Katholischer Medienpreis 2015
Deutsche Bischofskonferenz verleiht zum 13. Mal den Katholischen Medienpreis
„Eine Gesellschaft braucht Menschen, die die Macht von Worten und Bildern kennen und verantwortungsvoll damit umgehen.“
Der Katholische Medienpreis ist heute (2. November 2015) zum 13. Mal verliehen worden. Bei einem Festakt in München zeichnete die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten e. V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband e. V. (KM.) die Journalistinnen Nataly Bleuel (Kategorie Printmedien) sowie Natalie Amiri und Ellen Trapp (Kategorie Elektronische Medien) aus. Eine sechsköpfige Jury hatte aus 176 Einreichungen die Preisträger ermittelt.
Per Mausklick auf eines der Fotos öffnet sich die gesamte Bildergalerie.
Der Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizisten, Joachim Frank, begrüßte die rund 300 Gäste aus Kirche, Politik und Medien auch im Namen des Vorsitzenden der Jury und der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), der aufgrund einer Erkrankung nicht teilnehmen konnte. „Wir Journalisten, die Leute von der ‚Lügenpresse‘, sollten nicht den Fehler vieler Kirchenleute wiederholen: weghören und die Schuld bei anderen suchen. Was wir sonst immer den Bischöfen und Pfarrern geraten haben, gilt jetzt auch für unsere Arbeit: Glaubwürdigkeit durch Qualität, Sorgfalt, klare Werte. Die Träger des Katholischen Medienpreises zeigen es uns beispielhaft. Vertrauen können wir nicht verlangen, sondern nur verdienen“, so Frank.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), würdigte in seiner Ansprache die Preisträger und ihre Beiträge. Er hinterfragte den Maßstab der Verantwortung, die Journalisten tragen: „Zum einen ist es natürlich die Wahrhaftigkeit allen publizistischen Handelns: ,Euer Ja sei ein Ja, euer Nein sei ein Nein‘ (Mt 5,33). Wer gewissenhaft recherchiert, Zusammenhänge sachlich richtig darstellt und unmissverständlich publiziert, kann jede Qualifizierung als ,Lügenpresse‘ getrost und souverän ignorieren. Wer einen wahrhaftigen Journalismus der Lüge bezichtigt, hat dann selbst ein Problem mit der Realität. Wahrheit und Menschenwürde schließen sich aber nicht aus, sondern im Gegenteil: Seine wichtigsten Stunden hatte Journalismus in der Geschichte immer dann, wenn er seine Stimme gegen Unwahrheit, gegen Unterdrückung und gegen Unmenschlichkeit erhoben hat“, so Kardinal Marx.
In seiner Ansprache hob Kardinal Marx die Bedeutung von Kommunikation hervor: „Eine von Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit getragene Kommunikation schafft Gemeinschaft, überwindet Distanzen zwischen Menschen und schafft ein gemeinsames Verständnis der Welt, in der wir leben. Eine Gesellschaft braucht deshalb Menschen wie Sie, liebe Preisträger und liebe Gäste, die eine Berufung zum Journalismus spüren. Eine Gesellschaft braucht Menschen, die die Macht von Worten und Bildern kennen und verantwortungsvoll damit umgehen.“
Ansprache von Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Download pdf
Laudatio von Michael Hirz, Programmgeschäftsführer des Dokumentations- und Ereigniskanals Phoenix, für die Preisträgerinnen Natalie Amiri und Ellen Trapp
Download pdf
Laudatio von Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung für Preisträgerin Nataly Bleuel
Download pdf
Kategorie Printmedien
Nataly Bleuel (Jahrgang 1967) wird für ihren Artikel „Herzenssache“, erschienen im ZEIT–Magazin am 15. Mai 2014, in der Kategorie Printmedien ausgezeichnet.
Bei einem Verkehrsunfall wird ein 14-jähriges Mädchen so schwer verletzt, dass es einen Hirntod erleidet. Für die Eltern beginnt von einem Moment auf den anderen ein Schnelldurchlauf von wenigen Stunden durch die ethischen Problematiken des Lebensendes. Wann ist ein Mensch tot? Habe ich mein Kind, indem ich der Organentnahme zugestimmt habe, möglicherweise „umgebracht“, wie die Mutter später hadert? Nach der Organentnahme sieht der Vater, wie das Herz seiner Tochter zur Transplantation weggefahren wird. Nataly Bleuel erweist mit ihrer Fallerzählung der Debatte um Organtransplantationen einen guten Dienst. Sie zeigt auf, zu welchen moralischen Aporien und Zumutungen es für Angehörige kommt, wenn sie der Mehrheitsmeinung „Organspende ist gut“ folgen. Gleichzeitig entgeht die Autorin der Versuchung, die Herztransplantation grundsätzlich in Frage zu stellen. Ein anderes Kind lebt nun mit dem Herzen weiter, das ist ein Gewinn an Leben. Mit hoher Sensibilität und Gespür für die moralischen Dilemmata wird das Thema Organspende mehrdimensional beleuchtet. Die Gründlichkeit der Recherche und die sprachlichen Mittel prägen den Artikel. Er ist ein wichtiger Beitrag für eine Debatte, die in Deutschland nicht abgeschlossen werden darf.
