Religionen in all ihrer Vielfalt und repräsentieren über den eigenen religiösen Alltagsvollzug hinaus kulturgeschichtliches Wissen. Linda Wolfsgrubers auf höchstem künstlerischen Niveau gestaltete Neu-Inszenierung der Schöpfungsgeschichte kann vor diesem Hintergrund zum integrativen Teil religiöser Erziehung werden. Sie präsentiert aber auch einen biblischen Stoff als Bildungsgut, womit es ihr gelingt, das Eingebunden-Sein des Menschen in seine Schöpfungswirklichkeit mit Schöpfungsethik zu verknüpfen.

Weil sie uns anvertraut ist … Mit dieser schlicht formulierten und dennoch zentralen Erkenntnis leitet die Künstlerin in das siebenstrophige Schöpfungsgedicht ein und setzt es in seiner theologisch-zeichenhaften Fülle um: Die sieben Tage werden in je sieben Bildtafeln erzählt. Aus dieser grafischen Anordnung resultiert ein ganz besonderer Rhythmus, der verknüpft ist mit dem Ineinandergreifen von Betrachten und Umblättern – dem stil- und genrebildenden Gestaltungselement der Kunstform Bilderbuch. Der knapp gehaltene, in Anlehnung an gängige Übersetzungen von Genesis 1 gestaltete Text, gibt den Impuls für eine in ihrer Bildkraft schier überwältigende Offenbarung jener Wunder, die sich nach und nach aus dem Chaos und der Urflut herauslösen. Dieser zunehmenden Sichtbarwerdung der Welt entspricht die Materialität der Bilder, die Linda Wolfsgruber in zwei spezifischen Techniken gestaltet: Monotypien werden mit einer Ölkreiden-Kratztechnik kombiniert. Aus dem Schwarz wird nach und nach jene Wasser-, Land- und Tierwelt herausgekratzt, die sich letztlich in der Silhouette des Menschen spiegelt.

Jahrelang hat Linda Wolfsgruber an jeweils einem Tag der Woche mehrere Stunden im Naturhistorischen Museum in Wien verbracht, um dort mit Zeichenstudien ihre Technik zu schulen. Nun nutzt sie all diese Skizzen als Vorlage für ihre Naturstudien, die sie in wimmelbildartige Illustrationen einbringt und damit die Vielfalt und Diversität der Arten zeigt. Jedem der sieben Tage wird dabei eine eigene Farbfamilie zugeordnet, die immer leuchtendere Impulse erhält, je weiter die Schöpfung voranschreitet. Bildlich wird damit die Evolutionsgeschichte in jene des Mythos mit eingeschrieben – zur Vollendung gebracht am sechsten Tag. Denn als Gott sprach: Das Land bringe alle Arten von Lebewesen hervor, greift Linda Wolfsgruber einen kunsthistorischen Entwicklungsprozess auf, der über Jahrtausende hin stattgefunden hat: Werden die Wildtiere noch im Stil von Höhlenzeichnungen präsentiert, wandelt sich diese Präsentationsform über die sieben Doppelseiten bis hin zu den Haustieren zur Zentralperspektive. Der Mensch, auf den diese Entwicklung hinausläuft, wird dann jedoch nicht als Krone der Schöpfung etabliert; vielmehr wird er zum Widerschein dieser Welt der wesenhaften Vielfalt. Ihm ist (auch illustratorisch) die Verantwortung für Gottes Werk eingeschrieben – das seine Vollendung am siebten Tag findet. Linda Wolfsgruber wählt dafür Varianten der Ruhe: Sie lässt den Blick über nunmehr ganz unterschiedliche Welt-Landschaften schweifen und zeigt die paradiesische Utopie friedvoller Szenerien, in denen auch der Mensch in Einheit mit der Natur existiert.

Die Gefährdung dieser Einheit wird wortlos im Vor- und Nachsatzpapier angedeutet, wenn die einleitenden Eisberge am Ende des Buches deutlich an Masse verloren haben. Die biblische Schöpfungsgeschichte wird damit nicht nur als religiöses Buch präsentiert, sondern auch an einen gesellschaftlichen Diskurs angebunden. Die Breite möglicher Auseinandersetzungen mit sieben wird so unterstrichen: Sie reicht von einer niederschwelligen Erstbegegnung mit dem biblischen Schöpfungsbericht bis hin zu einer intensiven theologischen Auseinandersetzung, von einer genießenden Bildbetrachtung zu einer künstlerisch-intellektuellen. Diese Vielfalt ermöglicht die Einbindung des Buches in ein säkulares Umfeld gleichermaßen wie in ein multireligiöses.

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