Kategorie Elektronische Medien
Natalie Amiri (Jahrgang 1978) und Ellen Trapp (Jahrgang 1975) erhalten den Preis in der Kategorie Elektronische Medien für ihren Fernsehbeitrag „Tod vor Lampedusa. Europas Sündenfall“, der in der ARD am 6. Oktober 2014 ausgestrahlt wurde.
Der Beitrag nimmt die Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa am 3. Oktober 2013 zum Anlass, um über den Weg der Flüchtlinge von Afrika nach Europa zu berichten. Er ist das Plädoyer für ein Überdenken der europäischen Flüchtlingspolitik. Und er ist ein Appell, diese Flüchtlinge als Menschen zu behandeln: Menschen, die zum Teil unendliches Leid erfahren, einen unvorstellbaren Weg und die Trennung von Freunden und Verwandten auf sich genommen haben, um ein neues Leben zu beginnen.
Im Film wird die zwei Jahre dauernde Flucht von Dawit aus Eritrea nachgezeichnet. Er war einer der Überlebenden vor der Küste Lampedusas. Auf eindrucksvolle Weise wird Einblick in die Odyssee gewährt, die viele Flüchtlinge hinter sich haben. Dawit steht dabei für die Flüchtlinge, die nahezu täglich den Weg nach Europa suchen – in der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit und Freiheit. Die Autorinnen appellieren durch ihren Film an das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein. Sie vermitteln Wissen über die Herkunft von Flüchtlingen. Am Ende schrecken die Autorinnen nicht davor zurück, den Finger in die Wunde zu legen: Sie zeigen das manchmal tragische Ankommen in bzw. Sterben vor Europa in seiner ganzen Tragik. „Tod vor Lampedusa“ ist ein Film, der geradezu nach Verständnis und Lösungen für die Situation von Flüchtlingen schreit, ohne dabei selber laut zu sein.
Natalie Amiri und Ellen Trapp - Jurybegründung und Kurzbiographien
Auszeichnung „journalistisch WERTvoll“
Über die dotierten Preise hinaus vergibt die Jury für weitere herausragende Beiträge die undotierte Auszeichnung „journalistisch WERTvoll“.
Die Auszeichnung „journalistisch WERTvoll“ im Bereich Printmedien vergibt die Jury an Andreas Unger („Die Kraft der Vergebung“, Stern vom 17. Dezember 2014). Jurybegründung lesen
Zum Autor
Andreas Unger, Jahrgang 1977, bezeichnet sich als Sozialjournalist. Veröffentlichungen u. a. in „Stern“, „chrismon“, „Hohe Luft“, „Bayerisches Fernsehen“, „Amnesty Journal“. Neugestaltung und Chefredaktion des Münchener Straßenmagazin „BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten“ (2008-2011). Praktika bei „Süddeutsche Zeitung“, „Die Welt“ und „Tagesspiegel“. Auszeichnungen/Stipendien: Zweiter n-ost-Reporterpreis, erster Journalistenpreis des „Weißen Rings“. Stipendium Asa-Programm / GIZ 2004.
Die Auszeichnung „journalistisch WERTvoll“ im Bereich Elektronische Medien erkennt die Jury Christian Heynen („Schnitzeljagd – Finde den Schatz von Polen“, KiKA, 31. August 2014) zu. Jurybegründung lesen
Zum Autor
Christian Heynen (Regie), Jahrgang 1973. M.A. der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Freiberuflicher Journalist, Autor und Dokumentarfilmer seit über zwölf Jahren mit Arbeitserfahrungen in Asien, Amerika und Europa. Schwerpunkte: international koproduzierte Dokumentarfilme u. a. für ARD, ARTE, Discovery Channel, History Channel, KiKA, WDR, ZDF sowie fürs Kino (z. B.: Max Ophüls Festival; Zürich Film Festival). Er schreibt darüber hinaus Sachbücher, Drehbücher und verfasst Artikel für Print Medien (Süddeutsche Zeitung, Rheinische Post, Mare).
Hintergrund
Der Katholische Medienpreis, der in der Kategorie „Printmedien“ und „Elektronische Medien“ mit jeweils 5.000 Euro dotiert ist, wird seit 2003 jährlich von der Deutschen Bischofskonferenz in Kooperation mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten e. V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband e. V. (KM.) ausgeschrieben. Die Preisträger wurden aus insgesamt 176 Einreichungen – 61 in der Kategorie „Printmedien“, 115 in der Kategorie „Elektronische Medien“ und darunter neun Internetbeiträge – von einer sechsköpfigen Jury ausgewählt.
Zur Jury gehören Dr. Andrea Rübenacker (Deutsche Welle, Bonn), Wolfgang Küpper (Bayerischer Rundfunk, München), Albert Herchenbach (stadtgottes, Nettetal), Stefan Kläsener (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, Flensburg) und Anian Christian Wimmer (Chefredakteur der deutschen Ausgabe der Catholic News Agency (CNA), München) unter Leitung des Vorsitzenden der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart).